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Die Feder des Adlers

boxleitnerb

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Dec 23, 2002
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1. Kapitel


"Anna Lena, wenn du so weiter machst, wirst du noch aus dem Fenster fallen!" tadelte Hiltrud ihre juengste Tochter amuesiert, "Ausserdem bist du so keine besonders grosse Hilfe! Vater kommt auch nicht frueher zurueck, wenn du dich alle paar Sekunden hinauslehnst um nach ihm zu sehen!" "Entschuldige, Mutter!" erwiderte Anna mit gespielter Reue – um sich zwei Minuten spaeter wieder von ihrem Platz auf der Bank am Kuechenfenster vorzubeugen und in die Klostergasse hinauszuspaehen, ueber die ihr Vater von seiner Geschaeftsreise nach Hause kommen musste.

Hiltrud sah es, oeffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, und verkniff es sich dann. Worte konnten gegen Erwartung eben nichts ausrichten. Statt dessen fuhr sie fort, schweigend das Silber zu putzen, und betrachtete ihre beiden Toechter, die ihr dabei halfen. Berta, die aeltere, hockte am Kuechentisch und schrubbte mit wenig Begeisterung im Gesicht vor sich hin. Sie zaehlte 20 Jahre und war eine etwas plumpe Erscheinung, was sie zahlreichen heimlichen naechtlichen Ausfluegen in die Speisekammer verdankte. Haesslich konnte man sie nicht nennen, aber eine Schoenheit war sie auch nicht gerade. Das lange dunkle Haar lag ihr flach auf dem Kopf auf und wirkte meist etwas ungewaschen, und das runde Mondgesicht mit den kleinen grauen Augen drueckte gemuetliches Desinteresse aus. Ausserdem liessen ihre Manieren zu wuenschen uebrig, die Hellste war sie ohnehin nicht!

Aus dem Grund war Anselm auch der Meinung, dass man sie unbedingt bald verheiraten muesse, bevor ihre unschoenen Eigenschaften zu bekannt wurden und sie gar keiner mehr haben wollte, obwohl sein Geschaeft samt dem riesigen Hof an der hinteren Stadtmauer bei der Hochzeit mit Berta an ihren Ehemann fiel.

Aus diesem Grund war er auch jetzt hauptsaechlich unterwegs. Bei seiner Rueckkehr wuerde er den zukuenftigen Braeutigam, den er Berta zugedacht hatte, mitbringen. Das wussten die Maedchen allerdings nicht, sonst waere Anna vor Neugier sicher wirklich schon aus dem Fenster gefallen, und auch Berta haette wohl etwas mehr Interesse an seiner Rueckkehr gezeigt.

Hiltruds Augen blieben an ihrer Juengsten haften. Anna war gerade 18 geworden. Fuer sie einen Mann zu finden wuerde sicher kein Problem sein, auch ohne die stattliche Mitgift, die ihr zugedacht war. Sie war so wunderschoen, dass sich saemtliche Burschen von Rothenburg, ob verheiratet oder nicht, auf der Strasse nach ihr umdrehten. Langes, fast schwarzes Haar, grosse, leuchtend gruene Augen und ein sinnlicher geschwungener Mund im Gesicht eines Engels. Sie hatte einen schlanken, zierlichen Koerper mit ueppigen Rundungen an den richtigen Stellen, eine alabasterweisse Haut, und sie bewegte sich mit einer umwerfenden natuerlichen Anmut. Darueberhinaus war sie gescheit, selbstbewusst und schlagfertig, und so manchen allzu unverschaemten Juengling hatte sie schon auf der Strasse vor versammelter Mannschaft abgekanzelt, was ihr die Lacher und die Sympathien vieler Rothenburger eingebracht hatte. Sie war mehr als nur schoen anzusehen, man konnte sich wahrhaftig mit ihr unterhalten. Ausserdem musste der Mann, der sie unziemlich beruehrt haette, ihr erst noch begegnen. Sie war rein wie frisch gefallender Schnee.

Schon einige junge und auch aeltere Maenner hatten bei Anselm anklingen lassen, dass sie seine Anna gern als Braut heimgefuehrt haetten, aber der Kaufmann hielt sich bedeckt. Erstens musste er zuerst Berta unter die Haube bringen und zweitens war ihm durchaus bewusst, dass Anna der Koeder war, mit dem man einen reichen und maechtigen Schwiegersohn an Land ziehen konnte. Also wollte er warten, ob sich nicht doch noch etwas besseres ergab als Rothenburger Moechtegernherren. Vorlaeufig konnte er sich das noch erlauben, denn Anna hatte bisher noch an keinem Mann Interesse gezeigt, sie alle als Dummkoepfe und Aufschneider bezeichnet und die Nase ueber sie geruempft.

"VATER IST DA!" schrie Anna ploetzlich und stob von ihrer Bank, dass das gute Silber in alle Richtungen davonflog. Wie der Wind war sie die Tuer hinaus und die Treppen hinab. Hiltrud seufzte und folgte ihr mit Berta etwas langsamer.

Anselm war kaum von seinem Kutschbock herunter, da warf sich Anna auch schon in seine Arme und bestuermte ihn mit Fragen ueber seine Reise, ueber Neuigkeiten und – natuerlich – ob er ihr denn etwas mitgebracht haette. Anselm lachte ueber den Ueberschwang seiner Juengsten und schob sie mit sanfter Gewalt von sich: "Langsam, Anna, langsam....nun lass mich erstmal verschnaufen und dann die grosse Neuigkeit verkuenden!" Er strich sich sein Wams glatt, machte eine bedeutungsschwangere Pause, genoss Annas Spannung und Bertas langsam erwachendes Interesse, und fuhr dann fort: "Heute Abend, liebe Berta, wird dein zukuenftiger Braeutigam bei uns eintreffen. Er wird bei mir in die Lehre gehen, und sobald er bereit ist, den Betrieb zu fuehren, sollst du ihn heiraten!"

Anna verzog das Gesicht; und das sollte die grosse Neuigkeit sein!? Wer wuerde sich ueber so etwas schon freuen? Sie drehte sich zu ihrer aelteren Schwester um, bereit, ihr ein paar aufmunternde Worte zu sagen, und stellte ueberrascht fest, dass Bertas Gesicht strahlte vor Glueck. Mit einem Freudenschrei fiel sie ihrem Vater um den Hals und jubelte: "O Vater, das ist ja wunderbar! Wer ist er?" Anna dachte sich, dass sie sich das Jubeln vielleicht besser bis nach dieser Eroeffnung aufgehoben haette.

Anselm fuhr fort: "Erinnert ihr euch an Thomas, den zweitaeltesten Sohn der Adler-Familie?" O ja, an den erinnerte Anna sich allerdings! Die Adler-Familie fuehrte das groesste Wirts- und Gasthaus im 20 Kilometer entfernten Ansbach, und der Adler-Wirt und Anselm waren Freunde seit Kindertagen. Oft hatten sich die Familien gegenseitig Besuche abgestattet, und gerade Thomas war Anna in aeusserst unangenehmer Erinnerung geblieben. Sie hatte ihn zwar seit etwa sechs Jahren nicht mehr gesehen, aber dennoch erinnerte sie sich sehr genau daran, dass der um sechs Jahre aeltere Junge sie mit Freude an den Haaren gezogen und mit allerlei Krabbelviehzeug wie Spinnen und Froeschen erschreckt hatte. Die Kroenung war gewesen, als er und sein aelterer Bruder Bengt ein Huhn fuers Abendessen hatten schlachten sollen, und Thomas ihr das noch flatternde, blutende und kopflose Tier in den Nacken gesetzt hatte. Anna war eigentlich nicht sehr zimperlich, aber da hatte sie beinahe einen hysterischen Zusammenbruch erlitten, bis Bengt sie von dem Vogel endlich befreit hatte, was sich als schwierig erwiesen hatte, weil sie herumgerannt war wie eine Irrsinnige.

Seither hatte sie Thomas’ Gegenwart tunlichst vermieden. Und ausgerechnet er wurde ihr nun als Schwager vor die Nase gesetzt! Nunja, mittlerweile wuerde er 24 sein und sicherlich von solchen kindischen Spaessen absehen. Waehrend die Dienstboten den Karren abluden, folgte Anna missmutig der aufgeregten Berta und ihren Eltern ins Haus. Thomas sollte am Abend eintreffen, und es gab noch einiges fuer das Festmahl zur Feier des Tages vorzubereiten.


****


Thomas konnte Rothenburg schon sehen, als er aus dem Wald herausritt. Seinem Rappen, der schon ein paar Jaehrchen auf dem Buckel hatte, sammelte sich bereits Schaum vor den Nuestern, so hatte der junge Mann das arme Tier von Ansbach aus gehetzt. Es war ein lauer Fruehlingsabend, und er musste sich sputen um noch rechtzeitig vor Anbruch der Dunkelheit den Hof des Kaufmanns zu erreichen, dessen Tochter er ehelichen sollte.

Die Wachen am Tor lehnten gelangweilt an der dicken Steinmauer, als er sich naeherte. Einer der Maenner richtete sich aechzend auf, als Thomas heranritt, und erkundigte sich desinteressiert: "Was ist Euer Begehr in den Mauern von Rothenburg?" "Heute Abend bin ich Gast bei Anselm dem Kaufmann und seiner Familie, die ein Fest anlaesslich meiner Verlobung mit seiner aeltesten Tocher gibt. Ich schlage Euch vor, das Tor schleunigst zu oeffnen, wenn ihr von dem vielen Bier das sicherlich fließen wird, nach eurer Wache auch etwas abhaben wollt!" Die beiden Maenner warfen sich einen belustigten Blick zu: "Die Berta sollt Ihr heiraten? Dann wird von dem Bier sowieso nichts uebrig bleiben, das werdet Ihr selbst brauchen, die muesst Ihr Euch schoentrinken!" Damit gaben sie das Tor frei.

Thomas trieb sein Pferd unter dem massiven Steinbogen hindurch, sichtlich verwirrt. Er hatte sie und ihre Schwester Anna-Lena zwar lange Zeit nicht mehr gesehen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Berta sich seit damals so veraendert haben sollte. Er ritt die gepflasterte Strasse entlang und kam schließlich an das große Haus, das Anselm gehoerte. Mit anderen Haeusern in Rothenburg verglichen war es geradezu riesig. Das einzige Gebaeude, das es in der Groeße noch ausstach, war die Kirche, die wie ein einsamer Waecher in der anbrechenden Nacht ueber der Stadt wachte.

Das Hoftor, das den Eintritt durch eine gewaltige Steinmauer ermoeglichte, war einen Spalt offen, Fackelschein und das Summen von Stimmen drang hindurch. Anselm hatte das Festmahl im Hof errichten lassen, da es der erste schoene Tag dieses Jahres war. Als Thomas hindurchritt, richteten sich alle Blicke auf ihn. Nur Anselm hatte ihn auch in juengerer Vergangenheit gesehen und so war es nicht verwunderlich, dass ihm von dem einen oder anderen ein 'Ah' oder Oh' entgegenhallte. Er hatte nicht mehr allzuviel Aehnlichkeit mit dem Juengling von damals. Eher schmaechtig war er gewesen und hatte noch sehr jungenhaft gewirkt. Doch jetzt saß da ein junger stattlicher Mann mit blonden Haaren im Sattel, dem man die viele koerperliche Arbeit auch ansah. Das weiße Leinenhemd, das er trug, verbarg nur schwerlich seinen muskuloesen Oberkoerper.

Berta und Anna legten gerade letzte Hand an die Tischdekoration, als er eintraf. Berta bemerkte ihn als erstes. Sie schnappte nach Luft und packte ihre juengere Schwester am Arm: "O Anna! Sieh ihn dir an! Er ist hinreissend!" Anna, die fest entschlossen war, ihren einstigen Todfeind in jedem Falle schrecklich zu finden, wollte ihm nur einen kurzen Blick zuwerfen, konnte es aber selbst nicht verhindern, dass sie sich nicht sofort von dem anziehenden Aeusseren Thomas' losreissen konnte, und aus ihrem geplant geringschaetzigen Blick wurde eine ueberraschte Musterung. Schliesslich wandte sie ihm fast aergerlich den Ruecken zu: "Er war immer ein Schurke, er wird immer einer bleiben, und wenn er ausschauen wuerde wie der Heiland persoenlich!" knurrte sie missgestimmt.

Thomas stieg behende vom Pferd, das der Stallknecht auch gleich wegfuehrte. Mit ausgebreiteten Armen kam ihm Anselm entgegen: "Ich freue mich ja so dass du gekommen bist! Du musst von dem langen Ritt ganz erschoepft sein. Aber schau nur was meine Frauen fuer ein koestliches Mal bereitet haben! Aber wo sind denn meine Manieren: Lass mich dir erstmal deine zukuenfigte Gattin vorstellen!" Anselm war sichtlich aufgeregt und fuehrte ihn zum Tisch, an dem ja alle schon versammelt waren. Der Kaufmann wies sichtlich stolz auf seine aeltere Tochter: "Das ist meine liebe Berta!" Thomas' Blick fiel auf sie und er wusste nicht genau wie er reagieren sollte, hatte er sich Berta doch etwas anders vorgestellt. Aber er brachte doch ein verlegenes Laecheln zustande, nahm ihre Hand und gab ihr einen unbeholfenen Handkuss, was die junge Frau dazu veranlasste, ihren Kopf kichernd zur Seite zu drehen.

Anna verdrehte so weit die Augen, dass nur noch das Weisse zu sehen war. Hiltrud versetzte ihr einen unsanften Stoss in die Seite, aber sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Auch sie hatte das Huhn nicht vergessen. Da trat Anselm auch schon zu Anna und ihrer Mutter und schob die beiden auf Thomas zu: "Und an meine geliebte Frau Hiltrud und die kleine Anna kannst du dich sicher auch noch erinnern, richtig?" Thomas laechelte zuerst die Frau des Hauses an, dann wandte er sich zu Anna: "Aber natuerlich, wie koennte ich zwei solch reizende Damen vergessen?" Er runzelte kurz die Stirn. "Doch sagt mir Anselm, seid Ihr sicher, das dies Eure Tochter Anna ist? Sie scheint sich seit damals gehoerig veraendert zu haben!" bemerkte er noch mit einem forschen Grinsen.

Anna verschraenkte die Arme vor der Brust und bemerkte giftig: "Ja, diesmal sitzt mit kein verdammtes Huhn im Nacken!" Ihre gruenen Augen waren die pure Herausforderung. Thomas raeusperte sich verlegen: "Ah das...ich kann mich noch daran erinnern. Du wirst mir doch wohl nach sechs Jahren nicht noch immer wegen dieser Geschichte boese sein? Und du musst zugeben, die ganze Angelegenheit war doch irgendwie lustig, findest du nicht?" "Ja...wahnsinnig lustig!" erwiderte Anna patzig, "Ich bekomme im Huehnerstall noch heute eine Gaensehaut!"

Gerade wollte ihr Thomas antworten, da trat Anselm heran und versuchte zu beschwichtigen: "Ich denke nachher ist noch genug Zeit dafuer. Jetzt lasst uns erstmal essen, der koestliche Lammbraten wird ja schon ganz kalt!" Man setzte sich an den Tisch, und die Maegde begannen, allen aufzutragen. Berta sass neben Thomas und betrachtete ihn hingerissen. Anna dagegen beaeugte ihn so misstrauisch, als erwartete sie, dass er ihr jeden Moment einen Frosch auf den Teller warf. Auch das hatte er schon einmal getan. Sie hatte nichts vergessen!

Aber Thomas begnuegte sich damit, sich die vielen verschiedenen Speisen munden zu lassen. Anselm hatte wirklich keine Kosten und Muehen gescheut um seinen Schwiegersohn in spe so richtig zu verwoehnen. Da war natuerlich das Lamm, das bis erst kuerzlich am Spieß gebraten hatte und einen koestlichen Duft verstroemte. Frisch gebackenes Brot, Kaese, Tomaten und Eier durften auch nicht fehlen. Dazu flossen Wein und Bier in Massen. Anselm ass kaum, er redete in einer Tour und wurde nicht muede, Thomas zu versichern, wie gut das Geschaeft lief, wieviel Geld da war und was fuer eine wunderbare Ehefrau seine Berta sein wuerde.

Wenn Anselm gerade eine kurze Pause machte, erzaehlte Thomas seinerseits von der Zeit als er seinem Vater im Gasthof geholfen hatte und von so manchem kuriosen Besucher, der sich im Laufe der Jahre dort eingefunden hatte. Manche Geschichten waren so urkomisch, dass sogar Anna lachen musste. Aber sobald sie es merkte, drehte sie sich moeglichst rasch weg oder verbarg ihr Gesicht hinter ihrem Becher, damit Thomas auch ja nichts merkte und vielleicht auf die Idee kommen wuerde, dass sie ihn amuesant finden koennte.

So schnell verging die Zeit ueber diese Geselligkeiten, dass sich auch das kleine Weinfaesschen zusehends leerte. Als fast nichts mehr uebrig war bat Anselm seine juengere Tochter: "Ach Anna, Liebes, hol doch bitte noch etwas Wein aus dem Keller und schenke unserem Ehrengast ein! Sein Becher ist ja schon ganz leer!" Anna setzte schon an, um zu protestieren, dass sie schliesslich keine Magd sei, aber ihre Mutter kniff ihr in den Arm und warf ihr einen warnenden Blick zu. Also stand das Maedchen auf und stapfte verdrossen in Richtung Keller. Thomas sah Anna herausfordernd hinterher und bemerkte: "Anselm, du solltest sie vielleicht nicht alleine schicken. Man denke nur ein Huhn haette sich in den Keller verirrt, da wuerde sie doch glatt in Panik verfallen und den Krug auf den Boden werfen – und es waere doch schade um den teuren Wein!"

Die anderen brachen in schallendes Gelaechter aus. Anna stieg das Blut in den Kopf vor Wut. Dieser miese Hund! Sie hatte genau gewusst, dass er sich kein bisschen veraendert hatte! Foermlich kochend ging sie in den Keller und fuellte ihren Krug mit Wein. Auf dem ganzen Rueckweg ueberschlugen sich ihre Gedanken, wie sie es ihm heimzahlen konnte. Ihr Gesicht verhiess Unheil, als sie in den Hof zurueckkam und auf Thomas zuging, um seinen Becher zu fuellen.

Thomas sah ihr schon entgegen als sie mit wilder Miene auf ihn zugestapft kam. Als ob seine Sticheleien von vorhin nicht schon genug gewesen waren, hob er ihr jetzt laessig seinen Becher hin, als ob es fuer ihn eine Selbstverstaendlichkeit waere, dass sie ihn bediente. Oh, wie sie ihn in diesem Augenblick hasste! Und dann sah sie hinter ihm auf dem Tisch ein gebratenes Huehnchen. Das zufriedene Laecheln unterdrueckte sie gerade noch. Stattdessen schrie sie schrill auf und warf kunstvoll die Arme in die Luft, waehrend sie zuruecksprang. Sie hatte gut gezielt. Der Wein ergoss sich punktgenau einzig ueber Thomas, liess ihn mit ruiniertem Hemd und triefnassem Haar auf seinem Platz sitzen.

Unter den Gaesten kehrte augenblicklich Stille ein und alle saßen da wie vom Donner geruehrt. Thomas, erst noch wie paralysiert, hob langsam seine rechte Hand und wischte sich damit den kalten Wein aus den Augen. Anselm war der erste, der sprach: "Anna! Was um alles in der Welt hast du dir dabei gedacht?" Doch Thomas hob unterbrechend die Hand: "Ich bin sicher es war nur ein Versehen, das stimmt doch, Anna?" "Oh, es tut mir so leid!" erwiderte sie uebertrieben eifrig und begann, ihm mit einer Stoffserviette reichlich unsanft das Gesicht trockenzuwischen, "Hinter dir auf dem Tisch...ich habe mich so vor dem Backhuhn erschreckt, da hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle!"

Thomas, ihre Scharade durchschauend, stieß ihre Hand aergerlich beiseite. "Ja ja, ist schon gut, das mache ich selber." An Anselm gewandt fragte er: "Kann ich euren Waschraum benutzen und mir eins eurer Hemden ausleihen?" Dieser war untroestlich: "Gewiss gewiss, geht nur! Hiltrud wird dir den Weg zeigen." Thomas stand auf und folgte mit schnellen Schritten Anselms Frau, die ihm bereits vorausgeeilt war. Waehrend Thomas sein Gesicht in dem großen Holztrog wusch, legte Hiltrud ihm eins der Hemden ihres Mannes zurecht und hoerte nicht auf, sich fuer Anna zu entschuldigen. Als er das Hemd uebergestreift hatte, was eigentlich viel zu klein war trat er an Hiltruds Seite wieder in den Hof. Dort ergriff er das Wort: "Verzeih mir Anselm, aber die Reise und der viele Wein" er schaute grimmig bewusst in Annas Richtung "haben mich muede gemacht. Wenn ihr mich entschuldigen wollt, ich werde jetzt zu Bett gehen."

Anselm nahm seinen Arm: "Natuerlich, mein Junge. Komm, ich zeige dir dein Zimmer!" Nachdem Thomas allen eine gute Nacht gewuenscht hatte und mit Anselm im Haus verschwunden war, versetzte Berta Anna mit der flachen Hand einen Schlag auf den Hinterkopf. "DU!" fauchte sie, "Du hast alles verdorben!" Anna rieb sich empoert die geschlagene Stelle: "Au, bist du verrueckt geworden!? Reg dich ab, du wirst noch lange genug mit ihm zusammen sein, den Rest deines Lebens, das sollte wohl reichen!" Damit drehte Anna sich um und ging ebenfalls ins Haus. Sie hatte bereits jetzt die Nase voll. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie sich ebenfalls nach einem Ehemann umsah und dieses Haus schleunigst verliess, damit sie nicht allzulange in Thomas' Naehe sein musste.
 
2. Kapitel


Thomas reckte sich genuesslich und gaehnte ausgiebig. Lange hatte nicht mehr so gut geschlafen. Es musste wohl an dem teuren Daunenbett gelegen haben und auch der Wein von gestern abend (zumindest den, den er auch IN den Mund bekommen hatte) hatte seine Wirkung getan. Durch die dicken Holzbohlen hoerte er undeutlich weibliche Stimmen. Das mussten Anna und ihre Schwester Berta sein. Schlagartig kehrten seine Gedanken an das ' Malheur ' mit dem Weinkrug zurueck und mit einem Grunzer schwang er sich aus dem Bett. Nach einer kurzen Morgenwaesche am Holztrog streifte er das am vorabend von Anselm geliehene Hemd ueber und oeffnete die Gaestezimmertuer und trat in den Gang hinaus. Die Stimmen von unten wurden lauter.

Obwohl er nur Gespraechsfetzen mitbekam, handelte es sich offensichtlich um einen Streit. "Wie konntest du das gestern nur tun? Kannst du nicht mal aufhoeren nur an dich selbst und deine kindischen Streitereien denken?" "Kindisch? Wenn hier einer kindisch war, dann frag doch deinen Zukuenftigen! Er hat mich schliesslich den ganzen Abend hindurch provoziert!" "Ach und das mit dem Weinkrug war keine Absicht?" "Und wenn schon! Du hast doch gesehen, wie alle gelacht haben, als dieser aufgeblasene Wichtigtuer mich erniedrigt hat!" Anna schaeumte vor Wut. Sie hatte in der Nacht einige wueste Alptraeume gehabt und war noch schlechter auf Thomas zu sprechen als am Vorabend. "Ich kann nicht fassen, dass Vater ausgerechnet diesen aufgeblasenen Gockel anschleppt!" fauchte sie.

Thomas verdrehte die Augen. Das konnte ja ein heiterer Tag werden mit dieser kleinen Kratzbuerste! Er stieg die Treppen hinab, bemuehte sich jedoch nicht zu viel Laerm zu machen, denn er wollte die beiden nicht aufschrecken – der Streit war doch ganz interessant. Schliesslich stand er vor der Kuechentuer und fragte sich noch kurz, ob er vielleicht doch nicht eintreten sollte.

Berta musste ob dem voellig aufgebrachten Gesicht ihrer kleinen Schwester lachen. "Ach Anna, gib ihm doch die Gelegenheit sich zu beweisen! Vielleicht magst du ihn irgendwann ja doch!" Anna schuettelte energisch den Kopf: "Niemals! Nicht in diesem Leben und auch nicht im naechsten!" Berta legte den Kopf schief: "Ach komm schon, Kleines! Schenk ihm wenigstens einmal ein Laecheln, sonst kriegt er noch Angst vor dir. Du hast doch so ein huebsches Laecheln." Anna verdrehte nur die Augen. Daraufhin hob Berta die Haende: "Ich weiss schon, wie ich dich zum Lachen kriege!" Anna wusste sofort, was ihre Schwester vorhatte, und sie ergriff drohend den Milchkrug: "Berta, ich warne Dich! Wenn Du mich kitzelst, fliegt das hier!"

Aha! Das ist doch mal interessant! dachte sich Thomas, diese kleine Schwaeche werde ich sicherlich frueher oder spaeter mal ausnuetzen koennen! Er trat naeher an die massive Holztuere heran und presste neugierig das Ohr gegen das knorrige Holz. Berta in der Zwischenzeit liess sich von Annas Drohung nicht abschrecken und packte ihre juengere Schwester bei den Rippen, kitzelte sie kraeftig durch. Anna kreischte auf und klappte auf dem Boden zusammen. Einen Moment lang verlor sie den Griff am Henkel des Milchkruges. Berta kitzelte sie unbeirrt weiter, waehrend Anna fluchte und lachte und schimpfte.

Die Tuer oeffnete sich und Thomas trat mit einem breiten Grinsen ein, was sich jedoch sofort in eine Grimasse der Angst verwandelte, als er den massiven Milchkrug direkt auf sich zufliegen sah. Die naechsten Sekunden vergingen wie in Zeitlupe. Instinktiv bueckte er sich gerade noch rechtzeitig, und der Krug flog ueber seinem Kopf hinweg und zerschellte mit lauten Klirren an der Wand, was darin resultierte, dass ihm etwa ein halber Liter Milch (den Rest hatte der Krug schon auf dem Flug 'verloren') ueber den Kopf und in den Nacken lief.

Berta schrie vor Schreck laut auf und eilte sofort zu ihm hin: "Oh, Thomas! Hast du dich verletzt!?" Anna lachte gehaessig auf und stemmte die Haende auf die Hueften: "Du scheinst Getraenke geradezu magisch anzuziehen, verehrter zukuenftiger Schwager!" Ihm steckte der Schreck noch in den Gliedern, als er sich langsam aufrichtete. Berta nicht beachtend, schrie er Anna fast an: "Ja bist du denn jetzt ganz wahnsinnig geworden? Du haettest mich damit umbringen koennen!" "Haette ich das beabsichtigt, so haette ich besser gezielt!" erwiderte Anna leichthin, "Spiel dich nicht so auf, ich habe den Krug gar nicht nach dir geworfen. Denn auch wenn ich das getan haette, haette ich besser gezielt!"

Bei so viel Frechheit blieb Thomas seine wuetende Antwort im Halse stecken! Er oeffnete den Mund ohne etwas zu sagen und funkelte sie aus blitzenden Augen an. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und stapfte mit schnellen Schritten aus der Kueche. Seine Gedanken ueberstuerzten sich: Dieses Biest! Na warte, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, das werde ich dir doppelt und dreifach heimzahlen!

Anna blickte ihm zufrieden nach; jeder gewonnene Kampf mit ihm war ein reiner Triumph fuer sie. Berta warf ihr einen Blick zu, der sie foermlich zu erdolchen schien. "Anna, du..." Die richtigen Worte wollten ihr nicht einfallen, also hetzte sie Thomas hinterher, um sich zu entschuldigen. Nach diesem Vorfall brauchte er etwas frische Luft. Thomas trat in den Hof hinaus und atmete tief ein. Im Hintergrund konnte er die Kirchenglocken Zehn Uhr schlagen hoeren als auch schon Berta zu ihm herauskam. Bekuemmert gesellte sie sich zu ihm: "Ich entschuldige mich fuer Anna. Ich weiss gar nicht, was in sie gefahren ist! Sonst ist sie so ein liebes Maedchen!"

"Ach weisst du, daran habe ich mich seit gestern schon fast gewoehnt..." erwiderte er und ein Laecheln kam wieder auf seine Lippen, "und ich war ehrlich gesagt gestern nicht wirklich nett zu ihr. Aber erzaehl ihr das bloss nicht, hoerst du!" Berta laechelte zurueck: "Aber vielleicht sollte ich das! Dann merkt sie, dass du sehr nett bist! Sie erinnert sich leider nur an das gekoepfte Huhn....und die Spinnen im Bett...." Sie runzelte die Stirn: "Und vermutlich auch an den Frosch im Mehlfass!"

Thomas musste abrupt lachen: "Ach das, das ist schon Jahre her; ich haette nicht gedacht, dass sich noch jemand daran erinnert! Jetzt habe ich mit solchen Dingen nichts mehr zu tun, besonders, da dein Vater aus mir einen ehrenwerten Kaufmann machen will." Berta spuerte ihr Herz heftig klopfen, als er lachte, und sie seufzte: "Anna ist ein Sturkopf und entsetzlich nachtragend. Sie hatte hoellische Angst vor dir als sie noch ein Kind war. Und jetzt muss sie mit dir unter einem Dach leben!"

Thomas erwiderte: "Da muss sie keine Angst haben, Anselm wird mich in den naechsten Wochen so gruendlich in seinem Geschaeft unterweisen, dass ich gar keine Zeit haben werde, mich gross mit ihr abzugeben" und als er diesen um die Ecke kommen sah "Ah sieh doch nur, da kommt er ja wieder!" Anselms Augen leuchteten auf, als er den kuenftigen Schwiegersohn sah, und trat an ihn heran: "Thomas! Hast du gut geruht?" Er schlug ihm kraeftig auf die Schulter und betrachtete erstaunt seine nass gewordene Hand: "Ist das Milch?" Thomas raeusperte sich und spielte es herunter: "Das war nur ein kleines...Missgeschick, nichts weiter. Aber ich bin sicher, wir wollen bald mit meiner Lehre anfangen?" Anselm wischte sich mit einem Kopfschuetteln die Hand an seiner Hose ab und nahm den jungen Mann am Arm, sichtlich erfreut ueber dessen Bereitschaft etwas zu lernen, und ging mit ihm ins Haus. Alsbald verschwanden die beiden in dem Zimmer, in dem Anselm seine Geschaeftsbuecher aufbewahrte. Fuer Thomas vergingen die Stunden bis zum Mittagessen wie im Fluge, so interessant war alles, was der gerissene Kaufmann ihm erzaehlte.

In der Zwischenzeit redete Berta in der Kueche mit Engelszungen auf Anna ein, sie moege doch ihr Herz ein wenig erweichen. Aber Anna reagierte ueberhaupt nicht, sondern half stumm und bockig beim Kochen. Sie hatte ihn nie gemocht, also wuerde sie ihn auch jetzt nicht moegen!

Der betoerende Duft von gebratenem Fleisch und frischen Brot lockte die beiden Kaufmaenner in die Kueche. Thomas und Anselm setzten sich zu den anderen an den Tisch, da begann dieser auch schon von Thomas' Gelehrigkeit zu schwaermen: "Dieser junge Mann hier wird sicherlich mal einen hervorragenden Kaufmann abgeben. Er hat eine schnelle Auffassungsgabe und ist auch im Rechnen ein kluger Bursche!" Die Frechheit war ueber Annas Lippen, bevor sie selbst wusste, dass sie sie aussprechen wuerde: "Das kann ich mir vorstellen. Sicher rechnet er schon mit dem reichen Erbe!"

Bevor der Hausherr seiner juengeren Tochter ueber den Mund fahren konnte, antwortete Thomas an seiner statt: "Wenn ihn nicht vorher ein Milchkrug am Kopf trifft!" "Ich sagte schon, dass das keine Absicht war!" entgegnete Anna gereizt. Berta legte Thomas beguetigend die Hand auf den Arm: "Siehst du, es tut ihr leid!" "DAS habe ich nicht gesagt!" erwiderte Anna daraufhin sofort. "Wir koennten sicherlich noch bis zum juengsten Gericht darueber streiten. Besser wir vergessen das Ganze, was haelst du davon, Anna?" sagte Thomas mit betont beschwichtigender Stimme. Anna zuckte die Achseln. Es passte ihr nicht, dass er ihr die Hand reichte, und dazu noch in einem Ton, als spraeche er mit einer Fuenfjaehrigen. Sie antwortete nicht und bestrich sich ein Stueck Brot mit Butter. Thomas seufzte. Es wuerde nicht einfach werden mit seiner zukuenftigen Schwaegerin auszukommen. Wenigstens verlief das Mittagessen ohne weitere Zwischenfaelle. Die Frauen machten sich am Abwasch zu schaffen und Anselm und Thomas verkrochen sich wieder in der "Geschaeftskammer".


****


Es daemmerte schon, als Anna mit Harras, dem Hofhund, wieder in Richtung ihres Elternhauses schlenderte. Sie hatte den ganzen Nachmittag mit ihm an der Tauber gespielt. Anselm haette sie niemals alleine ins Taubertal gehen lassen, aber mit dem schwarzen Harras, der die groesse eines Kalbes, das Gebiss eines Wolfs und einen ausgepraegten Schutzinstinkt hatte, haette er sie bedenkenlos auch durch ein Soeldnerlager gehen lassen. Anna war muede und zufrieden. Hauptsaechlich deshalb, weil sie Thomas den halben Tag nicht hatte sehen muessen. Als sie jedoch auf das Fachwerkhaus ihres Vaters zukam, sah sie ihn aus der Tuer treten. Er trug ausgesprochen edle Kleidung, und Anna fragte sich, wo er jetzt und dermassen elegant noch hinwollte.

Thomas war schon sehr aufgeregt. Anselm wollte ihn zu einer Versammlung der Kaufmannszunft mitnehmen. Er hatte sich extra fein angezogen, wollte er doch als Nachfolger des bedeutendsten Kaufmanns von Rothenburg und Umgebung einen guten ersten Eindruck machen. Sein Schwiegervater in spe war schon vorausgegangen, hatte ihm aber den Weg gut beschrieben und ihn gebeten, doch puenktlich zu sein – das war den Kaufleuten genau wie eine gepflegte Erscheinung sehr wichtig. Da sah er Anna auf sich zukommen und er bereitete sich innerlich schon auf eine weitere Auseinandersetzung mit ihr vor. Neben ihr erblickte er einen grossen Schaeferhund, der, das konnte er selbst auf die Entfernung erkennen, ueber und ueber mit Schlamm bedeckt war. Es hatte an diesem Nachmittag ordentlich geregnet und Thomas fragte sich, wo Anna mit ihrem vierbeinigen Begleiter wohl gewesen war.

Ploetzlich erinnerte Anna sich, dass Thomas wohl auf die Versammlung der Kaufmannszunft unterwegs war. Vielleicht gab es eine Moeglichkeit, die Hochzeit doch noch zu verhindern, wenn die Zunft ihn ablehnte! Wieder einmal reagierte Anna unangebracht spontan! Sie zog den zu einem Ball gebundenen Lappen aus Sackleinen, den Harras so liebte, unter ihrer Schuerze hervor und hielt ihn ueber den Kopf. Harras verstand das als Aufforderung zum Spiel und bellte und sprang freudig um Anna herum. Sie reizte den Hund ordentlich – und dann schleuderte sie den Ball so fest sie konnte in Thomas' Richtung, schrie: "Thomas – FANG!"

Dieser fing den Ball mit einem verdutzten Blick auf. Er hatte offensichtlich noch nicht erkannt, was ihm gleich geschehen sollte. Harras sprintete in einem schier unglaublichen Tempo auf ihn zu, den Schlamm unter seinen Pfoten aufspritzend. Thomas begriff, dass er das Unvermeidliche nicht mehr verhindern konnte und hielt schuetzend die Arme vor sich. Doch der Hund liess sich dadurch nicht beirren und behielt seine Richtung froehlich bellend bei. Nur noch wenige Meter trennten die beiden sehr ungleich motivierten Spielpartner, da machte Harras einen kraeftigen Sprung und landete mit seinen Vorderpfoten direkt auf Thomas' Brust. Die Wucht des Aufpralls schleuderte Mann und Hund nach hinten und fuer einen Augenblick schienen beide in der Luft zu haengen. Ein lautes Platschen machte dieses Illusion ein jaehes Ende und Thomas lag ueber und ueber mit Matsch besudelt auf dem Ruecken, waehrend Harras wild hechelnd auf seiner Brust stand.
Dem Hund schien das ausserordentlich zu gefallen! Er zerrte kurz an seinem Ball, bellte dann gluecklich und fing an, Thomas begeistert das Gesicht abzulecken. Anna musste ob diesem Anblick unwillkuerlich lachen, aber als sie sah, dass der Hund Thomas langsam die Luft abdrueckte, rannte sie herbei und zog ihn von seinem Opfer herunter: "Schluss Harras, aus, sei ein braver Hund!" Sie lachte auf Thomas hinunter: "Vielleicht bist du doch gar nicht so schlimm wie ich dachte, der Hund kann dich leiden!"

Der war von der ganzen Sache nicht gerade erfreut! Noch beim Aufstehen tropfte er aus jeder Falte seiner Kleider und warf Anna einen bitterboesen Blick zu: "Was hast du nun schon wieder angestellt? Sieh mich doch an! So kann ich unmoeglich auf der Zunftversammlung erscheinen! Wegen dir werde ich nicht nur in meinen gewoehnlichen Kleidern hingehen muessen, sondern auch noch zu spaet kommen! So langsam gehen mir in diesem Haus die Hemden aus!" Anna konnte es nicht verhindern, aber seine hilflose Empoerung und dieser Kommentar waren so urkomisch, dass sie fast platzte vor lachen. Sie hielt Harras fest, der immer noch beharrlich versuchte, wieder an Thomas hochzuspringen und ihn abzulecken, und kicherte: "Ach, sei doch nicht so sauertoepfisch! Was bist du auch so daemlich und behaelst den Ball? Du haettest ihn doch nur zurueckwerfen brauchen!"

"Ich gehe mir jetzt noch schnell ein sauberes Hemd und eine Hose suchen, sonst kann ich ja gleich daheim bleiben. Aber ich versichere dir, das letzte Wort in dieser Sache ist noch nicht gesprochen! Das wird dir noch leid tun!" Mit diesen Worten ließ er die immer noch lachende Anna draussen stehen und eilte ins Haus.

Natuerlich kam er zu spaet und musste sich nicht nur von allen versammelten Kaufleuten, sondern auch von Anselm – was umso schlimmer war – ueber die Tugend der Puenklichkeit belehren lassen, sondern kam sich in seiner alltaeglichen Aufmachung auch noch vollkommen deplatziert vor. Oh, wie er es diesem Luder heimzahlen wuerde! Er war sich sicher, dass sich bald eine Gelegenheit dafuer ergeben muesste. Er konnte sich doch nicht von so einem jungen Ding weiter vorfuehren lassen! Die Besprechungen gingen noch bis spaet abends, und als Anselm und Thomas den Hof wieder erreichten, war es bereits dunkel. Thomas ging, von den Ereignissen des Tages ermuedet, gleich in sein Zimmer, zog sich aus und legte sich auf das Bett, wo er dann sofort einschlief.
 
3. Kapitel


"Anna!" hallte Hiltruds Stimme am naechsten Morgen durchs Treppenhaus, "Bring Thomas bitte frische Kleider in die Badestube, ich habe es ganz vergessen!" Anna, die schon fast die Tuer hinaus war um auf dem Markt einkaufen zu gehen, protestierte zwar nicht, zeterte aber, als sie die Treppen wieder hinaufsteigen musste. Als sie jedoch am Zimmer ihres Vaters vorbeikam, blieb sie stehen wie angewurzelt. Das war doch die Idee! Erstens musste sie dann nicht bis unters Dach, zweitens war es eine wunderbare Gelegenheit, Thomas erneut eins auszuwischen! Schnell witschte sie ins Zimmer ihres Vaters und holte dort Hose und Hemd aus dessen Kleidertruhe. Niemals im Leben wuerde es Thomas gelingen, sich in eine Hose Anselms zu quetschen, der gut zwei Koepfe kleiner war als der hochgewachsene junge Mann.

****

Thomas erwachte durch dem Gesang der Voegel vor dem Fenster. Er war voellig verschwitzt: In der Nacht hatte er einen Alptraum gehabt, in dem er von einem riesigen Hund verfolgt worden war und Anna hatte in der Ferne gestanden, zugeschaut und gelacht. Er schuettelte den Kopf um die Erinnerung daran zu vertreiben und begab sich auf den Weg in die Badestube. Es war eine Wohltat, sich mit der duftenden Seife zu waschen und er entspannte sich. Nachdem er damit fertig war, stieg Thomas aus dem Waschzuber und griff nach der Hose, die schon fuer ihn bereit lag. Doch sie wollte ihm nicht passen! Er probierte es erneut und waere um ein Haar der Laenge nach hingefallen. Was er auch anstellte, diese verflixte Hose war ihm viel zu klein! Ihm schwante Boeses. Er dachte erst an eine Verwechslung und suchte nach einer groesseren Hose, aber als er keine finden konnte, wurde der Verdacht, dass Anna damit etwas zu tun haben koennte zur Gewissheit.

Was sollte er jetzt tun? Ihm blieb wohl oder uebel nichts anderes uebrig, als so, wie er war, nach unten zu gehen und dort jemanden nach einer groesseren Hose zu fragen. Auf Zehenspitzen ging er die Treppe herunter, vorsichtig lauschend. Als er im Haus niemanden finden konnte, ging er zum Hof hinaus, die Haende sein Geschlecht bedeckend. Da kam gerade Berta um die Ecke. Sie trug ein kleines Saeckchen, in dem vermutlich Mehl war. In dem Moment, da sie Thomas sah, entglitt ihr das Mehl mit einem lauten Schrei. Thomas hob, ohne zu denken, beschwichtigend die Haende und gab Berta so den Blick komplett frei. Berta schrie erneut auf, aber wandte ihre Augen dennoch nicht von der sich ihr bietenden Erscheinung ab. Schliesslich gelang es ihm die Frage nach einer Hose herauszustammeln und er folgte ihr mit sichtlich rotem Gesicht schnell ins Haus.

****

Zur gleichen Zeit war Anna auf dem Weg zum Markt. Sie war bester Laune und huepfte im Wechselschritt die mit Kopfsteinen gepflasterte Strasse entlang zum Rathausplatz. Ihre grossartige Stimmung hatte vor allen Dingen ihren Grund in der Vorstellung, wie Thomas sich vergeblich muehte, in die Hose zu kommen, sie vielleicht sogar kaputtriss, und dann nackt in sein Zimmer laufen musste. Hoffentlich, hoffentlich begegnete er jemandem! Vorzugsweise der alten Magd Gerlinde, die nie im Leben einen Mann auch nur beruehrt hatte und noch katholischer als der Papst in Rom war! Sie wuerde ganz Rothenburg zusammenschreien!

Sie gruesste auf dem Weg freundlich ein paar Bekannte, ignorierte ein paar junge Maenner, die ihr wie ueblich anzuegliche Bemerkungen nachriefen, sammelte einen armdicken Stock auf, den sie Harras mitbringen wollte, und erreichte schliesslich den Wochenmarkt. Anna liebte den Markt und meldete sich immer freiwillig zum Einkaufen. Die farbenpraechtigen Staende, die leckeren Gerueche, die Haendler, die sich gegenseitig beim Feilbieten ihrer Waren niederzuschreien versuchten.... Ausserdem gab es immer wieder Staende, die sehr exotische Dinge anboten, die sie selbst im Lager ihres Vaters nicht fand.

Anna liess sich Zeit und schlenderte gemuetlich ueber den Markt. Beim Baecker kaufte sie sich ein Stueck suessen Kuchen und verzehrte ihn in aller Seelenruhe. Ob zu Hause mittlerweile schon der Aufruhr ausgebrochen war? Beim Metzger, zu dessen Stand heute Annas einziger Weg fuehrte, war eine lange Schlange. Das war so ueblich, denn Metzgermeister Bodo war ein unwirscher Geselle, der gern die Preise hochtrieb und sich mit jedem zankte, der bei ihm kaufen wollte. Da er dummerweise der einzige Metzger in Rothenburg war, konnte er sich das erlauben!

Anna stellte sich an der Schlange an, betrachtete die voruebereilenden Menschen und malte sich erneut in den schoensten Farben aus, wie Thomas gerade die Peinlichkeit seines Lebens durchmachte. Schliesslich war sie an der Reihe. Bodo verbeugte sich tief vor ihr: "Ah, welche Ehre! Das schoenste Maedchen Rothenburgs kommt zu meinem Stand! Was darf ich dir geben, Anna?" Sie zog eine spoettische Augenbraue hoch: "Wird das Kompliment extra berechnet, Bodo?" Ein paar Umstehende lachten, und Anna fuhr rasch fort, um Bodo nicht die Gelegenheit zu geben, wuetend zu werden: "Drei Kilo Rinderlende bekomme ich!" "Oh, das Beste vom Besten ist gerade gut genug!" erwiderte Bodo theatralisch und begann, mit weitschweifigen Gesten und weiterhin grosse Reden schwingend, das Gewuenschte zu portionieren und auf die Waage zu legen.

Er bemuehte sich wirklich sehr, Annas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber er war nicht so erfolgreich, dass sie nicht bemerkt haette, was er da versuchte! "Zwei Gulden macht das!" verkuendete er schliesslich. Anna legte nur den Kopf schief: "Auch nachdem du den Daumen von der Waage genommen hast?"

Stille. Alle starrten Anna und den Metzger an. Bodos Gesicht wurde erst bleich, dann zornrot, und er fragte mit bedrohlich leiser Stimme: "Was willst du damit sagen?" Das Maedchen liess sich nicht einschuechtern: "Damit will ich sagen, dass das keine drei Kilo Fleisch sind! Du hast die Waage mit dem Daumen heruntergedrueckt, ich bin weder blind noch bloed!" Bodo schien foermlich zu explodieren, er bruellte los: "WAS BILDEST DU DIR EIN, DU FRECHE GOERE!? BESCHULDIGST DU MICH ETWA DES BETRUGS?"

Auch Annas Gesicht faerbte sich nun langsam rot, ihre Augen blitzten: "Ja, das tu ich! Und SCHREI MICH GEFAELLIGST NICHT AN!" Die letzten Worte hatte sie selbst geschrien. "DU!" Bodo warf sich vorwaerts ueber den Tisch und versuchte, Anna zu packen, doch sie sprang behende ein Stueck zurueck, sodass er unsanft auf den Tresen krachte, und zog ihm im Reflex den Stock, den sie ihrem Hund zugedacht hatte, ueber den Hinterkopf.

Um sie herum begannen einige Leute nach den Buetteln zu kreischen, und wie immer, wenn sie eigentlich keiner brauchte, waren sie sofort da. "Was ist hier los?" Dankwart, der Anfuehrer der Maenner, draengte sich grob durch die Menge und blickte auf Anna hinab, die immer noch mit ihrem Stock vor dem bewusstlosen Bodo stand. "Sie hat den Metzger niedergeschlagen!" keifte eine hagere, verbissen aussehende Alte, die Anna nur vom Sehen kannte. "Er wollte mich angreifen!" protestierte Anna, "Und das nur, weil ich ihn als Betrueger entlarvt habe!" Dankwart setzte sein strengstes Gesicht auf: "Das ist eine schwere Anschuldigung! Wir werden das ueberpruefen! Aber selbst wenn es stimmt, so haettest du uns rufen muessen! Selbstjustiz koennen wir in Rothenburg nicht dulden, ich muss dich bestrafen! Du darfst waehlen, 10 Gulden Strafe oder drei Tage im Stock in der Zelle im Rathaus!"

"10 Gulden!?" empoerte sich Anna, "Sehe ich wie ein Geldsack aus, dass ich mit so viel herumlaufe? Ihr muesst mir gestatten, nach Hause zu gehen, wo ich das Geld holen kann!" Dankwart schuettelte den Kopf: "Du glaubst doch nicht, dass ich dich ausruecken lasse!? Dann kommst du doch nie zurueck! Nein, schick jemanden zu deinem Vater, der soll das Geld ins Rathaus bringen. Solange kommst du in den Stock!" Du weisst doch wo ich wohne, du Narr!! wollte Anna schreien, aber sie verbiss es sich. Sie wusste, bei Dankwart konnten aus drei Tagen im Stock schnell eine Woche werden, und zwar ohne die Moeglichkeit auf Ausloesung.

Anna sah sich um und entdeckte das Haenschen, den juengsten Sohn vom Rothenburger Schmied. Er sah sie ganz erschrocken und aengstlich an, und sie steckte ihm ein paar Schillinge zu: "Lauf zum Haus meines Vaters, Haenschen, und hol irgendjemanden. Er soll zehn Gulden ins Rathaus bringen und mich ausloesen! Rasch!" Haenschen nickte eifrig, drehte sich um und stob davon.

****


Na also, es geht doch! dachte sich Thomas, als er die Hose des Stallknechts anprobierte. Er hatte in den zwei Tagen, die er bisher in Anselms Haus zu Gast gewesen war, oefter die Kleidung gewechselt, als in der ganzen letzten Woche! Die arme Berta hatte ob seinem nackten Anblick so geschrien, dass er befuerchtet hatte, gleich wuerden alle Nachbarn angelaufen kommen. Wenn sie schon jetzt wegen so einem kleinen 'Missgeschick' so aus dem Haeuschen war, wie wuerde es dann erst in ihrer Hochzeitsnacht werden? Er mochte gar nicht daran denken, denn ehrlicherweise musste er sich eingestehen, dass er Berta nicht wirklich anziehend fand.

Aber gluecklicherweise war sie die einzige gewesen, die ihn in dieser peinlichen Situation gesehen hatte. Und alles nur wegen ihrer Schwester! Er war sich jetzt im Rueckblick zu hundert Prozent sicher, dass sie es war, die die Hosen vertauscht hatte, denn er hatte seine von Weinflecken fast komplett gereinigte Leinenhose hinter einer Truhe gefunden.

Thomas war eigentlich ein sehr sanftmuetiger Mensch. Aber noch nie hatte ihn jemand so aus der Fassung gebracht wie Anna! Zugegeben: Er hatte ihr damals manchmal wirklich ueble Streiche gespielt, aber ihr Verhalten ihm gegenueber strotzte jetzt geradezu vor Gemeinheiten! Er war so in Gedanken versunken, dass er Haenschens Rufe erst hoerte, als der kleine Bengel schon fast vor ihm stand.

Der Kleine war ganz ausser Atem: "...Anna...Metzger...Stock....!"
Thomas beugte sich zu dem vielleicht sechsjaehrigen Jungen herunter und legte ihm die Hand auf die Schulter: "Nun beruhige dich doch erstmal. Du bist ja ganz aufgeregt! Wer bist du denn und was ist passiert?" "Mein Vater ist der Schmied. Anna hat zu mir gesagt ich soll zu ihr nach Hause laufen und jemand holen. Du sollst 10 Gulden zum Rathaus bringen und Anna helfen! Sie sitzt im Stock!" platzte der Kleine heraus.

"Was hat sie denn jetzt schon wieder angestellt?" wollte Thomas wissen.
Doch Haenschen konnte ihm nicht mehr sagen. "Danke, kleiner Mann! Und nun geh aber schnell nach Hause zu deiner Mutter!" bedankte er sich und ging ins Haus. Bei seinen Sachen fand er seine Geldboerse und nahm 10 Gulden heraus.

Auf dem Weg zum Rathaus schwirrten die Gedanken in seinem Kopf umher. Der Junge hatte ihm zwar nicht viel erzaehlt, aber Thomas konnte sich lebhaft ausmalen, was vorgefallen war. Anna musste in irgendeinen Streit mit dem Metzger verwickelt gewesen sein und sass jetzt im Stock im Rathaus, darauf wartend, dass jemand sie ausloeste.
Kein Wunder bei ihrem Temperament! Sie zog solche Situationen ja foermlich an!

Thomas ueberlegte fieberhaft, ob das die Gelegenheit sein konnte, auf die er seit zwei Tagen gewartet hatte. Mit einem Mal erhellte sich sein Gesichtsausdruck und ihm fiel die Szene in der Kueche am gestrigen Morgen wieder ein.

Das ist es! Na warte, du wirst gleich dein blaues Wunder erleben!
Jetzt wurde ER am laengeren Hebel sitzen! Er malte es sich in allen Formen aus, wie er sich gleich an Anna raechen wuerde und das Grinsen auf Thomas' Gesicht wurde immer breiter.

Doch da war er auch schon am Rathaus angelangt und stieg die Steintreppen zum Eingang hoch. Die Wache versperrte ihm mit einer Hellebarde den Weg: "He da, was ist Euer Begehr?" "Ich komme, um Anna, die Tochter von Anselm, dem Kaufmann, auszuloesen" antwortete Thomas. "Ach die, ja das war eine lustige Geschichte! Der alte Bodo duerfte eine gehoerige Beule am Kopf haben!" lachte der Mann, und liess ihn passieren.

Thomas trat an den Tisch des Waerters heran, der vor dem Abgang zum Keller sass. Der Mann war von sehr korpulenter Natur. Ihm fehlten mehrere seiner gelben Zaehne und er verstroemte einen unangenehmen Geruch. "Was kann ich fuer euch tun?" wollte er wissen. "Ich komme wegen Anna und habe die 10 Gulden mitgebracht" erwiderte Thomas und legte ihm die 10 goldenen Muenzen vor die Nase.
"Na das ging aber schnell. Seht nur zu, dass Ihr der jungen Frau diese Flausen austreibt, sonst werdet Ihr wohl oefters mit eurem Saeckel herkommen muessen! Geht einfach durch die Tuer hinter mir, hier ist der Schluessel fuer den Stock. Die Kellertuer unten ist offen!" Damit gab er Thomas einen alten rostigen Schluessel und rueckte ein Stueck mit seinem Hocker beiseite.

Thomas trat durch den massiven Durchgang und stieg mit einer kaum unter Kontrolle zu haltenden Vorfreude die Stufen hinunter. Als er vor der massiven eisenbeschlagenen Eichentuere stand, war er so aufgeregt, dass er sein Herz laut klopfen hoerte. Mit einem Ruck riss er die Tuere auf und trat ein.

Anna wollte schon erleichtert aufseufzen, aber dieser Seufzer blieb ihr im Halse stecken, als sie erkannte, dass ausgerechnet Thomas derjenige war, der zu ihrer Rettung gekommen war! Ausgerechnet er sah sie in dieser demuetigenden Situation! Man hatte sie tatsaechlich in den Stock gesetzt! Um ihre Fussgelenke in das Geraet aus massivem Holz einschliessen zu koennen, hatte man ihr den Rock bis hoch auf die Oberschenkel geschoben – was Anna eindeutig als viel zu weit fuer diesen Zweck empfunden hatte! – aber wenigstens hatte man darauf verzichtet, ihre Arme ebenfalls im Stock einzuschliessen. Das waere auf die Dauer sehr schmerzhaft gewesen, wie Dankwart ihr glaubhaft versichert hatte. Stattdessen hatte er ihr die Haende an einen Eisenring, der ueber ihrem Kopf in die Wand eingelassen war, gefesselt. Das war weniger schmerzhaft, aber sie fuehlte sich wesentlich mehr entbloesst, denn durch diese Haltung waren ihr Oberkoerper stark gestreckt und ihre Brueste deutlich vorgeschoben.

Gern haette sie Thomas gefragt, was zur Hoelle er hier wollte, aber sie verkniff es sich. Schliesslich wollte sie nicht, dass er sie die drei Tage im Stock liess! So sah sie ihm nur missmutig entgegen.

Die Szene, die sich Thomas bot, hatte eine geradezu faszinierende Wirkung auf ihn. Da sass seine schlimmste Feindin, wehrlos und wusste nicht, was er gleich mit ihr anstellen wuerde. Obwohl er wirklich nicht gut auf sie zu sprechen war, betoerte ihn doch Annas Anblick und merkwuerdigerweise bemerkte er erst jetzt, wie wunderschoen sie doch war. Dass sie sich in einer hilflosen Lage befand, reizte ihn nur noch mehr. "Wen haben wir denn da? Wenn das mal nicht Anna ist, Meisterin im Kruegewerfen, Weinverspritzen und dergleichen!" begruesste er sie.

"Spar dir deine Sprueche und hol mich einfach hier raus, in Ordnung?" erwiderte sie mit einem ueberfreundlichen Laecheln und warf eine Straehne ihres dunklen Haares, die ihr ueber die Augen gefallen war, mit einer raschen Kopfbewegung zurueck. "Dafuer, dass du gehoerig in der Klemme sitzt, hast du aber immer noch ein loses Mundwerk! Mir scheint, als ob ich dir einmal Manieren beibringen sollte!" feixte er. Argwoehnisch sah sie ihn an, hatte aber keine Ahnung, was er meinen koennte. Dennoch beschlich sie ein ungutes Gefuehl, und als sie ihm antwortete, musste sie sich beherrschen, dass ihre Stimme nicht zitterte und halbwegs befehlend klang: "Thomas....lass diesen Unsinn und mach den Stock auf!"

Ihre Worte nicht beachtend, machte er einige Schritte vorwaerts und laechelte sie an: "Unsinn? Meinst du etwa DIESEN Unsinn?" Und damit packte er ihren rechten Schuh zwischen Daumen und Zeigefinger, zog ihn betont langsam hoch und entbloesste so ihren schlanken Fuss, der – so wie es aussah – noch keiner nennenswerten Belastung in ihrem Leben ausgesetzt worden war, so makellos und geschmeidig sah er aus.

O Gott nein! war das einzige, was Anna in diesem Moment durch den Kopf schoss, Er wird mich doch nicht kitzeln wollen!? "Was hast du vor?" fragte sie, und die Vorahnung und das Entsetzen in ihrer Stimme waren sehr deutlich. Thomas weidete sich an ihrer Angst, erwiderte: "Das, was du schon seit langem verdient hast!" und begann, mit seinem Zeigefinger kleine Figuren auf ihrer entbloessten Fusssohle zu malen.

"Hoer auf damit!!" keuchte sie mit weit aufgerissenen Augen und machte fruchtlose Versuche, den Fuss fortzuziehen. Sie war hysterisch kitzelig, und allein der Gedanke, sich nicht dagegen wehren zu koennen, trieb sie schon halb in eine Panik. "Wieso sollte ich? Du wirst doch nicht etwa eine Schwachstelle haben? Die ehrenwerte Anna doch nicht!" aergerte er sie weiter, waehrend er nun ihren Fuss mit der Linken festhielt und mit der Rechten in schnellen Bewegungen ueber ihre Sohle krabbelte. Sie kreischte laut auf und zerrte wie eine Wahnsinnige, um freizukommen, aber nun konnte sie den Fuss noch nicht einmal mehr drehen. Sie spuerte, wie das Lachen kommen wollte, aber das empfand sie als eine noch groessere Demuetigung, und so kaempfte sie eisern dagegen an und schrie ihn an: "DU VERDAMMTER MISTKERL, LASS DAS SOFORT SEIN!!"

"Nichts da! Jetzt bin ich am Zug, meine Liebe!" Er griff ihren Fuss etwas anders, so dass seine Finger an ihren Ballen herankamen und flink auch die Unterseiten ihrer Zehen kratzten. Thomas genoss es sichtlich, endlich die Oberhand zu haben. Als er sie an den Zehen kitzelte, konnte Anna sich nicht mehr beherrschen; ihr Lachen hallte glockenklar von den feuchten Waenden des Kellers wider, und dass sie es nicht verhindern konnte, machte sie nur noch wuetender. "HOER AUF! HOER SOFORT AUF!" schrie sie immer wieder zwischen den Lachsalven, und sie klang wie eine zornige Katze dabei.

Doch Thomas dachte nicht im Traum daran! Im Gegenteil: Mit der einen Hand kitzelte er sie weiter, waehrend er sich mit der anderen an dem linken Schuh zu schaffen machte und auch diesen entfernte. Ihre beiden perfekten Sohlen gaben ein herrliches Ziel ab und er liess nicht eine Stelle aus. Mal strich er an ihrem Spann entlang, dann fuhr er auf der Sohle herum, als waere er ein begnadeter Maler, oder er begnuegte sich damit, ihr weiteres Gelaechter dadurch zu provozieren, dass er versuchte, sie in den Zehenzwischenraeumen zu kitzeln.

Anna glaubte, jeden Moment den Verstand verlieren zu muessen! Es war unsagbar unertraeglich. Sie kaempfte verbissen gegen den Stock an, natuerlich ohne damit Erfolg zu haben. Sie schrie und kreischte und lachte, so sehr sie auch versuchte, sich zu beherrschen, es ging nicht. Das wiederum machte sie so wuetend, dass sie erneut anfing, ihn wuest zu beschimpfen, ihm Hoelle und Teufel und alle Reiter der Apokalypse an den Hals zu wuenschen.

Ihr Lachen war wie Musik in seinen Ohren, aber Thomas ahnte, dass er es nicht zu weit treiben durfte und hielt inne. Außerdem war er sich auf einmal einer nur allzubekannten Regung in seiner Hose peinlich bewusst und hoffte, sein Opfer hatte es nicht bemerkt. Mit einem Gesicht wie ein Honigkuchenpferd wandte er sich an Anna: "Denkst du jetzt, dass du ein wenig freundlicher zu mir sein koenntest? Dein Lachen hast du mir ja schon geschenkt!" Zuerst konnte sie gar nicht antworten, sie rang nur nach Luft. Als sie sich einigermassen beruhigt hatte, warf sie ihm einen Blick zu, der selbst den Teufel das Fuerchten gelehrt haette, und knurrte ihn an wie ein wuetender Hund: "Wenn du klug bist, Thomas, schliesst du von jetzt an nachts deine Zimmertuer ab oder schlaefst mit einem offenen Auge!"

"So verwundbar und doch so trotzig – das ist keine gute Kombination. Mir scheint, wir sind hier noch nicht fertig" gab Thomas zurueck. Insgeheim freute er sich, dass sie nicht klein bei gab, denn er wollte noch eine andere Stelle ausprobieren. Er stellte sich rechts neben den Stock und zwickte Anna in die Huefte. Wie ein Hummer bearbeitete er sie geschickt erst dort, dann griff er mit der linken Hand hinueber und kitzelte sie auch auf der anderen Seite. Es war schlimmer als die Hoelle! Anna wand sich hin und her so weit sie konnte und biss sich auf die Unterlippe, um nicht sofort zu lachen, aber der Beherrschungsversuch misslang klaeglich. Schon kicherte sie los.

Thomas kam sich vor wie ein kleines Kind mit einem neuen Spielzeug. Das Gefuehl ihres Koerpers unter seinen Fingern trug nicht gerade zum Abklingen seiner Erektion bei, und in seiner jetzigen Position lief er mehr Gefahr denn je, dass Anna es sehen koennte. Um ihr nicht Gelegenheit dazu zu geben, wechselte er schnell das Angriffsziel: Ihre Achselhoehlen schauten nackt aus ihrem Kleid hervor, geradezu bettelnd gekitzelt zu werden. Thomas legte alle seine Finger dort auf ihre zarte Haut und bewegte sie wie die Beine einer Spinne – erst langsam, dann immer schneller.

"Neinneinneinneinnein, hoer auf, hoer auf, THOMAS, BITTE!!" kreischte sie und fing an hilflos zu lachen. Sie versuchte, die Arme herunterzunehmen, die Achselhoehlen zu schuetzen, den Oberkoerper wegzudrehen, irgendetwas, um ihm zu entkommen. Nach ein paar Minuten hatte der junge Mann aber dann doch ein Einsehen und liess von ihr ab. Er hatte sie jetzt schon fast eine Viertelstunde gekitzelt und langsam sollten sie sich auf den Weg nach Hause machen, denn er konnte sich vorstellen, dass inzwischen auch Anselm und Hiltrud wieder da waren. "Ich hoffe, du hast heute was gelernt, Anna!" sagte Thomas, als er ihre Haende vom Eisenring losband.

"Allerdings!" fauchte sie ihn atemlos an, "Dass ich mich von dir besser fernhalte, du verfluchter...." Ihr wollte einfach kein Wort einfallen, dass ihren Gefuehlen in diesem Augenblick Ausdruck verleihen konnte. Er ging zum Fussende des Stocks und steckte den Schluessel in das Schloss, noch innehaltend. Mit einem Mal war Thomas verwirrt, waehrend er sie ansah. Puterrot im Gesicht und heftig atmend sass Anna da, die ihm die letzten Tage so auf die Nerven gegangen war, und doch fuehlte er in dem Moment eine Art Zuneigung, die ueber Mitleid hinausging, und die er sich absolut nicht erklaeren konnte.

Sie konnte nicht aufstehen, ihre Knie zitterten zu sehr. Ploetzlich bemerkte sie erst, dass Thomas sie einfach nur anblickte. Und dass ihre ganzen Beine entbloesst waren. Heftig erroetend drehte sie den Kopf zur Seite und zog ihren Rock ueber die Knie. Er bot ihr seine Hand an, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Sein Blick war immer noch auf sie gerichtet; jetzt spiegelte sich aber doch etwas Besorgnis darin, dass er zu weit gegangen war. Anna zoegerte eine Weile. Ihr Herz pochte; vom Lachen, von der Anstrengung. Sagte sie sich. Den Gedanken, dass es vielleicht auch wegen dem Blick aus seinen blauen Augen pochte, verbat sie sich strikt. Sie deutete auf ihre Schuhe, die vor dem Stock lagen: "Erst meine Schuhe!"

Thomas bueckte sich, hob die Schuhe auf und streifte sie ihr behutsam, ja fast zaertlich ueber. Sie war noch ueberempfindlich, und so verursachte diese Beruehrung ein erneutes leichtes Kitzelgefuehl. Sie kicherte hilflos auf und zuckte ein wenig zurueck. Er schenkte ihr ein aufmunterndes Grinsen und half ihr auf die Beine. "Hoffentlich denkt der Waerter oben nicht, ich habe dich umgebracht" versuchte Thomas sie aufzuheitern.

"Das Schwein denkt sicher was anderes!" murmelte Anna. Zu genau war ihr im Gedaechtnis geblieben, dass der Mann sie verdammt weit oben an der Innenseite ihres Oberschenkels beruehrt hatte, als er ihr den Rock hochgeschoben hatte. Bei diesem Kommentar runzelte Thomas die Stirn. Ihm war der Gedanke unangenehm, dass der Waerter unziemlich ueber Anna dachte. Er ueberlegte, ob er sie bei der Hand nehmen sollte, verwarf den Gedanken dann wieder und hielt ihr betont freundlich die Kellertuere auf. Eine kleine angedeutete Verbeugung konnte er sich nicht verkneifen.

In dem Moment haette sie ihn gerne erwuergt! Was bildete er sich eigentlich ein, sie ungefragt zu beruehren, ihre Hilflosigkeit auszunutzen!? Als sie an ihm vorbeiging, rammte sie ihm heftig und gezielt den Ellenbogen in die Magengrube. Er stiess mit einem Pfeifen die Luft aus, ueberrascht, wie viel Kraft Anna trotz ihrer grazilen Statur in den Angriff gesteckt hatte. Er dachte sich irgendwie habe ich das ja schon verdient, wahrte aber seine Haltung und folgte Anna die Treppen hoch.

Diese fuehlte sich nach diesem Stoss wesentlich besser. Das wuerde ihn hoffentlich lehren, ihr noch einmal zu nahe zu kommen! Als sie vor ihm die Treppen hinaufstieg, hatte sie ihre stolze Haltung und die geschmeidigen Bewegungen, die ihr zu eigen waren, trotz der Demuetigung im Keller wiedergefunden.

Die Kirchenglocken laeuteten zur Mittagsstunde, und die beiden kamen aus dem Rathaus hinaus. Thomas hatte es genossen, es Anna so richtig zeigen zu koennen, und als sie den Rueckweg zum Hof antraten, hoffte er heimlich, dass sich alsbald wieder eine solche Gelegenheit auftun wuerde.
 
4. Kapitel


Am Abend lag Anna in ihrem Zimmer im Bett und starrte in die Dunkelheit. Sie konnte einfach nicht aufhoeren, an den Vorfall im Keller des Rathauses zu denken. Den restlichen Tag hatte sie es nicht einmal fertiggebracht, Thomas anzusehen, geschweige denn ein Wort an ihn zu richten. Anselm war hocherfreut darueber gewesen, wie friedlich die Stimmung zwischen seiner juengsten Tochter und dem zukuenftigen Schwiegersohn gewesen war, ihm war nicht aufgefallen, dass zwischen ihnen eine Verlegenheit groesser als die Jakobskirche gestanden hatte.

Hiltruds Blick nach zu urteilen hatte sie zumindest geahnt, dass irgendetwas vorgefallen war, was die beiden so ruhig machte. Gefragt hatte sie nicht, und Anna war froh darueber. Sie waere vor Verlegenheit gestorben, wenn sie haette erzaehlen muessen, dass er sie gekitzelt hatte, als sie wehrlos im Stock gesessen hatte. Dabei verstand sie gar nicht, warum ihr das so schrecklich peinlich war! Vermutlich haette Anselm Thomas sogar dafuer getadelt, es schickte sich schliesslich nicht fuer einen Mann, eine Frau ungefragt zu beruehren, gerade Anna, die bis zu diesem Tag hoechstens vom Pfarrer bei der Weihe und von ihrem Vater zu Lob und Strafe und sonst von keinem Mann beruehrt worden war!

Der Grund, warum sie nichts verriet, war einfach, aber sie hatte ihn sich selbst noch nicht eingestanden. Seine Beruehrungen, sein Kitzeln hatten ein merkwuerdiges kribbelndes Gefuehl in ihrem Unterleib ausgeloest, das sie bis zum heutigen Tage noch nicht gekannt hatte. Aber es hatte ihr gefallen! Es war ein schoenes Gefuehl gewesen. Anna vermutete allerdings, dass es sich dabei um jenes suendige Gefuehl der Lust handelte, von dem der Rothenburger Pfarrer jeden Sonntag so vehement behauptete, man fuehre dafuer direkt in die Hoelle.

Anna wusste nicht viel ueber die Spielereien zwischen Mann und Frau. Ihre Eltern hielten sich weitestgehend bedeckt. Nur von Lotte, einer Freundin, die als Magd im Roten Hahn arbeitete, erfuhr sie das eine oder andere, und das meiste fand sie sehr gruselig, obwohl Lotte, die fuer ein paar Schilling mit den Maennern mit auf die Gaestezimmer ging, behauptete, es sei gar nicht schlimm und oft sogar richtig schoen. Am allergruseligsten und allerschlimmsten fand Anna zur Zeit jedoch, dass ausgerechnet Thomas es gewesen war, der dieses Gefuehl in ihr geweckt hatte, und das auch noch mit Kitzeln, das sie eigentlich mehr hasste als alles andere.

Anna drehte sich auf die Seite und versuchte, einzuschlafen. Und als sie langsam in den Schlaf hinueberglitt, war der letzte Gedanke tief in ihrem Unterbewusstsein, wie sie Thomas wohl dazu bringen koennte, sie bald wieder zu kitzeln.

****

Thomas lag mit offenen Augen im Bett und starrte die Decke an. Der Rest des Tages war ohne weitere Vorkomnisse an ihm wie in Trance vorbeigezogen. Dauernd waren seine Gedanken an das Erlebnis im Rathauskeller zurueckgekehrt. Er war so unkonzentriert gewesen, dass Anselm ihn fruehzeitig aus der Unterweisung in die Buecher entlassen hatte. Selbst jetzt konnte sich Thomas keinen Reim darauf machen, warum ihn diese Geschichte so sehr beschaeftigte.

Er war mit groesster Zuversicht in den Keller gegangen und total verunsichert wieder herausgekommen. Auf dem Rueckweg hatten die beiden kein Wort miteinander gewechselt, sondern waren nur schweigend nebeneinander hergegangen, wobei sich Thomas hin und wieder dabei ertappt hatte, verlegen zu ihr herueberzuschielen.
Auch danach hatte Anna hatte ihn tunlichst gemieden und war ihm aus dem Weg gegangen, so dass er keinerlei Moeglichkeit gefunden hatte, mir ihr zu reden – dabei verstand er es ja selbst nicht!

Ihr Bild schwebte vor seinen Augen, diese atemberaubend schoene Frau, so hilflos war sie gewesen, als er sie gekitzelt hatte. Bei dem Gedanken bekam er wieder eine Erektion und schaemte sich. Mein Gott, in wenigen Wochen wuerde er ihre Schwester heiraten und hier lag er und dachte nur an Anna!

Thomas waelzte sich hin und her, versuchte einen klaren Kopf zu bekommen, aber es wollte ihm nicht gelingen. Natuerlich hatte er vorher schonmal jemanden gekitzelt; die Dorfmaedchen in Ansbach konnten ein Lied davon singen. Aber immer nur spontan und kurz: Dummejungenstreiche eben. Doch das hier war anders gewesen. Ihm hatte es einen Heidenspass gemacht, das konnte er beim besten Willen nicht bestreiten! Das Gefuehl ihrer zuckenden samtweichen Haut unter seinen Fingern, gepaart mit ihrem herrlichen Lachen hatten Thomas ohne Ende erregt.
Er konnte sich irgendwie nicht des Eindrucks erwehren, dass Anna – trotzt gegenteiliger Beteuerungen – auch Gefallen daran gefunden hatte. Aber nein, das hatte er sich doch bloss eingebildet, oder etwa nicht?!

Thomas musste an Anna's Warnung denken, seine Zimmertuere abzuschliessen.
Soll ich es tun? ueberlegte er belustigt. Aber wenn sie tatsaechlich in sein Zimmer kommen sollte, um sich an ihm zu raechen, dann wuerde er ihr das nicht einfach machen!
Mit diesem Gedanken schlief er ein.

****

Heute war Sonntag und Namenstag des heiligen Jakobs, des Namenspatrons der Rothenburger Kirche. Jedes Jahr begann an diesem Tag mit einer Messe die Kirchweih, um der Uebergabe des Bauwerkes an die Stadt zu gedenken.
Obwohl es ein religioeser Anlass war, gingen mit ihm Festlichkeiten einher, die ueblicherweise bis zum Dienstag Abend dauerten und bei den Buergern der Stadt aeusserst beliebt waren.
Das lag nicht nur daran, dass die meisten nicht arbeiten mussten, sondern auch an den zahlreichen Vergnueglichkeiten, die man waehrend dieser Zeit bestaunen konnte. Da waren fahrende Haendler, die mit lautem Geschrei ihre Waren feilboten, Gaukler vollfuehrten allerlei lustige Kunststuecke und Geschichtenerzaehler schreckten die Kinder mit ihren Schauermaerchen. Auch fuer die Unterhaltung der Erwachsenen war gesorgt, denn es fanden regelmaessig Verkaufsmessen fuer Vieh und landwirtschaftliche Erzeugnisse aller Art statt.

Doch am meisten reizten Thomas, wie wohl alle jungen Maenner, die Wettkaempfe, als da waren Armdruecken, Ringen, Steinstossen und natuerlich das Bogenschiessen.
Sein Onkel war ein Bogenschuetze im Dienste des Burggrafen von Ansbach gewesen und hatte seinem Neffen die Kunst des Bogenschiessens beigebracht. Thomas konnte mit Fug und Recht von sich behaupten, ein ziemlich guter Schuetze zu sein, womit er selbstverstaendlich auf dem Fest alle beeindrucken wollte.
Alle waren bereits frueh aufgestanden, um rechtzeitig die Messe zu besuchen.

Besonders bei Anna und Berta herrschte grosse Aufregung, denn Anselm hatte ihnen von seiner letzten Reise neue Festtagskleider mitgebracht, die sie heute zum ersten Mal tragen sollten. Beide Kleider hatten denselben Schnitt, einen recht tiefen Ausschnitt, Trompetenaermel, und umschmeichelten weich die Figur, jedoch war Bertas Kleid – abgesehen von den drei Nummern, die es groesser war als Annas – aus dunkelgruener, Annas aus feuerroter Seide. Berta steckte schon in ihrem Kleid, das ihre etwas zu ueppigen Formen kaum bezwingen konnte, und schnuerte Anna, die vorm Spiegel in ihrem Zimmer stand, gerade das Mieder im Ruecken.

Thomas sah mit Freude dem Fest entgegen, doch er wusste auch, dass er heute wenig Gelegenheit haben wuerde, Anna aus dem Weg zu gehen und das machte in nervoes. Vielleicht konnte er sich in einer Ecke der Feierlichkeiten verkriechen und hoffen, dass die Frauen eher den Attraktionen ihre Aufmerksamkeit widmeten, fuer die er sich weniger interessierte.

Er ging gerade an Annas Zimmertuer vorbei, als er sie drinnen protestieren hoerte: "Au, Berta, nicht so fest, ich krieg ja gar keine Luft mehr!!" "Stell dich nicht so an!" erwiderte Berta ungeruehrt. Sie schnuerte sogar noch etwas fester zu, und Anna sah mit Entsetzen, wie ihre Brueste immer hoeher gedrueckt wurden: "Berta!! Meine Brust faellt ja oben raus!!" "Das macht fast gar nichts!" entgegnete die Schwester ungeruehrt, "Jetzt, wo mein Braeutigam gefunden ist, muessen wir auch einen fuer dich suchen, also musst du zeigen, was du hast!"

Draussen konnte sich Thomas ein Grinsen nicht verkneifen. Anna war schon so wunderschoen, was wuerde erst werden, wenn sie dieses Kleid anhatte? Auch er hatte sich herausgeputzt: Ein blaues Wams aus feinstem Stoff und ein blendend weisses Hemd, dazu eine dunkelbraune Wildlederhose und schwarze Stiefel. Wenn man nicht wusste, dass er buergerlicher Abstammung war, so koennte man meinen, in seinen Adern floesse blaues Blut, so schick sah er aus. Er ging hinunter und fand Anselm und Hiltrud schon wartend, nur die beiden jungen Frauen fehlten noch.

Bei ihnen dauerte es auch noch eine Weile, denn Berta musste zuerst noch Annas Haar entflechten, damit es in wilden Locken fiel, ihr den Bluetenkranz aufsetzen und dann schminkte sie sie auch noch. Als Anna sich am Ende der Prozedur im Spiegel ansah und die leuchten roten Lippen erblickte, fiel sie fast in Ohnmacht vor Schreck und wollte sich sofort das Gesicht abwaschen, aber Berta jagte sie ins Erdgeschoss. "Ich sehe aus wie eine Wanderhure!" zeterte Anna ueber die Schulter, waehrend ihre aeltere Schwester sie beharrlich die Treppen hinunter draengte.

Thomas unterhielt sich gerade noch angeregt mit seinen baldigen Schwiegereltern, aber als er Anna sah, blieben ihm die Worte im Halse stecken. Es war als waere ein Engel vom Himmel herabgestiegen, um ihn zu verfuehren! Er brauchte ein paar Augenblicke um die Fassung wieder zu erlangen, schickte ein Laecheln in die Richtung der beiden und versuchte selbst so gut wie moeglich auszusehen. Anselm meinte: "Jetzt wo wir alle fertig sind, koennen wir ja endlich gehen!" Schon eilte die Truppe durch den Hof auf die gepflasterte Strasse und in Richtung der Jakobskirche.

Anna blickte immer wieder unruhig an sich herunter; ihre Brueste schienen ihr direkt entgegenzuspringen, und sie versuchte, den Ausschnitt hochzuziehen. Und dann war das Kleid auch noch rot! "So kann ich doch nicht in die Kirche gehen!" zischte sie halblaut vor sich hin. Thomas konnte auf dem Weg zur Kirche seinen Blick kaum von ihr lassen. Wie wuerde er die etwa einstuendige Messe durchstehen, wenn Anna SO aussah?! Die Kirche war nicht allzuweit entfernt und sie draengten sich bald in der langen Schlange, die in den grossen Bau hineinfuehrte.

Anna bemerkte gar nicht, dass sie von Maennern aller Altersgruppen angestarrt wurde, denn sie suchte verzweifelt nach einer Moeglichkeit, irgendwie diesen verdammt tiefen Ausschnitt zu entschaerfen. Mal verschraenkte sie die Arme vor der Brust, mal klappte sie die Schultern nach vorn, mal versuchte sie, die Ansaetze ihrer Brust mit den langen dunklen Haaren zu verbergen, aber nichts stellte sie zufrieden. So entging ihr auch Thomas' Blick.

Endlich hatten sich alle Leute im Gotteshaus eingefunden und es war brechend voll. Von ueberall erklang Getuschel, Tratsch und Geruechte wurde ausgetauscht. Dann trat Pfarrer Simon an das Pult vor dem Altar und es wurde schnell still, nur vereinzelt konnte man noch Gemurmel hoeren. Er eroeffnete feierlich den Gottesdienst und alsbald stimmten die Menschen gemeinsam in Gesang ein. Thomas bemuehte sich, mitzusingen und nicht an Anna zu denken, aber hier und da glitt sein Blick dann doch auf ihr rotes Kleid und ihr schwarzbraunes Haar. Dafuer komme ich bestimmt in die Hoelle! dachte er sich.

Schliesslich begann die Predigt. Wie ueblich ueber Suende und Hoelle und ewige Verdammnis. Simon wurde mit jedem Sonntag langweiliger, befand Anna, und liess den Blick schweifen. Thomas hatte die Kirche nie sonderlich gemocht. Er beschaeftigte sich lieber mit den Dingen im Leben, die jetzt abliefen und nicht mit dem, was nach dem Tod kommen sollte. Er sah den wohlgenaehrten Pfaffen auf der Kanzel gestikulieren, wie er versuchte – mit Erfolg – der Gemeinde eine Heidenangst einzujagen. Thomas dachte, da gerade alle wie gebannt zu dem Pfarrer und seinen Schauergeschichten hinaufstarrten, konnte er es wagen, Anna wieder einen Blick zuzuwerfen. Aber er hatte nicht im Leben damit gerechnet, dass sie genau in diesem Augenblick in seine Richtung schauen wuerde! Ihm blieb fast das Herz stehen!

Anna hatte Thomas gerade gedankenverloren gemustert; vor der Kirche hatte sie es aus noch immer anhaltender Verlegenheit nicht geschafft, ihn anzusehen, vor allem, weil sie befuerchtet hatte, dass er es merken koennte, wenn sie es tat. Kein Zweifel, er war wirklich ein sehr gutaussehender Bursche, und in seiner Festtagskleidung wirkte er wie ein Edelmann. Und dann ploetzlich erwiderte er ihren Blick. Sie spuerte, wie ihre Wangen zu gluehen begannen, und wusste nicht, wie sie reagieren sollte; wegsehen, laecheln oder ihm die Zunge herausstrecken?

Er dachte sich: Jetzt schaust du sie schon an, mach wenigstens das Beste draus! Sonst bin ich doch nicht so schuechtern, was ist nur los mit mir?, brachte dann aber ein Laecheln zustande, das er in ihre Richtung schickte. Anna spuerte, dass sie noch roeter anlief. Aber die Bloesse jetzt einfach wegzuschauen wollte sie sich nicht geben. Also laechelte sie zurueck und streckte ihm dann zur Kroenung doch noch die Zunge heraus. Diese Frau brachte ihn noch um den Verstand! Sie hatte offensichtlich nach ihrer 'Bestrafung' im Rathaus immer noch nichts gelernt. Aber das wollte ihm ganz recht sein, wie er sich eingestehen musste. Bewusst machte er mit seinen Fingern in der Luft eine Geste, als ob er sie kitzeln wolle.

Dieser Mistkerl! dachte Anna sich und spuerte verlegen, wie eine Gaensehaut ihren Ruecken hinablief. Ohne einen Laut von sich zu geben, formten ihre Lippen deutlich sichtbar die Worte: Dazu muesstest du mich erst erwischen! Seine Gedanken schweiften in suendigere Gefilde ab, und er wollte ihr lautlos antworten, da beendete Pfarrer Simon seine Predigt und stieg ob der Unruhe seiner Schaefchen sichtlich zufrieden von der Kanzel. Auf das erloesende Schlusswort hatten alle schon gewartet und mit einem Mal ging das Gedraenge wieder von vorne los – nur diesmal in die andere Richtung.

Unversehens sah Anna sich in Thomas' Richtung geschoben, und als es vorn ploetzlich nicht mehr weiterging, fand sie sich zwischen ihrer Schwester und ihrem zukuenftigen Schwager eingeklemmt. Die Flut der Gefuehle, die daraufhin auf sie einstuermte, ueberraschte Anna total. Sie war verlegen, und gleichzeitig schien ihr ganzer Koerper zu prickeln, als sie die Waerme und Kraft seines Leibs spuerte, der gegen sie gepresst war. Wieder begann ihr Herz heftig zu pochen.

Thomas wollte am liebsten ohnmaechtig werden. Dass er ihr so nahe sein koennte, hatte er sich in seinen wildesten Traeumen nicht ausgemalt. Sein Puls ging wie das schnelle Klackern einer Wassermuehle, waehrend er den Duft ihrer Haare einsog. Gott bitte mach dass wir schnell weitergehen koennen! betete Anna stumm, aber der liebe Gott schien die Angelegenheit offenbar lustig zu finden, denn er kam ihrem Wunsch nicht nach. Anna konnte die Konturen von Thomas' Koerper sehr deutlich spueren. Zum ersten Mal merkte sie, wie sehr sich doch ein Maenner- von einem Frauenleib unterschied. Umarmungen ihrer Mutter fuehlten sich stets weich an. Thomas' Koerper war hart und fest, aber nicht unangenehm. Das Kribbeln, dass sie im Rathauskeller schon einmal gespuert hatte, setzte wieder ein.

Wenn es nicht bald weiterging, wuerde Thomas ein Malheur passieren und DAS wuerde Anna, die direkt vor ihm war, sicherlich spueren. Ungeduldig schaute er nach links und nach rechts, dann nach vorne. Offensichtlich war es unter den Leuten nahe dem Ausgang zu einem kleinen Handgemenge gekommen, wer sich denn zuerst auf das Fest stuerzen duerfte. Aber der menschliche Korken loeste sich schnell auf und die Schlange bewegte sich – gerade noch rechtzeitig fuer Thomas – wieder vorwaerts.

Anna atmete auf und kaempfte sich vorwaerts, um moeglichst weit von ihm fortzukommen. Schliesslich stand sie als erste von ihrer Familie vor den Toren der Kirche und schaute sich suchend um, ob sie nicht einen Bekannten entdecken konnte. Auch Thomas war nicht weit hinter ihr, vermied es aber, sich direkt neben sie zu stellen sobald er draussen war. Anselm, Hiltrud und Berta folgen ihm als Letzte. Anselm wollte unbedingt bei den anderen Haendlern, besonders denen, die von weiter weg herkamen, vorbeischauen. Hiltrud interessierte sich fuer das Angebot von exotischen Gewuerzen und beschwatzte ihren Mann, auch zu diesen Staenden zu gehen. Bertas Lieblingsecke war selbstverstaendlich die, in der reichlich Essen und Trinken angeboten wurde. Anselm gab jeder seiner beiden Toechter und auch Thomas einen kleinen Beutel mit Goldstuecken: "Gebt aber nicht gleich alles auf einmal aus! Ich mag zwar ein wohlhabender Kaufmann sein, aber der Esel, der Gold scheisst, will erst noch erfunden werden!"

Anna und Berta lachten amuesiert, und Anna wollte sich schon alleine aufmachen, als ihr Vater sie am Arm festhielt und verfuegte: "Halt mal, du wirst mir nicht allein in der Stadt herumlaufen, wo es von Fremden und Betrunkenen nur so wimmelt! Bleib bei Berta und Thomas!" Er wandte sich an den jungen Mann: "Hab mir ein Auge auf sie, Thomas! Es gibt mehr als genug junge wie alte Maenner in der Stadt, die sie gern auf ihr Lager ziehen wuerden!" "Gerne Anselm. Sei versichert, dass ich auf die beiden gut aufpassen werde! Geh du nur mir Hiltrud, sie kann es ja kaum erwarten, sich mit Gewurzen und exotischen Gegenstaenden einzudecken" beruhigte dieser den Kaufmann, der ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter machte, denn er wusste genau, dass nichts seine Frau stoppen konnte, wenn sie der Kaufsucht verfallen war. Zum Glueck war die Kirchweih nur einmal im Jahr!

Die beiden gingen davon und an die beiden Schwestern gewandt, meinte Thomas: "Auf was haben die Damen denn Lust?" Berta betrachtete ihn wie ein kleines Kind den Stand mit den Suessigkeiten und hob gleichmuetig die Schultern: "Ach, wir sind jedes Jahr hier, und du bist der Gast! Warum suchst du nicht aus, was du tun moechtest?" Anna verbiss sich das Lachen ob dem Geschmachte ihrer Schwester; so hatte sie sie wahrhaftig noch nie erlebt.

Thomas sah fragend Anna an, und als diese nichts hinzufuegte, sagte er: "Ich wuerde mich gerne im Bogenschiessen messen. Ich habe noch nie an einem Wettkampf teilgenommen und wuerde gerne herausfinden, ob ich es noch kann." "Du kannst Bogenschiessen?" Die Worte waren aus Annas Mund, bevor sie sich zurueckhalten konnte, und sie aergerte sich, als sie ihre Begeisterung darin mitschwingen hoerte. Um das auszugleichen, bemuehte sie sich, herablassend bis unglaeubig auszusehen.

"Ich weiss, es ist ungewoehnlich, aber schon als kleines Kind habe ich Gefallen daran gefunden, und da hat mein Onkel es mir kurzerhand beigebracht" freute sich Thomas ueber ihre Neugier. "Kommt, ich zeige es euch!" Die drei machten sich auf den Weg zum Wettkampfplatz, der ausserhalb der Stadtmauern auf einer Wiese aufgeschlagen war. Berta liess dabei keinen Blick von Thomas. Sie ist wirklich in ihn verliebt! dachte Anna, und ihr Herz stach schmerzhaft ob dieser Erkenntnis, ohne dass sie selbst wusste warum. Sie trottete hinter den beiden her und versuchte, so auszusehen, als ob sie recht genervt waere, zusehen zu muessen, wie Thomas sich vor ihrer Schwester aufplusterte. Dabei brannte sie darauf, zu sehen, wie gut er war.

Mehrere Teilnehmer hatten sich bereits eingefunden und standen an dem Stand, wo die Boegen und Koecher verliehen wurden. Thomas suchte sich ein grosses Exemplar aus Eibenholz aus und begutachtete fachmaennisch die Qualitaet. Als er zufrieden war, nickte er dem Mann im Verleih zu und zueckte seine Boerse. Jeder, der teilnehmen wollte, musste neben der Verleihgebuehr ein kleines Startgeld entrichten. Da stellte sich ein hagerer Mann auf eine Kiste und begann: "Buerger von Rothenburg. Ich heisse euch zu unserem diesjaehrigen Wettkampf im Bogenschiessen willkommen! Fuer die, die heute neu dabei sind, erklaere ich kurz die Regeln: Jeder Teilnehmer hat 5 Schuesse auf die Zielscheiben dort hinten. Die Entfernung betraegt 150 Schritt. Je naeher ein Pfeil dem schwarzen Kreis im Zentrum kommt, desto mehr Punkte gibt es. Der Gewinner bekommt 20 Goldstuecke und ein großes gebratenes Lamm!"

Ein huenenhafter Kerl mit einem gewaltigen Bierbauch, den Anna noch nie gesehen hatte – er musste wohl ein durchreisender Kaufmann sein, so wohlgenaehrt wie er aussah – und der sie die ganze Zeit schon mit Blicken verschlungen hatte, lachte droehnend und fuegte hinzu: "Ich waere dafuer, die Siegerpraemie mit einem Kuss dieses Prinzesschens hier zu erhoehen!" Dabei ergriff er die ueberraschte Anna blitzschnell am Handgelenk und zog sie zu sich heran.

Thomas reagierte instinktiv. Mit wenigen Schritten war er bei Annas Belaestiger und packte dessen Handgelenk. Mit seiner grossen Kraft drueckte er auf der Stelle so zu, dass der Huene seinen Griff sofort lockerte. Aber der Mann war so unklug, weiter zu versuchen, Anna zu sich hinzuziehen und liess nicht ganz los. Thomas durchfuhr eine rasende Wut, wie er sie noch nie verspuert hatte. Dieser Fettsack wagte es, sich an Anna zu vergreifen?! Ohne zu denken, sauste seine rechte Faust mit einem Zischen durch die Luft, traf den Stoerenfried voll an der Schlaefe und sandte ihn augenblicklich zu Boden. Schnell atmend drehte er sich zu Anna um und fragte: "Geht es dir gut?"

Vollkommen ueberrascht starrte Anna ihn an. Das hatte sie nicht erwartet! Sie blinzelte verbluefft: "Aehm...ja...ja, es geht mir gut!" Ihr Herz klopfte bis zum Hals; fuer einen Augenblick war er nicht ihr zukuenftiger Schwager, sondern ihr Ritter in schimmernder Ruestung, und dieser Eindruck spiegelte sich ganz deutlich in ihren gruenen Augen, als sie ihn ansah. Thomas laechelte sie an, erleichtert, dass ihr nichts weiter passiert war. "Nachdem das geklaert ist, koennen wir ja anfangen!" zog der Hagere auf der Kiste die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Wenn sich die Bogenschuetzen jetzt bitte aufstellen wuerden?" Endlich waren alle Teilnehmer in Position, spannten probeweise ihre Boegen. "Die erste Runde beginnt jetzt!" eroeffnete der Veranstalter den Wettkampf.

Anna war zu Berta getreten, und diese gierte Thomas nun noch aufdringlicher an als vorher. Sie packte die kleine Schwester an den Schultern und wisperte atemlos: "Ist er nicht einfach unglaublich? Er sieht nicht nur grossartig aus, er ist auch so edel! Obwohl du so garstig zu ihm warst, hat er dich verteidigt!" Anna zuckte betont abfaellig mit den Schultern: "Pah! Das war doch ein wunderbarer Anlass fuer ihn, einen Konkurrenten auszuschalten!" Berta seufzte nur vertraeumt, und Anna vermutete, dass sie ihr ueberhaupt nicht zugehoert hatte.

Die etwa ein Dutzend Boegen spannten sich. Manchen der Maenner war die Anstrengung anzusehen, doch die meisten verharrten souveraen in der Anspannung. Fast gleichzeitig sirrten die langen Pfeile durch die Luft und brachten innerhalb von wenigen Sekunden die Distanz hinter sich. Nach einer kurzen Begutachtung der Ergebnisse stellte sich heraus, dass Thomas in Fuehrung lag: Sein Pfeil hatte den zweitinnersten Ring durchbohrt.

Er war wirklich gut. Berta applaudierte begeistert, der Stolz auf ihren Braeutigam war ihr ins Gesicht geschrieben. Auch Anna war beeindruckt. Aber zugegeben haette sie das niemals. "Wenn er gewinnt..." fluesterte Berta ihr ploetzlich aufgeregt zu, "dann gehe ich heute Nacht in seine Kammer und schenke mich ihm!" "Was!?" Anna starrte Berta unglaeubig an. "Du bist wohl verrueckt, willst du, dass er dich fuer eine Hure haelt? Du musst als Jungfrau in die Ehe gehen!" Aber Berta schien erneut nicht zuzuhoeren. Sie musterte Thomas nur mit glitzernden Augen, und Anna wusste, dass er nicht gewinnen durfte, wenn ihre Schwester sich nicht ins Unglueck stuerzen sollte.

Ein Gehilfe notierte die Punkte der ersten Runde auf einem grossen Brett mit roter Farbe. In der zweiten Runde war Thomas noch erfolgreicher. Mit einem Treffer im innersten Ring baute er seinen Vorsprung aus. Anna wurde nervoeser und nervoeser. Sie begann zu beten, dass er beim naechsten Mal vorbeischiessen wuerde.

Thomas fand erstaunlich schnell zu seinem Koennen zurueck. Er hatte lange nicht geschossen, doch es ging im jetzt leicht von der Hand. Den dritte Pfeil brachte aber ein kleiner Windstoss etwas vom Kurs ab und er landete "nur" wieder im gelben zweitinneren Ring. Trotzdem war er punktemaessig immer noch vor seinem direkten Konkurrenten, einem Mann, der noch etwas groesser und kraeftiger gebaut war. als er selbst, dem es aber an der Faehigkeit, Entfernungen einzuschaetzen oder einem genauen Blick mangelte.

Er wird gewinnen, und Berta wird sich ihm an den Hals werfen und damit ihre Zukunft ruinieren! dachte Anna verzweifelt. Sie wollte nicht zusehen und starrte auf den Boden. Und da sah sie einen kleinen Lehmklumpen neben ihrem rechten Fuss liegen. Wie in Trance ging sie in die Knie, hob den Klumpen auf und behielt ihn in der Hand.

Thomas stand der Schweiss auf der Stirn. Nicht unbedingt vor Anstrengung, sondern vor Aufregung. Er fragte sich, waehrend er den Bogen zum vierten Schuss spannte, was Anna wohl denken wuerde, sollte er tatsaechlich gewinnen. Befluegelt durch ihr Bild in seinen Gedanken gab er Pfeil Nummer vier frei. Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Anna musste ihm Glueck gebracht haben, denn er hatte absolut genau ins Schwarze getroffen.

Anna schloss verzweifelt die Augen. Haette er denn nicht ein einziges Mal danebenschiessen koennen?? Er hatte sie gerade so heldenhaft beschuetzt, und jetzt musste sie ihn so demuetigen. Er wird mich fuer ein liederliches Biest halten! dachte sie, und der Gedanke liess ihr das Herz schwer werden. Aber sie sah keine andere Moeglichkeit, Berta von ihrem Plan abzubringen. Er durfte einfach nicht gewinnen!

Seine Aufregung liess ein wenig nach. Thomas war sich jetzt sicher, dass er gewinnen wuerde – es sei denn er wuerde total danebenschiessen und nicht einmal die Scheibe treffen. Er griff nach hinten in seinen Koecher, zog seinen letzten Pfeil heraus und legte in auf seinem Bogen auf. Sein rechter Arm wanderte nach hinten und das Holz aechzte unter der Belastung. Ein Treffer noch, und dann kann sie gar nicht anders, als stolz auf mich zu sein! waren seine letzten Gedanken vor dem Schuss.

Anna bat ihn in Gedanken um Vergebung. Ein Teil von ihr hoffte fast, dass sie danebenwerfen oder nicht den richtigen Zeitpunkt erwischen wuerde. Dann warf sie blitzschnell den Lehmklumpen in seine Richtung – und traf zielsicher seine rechte Schulter. Es war so schnell gegangen, dass niemand gesehen hatte, woher der Klumpen gekommen war, zumal jeder nur auf Thomas achtete.

Mit einem ueberraschten Aufschrei schickte Thomas sein letztes Geschoss los – bloss nicht dahin wo es hinsollte! Der Pfeil schnellte nur grob in Richtung der Zielscheiben und bohrte sich etwa 60 Schritt von seiner Scheibe entfernt ins Gras. Er unterdrueckte einen Fluch und biss die Zaehne zusammen. Das durfte doch wohl nicht wahr sein!

Ein enttaeuschtes Raunen ging durchs Publikum. Niemand hatte damit gerechnet, dass er so einen Fehlschuss machte, aber offenbar hatte auch niemand mitbekommen, warum das ueberhaupt passiert war. Anna fuehlte sich entsetzlich schuldig. Thomas war masslos enttaeuscht. So hatte er sich das beim besten Willen nicht vorgestellt. Statt Anna zu beeindrucken hatte er sich blamiert! Er schaute bekuemmert zu Boden und bemerkte einen kleinen Lehmklumpen, der zu seinen Fuessen lag. Da wird doch nicht jemand...? Was solls, vorbei ist vorbei dachte er und ging zu seinen beiden Begleiterinnen.

Bei seinem Blick blutete Anna das Herz. Bist du eigentlich durchgedreht!? fragte sie sich selbst, Was ist denn los mit dir!? Vor ein paar Tagen haettest du dich noch kaputtgelacht! Berta hakte sich bei ihm unter und streichelte ueber seinen Arm: "Mach dir nichts draus, du warst trotzdem der Beste von allen!" Thomas brachte ein klaegliches Laecheln zustande. Er wollte so schnell wie moeglich vom Ort seiner Niederlage weg! Mitten auf dem Weg zurueck zu den Stadtmauern fiel Berta ploetzlich etwas ein, womit sie ihn aufheitern wollte: "Ach Thomas, ich weiss etwas, wonach es dir bestimmt wieder besser geht! Ich habe vorhin einen Stand gesehen, da werden die leckersten Kuchen verkauft. Aber es waren nicht mehr viele da, ich muss mich sputen, wenn ich dir noch einen kaufen will!" und sie eilte voraus. Da war er nun wieder allein mit Anna und das nach dieser Vorstellung!

Anna blickte Berta kopfschuettelnd nach und laechelte nachsichtig: "Wenn Berta den Stand vor dir erreicht, wird so und so keiner mehr uebrig bleiben!" Thomas wollte ihr gerade antworten, da blieb er abrupt stehen und nahm ihre Hand in die seine, Handflaeche nach oben. Gedankenverloren hatte er nach dem Wettkampf den Lehmbrocken mitgenommen und hielt ihn nun in der Hoehe von Annas ausgestreckter Hand daneben. Sein Blick wanderte vom Klumpen auf ihre Hand, die, wie er erst jetzt bemerkte, Lehmflecken hatte. Das Unfassbare daemmerte ihm und er sah ihr direkt in die Augen, sein Mund offenstehend.

O weia! dachte Anna nur. Haette sie doch bloss die Hand abgewischt! Thomas Miene verduesterte sich bedrohlich, und Anna glaubte, dass es wohl das beste sei, sich geschwind zu verabschieden. "Ich...hab da noch eine Verabredung!!" verkuendete sie mit suessem Laecheln, riss sich los und rannte davon so schnell sie die Beine trugen.

Fuer einen Augenblick stand er verdattert da, aber im naechsten Augenblick setzte er ihr nach. Anna konnte eigentlich verflixt schnell laufen, aber das Kleid behinderte ihr Tempo, so dass er sie bald eingeholt hatte. Thomas erreichte sie und packte sie bei den Hueften, wodurch beide das Gleichgewicht verloren und sich im naechsten Moment im Gras wiederfanden. "Das hast du absichtlich gemacht! Na warte! Gib es sofort zu!" beschuldigte er Anna und kitzelte sie gleichzeitig an der Taille.

Anna quietschte auf und packte seine Haende, hielt sie fest: "Gar nichts geb ich zu! Hoer auf mich zu kitzeln!" "Das haettest du wohl gerne, was?" erwiderte er und zwickte sie etwas ueber dem Knie, das unter ihrem hochgerutschten Rock hervorschaute. Mit einem Kreischen rollte sie sich zusammen und drohte ihm: "Thomas, ich warne dich, ich schreie die ganze Stadt hierher, wenn du nicht aufhoerst!" Aber der liess sich dadurch nicht beirren: "Ich hoere erst auf, wenn du es zugibst!" , presste mit einer Hand ihre beiden Arme ueber ihrem Kopf ins Gras und schickte die Finger der freien Hand wieder zu ihren Hueften, die er nach Herzenslust knetete. Sie lachte sofort los, ohne sich dagegen wehren zu koennen. Das Gefuehl war wieder unertraeglich, und sie kaempfte gegen ihn an, doch er hielt sie muehelos fest. Anna bekam eine lustvolle Gaensehaut, als ihr klar wurde, wieviel staerker er war und dass sie keine Chance hatte. Sie begann, nach ihm zu treten.

Thomas aenderte seine Position ein wenig und setzte sich auf ihre Oberschenkel. Seine Hand fand den Weg in ihre Achselhoehlen, wo er keine Gnade walten liess. Schon stieg das bekannte Gefuehl von Erregung in ihm auf. Nun konnte sie sich ueberhaupt nicht mehr bewegen. Es machte sie wahnsinnig! Kreischend bemuehte sie sich, ihre Haende aus seiner Umklammerung zu reissen und die ueberempfindlichen Achselhoehlen zu schuetzen, aber er war einfach zu kraeftig. "NICHT!" schrie sie, "Ich bin doch so kitzelig, NICHT!"

Zu hoeren, wie sie diese Worte ausjapste, war wie ein Aphrodisiakum fuer Thomas. "Gib es zu! Gib es zu!" forderte er sie immer wieder auf und gab ihr keine Pause von seinen Fingern, die durch den Stoff jede Stelle unter ihren Armen erkundeten. Anna erwischte sich bei dem Gedanken, wie es sich wohl anfuehlen mochte, wenn sie nicht durch Stoff, sondern auf nackter Haut gekitzelt wurde....ihr Unterleib hatte schon wieder zu kribbeln angefangen, und sie schrie erneut laut auf, reckte ploetzlich den Hals und versuchte, ihn in den Arm zu beissen.

Thomas merkte was sie vorhatte und brachte seinen Arm in Sicherheit, indem er begann, sie am Bauch zu kitzeln. "Hoer auf! BITTE!" keuchte Anna verzweifelt. Sie konnte es nicht mehr laenger aushalten. Thomas fuehlte sich himmlisch. Die Macht, die er ueber sie ausuebte, zusammen mit dem Gefuehl ihres sich windenden Koerpers unter dem seinen hatten schon laengst eine Regung in seinen Lenden verursacht. "Wenn ich aufhoeren soll, dann gib es zu!" "Ich geb es zu!!" kicherte sie hilflos, "Ich hab den Klumpen geworfen, du durftest nicht gewinnen, es tut mir leid!!"

Ueberrascht unterbrach er seinen Kitzelangriff und liess ihre Arme frei. Unglaeubig schaute er sie an. "Wieso hast du das getan?" fragte er. Anna atmete heftig und strich sich mit zitternder Hand eine Haarstraehne aus dem Gesicht: "Weil...weil..." Konnte sie das wirklich sagen? "Weil Berta etwas sehr Dummes getan haette, wenn du gewonnen haettest!" Er blickte auf sie herab und bohrte weiter: "Das verstehe ich nicht. Und was hat das mit dir zu tun?" "Ich bin ihre Schwester und ich muss sie vor Dummheiten einfach bewahren!" beharrte Anna trotzig.

Damit musste er sich wohl oder uebel zufriedengeben, wenn das alles war, was sie ihm verraten wollte. Als er sie von oben herab ansah, fiel ihm wieder ihre atemberaubende Schoenheit auf. Ohne gross nachzudenken, beugte er sich herunter und kuesste sie kurz sanft auf den Mund. Anna war stocksteif. Tausend Gedanken rasten ihr durch den Kopf, und alle waren sie zu schnell verschwunden, als dass sie einen haette festhalten koennen. Noch nie hatte ein Mann sie gekuesst. Und gerade dieser durfte nicht, er war der Braeutigam ihrer Schwester! Aber oh, wenn er es doch noch einmal tun wuerde!

Thomas schmeckte noch den suessen Geschmack ihrer Lippen und setzte an, sie noch einmal zu kuessen. Langsam naeherte er sich ihrem Gesicht. Anna sah ihn naeherkommen. Sie wusste, gleich wuerde er es wieder tun. Und sie wusste auch, dass sie wollte, dass er das tat. Unendlich langsam legte er seinen Mund auf ihren. Als sich ihre Lippen beruehrten, haemmerte sein Herz so laut, dass er dachte, es wuerde ihm gleich aus der Brust fahren. Er kuesste sie diesmal laenger und etwas intensiver als zuvor und presste seinen Koerper gegen sie. Anna spuerte, wie jegliche Rationalitaet aus ihr herausfloss wie Wasser. Ihr Koerper, ihr Mund gaben ihm nach, wurden anschmiegsam und beantworteten, was er begonnen hatte. Schliesslich legte sie sogar die Arme um seinen Hals. Pulsierende Hitze erhob sich in ihrem Leib.

Thomas wusste nicht wie ihm geschah. Er sah ihr tief in diese unendlich schoenen Augen, legte zaertlich beide Haende auf ihre gluehenden Wangen und wie im Zwang, von einer geheimen Macht getrieben, kuesste sie ein drittes Mal, diesmal voller Leidenschaft. Was tu ich denn da!?! Anna erwachte mit einem Schlag aus ihrer romantischen Traeumerei und stiess Thomas von sich so fest sie konnte. Er hatte gehofft, dass es ewig so weitergehen wuerde, aber ihr Stoss holte ihn in die Wirklichkeit zurueck. Er rueckte etwas von ihr weg und blickte zu Boden.

Und dann verpasste sie ihm eine Ohrfeige, dass ihr die Hand brannte. Sie kaempfte sich taumelnd auf die Beine, keuchte: "Du..bist..du bist wohl von allen guten Geistern verlassen!?" Thomas, immer noch auf dem Boden sitzend, stuetzte sich mit der linken auf das Gras, waehrend er sich mit der rechten die feuerrote Wange rieb. Bestuerzung ueberkam in und er erkannte, was er gerade getan hatte! "Ich...ich...weiss nicht was ich sagen soll" waren die einzigen Worte, die er herausbrachte. "HALT AM BESTEN EINFACH DEN RAND!" bruellte Anna, ganz ausser sich, und rannte dann voellig kopflos in Richtung Stadttor davon. Sie stolperte und fiel hin, aber sie merkte es kaum. Zu sehr schwirrte ihr der Kopf. Vor sich hin murmelnd rappelte sie sich wieder hoch und hetzte weiter, als sei der Teufel hinter ihr her.

Voller Schuldgefuehle stand Thomas auf. Er konnte nicht fassen, dass er dermassen die Kontrolle ueber sich verloren hatte! Auf einmal hatte er Angst. Angst, dass sie es Berta und Anselm erzaehlen koennte. Dann waere es sehr fraglich, ob die Hochzeit noch stattfinden wuerde. Aber viel mehr machte ihm zu schaffen, dass Anna ihm wohl niemals verzeihen wuerde. Total deprimiert dachte er, dass er es sich nun mit ihr gaenzlich verdorben hatte. Mit gesenktem Kopf ging er ihr nach.


****


Thomas lag wie ein Haeufchen Elend in seinem Bett. Es war bereits lang nach Mitternacht, und er hatte noch kein Auge zugetan. Die Ereignisse des vergangenen Tages spukten ihm unablaessig im Kopf herum. Anna's Sabotage beim Bogenschiessen, wie er sie ueber die Wiese gejagt und gekitzelt hatte. Und natuerlich das, was danach gekommen war. Es war, als waere er nicht er selbst gewesen, als er sie die drei Mal gekuesst hatte. Diesen Augenblick konnte er einfach nicht vergessen!

Anna war ihm weit vorausgerannt und die beiden waren sich den Rest des Tages, soweit es ging, aus dem Weg gegangen.
Hiltrud hatte – sehr zum Bedauern ihres Mannes – alle moeglichen Dinge auf dem Fest erstanden. Anselm selbst hatte sich damit zufriedengegeben, sich bei den anderen Haendlern umzusehen und deren Angebot auszukundschaften und ihnen auch die ein oder andere Neuigkeit aus anderen Gegenden zu entlocken.
Berta hatte es nicht seinlassen koennen, die verbleibende Zeit ueber Thomas wie ein Pudel seinem Herrchen zu folgen, und jedem von seinen 'heldenhaften Taten' bei der Verteidigung Anna's und beim Bogenschiessen zu erzaehlen. Diesem war das ueberaus peinlich, besonders da er sich nach der Szene auf der Wiese wie ein falscher Hund fuehlte. So hatte er nur immer wieder genickt und versucht zu laecheln, wenn die Rede auf ihn kam und selbst kaum etwas gesagt.

Der einzige Hoehepunkt war noch der Kuchen gewesen, den Berta ihm doch tatsaechlich noch besorgt hatte. Aber obwohl der wirklich koestlich gemundet hatte, konnte er das flaue Gefuehl in Thomas' Magen nicht vertreiben und er war recht frueh auf sein Zimmer gegangen.

Thomas stoehnte und waelzte sich von einer Seite auf die andere. Immer wieder kehrte er gedanklich zu Anna zurueck und dem Moment, da er sie gekuesst hatte. Anfangs hatte sie noch seine Kuesse geschehen lassen, gar erwidert. Doch ihre Ohrfeige hatte ihm schmerzlich klar gemacht, dass er die Linie eindeutig ueberschritten hatte. Auch sein Gewissen machte im arg zu schaffen.
Die arme Berta tat ihm schrecklich leid, denn so langsam erwuchs in Thomas die Erkenntnis, dass er ihre Schwester eigentlich gern mochte – zu gern! Warum musste alles auch so kompliziert sein!
Eines war ihm aber sonnenklar: Er musste sich bei Anna entschuldigen, und das moeglichst bald! Das war das Mindeste was er fuer sie tun konnte.
Und das, erkannte Thomas mit klaeglicher Miene, wuerde eine extrem schwierige Aufgabe werden. Aber da musste er durch.
Mit dem Vorsatz, es gleich morgen zu tun, glitt er schliesslich in den Schlaf.

****

Am naechsten Morgen fuehlte Anna sich wie zerschlagen. Sie hatte in der Nacht kaum geschlafen, und wenn, dann nur von Thomas getraeumt, und davon war sie mit heftig pochendem Herzen und diesem Kribbeln im Bauch, das ihr schon fast vertraut war, aufgewacht. Eigentlich wollte sie nicht auf die Kirchweih gehen, sie wollte Thomas moeglichst fern bleiben, aber die arme ahnungslose Berta schleppte sie foermlich in die Badestube und machte sie dort zurecht. Zumindest musste sie heute nicht das rote Kleid anziehen, denn es war voller Grasflecken. Auf Bertas scherzhafte Frage: "Mit wem hast du dich denn auf der Wiese gewaelzt, Annalein?" wurde Anna abwechselnd rot und blass und wusste nicht, was sie sagen sollte.

Gluecklicherweise fehlinterpretierte Berta ihre Reaktion und neckte sie ob ihrer Verlegenheit, dass sie wohl einen Verehrer haette. Da Anna beharrlich schwieg, half Berta ihr – sie weiterhin neckend – dabei, ihr zartblaues Kleid, das nicht ganz so unverschaemt weit ausgeschnitten war, aber ihren Koerper immer noch schoen zur Geltung brachte, anzuziehen. Dann setzte sie ihr flink einen Kranz aus Vergissmeinnicht auf die dunklen Haare und zog sie hinter sich her in den Hof, wo Thomas auf Berta wartete.

Diesem schwirrten allerlei Gedanken durch den Kopf, als er Anna wieder sah. Er konnte ihr einfach nicht in die Augen blicken. Verlegen drehte er sich zur Seite. Auch Thomas hatte seine befleckten Kleider austauschen muessen. Diesmal trug er ein gruen gefaerbtes Hemd aus einfacherem Stoff, eine schwarze Hose, die er noch am Abend bei einem Haendler erworben hatte und dieselben schwarzen Stiefel, die er auch gestern getragen hatte.

Das herausragende Ereignis dieses zweiten Tages des Festes wuerde der Tanz um den Kirchweihbaum sein, der schon am Samstag auf dem Marktplatz aufgestellt worden war. Berta war schon sehr aufgeregt, mit Thomas tanzen zu duerfen. Nervoes kichernd hakte sie sich bei ihm unter und hatte natuerlich nichts besseres zu tun, als ihm direkt die "grosse Neuigkeit" zu berichten: "Stell dir vor, Anna hat einen Verehrer! Und anscheinend ging es schon heiss her gestern, ihr Kleid war uebersaet von Grasflecken!"

Thomas' Brust zog sich zusammen und er gab sich Muehe, nicht zu nervoes zu wirken: "Ach wirklich? Hat sie dir ... hat sie dir etwas darueber erzahlt?" Anna aergerte es, dass er redete, als waere sie nicht dabei. Aber gleichzeitig war sie zu aengstlich, den Mund zu oeffnen, aus Sorge, etwas unbedachtes kaeme heraus. Berta grinste: "Sie sagt kein Wort! Offenbar will sie nicht verraten wer es war!"

Innerlich stiess Thomas einen Riesenseufzer aus. Mit ein wenig Glueck wuerde die Sache geheim bleiben. Immerhin hatte Anna denselben Grund, nichts zu sagen, wie er auch – Berta. "Da koennen wir wohl nichts machen" meinte er, bemueht, das Thema nicht weiter zu vertiefen, jetzt wo er sich auf einigermassen sicherem Terrain vermutete. Berta musterte Anna amuesiert: "Ich weiss nicht...es wuerde mich schon interessieren! Vielleicht koennen wir es ja aus ihr herauskitzeln!" Anna wurde es beinahe schlecht. Wie schaffte Berta es nur, zielsicher die peinlichsten Dinge anzusprechen?!

Thomas bekam eine Gaensehaut bei der Vorstellung. Fuer einen wahnwitzigen Moment dachte er daran, zuzustimmen, doch das wuerde moeglicherweise nicht nur ihn entlarven, sondern auch Anna noch weiter von ihm wegbringen. So sagte er nur: "Ich denke, Anna muss uns gar nichts verraten, wenn sie nicht will. Immerhin ist sie alt genug fuer sowas und ich meine, sie kann selbst sehr gut entscheiden, mit wem sie ins Gras huepft" "Ich bin mit niemandem ins Gras gehuepft!" fauchte Anna ploetzlich, "Es war nur eine kleine Pruegelei!" In gewisser Weise stimmte das ja sogar!

Oh weh! Da hatte er seine Worte aber ungluecklich gewaehlt! Um die Sache nicht weiter zu verschaerfen, draengte Thomas, dass sie bald aufbrechen sollten. Anna stapfte wuetend hinter den beiden her. Zuzusehen, wie Berta Thomas anhimmelte wie der Hund den Herren machte sie halb wahnsinnig.


Der Marktplatz war gefuellt mit Menschen. Alle hatten sie sich eingefunden fuer den Tanz. Mehrere Maenner und Frauen mit Floeten, Tamburins und Trummschaiten bereiteten sich auf das Musizieren vor. Die Sonne schien mut guetlicher Miene herab, es war ein schoener Tag und die Stimmung war froehlich. Nur Anna sah aus wie sieben Tage Regenwetter. Sie setzte sich in die Naehe des Standes, wo Getraenke ausgeschenkt wurden, und bemuehte sich, ein moeglichst abschreckendes Gesicht zu machen, damit niemand auf die Idee kam, sie zum Tanzen aufzufordern.

Thomas hingegen kam nicht drum herum, mit Berta zu tanzen. Zu lustiger Musik wirbelten die beiden herum und Berta quietschte vor Vergnuegen. Er war zwar kein Meistertaenzer, aber es machte ihm doch einen Heidenspass und er vergass sogar fuer eine kleine Weile Anna, die sich ohnehin seinem Blick entzogen hatte. Die merkte unterdessen, dass es keine Rolle spielte, ob sie gut oder schlecht gelaunt aussah. Ein junger Mann nach dem anderen bat sie um einen Tanz, und nachdem sie den aeltesten Sohn vom Schmied, den Gerberssohn, den Muellerssohn und den Sohn vom Schultheissen zum Teufel gejagt hatte, kam Friedhelm, der Sohn des Baeckers, zu ihr. Er schaute sie einen Moment an, hatte er doch ihr Koerbeverteilen beobachtet, und warf sich dann in einer dramatischen Geste auf die Knie, hob die Haende und greinte los: "Bitte Anna, bitte bitte, du kannst nicht nein sagen, nur ein einziger Tanz, ich wuerde welken und sterben wenn du mich fortjagst, bitte Anna!"

Wie auch die anderen Leute, die in der Naehe standen oder tanzten, hielten Berta und Thomas inne und schauten die Szene ueberrascht und neugierig an. Thomas war gespannt wie ein Flitzbogen, wie Anna jetzt reagieren wuerde. Und das Wunder geschah; sie musste lachen. Sie kannte Friedhelm schon seit ihrer Kinderzeit, hatte oft mit ihm gespielt, bis sie langsam zur Frau wurde und ihre Eltern es ihr verboten hatten. Friedhelms Augen leuchteten auf, als sie aufstand und ihm die Hand reichte: "Na also gut, du Nervensaege, aber wirklich nur EIN Tanz!"

Thomas wollte in den Boden fahren! Eine heisse Welle von spontaner Eifersucht durchfuhr in. Er wollte sich nichts anmerken lassen, aber es gelang ihm nicht wirklich. Er biss die Zaehne zusammen und setzte an, mit Berta den Tanz wieder aufzunehmen. Diese beobachtete zufrieden, wie Anna sich von Friedhelm ueber die Tanzbretter wirbeln liess und teilte Thomas gutgelaunt mit: "Gut, Anna scheint Friedhelm zu moegen. Ich weiss, dass mein Vater und der Baecker eine Verbindung zwischen den beiden gern sehen wuerden!"

Tausend Gedanken schossen Thomas durch den Kopf. Schon malte er sich aus, dass Anna diesen Friedhelm tatsaechlich heiraten koennte und bei der Vorstellung verkrampfte sich sein Magen. Trotzdem gab er sich erfreut fuer die beiden: "Ja, es ist ... schoen ... dass Anna jetzt auch jemand gefunden hat" Aber innerlich tobte ein Feuersturm in seinem Herzen. Waehrend die beiden Paare aneinander vorbei tanzten, erhaschte Thomas immer wieder einen Blick auf Anna. Er war so abgelenkt, dass er Berta sogar einmal aus Versehen auf die Fuesse trat. Sie nahm es gutmuetig hin und betrachtete gleichfalls weiter Anna mit dem rothaarigen Baeckerssohn: "Was fuer ein huebsches Paar sie sind! Vielleicht koennen wir ja sogar eine Doppelhochzeit feiern!"

Thomas musste sich beherrschen, sich nicht von Berta loszureissen und sich zwischen Anna und Friedhelm zu werfen. Er wollte am liebsten ohnmaechtig werden! In dem Moment packte Friedhelm Anna bei der Taille, stemmte sie hoch in die Luft und drehte sich mit ihr im Kreis. Annas glockenhelles Lachen hallte ueber den Platz. Berta forderte Thomas auf, dasselbe mit ihr zu tun, aber der hatte seine Muehe, ihre Pfunde in die Hoehe zu bringen, trotz seiner Kraft. Ihre Tanzeinlage wurde nicht so grazil und anmutig wie die von Anna und Friedhelm. Trotzdem schien Berta ihren Spass dabei zu haben, auch wenn Thomas sich fast einen Bruch hob. Als die letzten Takte schliesslich verklangen und alle stehenblieben und applaudierten, waren Anna und Friedhelm genau neben Berta und Thomas zum Stehen gekommen.
Dessen Atem ging schnell und seine Huefte schmerzte, aber das konnte die Aufregung, Anna wieder so nahe zu sein, nicht vertreiben. Berta meinte kurzerhand zu den dreien, dass sie einen Partnerwechsel machen koennten und schob Thomas in Annas Richtung. Annas entsetztes Gesicht sprach Baende, aber abzulehnen waere einfach zu auffaellig gewesen, zumal Friedhelm schon eine komische kleine Verbeugung andeutete und verkuendete: "Es waere mir eine Ehre, reizende Schwester meiner grossen Liebe!"

Die Musikanten stimmten bereits ihr naechstes Stueck an und Thomas nahm nach kurzem Zoegern Annas Haende in seine. Sie wurde steif von Kopf bis Fuss bei seiner Beruehrung und senkte den Kopf. Verzweifelt spuerte sie, wie sei erroetete. Ihm ging es zwar nicht anders, dennoch fuehlte sich Thomas auf eine Art und Weise grossartig. Er tanzte mit Anna erst vorsichtig, dann immer wilder und zeigte alles was er konnte. Die Gelegenheit beim Schopf ergreifend, steuerte er die beiden etwas von den anderen Paaren weg, und fluesterte Anna ins Ohr: "Anna, wir muessen reden!" Sein Atem an ihrem Ohr verursachte ihr eine Gaensehaut am ganzen Koerper. Verdammt, wieso hatte er so eine starke Wirkung auf sie, wieso loeste er Gefuehle in ihr aus, die vorher noch kein anderer Mann hatte erzeugen koennen? "Eigentlich muessten wir in zwei verschiedene Staedte ziehen, nicht reden!" fluesterte sie klaeglich zurueck.

"Es tut mir so leid, was gestern passiert ist! Du hast mich so verwirrt ... ich weiss gar nicht mehr was ich denken soll!" stammelte er. "Dann sage ich es dir jetzt!" erwiderte Anna mit zitternder Stimme, "Es war ein dummer Fehler, ein reiner Impuls, es hat nichts zu bedeuten und es wird nie wieder vorkommen!" "Das meinst du nicht ernst!" reagierte Thomas unglaeubig. Verwirrt sah sie zu ihm hoch: "Natuerlich, was denn sonst? Was stellst du dir denn vor, was jetzt noch zwischen uns passieren soll?"

"Wenn du wuesstest, wie sehr ich die ganze Nacht ueber an dich gedacht habe... " Verflixt! Thomas wollte sich auf die Zunge beissen! Da hatte er sich ja verplappert! Er beeilte sich zu verbessern: "Ich meine, am Anfang habe ich dich nicht ausstehen koennen, aber seit dem Tag im Rathaus ist es anders geworden..." und senkte beschaemt den Blick. "Ich kann dich immer noch nicht ausstehen!" behauptete Anna, aber ihre Augen straften sie Luegen. Er glaubte, sie zu durchschauen und zwickte sie in die Hueften und fragte grinsend: "Auch wenn ich DAS mache?" Sie quiekte und knuffte ihn in die Seite, konnte sich aber das Lachen nicht verbeissen: "Hoer auf, du!" Sie sah ihn unter dichten dunklen Wimpern an, war sich nicht bewusst, wie kokett ihr Blick wirkte, und gab zu: "Na schoen, eigentlich mag ich dich recht gern, aber das ist egal! Du wirst bald mein Schwager sein, und sowas darf nie wieder vorkommen!"

Thomas musste ihr zustimmen: "Ich weiss...du hast Recht." Dann fragte er:
"Kannst du mir bitte verzeihen?" "Unter einer Bedingung: Fuer den Kuss wirst du mir das Bogenschiessen beibringen muessen!" entgegnete sie souveraen. Thomas' Gesichtsausdruck erhellte sich: "DAS mache ich allerdings sehr gern." Anna strahlte: "Toll! Ich wollte das schon immer lernen, aber niemand kann es! Als Gegenleistung kann ich dir auch was anderes beibringen, wenn du moechtest!" Erfreut, dass sie nicht nur den peinlichen Teil des Gespraechs hinter sich gelassen hatten, sondern auch dass er etwas von Anna lernen koennte, meinte Thomas: "Nun da gibt es schon etwas: Ich kann nicht kochen, nichtmal eine Gemuesesuppe bekomme ich hin!"

Sie lachte ihn aus: "Typisch Mann! Aber das kann ich dir zeigen. Wenn ich mit dir fertig bin, kannst du euer Hochzeitsessen ganz alleine kochen, versprochen!" Ihre gruenen Augen glaenzten, als sie ihn ansah: "Also haben wir eine Abmachung! Du bringst mir Bogenschiessen bei, ich zeige dir, wie man kocht, und wir werden der perfekte Schwager und die beste Schwaegerin sein, und Berta freut sich!" Thomas lachte sie an: "Einverstanden!", auch wenn er sich gewuenscht hatte, dass sich das Gespraech ein wenig anders entwickelt haette! Aber er machte sich bewusst, dass er einem Wunschtraum hinterherlief und es besser war, Anna als eine Freundin zu haben, als mit ihr gar nicht klarzukommen.
 
5. Kapitel

Nach dem Gespraech hatte sich Thomas ein wenig besser gefuehlt. Er musste sich eingestehen, dass es so besser fuer alle war. Dennoch wollte ein gewisses flaues Gefuehl nicht aus seiner Magengegend weichen. Wenigstens durch das Festmahl am Abend war er abgelenkt gewesen und hatte kraeftig zugelangt.

Am naechsten Tag stand der Hoehepunkt des Festes bevor: Die Wahl der Maikoenigin. Drei junge Maedchen waren zuvor vom Stadtrat ausgewaehlt worden, und eine von ihnen wuerde von den unverheirateten Burschen der Stadt zur Koenigin gewaehlt werden. Danach wuerde es einen Wettlauf geben. Die drei schnellsten Laeufer durften danach den Maibaum hochklettern, und wer es am schnellsten gelang, ein Blumengebinde von dort oben herunterzuholen – bzw. wem es ueberhaupt gelang – , der bekam einen Kuss von der Maikoenigin und durfte sie den ganzen Abend als sein Maedchen behandeln.

Berta bearbeitete Thomas den ganzen Weg zum Marktplatz: "Oh Thomas, da musst du unbedingt mitmachen! Ich waere so stolz auf dich, wenn du gewinnen wuerdest!" Anselm zog die Augenbraue hoch, als er das hoerte, sagte aber nichts. Berta war offensichtlich nicht auf die Idee gekommen, dass ihr Zukuenftiger, da sie sich nicht unter den Auserwaehlten befand, mit einer anderen Frau den Abend verbringen wuerde, sollte er den Sieg davon tragen.

Anna war bereits auf dem Marktplatz. Sie war – zu ihrem grossen Verdruss! – eine der Maiprinzessinnen und sass zusammen mit der drallen blonden Tochter des Schultheissen und Friedhelms Schwester Marie, die so leuchtend rotes Haar wie ihr Bruder hatte, auf den reich mit Blumengirlanden verzierten hochlehnigen Stuehlen, die als Throne dienten und vor dem Rathaus auf der Buehne, auf der gestern noch allerlei Darbietungen stattgefunden hatten, standen.

Dann trat der Aelteste des Stadtrates ebenfalls auf die Buehne und erhob seine bruechige Stimme, bemueht, das allgemeine Gerede zu uebertoenen: "Buerger von Rothenburg! Es ist mir eine Ehre, euch diese drei anmutigen Maedchen vorzustellen, um deren Gunst die unverheirateten Burschen heute wetteifern duerfen!" Er raeusperte sich und fuhr fort: "Wir waehlen jetzt durch Handheben die Maikoenigin!"

Anna versuchte, sich auf ihrem Stuhl ganz klein zu machen um moeglichst in Vergessenheit zu geraten. Sie hasste es, dermassen im Mittelpunkt zu stehen! Sie trug wieder das rote, mittlerweile von Grasflecken gereinigte Kleid, fuehlte sich dementsprechend entbloesst, und hatte einen Kranz aus Mohn, Margeriten und Kornblumen auf dem Kopf.

Zuerst war die blonde Greta an der Reihe, die ihre ueppige Oberweite weit nach vorne presste, um die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eine beachtliche Anzahl hob die Hand, und die junge Frau laechelte. Dann kam Marie. Obwohl sie eigentlich recht huebsch war, wurden ihr nur wenige Stimmen zuteil, und man konnte ihr die Enttaeuschung ansehen. Anna war die letzte. Es gab natuerlich keinen Zweifel daran, wer diese Wahl gewinnen wuerde. Trotz ihres Versuchs, nicht allzusehr aufzufallen, stimmten fast alle fuer sie und aus den hinteren Reihen ertoenten gar freche Pfiffe.

Anna musste sich schwer bemuehen, ueberrascht zu laecheln, statt genervt die Augen zu verdrehen. Der Vorsitzende des Stadtrates legte seinen Arm um sie und schob sie nach vorn: "Die Buerger von Rothenburg haben gewaehlt! Anna Schreiber ist unsere diesjaehrige Maikoenigin!" Die Menge groehlte und applaudierte, und Anna laechelte gequaelt und winkte scheu von der Buehne. Thomas, der inmitten der Burschen stand, blickte unsicher zu ihr auf. Er fragte sich, ob er nach ihrer gestrigen Unterhaltung nicht vielleicht absichtlich verlieren sollte, um die Sache nicht noch komplizierter zu machen.

Da stiess Berta ihn in die Seite: "Bemueh dich. Ich will nicht, dass Anna mit irgendeinem Vollidioten den Abend verbringen muss, der sich hemmungslos besaeuft und versucht, ihr unter die Roecke zu fassen!" Thomas stoehnte kaum hoerbar auf. Auch das noch! Da wuerde er sich wohl nicht rauswinden koennen.

Der alte Mann vom Stadtrat ergriff wieder das Wort und wandte sich an die Gruppe der jungen Maenner, die sich schon fuer das Rennen aufgestellt hatten: "Jetzt koennt ihr zeigen, wer von euch sich als wuerdig erweist, mit Anna Schreiber einen Abend zu beginnen! Seid ihr bereit? Dann auf die Plaetze, fertig...LOS!"

Noch war das letzte Wort nicht verhallt, da waren schon alle losgerannt. Der Wettlauf fuehrte an der Innenseite der Stadtmauer entlang und schliesslich wieder zum Marktplatz, auf dem der Maibaum stand, den es zu erklimmen galt.
Thomas war ganz gut in Form und lief im ersten Drittel. Vor ihm – fast an der Spitze des Feldes – war Friedhelm, der mit seinen roten Haaren wie eine lebendige rennende Fackel aussah. Einerseits wollte Thomas nicht gewinnen, denn ein oeffentlicher Kuss von Anna wuerde seine Beziehung zu ihr nicht gerade einfacher gestalten.
Doch dann erinnerte er sich an Bertas Worte und hatte Annas liebliches Gesicht vor Augen. Also strengte er sich an und schloss zu Friedhelm auf. Dieser sah mit einem grimmigen und entschlossenen Gesichtsausdruck zu ihm herueber, der zu sagen schien: "Anna bekommst du nicht, verlass dich drauf!" und beschleunigte sein Tempo.

Thomas machte es ihm nach und zusammen liessen die beiden ihre Mitlaeufer hinter sich.
Jetzt war es ein Rennen Mann gegen Mann. Die Haelfte der Strecke hatten sie bereits hinter sich, da fiel Thomas ein bisschen zurueck. Friedhelm war eindeutig der bessere und ausdauerndere Laeufer. Der Abstand blieb eine Weile gleich und der Marktplatz tauchte hinter der naechsten Biegung in einiger Entfernung auf.

Thomas rief sich den Moment ins Gedaechtnis, als Friedhelm Anna beim Tanzen hochgehoben und sie so laut gelacht hatte. Ob es sie in dem Moment gekitzelt hatte, weil er sie an der Taille gegriffen hatte? Die Eifersucht gab ihm neue Kraft und er holte Friedhelm ein. Fast gleichzeitig erreichten sie den Platz unter den aufmunternden Zurufen der Menge. Der rothaarige junge Mann war als erster auf dem Baum, der mindestens
15 Meter in die Hoehe ragte. Zwar war Thomas dicht hinter ihm, aber mit Friedhelms Talent im Klettern hatte er nicht gerechnet. Wie ein Eichhoernchen erklomm dieser das Holz Meter um Meter scheinbar muehelos, waehrend Thomas unter ihm keuchte.
Wie sehr er sich auch anstrengte, gegen die Geschicklichkeit seines Widersachers war einfach kein Kraut gewachsen! Dieser hatte gerade das Gebinde in der Hand, und er war erst zur guten Haelfte hinaufgeklettert.

Schande ueberkam Thomas, und er wusste, dass er verloren hatte. Allerdings achtete niemand auf ihn, alle jubelten, klatschten und groehlten, als Friedhelm, das Blumengebinde triumphierend ueber dem Kopf haltend, den Maibaum herunterglitt und mit stolz geschwellter Brust auf die Tribuene zumarschierte, wo Anna sich erhoben hatte und ihm laechelnd entgegenblickte. Sie hatte sich leicht entspannt, als sie gesehen hatte, dass Friedhelm gewinnen wuerde. Als er und Thomas Kopf an Kopf zurueck auf den Marktplatz gejagt waren, war ihr fast das Herz stehengeblieben.

Sie hatte schon befuerchtet, Thomas vor aller Augen einen Kuss geben zu muessen, und das haette sie niemals geschafft, ohne dabei zu verraten, dass sie mehr fuer ihn empfand, als sie durfte. Ausserdem war sie froh, dass es Friedhelm war, der gewonnen hatte. Sie hatte ihn gern. Zwar erzeugte er – bisher noch – nicht das Kribbeln, dass sie bei Thomas empfunden hatte, aber sie fuehlte sich in seiner Gegenwart sicher und hatte nicht staendig das Gefuehl sich ihrer Haut wehren zu muessen, dazu kannte sie ihn viel zu gut.

Thomas versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Er war auch vom Baum heruntergestiegen und hielt sich im Hintergrund. Gleich wuerde Anna Friedhelm kuessen und das konnte er nicht mit ansehen. Er drehte sich weg. Ploetzlich war Berta neben ihm. Sie umarmte ihn ueberschwaenglich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Es war grossartig, dass du Friedhelm hast gewinnen lassen!" befand sie enthusiastisch, das wird den Weg zu einer Hochzeit der beiden erheblich erleichtern! Die Maikoenigin heiratet sehr oft den Gewinner des Wettlaufs!" Entsetzt sah Thomas sie an: "Das habe ich nicht gewusst!" Um Fassung ringend fuegte er hinzu: "Denkst du nicht, das ist ein wenig schnell fuer die beiden? Und ausserdem denke ich, zum Heiraten gehoert etwas mehr dazu als einen Wettlauf zu gewinnen!" Berta lachte: "Die beiden kennen sich doch schon seit ihrer Kindheit! Warte nur ab...Friedhelm wird den ganzen Abend um Anna werben, und sie wird sich in ihn verlieben! Der Maizauber funktioniert immer!" "Wenn du das sagst..." meinte er klaeglich. Thomas hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Tag solch weitreichende Konsequenzen mit sich bringen koennte. Wieder ermahnte er sich, dass Anna fuer ihn unerreichbar war, ganz unabhaengig davon, was er fuehlte. Aber vielleicht konnte er doch etwas tun? Eine Idee formte sich in seinem Kopf: Wenn er Anna nur etwas eifersuechtig machen konnte, dann waere das schon etwas wert!

Zwischenzeitlich war Friedhelm schon auf der Tribuene angekommen und machte sich bereit, seinen Preis entgegenzunehmen. Seine Augen glaenzten. Annas Herz pochte nervoes. Ausser Thomas hatte sie noch niemand gekuesst. Sie konnte es kaum erwarten, das Gefuehl wieder zu verspueren, das sein Kuss ausgeloest hatte. Es war so fremd, ueberwaeltigend und so wunderschoen gewesen. Sie erroetete leicht, als sie auf Friedhelm zutrat. Und dann beugte er sich vor und kuesste sie. Und Anna fuehlte – nichts!

Thomas, der gegen seinen Vorsatz doch der Szene zugeschaut hatte, schluckte schwer. Mit Berta im Arm wagte er sich naeher nach vorne. Er konnte nicht abschaetzen, was Anna in diesem Moment dachte. Zumindest war sie nicht vor Wonne in Ohnmacht gefallen. Es gab also doch Hoffnung!

Anna war verwirrt; sie hatte erwartet, dass jeder Kuss ein solches Wohlgefuehl ausloeste. Aber offenbar hatte es einzig an Thomas gelegen! Derart in Gedanken versunken dauerte der Kuss nun schon laenger als gewoehnlich, und das Publikum begann zu johlen. Friedhelm, dergestalt ermutigt, versuchte kuehn, ihr seine Zunge in den Mund zu schieben. Nun erwachte Anna aus ihrer Starre, und sie zuckte zurueck. Sie erroetete heiss und schaffte es, Friedhelm ein Laecheln zuzuwerfen.

Der Kuss hatte fuer Thomas Geschmack viel zu lange gedauert. Das bestaerkte ihn noch mehr, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Von da an nahm er sich vor, Anna keine Beachtung zu schenken und ging stattdessen ganz auf Berta ein, ueberfiel sie mit Fragen, machte ihr andauernd Komplimente und war sogar so wagemutig ihr die ein oder andere harmlose Zaertlichkeit zukommen zu lassen. Anna kam derweil an Friedhelms Arm von der Tribuene. Der fuehrte sie schnurstracks zu Berta und Thomas, wo Anna jetzt am wenigstens sein wollte, und gab Thomas einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter: "Du hast mir einen guten Kampf geliefert, mein Freund! Ich dachte, du jagst sie mir ab!"

Thomas laechelte ihn laessig an und antwortete: "Wieso sollte ich das tun, Friedhelm? Ich habe doch bereits meinen Schatz! Und ich freue mich fuer euch beide, ihr werdet sicherlich ein schoenes Paar abgeben!" Jetzt oder nie – egal was die Sittlichkeit gebot – dachte er sich, drueckte Berta fest an sich und gab ihr einen Kuss auf den Mund. Berta war perplex. Dann kicherte sie albern und senkte erroetend den Kopf. Anna verspuerte einen schmerzhaften Stich. Was sollte das denn ploetzlich!? So war er doch die ganze Zeit nicht gewesen! Es kam ihr so verdammt falsch vor, genauso falsch wie der Baeckerssohn, bei dem sie sich untergehakt hatte.

"Ich kann zwar nur fuer mich sprechen" fuhr er fort "aber im Moment bin ich der gluecklichste Mensch auf der Welt und es gibt niemanden, mit dem ich lieber sein wuerde, als mit meiner Berta!" Friedhelm nickte, musterte kurz Berta und dann Anna, die in ihrem roten Kleid wie die fleischgewordene Liebesgoettin neben ihm stand, und murmelte: "Nun, jedem das seine sage ich immer!" Zum Glueck hatte Thomas das nicht gehoert, denn er war ganz auf seine Vorstellung konzentriert gewesen. Waehrend des Laufes waren auf dem Marktplatz Tische und Baenke aufgestellt worden und alles eilte, um das Festmahl zu bereiten, mit dem das dreitaegige Fest abschliessen wuerde. Thomas legte seinen Arm um Berta, entschuldigte sich von Anna und Friedhelm und die beiden gingen in Richtung der Tische davon. Innerlich hatte er Annas Blick genossen, als er Berta gekuesst hatte, aber einfach war es nicht gewesen, in die andere Rolle zu schluepfen!

Friedhelm blickte Anna froehlich an: "Was meinst du, meine Schoene? Wollen wir uns zu deiner Schwester und deinem Schwager gesellen? Unsere Eltern kommen auch sicher bald dazu, die werden hocherfreut ueber die Entwicklung der Dinge sein!" Anna nickte schwach: "Wenn du moechtest!" Sie hatte noch Thomas vor Augen, der Berta gekuesst hatte, und stand im Augenblick voellig neben sich.

Als sie sich setzten, raunte Berta Thomas kichernd zu: "Das war unerwartet! Aber ich will mich nicht beschweren!" und schmiegte sich an ihn. Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Wenn das nach hinten losgeht, kann ich mich da nicht wieder herauswinden! befuerchtete er in Gedanken. Aber der Anblick von Anna an Friedhelms Seite bestaerkte ihn in seinem Vorhaben. Friedhelm suchte sich zu allem Ueberfluss den Platz genau gegenueber von Thomas und Berta aus. Er nahm Annas Hand, die auf dem Tisch lag, in die seinen und spielte zaertlich und gedankenverloren mit ihren Fingern, wandte sich dabei an Thomas: "Fuer wann ist denn die Hochzeit geplant, mein Freund?"

Oh weh, da hatte Friedhelm aber eine heikle Frage erwischt! Unsicher meinte Thomas: "Das steht noch nicht fest. Ich denke, dass Anselm erst meine Ausbildung als Kaufmann beenden will, bevor wir darueber reden. Und damit stehe ich erst am Anfang. Wer weiss, vielleicht seid ihr beiden ja sogar schneller!" Friedhelm schuettelte bekuemmert den Kopf: "Unmoeglich. Berta ist die aeltere, sie muss zuerst heiraten." Er strahlte Anna an: "Wenn das nicht der Fall waere, wuerde ich Anna gleich heute zu meiner Frau machen!" Was fuer ein Glueck, dass die Ausbildung mindestens ein Jahr dauert! dachte Anna bei sich und brachte ein klaegliches Laecheln zustande.

Auch Thomas blickte erleichtert drein. Damit hatte er genug Zeit, sich seiner Gefuehle im Klaren zu werden und zu planen, wie er weiter vorgehen sollte. Sein Gedankengang wurde jaeh unterbrochen, denn da wurde schon das Essen von den Maegden aufgetragen. Der Lauf hatte ihn hungrig gemacht und es duftete himmlisch: Am Spiess gebratetes Schwein, frisches Brot, Ziegenkaese und Wein. Waehrend Berta und die beiden Maenner ordentlich hinlangten, knabberte Anna nur verhalten an einem Stueck Brot. Ihr Magen krampfte sich beim Anblick von Berta und Thomas immer wieder schmerzhaft zusammen, und sie dachte, nicht mehr als das in sich hineinbringen zu koennen. Friedhelm fiel das auf. "Was hast du denn, Liebste?" fragte er weich und besorgt, "Hat es dir vor lauter Freude, Maikoenigin zu sein, den Appetit verschlagen?" Wie schlecht du mich doch kennst! dachte Anna wehmuetig und versuchte zu laecheln: "Das wird es wohl sein!" "Probiert doch wenigstens mal!" lockte Friedhelm und hielt ihr ein Stueckchen vom Schwein an die Lippen.

Ein boeser Gedanke entstand in Thomas' Kopf. Wenn der Abend schon fuer ihn die Hoelle war, dann sollte es Anna nicht anders ergehen! Er hoffte, dass sie das in den Wahnsinn treiben wuerde. Gerade als Berta sich eine kleine Keule des Fleischs in den Mund schieben wollte, kitzelte er sie mit beiden Haenden an den Seiten und zwinkerte unauffaellig Anna ueber den Tisch zu. Berta zuckte zusammen, kreischte auf, und der Schlegel, den sie losgelassen hatte, traf Friedhelm an der Wange.

Jetzt wusste Anna mit Sicherheit, dass Thomas bewusst versuchte, sie zu quaelen! Das Schimpfwort, das ihr durch den Kopf schoss, war zu schlimm, um auch nur darueber nachzudenken, es tatsaechlich auszusprechen. Doppelt gemein war natuerlich, dass sie nicht einmal etwas dafuer konnte, dass Friedhelm gewonnen hatte und sie den Abend mit ihm verbringen musste! Aber sie wuerde es Thomas schon zeigen! Friedhelm rieb sich grinsend die getroffene Wange: "Danke, eigentlich hatte ich schon genug!" Anna lachte laut auf und benutzte ihr Schultertuch, um ihm das Gesicht zu saeubern.

Halb empoert und halb erheitert sah Berta Thomas an: "Ich mag dich zwar sehr gern, aber mach das nicht nochmal, hoerst du?!" Dieser grinste sie und dann Anna an. "Du fandest es wohl nicht lustig, nicht?" fragte er betont so, dass man nicht sicher sein konnte, an wen die Frage gerichtet war. Keines der Maedchen reagierte darauf, aber dafuer sah Friedhelm Anna ploetzlich mit einem woelfischen Grinsen im Gesicht an: "Als Kind warst du immer sehr kitzelig, Anna...bist du's immer noch?" "Ist sie!" sprang Berta sofort ein, bevor ihre Schwester auch nur daran denken konnte, zu antworten, "Toedlich kitzelig!"

Das ist ja gehoerig nach hinten losgegangen! aergerte Thomas sich. Wuerde Friedhelm es wirklich wagen? Anna rutschte mit leicht panischem Blick von ihm weg: "Wage es ja nicht, Friedhelm! Ich schreie!" Der Baeckerssohn lachte: "Ja, das ist der Sinn der Sache!" Anna fuhr hoch und wollte davonlaufen, aber da packte Friedhelm sie von hinten, zog sie an sich und kitzelte sie an der Huefte. Mit einem Kreischen und voellig hilflos klappte Anna vor ihm zusammen. Beim Klang ihres Lachens zog sich Thomas' Brust zusammen, weil nicht er es war, der es ausgeloest hatte.Tatenlos musste er zusehen, wie die Falle, die er Anna gestellt hatte, nun auch ihn erwischte.

Anna wurde langsam aggressiv, sie drohte Friedhelm: "Friedhelm, ich schwoere dir, wenn du das nicht sofort sein laesst, kannst du den Rest des Abends alleine verbringen!" Das wirkte! Friedhelm hoerte sofort auf und half Anna auf die Bank zurueck. Wie ein Welpe sah er sie an: "Verzeih mir, Anna. Ich konnte nicht widerstehen!" Der Blick erweichte sie. Keuchend strich sie ihr Haar zurueck: "Na also gut...ausnahmsweise!" Ihre Wangen waren noch geroetet.

Berta hatte sich koeniglich amuesiert und sah Anna an, die ihr einen boesen Blick zuwarf, weil sie sie verraten hatte. Thomas war verwundert und froh, dass Anna so reagiert hatte. Als er sie gekitzelt hatte, hatte er den Eindruck gehabt, als ob es ihr gefallen haette. Aber bei Friedhelm lag ihre Toleranzschwelle offensichtlich erheblich niedriger. Anna war selbst verwundert darueber. Das Kribbeln, das bei Thomas entstanden war, wollte sie bei Friedhelm gar nicht erst aufkommen lassen. Sie mochte es nicht, von ihm auf diese Weise beruehrt zu werden. Die Erkenntnis sorgte dafuer, dass sie sich noch ein bisschen schlechter fuehlte als vorher, und sie griff voller Verdruss zu ihrem gefuellten Weinbecher.

Ab da verhielt sich Thomas deutlich ruhiger, nicht wissend, was seine Aktionen sonst noch heraufbeschwoeren koennten. Hin und wieder sah er zu Anna, unterhielt sich aber die meiste Zeit mit Berta, die mit ihrem zweiten Teller fertig war und nochmals nach den Speisen griff. Anna hielt sich mit Essen nach wie vor zurueck. Dafuer trank sie umso mehr. Das hob die Stimmung. Und senkte die Hemmungen. Als zum Maedchenreigen aufgerufen wurde, sprang sie auf und zerrte die unwillige Berta mit sich auf den Tanzboden.

Thomas hielt sich bewusst von Wein fern. Nicht auszudenken, wenn er betrunken wuerde und im Zuge dessen etwas peinliches ausplapperte! Die Maedchen tanzten froehlich und Thomas war mit Friedhelm alleine am Tisch, was ihm gar nicht recht war. Er wusste nicht so richtig, ueber was er sich mit seinem Widersacher unterhalten sollte. So schaute er nur Anna und Berta zu. Erstere schien etwas zu viel von Wein intus zu haben, denn ihre Bewegungen waren nicht von ihrer ueblichen Anmut gezeichnet und sie schwankte ein wenig.

Dennoch war sie immer noch das schoenste Maedchen von allen, und ihre Unbeholfenheit wirkte reizend. Friedhelm starrte sie an. Schliesslich stiess er einen zitternden Seufzer aus und fuhr sich uebers Gesicht: "Sie macht mich wahnsinnig, Thomas!" Unter anderen Umstaenden haette er ihm etwas unfreundliches gesagt, aber im letzten Moment biss er sich auf die Zunge. Alles in allem konnte Friedhelm fuer seine Gefuehle genausowenig wie Thomas. Deshalb sagte in einem freundlicheren Ton als er erst vorgehabt hatte: "Ist es denn wirklich so schlimm? Weisst du, Anna kann manchmal eine richtig anstrengende Kratzbuerste sein! Vielleicht ist es ja nur etwas voruebergehendes..." Friedhelm erwiderte aergerlich: "Was weisst du schon davon? Wie kannst du dir anmassen, zu denken, dass du meine Gefuehle kennst? Da du schon so neugierig bist, dann sage ich dir das: Wenn Anna nicht so widerspenstig waere, dann haetten wir bestimmt das ein oder andere Schaeferstuendchen miteinander verbracht! Und ich sage dir, das ist nur eine Frage der Zeit!" Thomas Gesicht verwandelte sich von der freundlichen Miene in eine rote Zornesmaske. "Wie kannst du es wagen, ueber Anna zu reden als waere sie nur ein Stueck Fleisch fuer dich?!" erhob er seine Stimme. "Aber sieh sie dir doch nur an! Dieser Koerper, diese Rundungen – was interessiert mich was sie denkt!“ knurrte Friedhelm, „Und wenn wir erstmal verheiratet sind, dann kann ich mit ihr machen was ich will! Solange und so oft, wie es mir ge..."

Weiter kam der Baeckerssohn nicht. Mit einem Schrei sprang Thomas ueber den Tisch und warf sich auf ihn. Heisse Wut stieg in ihm auf. Wenn er Anna schon nicht bekommen wuerde, dann wuerde er dafuer sorgen, dass dieser widerliche Dreckskerl auch nicht Hand an sie legte. Er traktierte ihn mit seinen Faeusten und wuetend setzte sich der Angegriffene zur Wehr. Die beiden rangelten und stiessen den Tisch um, dass die ganzen schoenen Speisen auf dem Boden landeten. Mit erschrockenen Schreien sprangen die Umsitzenden auf, aber keiner schien auch nur daran zu denken, einzugreifen. Statt dessen bildete sich rasch ein Kreis um die beiden Kaempfenden, und das Publikum feuerte seinen jeweiligen Favoriten mit Rufen und Klatschen auch noch an!

Hier kam Thomas zugute, dass er groesser und kraeftiger als Friedhelm war. Schnell gewann er die Oberhand und war ueber ihm. "Nimm es zurueck du Widerling!" schrie er. Anna und Berta hatten den Tumult bemerkt und kaempften sich durch die Menge. Als sie sahen, dass die ihnen angedachten Maenner miteinander im Dreck lagen und sich schlugen, schrien beide entsetzt auf, und Anna wurde schlagartig nuechtern.

"Nimm es zurueck!" wiederholte Thomas immer wieder in seiner Raserei. Doch Friedhelm dachte nicht daran. Er nutzte seine kleinere Statur zu seinem Vorteil und entwand sich Thomas' Griff, haemisch lachend: "Da habe ich wohl einen wunden Punkt getroffen, was?" Die Kontrahenten umkreisten sich mit funkelnden Augen. Friedhelm blutete aus der aufgeplatzten Lippe und auch Thomas hatte ein paar Kratzer abbekommen. Die beiden Streithaehne wollten sich wieder aufeinander stuerzen, da war Berta zwischen ihnen und rief: "Was ist nur los mit euch! Kann man euch denn nicht fuenf Minuten alleine lassen?"

Friedhelm grinste: "Ich wuerde deinen Zukuenftigen etwas naeher unter die Lupe nehmen, Berta! Es scheint mir ganz so, als haette er ein Auge auf MEINE Braut geworfen!" "So ein Unsinn!" stritt dieser ab. "Ich habe nur ihre Ehre verteidigt, wie ich es fuer jede Frau tun wuerde!" Berta stemmte die Haende auf die fuelligen Hueften: "Was ist denn ueberhaupt passiert?" Thomas schluckte und wollte nicht antworten. Egal was er jetzt sagte, Berta koennte erahnen, was sich zwischen ihm und Anna wirklich abspielte.

Anna stand mit grossen Augen am Rand des Platzes und sah abwechselnd Friedhelm und Thomas an. Sie wusste ueberhaupt nicht, was sie denken sollte. Sie konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass Friedhelm in irgendeiner Weise ihre Ehre angreifen wuerde. Die Umstehenden hatten von der Auseinandersetzung vor der Pruegelei nichts mitbekommen und konnten sich daher nicht aeussern. Aergerlich ueber seine Unbeherrschtheit versuchte sich Thomas einen Weg aus dem Kreis zu bahnen, aber Berta stellte sich ihm in den Weg: "Erzaehl mir sofort, was vorgefallen ist!" beharrte sie. Er seufzte, sah sie an und wiederholte dann in knappen Worten, was Friedhelm gesagt hatte. Dieser hatte nicht damit gerechnet, dass Thomas etwas sagen wuerde und starrte ihn trotzig an.

Berta runzelte die Stirn: "Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen! Friedhelm soll sowas ueber Anna gesagt haben!?" Anna selbst war stocksteif. Das konnte, wollte sie einfach nicht glauben. Wenn das stimmte, stuende ihr bei einer Ehe mit Friedhelm die Hoelle bevor. "Ich luege nicht. Wenn du mir nicht glaubst, dann lass deine Schwester eben ihre eigene Erfahrung machen!" Er war immer noch sichtlich aufgebracht, umso mehr, da keiner ihm glauben wollte. Er drueckte sich an Berta vorbei und machte sich davon. Berta hielt einen Moment inne und hastete ihm dann hinterher.

Anna sah Friedhelm an: "Hast du das wirklich gesagt?" Friedhelm wurde bleich, konnte die Wahrheit aber unmoeglich zugeben. Er starrte sie mit angstvollem Blick an. "Thomas ist wahnsinnig, merkst du das nicht? Er wuerde alles tun, um uns auseinanderzubringen!" Er versuchte bestimmend zu klingen, aber es kam eher wie eine Entschuldigung heraus. Anna wusste nicht, was sie glauben sollte. Sie kannte Friedhelm gut und traute es ihm eigentlich nicht zu, so etwas zu sagen. Auf der anderen Seite hielt sie auch Thomas nicht fuer einen Luegner. Aber sie wusste, dass seine Gefuehle genauso in Aufruhr waren wie die ihren. Also war es moeglich, dass er vielleicht eine Aeusserung in den falschen Hals bekam. Anna beschloss, abzuwarten und sehr genau zu beobachten.

Friedhelm wollte Anna keinen Grund geben, Thomas zu glauben, und so versicherte er ihr erneut, dass er so etwas nie tun wuerde und bot ihr an, sie nach Hause zu begleiten. Unsicher hakte Anna sich bei ihm unter und liess sich von ihm zu ihrem Elternhaus bringen.

Thomas und Berta waren kurz vor ihnen angekommen. Berta war etwas sauer auf ihn, weil er so eine Szene gemacht hatte und damit auch ein schlechtes Licht auf sie warf. Sie wollte ihm nicht glauben, denn auch sie kannte Friedhelm schon seit Jahren. Daher war sie beleidigt ins Bett gegangen – wohl auch ein bisschen eifersuechtig, weil es sie aergerte, dass Thomas ihre Schwester verteidigt hatte. Er hingegen beobachtete aus dem 1. Stock durch das Fenster, wie Anna und Friedhelm ankamen.

Anna war noch immer restlos verunsichert und verwirrt. Sie bedankte sich bei Friedhelm fuer die Begleitung, wuenschte ihm eine gute Nacht und wollte ins Haus gehen. Der Baeckerssohn hielt sie am Arm fest: "Bekomme ich keinen Gute-Nacht-Kuss?" Anna sah ihn kurz an: "Das moechte ich im Augenblick lieber nicht! Ich muss mir erst ueber einige Dinge klar werden!"

Thomas betrachtete das Ganze argwoehnisch. Er wusste genau, worauf Friedhelm allem Anschein nach aus war. Wenn Anna ihm das jetzt geben wuerde – den Gedanken wollte er erst gar nicht zu Ende denken. "Nun komm schon!" draengte Friedhelm und packte sie an beiden Oberarmen. Die Tatsache, dass sie sich ihm jetzt verweigerte, war ein sicheres Zeichen fuer ihn, dass sie drauf und dran war, Thomas zu glauben, nicht ihm.

Thomas gefiel gar nicht, wie sich das da unten entwickelte. Er eilte die Treppe herunter, oeffnete die Tuere einen Spalt und lugte hinaus, bereit einzuschreiten, falls noetig. Anna fuehlte sich wuetend werden, und sie versuchte, ihm ihre Arme zu entwinden: "Friedhelm, ich habe nein gesagt! Respektier das gefaelligst!" Thomas hielt den Atem an. Er hatte Recht gehabt! Friedhelm war ein billiger Schweinehund. Aber angesichts dessen, was vorhin passiert war, wollte er nicht wieder voreilig handeln.

Friedhelm liess sie nicht los: "Nun zier dich doch nicht so, Anna! Bald sind wir ohnehin verheiratet, da kannst du ruhig schonmal ein bisschen netter zu mir sein!" Thomas Finger wurden weiss, so fest griff er den Tuerrahmen.

Thomas hat die Wahrheit gesagt! wurde es Anna siedendheiss bewusst. Sie fauchte Friedhelm an: "Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich nach diesem Abend noch heirate!? Ich glaube, Thomas hat dich nicht ohne Grund verpruegelt, so wie du dich eben benimmst!" Als er hoerte, wie Anna ihre Stimme erhob, dachte sich Thomas: Genug ist genug! Er oeffnete die Tuere ganz und ging auf die beiden zu: "Gibt es ein Problem, Friedhelm?" Friedhelm hielt unveraendert Annas Oberarme umklammert; seine Augen wurden ganz schmal, als Thomas aus dem Haus trat. "Du hast alles ruiniert, du dahergelaufener...." Offenbar wollte ihm das passende Wort nicht einfallen, so spuckte er Thomas nur vor die Fuesse. "Soso, jetzt zeigst du also dein wahres Gesicht. Ich rate dir, Anna sofort loszulassen, oder du kannst was erleben!" drohte dieser ihm.

"Von mir aus kannst du Anna geschenkt haben!" erwiderte Friedhelm zornig, "Wer will schon eine Frau, die sich nicht einmal kuessen laesst, geschweige denn die Schenkel spreizt!" Damit stiess er das Maedchen grob von sich. Damit platzte Thomas der Kragen. Er versetzte Friedhelm einen gezielten Hieb in den Magen. Der kruemmte sich vor Schmerzen. Thomas stellte sich neben Anna und sagte voller Abscheu zu Friedhelm: "Lass dir das eine Lehre sein! Und jetzt verschwinde, wenn du nicht noch mehr Pruegel beziehen willst!"

Anna zitterte; sie war fix und fertig. Spontan Schutz suchend schmiegte sie sich an Thomas' Seite und versteckte das Gesicht an seiner Brust. Friedhelm schnaubte veraechtlich und machte sich davon. Thomas war froh, Anna so nah bei sich zu haben, streichelte sachte ihr Haar und fluesterte ihr zu: "Ich wuerde niemals zulassen, dass dir so ein Kerl was tut." In ihren Augen stiegen Traenen auf, und sie schluchzte: "Ach Thomas, es tut mir leid, dass ich dir nicht sofort geglaubt habe! Ich haette nie gedacht, dass er...." Der Rest des Satzes ging in haltlosem Weinen unter.

Thomas drueckte sie an sich und hielt sie einfach nur fest. Nach ein paar Minuten hatte sie sich beruhigt. Er schob sie ein Stueck von sich und sah ihr freundlich in die noch nassen Augen. Anna hatte bisher noch gar nicht gemerkt, wie lieb er aussehen konnte. Er schien ein erstaunlich weiches Herz zu haben. Verlegen wischte sie die Traenen weg und laechelte: "Du wirst mir ein wunderbarer grosser Bruder sein!" Er lachte sie an: "Ich bin immer fuer dich da. Aber jetzt lass uns reingehen, es ist schon spaet; und ich will nicht, dass jemand, der uns hier in einer Umarmung stehen sieht, auf falsche Gedanken kommt!" Anna, der sein Schutz und sein Trost eine Welle von Kraft gegeben hatte, die sie nicht fuer moeglich gehalten hatte, lachte zurueck und riss ueberrascht die Augen auf: "Was fuer ein schlechter Mensch wuerde denn da auf Gedanken kommen, wenn wir beide uns umarmen?!" Sie piekte ihn mit dem Zeigefinger in den Bauch und schluepfte an ihm vorbei ins Treppenhaus. Er stand einen kurzen Moment in Gedanken versunken da, dann folgte Thomas ihr ins Haus.
 
6. Kapitel


Seit er bei der Schreiberfamilie wohnte, hatte Thomas in dieser Nacht zum ersten Mal richtig gut geschlafen, ohne sich mit verwirrenden Gedanken herumschlagen zu muessen. Vielleicht lag es daran, dass er mit Anna eine Art neue Ebene erreicht hatte. Sie war jetzt deutlich freundlicher zu ihm und das tat ihm gut. Zwar nagten immer noch gewisse Gefuehle in seinem Hinterkopf und er verspuerte jedesmal Aufregung, wenn er sie sah, aber zumindest im Moment hatte er es besser unter Kontrolle als vorher.

Ein weiterer Vormittag verging, bei dem er mit Anselm ueber das Geschaeftswesen diskutierte und viel dabei lernte. Es gab so viel zu entdecken! Er haette nie gedacht, dass es so kompliziert sein koennte, ein Tuchhaendler zu sein. Anselm hatte ihm gesagt, er werde am Nachmittag leider keine Zeit haben, denn er wollte sich mit einem Kaufmann treffen, der ihm bei der Ausstellung am Montag aufgefallen war, und sich mit neuer Ware eindecken. Das passte Thomas ganz recht. Wenn Anna nichts dagegen hatte, wuerden sie noch heute mit der ersten Stunde im Bogenschiessen anfangen.

Er fand sie im Innenhof, wo sie Waesche aufhaengte. Sie war vollkommen hinter einem riesigen Bettlaken verschwunden, aber er erkannte sie an ihrer Silhouette. Grinsend trat er an sie heran und zwickte sie an der Taille durch das Laken hindurch. Anna sprang mit einem Aufschrei zurueck und tadelte, ohne das Laken wegzunehmen: "Thomas, du sollst mich doch nicht kitzeln!" Sie wusste, dass er an ihrer Stimme hoeren konnte, dass sie laechelte.

Mit einer Hand Hand drueckte er ein Stueck des Stoffes beiseite und sah sie an: "Ich dachte, es waere an der Zeit fuer unsere erste Stunde! Anselm ist bis spaet abends nicht da. Hast du gerade Zeit, oder ist das Laken aufhaengen spannender?" Annas Augen leuchteten auf: "Das kann ich auch noch spaeter machen! Gehen wir in den Garten?" "Gerne" bejahte Thomas. Ueber seinen Schultern hing ein grosser Koecher und ein Bogen aus Buchenholz von mittlerer Groesse.

Anna betrachtete ihn von oben bis unten; er sah ohnehin gut aus, aber dieser Bogen und der Koecher gaben ihm ein verwegenes Erscheinungsbild. Sie hatte einmal ein Buch gelesen, in dem es um einen begnadeten englischen Bogenschuetzen namens Robin Hood ging. So wie Thomas jetzt aussah hatte sie sich diesen Mann vorgestellt.

Im Garten meinte er: "Lass uns erstmal langsam anfangen. Der Bogen ist eine maechtige aber auch schwierig zu handhabende Waffe. Zunaechst solltest du ihn richtig halten." Er zeigte es ihr, indem er mit seine Linken das Holz griff und mit der Rechten die Schnur. Er spannte den Bogen ein paar Mal und drueckte ihn dann Anna in die Hand. Anna stellte fest, dass es weiss Gott nicht so leicht war, wie es aussah. Thomas war natuerlich viel kraeftiger als sie, und es stellte sich als schwierig heraus, den Bogen ueberhaupt zu spannen! Er merkte, dass sie ein Schwierigkeiten hatte. Daher stellte Thomas sich direkt hinter sie und legte seine beiden Haende auf die ihren, mit denen sie den Bogen hielt, ihren Griff unterstuetzend und korrigierend.
Ein Zittern durchlief Anna. Er war ihr so nah. Sie spuerte seinen warmen Koerper im Ruecken, seinen Atem am Ohr, als er ihr erklaerte, wie sie es machen musste. Um ein Haar waeren ihr die Knie weich geworden. Thomas war sich ebenfalls ihrer Rundungen bewusst, die gegen seine Vorderseite gepresst ruhten. Als er dachte, sie haette es verstanden, trat er beiseite und gab ihr einen Pfeil: "Denkst du, du kannst den Baum da vorne treffen?"

Anna kniff ein Auge zu, betrachtete abschaetzend den Baum und befand: "Weiss nicht! Aber die Mauer dahinter treffe ich garantiert!" Er lachte amuesiert: "Das waere ein Anfang! Immerhin ist es ja dein erster Schuss!" Er ging vorsichtshalber doch etwas zur Seite und sprach ihr Mut zu: "Denk dir einfach, der Bogen ist eine Verlaengerung deines Armes. Sei nicht verspannt und ziele sorgfaeltig, dann bekommst du das schon hin." "Du hast leicht reden!" murmelte sie und spannte den Bogen mit einem hoerbaren Aechzen.

Just in dem Moment konnte man ein Gackern hinter der Mauer hoeren. Thomas sperrte verwundert die Ohren auf. Hinter der aus groben Steinen Steinen gebauten Mauer lag der Garten der Nachbarfamilie. Thomas konnte sich nicht daran erinnern, dass diese einen Hahn besass. Offenbar war das Tier bei der Kirchweih angeschafft worden. In dem Moment flatterte der Hahn auf die Mauer. Es war wirklich ein praechtiges, grosses Tier und musste eine schoene Stande Geld gekostet haben! Anna sah den Vogel gar nicht, sie konzentrierte sich auf Pfeil und Bogen und zielte angespannt auf den Baum. In dem Augenblick plusterte der Hahn das Gefieder, reckte den Hals und kraehte laut.

Anna zuckte zusammen und liess den Pfeil fliegen. Er traf den Baum, aber nur seitlich, prallte ab – und sauste als pfeifender Querschlaeger direkt in den Leib des Hahns. Das Tier fiel von der Mauer wie vom Blitz getroffen. Thomas stand erst wie angewurzelt da, schweigend – dann fing er schallend an zu lachen. Er konnte nichts dafuer, aber er fand die Aktion einfach unbeschreiblich komisch. Dass Anna – wenn auch unfreiwillig – bereits mit ihrem ersten Schuss ein bewegliches Ziel getroffen hatte, das war zum Schiessen!

Anna wandte sich ihm mit kreideweissem Gesicht zu: "Lach nicht so bloed! Das ist nicht witzig, du kennst den Wagner nicht, der reisst mir die Ohren ab!!" Er hoerte ihre Stimme kaum und klopfte sich die ein Verrueckter auf die Schenkel, von einem Lachanfall nach dem anderen durchgeschuettelt. "Thomas!" drohte Anna, wenn du nicht zu lachen aufhoerst, gebe ich dir einen echten Grund dazu!" Der wollte ihre Drohung nicht ernst nehmen. Es war einfach zu koestlich! Gerade als er glaubte, sich beruhigt zu haben, brach es wieder aus ihm heraus.

Anna legte seelenruhig den Bogen auf die Wiese und krempelte die Aermel ihrer Bluse hoch: "Nun gut...du hast es herausgefordert!" Damit sprang sie ihn an und warf ihn auf den Boden, setzte sich rittlings auf seinen Bauch und fing an, in der Hoffnung, dass er genauso kitzlig war wie sie selbst, seine Seiten und Rippen zu bearbeiten. Wenn Thomas schon vorher heftig gelacht hatte, dann verfiel er jetzt in Hysterie. Er war noch nie so richtig gekitzelt worden. Das, zusammen mit dem Ueberraschungsmoment, hatte ihn kalt erwischt: Er prustete drauflos, unfaehig, nur ein Wort herauszubringen. Anna lachte mit ihm mit, sie konnte einfach nicht anders, und kitzelte ihn munter weiter. Nie waere sie auf die Idee gekommen, dass das so viel Spass bringen koennte.

Thomas versuchte verzweifelt, unter ihr wegzukommen, aber es war, als waere er der Samson aus der Bibel ohne den Bart – alle Kraft war aus ihm gewichen. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen sondern schleuderte Anna nur immer wieder neue Lachsalven entgegen. Sie fing an, ihn noch zusaetzlich zu necken: "Oooh, armer Junge, sooo kitzelig bist du! Das ist ja niedlich!" und griff jetzt richtig zu. Ob ihrer Worte schrie er auf. Es war, als wuerden sie ihn um ein Vielfaches kitzeliger machen! Die spaerliche Luft, die er zwischen seinen Atemstoessen eruebringen konnte, benutzte er fuers Bitten: "Anna! Niiiiiiicht! Ich kann nicht meeeeeeehr!"

Gerne, nur zu gerne haette sie weitergemacht, aber einerseits verspuerte sie schon wieder dieses gefaehrliche Kribbeln, und andererseits erinnerte sie sich, wie graesslich es im Rathauskeller gewesen war, als er trotz ihrer Bitten nicht aufgehoert hatte. Also hielt sie inne und blieb nur grinsend auf seinem Bauch sitzen. Uff, gerade noch rechtzeitig dachte er. Haette sie noch etwas laenger weitergemacht, waere ihr seine Regung in den Lenden entgegengekommen! Thomas hustete und entspannte sich mit einem Seufzen. Sie piekte ihm in den Bauch: "Jetzt siehst du mal, wie gemein das ist!" "Ist ja gut, du hast gewonnen!", kicherte er "Bitte nur nicht mehr kitzeln!"

"Vielleicht mach ich spaeter weiter!" kicherte sie, "Aber einstweilen sollten wir uns ueberlegen, was wir mit dem erlegten Hahn machen, bevor der Wagner es mitbekommt!" Thomas stand auf, immer noch grinsend. Dann versuchte er eine ernsthaftere Miene aufzusetzen: "Du hast Recht, das koennte Aerger geben. Wir vergraben das Tier besser, dann wundert sich zwar jeder wo es ist, aber keiner kann es uns anhaengen." "Hm..." Anna dachte kurz nach. "Ich hab eine bessere Idee!" Sie lief zur Mauer, hob den Hahn auf und zog den Pfeil aus seiner Brust. Dann winkte sie Thomas herbei: "Mach mir mal eine Raeuberleiter! Ich muss auf die Mauer!"

Er wunderte sich zwar, tat aber wie geheissen und hielt ihr die zusammengefalteten Haende hin. Anna zog die Schuhe aus, stieg hinein und liess sich hochheben. Kaum konnte sie sich an der Mauer festhalten, sah sie sich unruhig um, ob jemand gesehen haben koennte, dass sie den Hahn getroffen hatte. Aber keine Menschenseele war in Sichtweite. Thomas sah zu ihr herauf und fragte "Was hast du vor?" Statt einer Antwort rief Anna leise: "Fiiiidooo...wo bist du mein Huebscher? Fiiidooo!" Schon kam der grosse, zottige braune Hund schwanzwedelnd aus dem hinteren Teil des Gartens angelaufen. Zum Glueck verzichtete er darauf, zu bellen.

Thomas Augen glaenzten auf, als er begriff, was sie plante. "Du bist ein verdammt kluges Maedchen, das muss ich dir lassen!" erkannte er staunend an. Sie grinste und zwinkerte ihm zu: "Merkst du das jetzt erst?" Dann wandte sie sich wieder dem Hund zu: "Da bist du ja, mein Guter, mein Braver! Schau mal, was ich habe, feeeeiiiines Fresschen, hmmm, lecker!! Hier – fang!" Damit liess sie den toten Hahn los. Fido fing ihn in der Luft und machte sich sofort daran, das Federvieh zu zerreissen.
Thomas liess Anna langsam herunter zu Boden und sah sie stolz an: "Das war eine prima Idee!" Sie knickste kokett vor ihm: "Ich weiss! Hoffentlich erschlagen sie jetzt nicht den armen Hund!" "Besser als wenn wir die Schuld in die Schuhe geschoben bekommen!" meinte Thomas. Sie lachte: "In die Schuhe geschoben ist gut! Immerhin waren wir es. Das heisst, eigentlich war nur ich es!" Er setzte eine nachdenkliche Miene auf: "Hm das stimmt, DU hast den Hahn umgebracht. Du hast zwar die Beweise vernichtet, aber nicht den einzigen Zeugen!" Anna zog die Brauen hoch: "Sollte ich dich auch noch dem Hund zum Frass vorwerfen? Ich glaub dich dicken Brocken schafft er nicht!"

"Ich dachte eher, dass du dir mein Stillschweigen...verdienen kannst!" erwiderte Thomas und machte ein Gesicht, das Baende sprach. In Anna krochen tausende Ideen hoch, was er von ihr wollen koennte. Einige waren angenehm. "Ach ja...." Sie verschraenkte die Arme vor der Brust. "Und wie?" Thomas war mit einem Mal schuechtern. Er hatte sich nicht ueberlegt, was er jetzt genau sagen sollte. Also druckste er herum: "Aehm, ich dachte da an die Sache mit dem Rathauskeller, wenn wir so etwas vielleicht wiederholen koennten?" Seine Stimme war immer leiser geworden, als er gesprochen hatte. Anna traute ihren Ohren nicht. Sie blinzelte zweimal und fragte dann mit deutlicher Unglaeubigkeit in der Stimme: "Was?!"

Thomas hatte ohnehin nicht mit begeisterter Zustimmung gerechnet. Er schaute zu Boden, schabte mit dem rechte Fuss in der Erde und murmelte: "Es ist nichts, vergiss es..." "Raus mit der Sprache!" forderte sie. "Du willst....du willst mich kitzeln!?" Sie wurde immer verwirrter. Sie hatte mit einigem gerechnet, aber damit nicht. Was solls! dachte er sich: "Ja das will ich! Es hat mir einen Riesenspass gemacht und ich will es wieder tun! Und wenn du mich nicht laesst, dann erfaehrt ganz Rothenburg von dem Hahn!" verkuendete er mit einem forschen Grinsen.

"Du Mistkerl!" Ihre Stimme klang mehr amuesiert als aergerlich. "Du perverser kleiner Mistkerl!" setzte sie noch eins obenauf, "Ich dachte, du willst vielleicht noch einen Kuss oder etwas aehnliches...aber wer haette gedacht, dass es das ist, was dir die Hitze in die Lenden schiessen laesst!" Thomas wurde feuerrot im Gesicht, stand aber seinen Mann. "Wenn ich mich nicht voellig verschaetzt habe, dann hat es dir aber auch gefallen!" ging er in die Offensive. "Ah so, und wie kommst du auf diese kuehne Idee?" forderte sie ihn heraus und legte den Kopf schief. Ihm machte es Spass, sich mit ihr anzulegen und er konterte: "Nenn es Intuition, aber ich weiss, dass ich Recht habe!" "Ich nenne das eher Wunschdenken!" Sie grinste. "Nenn es wie du willst, mit Wortgewandheit kommst du da nicht mehr heraus!"

Da hatte er wohl recht! Und das Merkwuerdige daran war: Sie wollte auch gar nicht herauskommen! Dennoch rollte sie theatralisch die Augen: "Na schoen, also gut! Bevor ich fuer ein Jahr zu Zwangsarbeit beim Wagner verpflichtet werde, lasse ich mich lieber ein bisschen von dir kitzeln!" "Wir haben eine Abmachung!" verkuendete Thomas verschmitzt. "Wie waere es mit heute abend? Ich kenne da ein schoenes Plaetzchen, da hoert dich auch niemand schreien." "Und wie willst du unauffaellig mit mir aus dem Haus kommen!?" Anna spielte die Genervte ganz hervorragend, obwohl gleichzeitig ihr Herz schlug bis zum Hals. Wenn es um die Gelegenheit ging, Anna zu kitzeln, lief sein Verstand auf Hochtouren. "Ich sage einfach, ich mache einen Abendspaziergang. Du sagst dasselbe, nur duerfen wir nicht gleichzeitig aus dem Haus gehen" erklaerte er. "Wie total unauffaellig!" befand Anna, "Aber wenn du meinst, das funktioniert, bitte!"

Spitz gab er zurueck: "Hast du eine bessere Idee?" Sie hob die Achseln: "Ich muss ja keine haben! Du bist hier derjenige, der seinen dunklen Geluesten nachgehen will, nicht ich!" Dabei grinste sie in jeder Sekunde ein wenig breiter. Thomas wurde immer roeter im Gesicht. Na warte! Das Vorlautsein werde ich dir schon noch austreiben! "Schau dich doch selber an, du grinst, als wenn der Kaiser persoenlich vor dir niedergekniet waere!" Anna musste lachen: "Na ist doch kein Wunder, wo du hier deine ganzen peinlichen Vorlieben vor mir ausbreitest!" Dann fuhr sie fort: "Wo ist dieses sagenhafte Plaetzchen ueberhaupt? Soll ich nochmal jemandem eins ueberbraten, damit ich wieder in den Stock komme?"

Thomas gruebelte, dann hatte er eine Idee: "Hat dein Vater nicht ein alter Lager an der Innenseite der Stadtmauer? Beim Wettlauf bin ich daran vorbeigekommen. Das ist aus dicken Steinen gebaut; da hoert dich garantiert niemand!" Anna lief es eiskalt den Ruecken herunter. Die Idee hatte etwas beaengstigendes und gleichzeitig lustvolles. Sie nickte: "Ja...da muesste es gehen!" Zufrieden meinte Thomas: "Ich denke, fuer heute sind wir mit Bogenschiessen zu Ende. Wer weiss, was du sonst noch triffst?" "Mit etwas Glueck dich in den Arsch!" kam die Antwort. Gegen diese vorlaute junge Frau konnte man einfach nicht ankommen! Ohne auf ihre erneute Herausforderung einzugehen, packte er Bogen und Pfeile zusammen und zwinkerte ihr zum Abschied nochmals zu.
 
7. Kapitel


Thomas ging am Abend direkt von Anselms Hof zum Lagerhaus. Er war so erfuellt von Aufregung und Vorfreude auf den Abend, dass er sich beherrschen musste, nicht gleich loszurennen. Anna wuerde wie abgemacht erst etwas spaeter kommen, und das gab ihm Gelegenheit, alles herzurichten. Ehrlich gesagt hatte er nicht damit gerechnet, dass sie auf seine kleine Erpressung eingehen wuerde. Umso ueberraschter und natuerlich erfreuter war er gewesen und den restlichen Tag hatte er nichts anderes mehr denken koennen. Ein klein bisschen hatte er ein schlechtes Gewissen, Annas Missgeschick mit dem Hahn dermassen auszunutzen, aber die Zweifel waehrten nicht lange und machten seiner Fantasie Platz.

Nach nicht allzu langem Suchen fand er den Schluessel zum Lager in einer durch Efeu gut verborgenen Ritze zwischen den Steinen, die sich durch die Abendsonne noch warm anfuehlten. Die schwere Tuer knarzte lauter auf, als ihm lieb war. Hastig hielt Thomas Ausschau, ob jemand etwas gehoert hatte, dann war er in dem grossen Gebaeude verschwunden. Nachdem er sich etwas umgesehen hatte, begann er mit den Vorbereitungen.


****


Als Thomas nach dem Abendessen aechzend aufstand und verkuendete, jetzt noch einen Spaziergang zu machen, um das reichhaltige Essen besser verdauen zu koennen, bekam Anna, die bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreich verdraengt hatte, was fuer den heutigen Abend geplant war, sofort Herzklopfen bis in die Kehle. Eine merkwuerdige Art von Nervositaet hatte sie gepackt, die sie lange nicht mehr verspuert hatte. Als Kind hatte sie sie oft am Vorabend ihres Geburtstages gefuehlt, eine komische Mischung aus Vorfreude und banger Erwartung. Warum sie in diesem Augenblick Vorfreude empfand, konnte sie sich beim besten Willen nicht erklaeren!

Am liebsten waere sie ihm direkt nachgelaufen, um es hinter sich zu bringen, aber sie wusste, dass sie damit Verdacht erregen wuerde. Berta war seit Thomas’ Pruegelei mit Friedhelm ohnehin ein wenig argwoehnisch ihr gegenueber. Also half Anna zuerst in scheinbar aller Seelenruhe beim Abraeumen und Abwaschen. Innerlich zitterte sie vor Anspannung und ueberlegte fieberhaft, was sie sagen sollte, wohin sie ging. Dieselbe Ausrede wie Thomas erschien ihr zu auffaellig.

Als sie sah, dass Hiltrud die letzten Reste vom Braten nach draussen zu Harras bringen wollte, hatte sie den Geistesblitz: "Warum geben wir das nicht lieber dem Lumpenfranz? Der braucht es noetiger als der Hund!" Hiltrud blickte Anna unschluessig an; der Lumpenfranz gehoerte zu Rothenburg wie die Jakobskirche. In jungen Jahren war er ein Lumpensammler gewesen, aber mittlerweile war er viel zu alt dazu, und so hockte er tagsueber in einer Ecke am Marktplatz und bettelte sich seinen Lebensunterhalt zusammen. Nachts schlief er im Armenhaus neben dem Galgenturm. Jeder kannte ihn, und die meisten Rothenburger hielten es fuer ihre Christenpflicht, ihm etwas zu geben. So auch Hiltrud.

"Ach Anna..." zoegerte sie, "Bis morgen ist der Braten verdorben!" Anna zuckte die Schultern: "Wer will bis morgen warten? Ich laufe jetzt noch schnell hin. Auf dem Rueckweg schaue ich mal bei der Taverne vorbei, vielleicht muss Lotte heute nicht arbeiten, ich habe schon lange nicht mehr mit ihr geplaudert." Hiltrud verzog noch mehr das Gesicht: "Du weisst, dass ich es nicht so gern sehe, wenn du mit Lotte zusammen bist! Aber schoen....wir haben Franz schon lange nichts mehr gebracht! Ich mache dir ein Korb mit ein paar Sachen zurecht!"

Anna war erleichtert, dass ihr Plan offenbar funktionierte. Sie nickte zufrieden: "Gut. Derweil hole ich mir einen Umhang, es wird frisch draussen!" Eilig lief sie in ihr Zimmer. Dort holte sie nicht nur einen Umhang, sondern tauschte gleich auch ihre langaermelige Bluse gegen ein aermelloses Sommerblueschen aus. Erst als sie das Mieder wieder geschlossen hatte, wurde ihr bewusst, warum sie das ueberhaupt getan hatte: In dieser Bluse wuerde er ihre Achselhoehlen ohne hindernden Stoff erreichen koennen. Anna spuerte, wie sie heiss erroetete. Sie hatte es vor sich selbst noch nicht zugegeben, aber er hatte Recht gehabt: Es hatte ihr tatsaechlich gefallen!

Eilig warf sie sich einen Umhang mit Kapuze ueber und kehrte in die Kueche zurueck. Ihre Mutter reichte ihr ein Koerbchen mit allerlei Leckereien, und schon war Anna zur Tuer hinaus, bevor jemand auf die Idee kommen konnte, sie allzu genau anzusehen oder gar in ein Gespraech zu verwickeln.

Mit klopfendem Herzen huschte Anna durch die Strassen in Richtung Marktplatz. Es daemmerte schon, und nur wenige Menschen waren auf der Strasse. Einige kehrten von ihrer Arbeit nach Hause, ein paar verliebte Paare waren unterwegs. Sie sah keinen engen Bekannten. Niemand gruesste sie, und sie war froh darum, weil sie nicht wusste, ob sie ein Wort herausgebracht haette.

Sie fand den Lumpenfranz am Rande des Marktplatzes in einem Hauseingang sitzen. Er war ziemlich betrunken, und sein Genuschel, als sie ihm den Korb mit den Speisen gab, war nur schwerlich als: "Gott vergelt’s, mein schoenes Kind!" zu identifizieren. Nach einem kurzen Nicken lief Anna weiter. Bald erreichte sie die Stadtmauer, und mit jedem Schritt, den sie auf das alte Lager ihres Vaters zu machte, pochte ihr Herz lauter.

Sie hatte Angst und konnte es doch kaum erwarten, Thomas zu sehen. Was wuerde er mit ihr machen? Wuerde er sie wirklich nur kitzeln? Wo? Wie wuerde er sie fixieren? Und wuerde er aufhoeren, wenn sie ihn darum bat? Das alte Lager kam in Sichtweite. Dunkel und bedrohlich draengte es sich im Halbdunkel an die Stadtmauer. Annas Schritte wurden immer schleppender. Gern haette sie sich umgedreht und waere davongerannt. Aber sie war kein Feigling, noch nie gewesen, also ging sie tapfer weiter.

Schliesslich erreichte die das riesige Tor, in das eine kleinere Tuer eingelassen war, durch die man gehen konnte, wenn man keine groesseren Gegenstaende ins Lager bringen wollte. Das Vorhaengeschloss war fort. Thomas schien bereits zu wissen, wo der Schluessel war, und er schien auch schon hier zu sein. Anna sah, wie ihre Hand zitterte, als sie nach dem Knauf griff und die Tuer aufstiess. Ihr war schwindelig vor Aufregung.

Vorsichtig trat sie in das alte Warenhaus. Hier lagerte der Stoff, den ihr Vater nicht hatte verkaufen koennen, ein paar ausgemusterte Moebel, eine alte Kutsche, an der ein Rad fehlte, und allerlei anderes Geruempel. In dem Streifen daemmrigen Lichts, der durch die offene Tuer drang, konnte sie keine zwei Meter weit sehen. Unsicher sah sie sich um.

Thomas war gerade erst fertig geworden, kurz bevor Anna eintraf. Er war bei den Moebeln auf ein altes Bett gestossen, das er im hinteren Teil des grossen zentralen Raumes aufgestellt hatte. Mehrere Kerzen sorgten fuer ein gemuetliches Licht und aufgrund der Jahreszeit war es auch angenehm warm. Er sah Anna an der Tuer stehen, sich umsehend. "Psst! Hier hinten!" fluesterte er.

Obwohl er wirklich leise gewesen war, erschrak Anna so sehr, dass sie heftig zusammenzuckte und die Hand aufs Herz presste. Sie stiess hoerbar die Luft aus: "Herrgott, Thomas! Hast du mich erschreckt!" "Wenn du deshalb schon eine Gaensehaut bekommst, dann hast du ja fuer heute Abend keine besonders guten Karten!" grinste dieser sie an. Er war immer noch so weit von ihr entfernt, dass sie ihn nur als Silhouette erkennen konnte. Seine Stimme klang ganz anders als sonst. Ein wenig rauh. Sie jagte ihr erstrecht eine Gaensehaut ueber den Ruecken. "Mach mir keine Angst!" forderte sie klaeglich und kam langsam naeher.

Das wollte er nun nicht und trat ein paar Schritte vor, so dass sie ihn ganz sehen konnte. "Bei mir musst du keine Angst haben, ich hoffe, dass weisst du inzwischen?" Sie stand jetzt vor ihm und sah zu ihm hoch; aus seinem Blick sprach eine Waerme, die Anna so intensiv zuvor noch nicht gesehen hatte. Sie fuehlte sich fuer einen Moment sehr geborgen und nickte langsam: "Ich glaube es zumindest zu wissen und hoffe, dass du mich nicht eines besseren belehrst!"

Thomas laechelte sie an. Im Kerzenschein funkelten ihre Augen wie zwei wertvolle Edelsteine und gaben ihrer Schoenheit einen ganz neuen Charakter. Ein Kompliment konnte er sich nicht verkneifen: "Habe ich dir schonmal gesagt, wie wunderschoen du doch bist, Anna?" Nein, das hatte er noch nicht. Sie hatte das schon oft gehoert, aber immer veraechtlich abgetan. Wenn er es sagte, war das anders. Ihr Herz schlug heftig, und sie senkte erroetend den Blick: "Findest du wirklich?" "Jemand muesste schon blind sein, wenn er das nicht merken wuerde!" bekraeftigte er, auch etwas verlegen. "Du gefaellst mir auch!" platzte es aus Anna heraus, und sie wurde noch roeter. Ein breites Grinsen ueberzog sein Gesicht. "Das muss dir nicht peinlich sein. Wir sind einfach zwei Menschen, die einander schoen finden, was ist schon dabei?" "Es ist Suende. Doppelt, weil meine Schwester dir versprochen ist und nicht ich!" erwiderte sie und verfluchte sich dafuer, wie wehmuetig ihre Stimme klang.

Thomas raeusperte sich und da er die Situation nicht unangenehmer machen wollte, verzichtete er auf einer Erwiderung. Anna hatte ihm ihren Standpunkt zu dem Thema neulich auf dem Fest leider klar gemacht. Er wollte mit Worten nicht noch mehr in die Wunde stossen, die seitdem in seiner und offensichtlich auch ein wenig in ihrer Brust klaffte. Stattdessen fuehrte er sie an das Bett. "Bist du aufgeregt?" fragte er sie. Als er sie am Arm beruehrte, waere sie fast zurueckgezuckt. Sie zitterte leicht und nickte: "Und ob...du nicht?" "Wenn ich noch mehr Anspannung verspueren wuerde, koennte ich wohl nicht einmal mehr stehen!" versicherte er ihr. "Willst du es dir bequem machen, waehrend ich die...ahem Werkzeuge hole?" wies er auf das Bett. "Werkzeuge?" wiederholte Anna leicht beklommen, aber sie setzte sich dennoch zoegernd auf das Bett.

Zwar waren seine Haende bei ihren letzten Kitzeleien aeusserst effektiv gewesen, aber Thomas wollte auch etwas neues ausprobieren. Er verschwand im Dunkeln und tauchte nach ein paar Momenten mit einer kleinen Schatulle wieder auf. Annas Herzschlag schien durch die Decke zu gehen. Sie atmete heftig vor gespannter Erwartung. Nervoes sah sie Thomas entgegen. "Noch nicht," meinte der, "das wird eine Ueberraschung!" Er wies sie an, sich hinzulegen, bueckte sich und kam mit fuenf bunten Tuechern wieder hoch. Anna glaubte, vor Nervositaet gleich sterben zu muessen. Ganz gewiss wuerde sie es keine zehn Sekunden aushalten. Was, wenn er dann nicht aufhoerte? Sie legte den Mantel, den sie bis eben getragen hatte, zur Seite und streckte sich auf dem Bett aus.

Behutsam nahm Thomas ihre Haende und band sie an den Bettpfosten fest. Ebenso verfuhr er mit ihren Fuessen, die er danach ihrer Schuhe beraubte. Er pruefte, ob er die Tuecher nicht zu fest geknotet hatte, denn er wollte nichts weniger, als ihr Unannehmlichkei zu bereiten. "Hast du's bequem?" wollte er wissen. "Ungeheuer!" antwortete sie mit Grabesstimme. Aufmunternd strich er ihr eine Locke aus dem Gesicht. Er bewunderte ihre Beherrschtheit. An ihrer Stelle waere er schon laengst in panische Hysterie verfallen, bevor das Kitzeln ueberhaupt angefangen hatte. Ihre Augen sahen auch so aus, als waere sie nicht weit davon entfernt. Ihr Bauch kribbelte, teils aus Angst, teils aus dem Gefuehl, das sie noch nicht so gut kannte, und das sie immer wieder erstaunte.

Thomas wollte Anna von ihrer Anspannung endlich befreien. Er hatte vor, harmlos zu beginnen. So fuhr er mit einem Finger an ihrem rechten Ohr entlang. Am Ohr war sie nicht kitzlig. Aber weil sie erwartete, dass er nichts anderes tat, zuckte sie so heftig, als habe er sie verbrannt. Da wuerde er wohl haertere Geschuetze auffahren muessen! Mit allen zehn Finger piekste er sie erst behutsam, dann immer forscher in die Seite. Sie biss sich auf die Unterlippe und bemuehte sich, ein ernstes Gesicht zu machen. Aber ein kleines Prusten war ihr schon entwichen! Es kitzelte einfach hoellisch!

Thomas begutachtete ihr Mieder, wie es sich mit ihrem Atem hob und senkte. Er hatte befuerchtet, dass sie ihre Kleidung so waehlen koennte, um ihm den Zugang zu ihren kitzligen Stellen zu verwehren. Aber in dieser Frage war ihm Anna zu seiner Freude – und Ueberraschung – sehr entgegengekommen. Die Tatsache, dass das Mieder ob ihrer gestreckten Arme bis knapp ueber den Bauch nach oben gerutscht war, kam Thomas aeussert gelegen: So war ihr Bauch nur noch durch den duennen Stoff der Sommerbluse geschuetzt. Mit einer Hand kitzelte er Anna an der Seite weiter und machte mit der anderen kreisende Bewegungen auf ihrem Bauch.
Es kribbelte und kitzelte mehr, als Anna es sich hatte vorstellen koennen, und sie wusste, dass er noch nicht einmal richtig losgelegt hatte! Die wenige Bewegungsfreiheit, die sie hatte, nutzte sie, um ihre Huefte hin- und herzudrehen und so seinen Fingern zumindest ein wenig zu entkommen. Ein erstes Kichern konnte sie nicht laenger unterdruecken.

Sein eines Ziel war ihr Bauchnabel. Durch den Stoff streichelte er ihren Nabel und liess die andere Hand die Seite ihrer Brueste erkunden. Bemueht, ihr kein gleichbleibendes Gefuehl zu geben, variierte er die Bewegungen seiner Finger von schnell bis langsam, mal drueckte er fester, dann war er wieder eher sanft. Anna lachte so laut los, dass es von den Waenden widerhallte. Sie hatte sich einfach nicht beherrschen koennen. "O Thomas!" kicherte sie, "Das kitzelt ganz schrecklich! Ich kann das nicht lange aushalten!" Ein Schauer lief ihm den Ruecken herunter, als er ihre Worte hoerte. Es waren nur ein paar Minuten vergangen und das Feuer erwachte in seinen Lenden. "Dann ist es dir wohl gar nicht recht, wenn ich DAS mache..." neckte Thomas sie und seine flinken Finger wanderten auf die nackte Haut ihrer Achselhoehlen. Diesmal wollte er wissen, wie weit er sie treiben konnte.

Seit ein Badehaus in der Stadt eroeffnet worden war, war auch die Mode aus dem Orient, sich saemtlichen Koerperhaars zu entledigen, in Rothenburg eingezogen. Seitdem entfernte Anna sich die Achselhaare, und in diesem Augenblick bereute sie das zutiefst, denn die Haut unter ihren Armen war dadurch weich und glatt wie Seide und unglaublich empfindsam geworden. Sie warf den Kopf zurueck, kruemmte sich auf dem Bett so weit sie konnte und stiess einen schrillen Schrei gefolgt von haltlosem Gelaechter aus. "O Gott, ich hasse dich!!" brachte sie zwischen Lachsalven heraus und schrie dann wieder auf.

Das Gefuehl ihrer samtweichen Haut unter seinen Fingern liess Thomas fast bewusstlos werden. Aber fuer seinen Geschmack hatte sie immer noch zu viel Bewegungsfreiheit! Ohne von ihr abzulassen, setzte er sich rittlings auf sie drauf. So konnte er sie noch viel besser bearbeiten! Seine Finger verweilten unter ihren Armen und vollfuehrten die kuehnsten Maneuver. "Geh von mir runter, geh SOFORT von mir runter!!" verlangte Anna und zerrte heftig an den Armfesseln. Oh, sie wollte so gerne die Haende herunter nehmen, dem unwiderstehlichen Impuls nachgeben, ihre Achselhoehlen zu schuetzen, aber es ging verdammt nochmal nicht, und das machte sie rasend. Sie versuchte, die Huefte nach oben zu druecken und ihn wie ein bockendes Pferd abzuwerfen.

Thomas war entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen, aber er hielt kurz inne und schaute auf sie herab. Eine teuflische Idee formte sich in ihm. Er griff neben sie auf das Bett, wohin er das fuenfte Tuch gelegt hatte und setzte an, ihr die Augen zu verbinden. Sie warf den Kopf wild von einer Seite auf die andere und begann zu schreien: "Thomas, NEIN, bitte, bitte nicht das, BITTE!" Davor hatte sie wirklich Angst. Sie war ohnehin nicht gern im Dunkeln, und dann in dieser Situation....das war zuviel! Ihre gruenen Augen flehten ihn an.

Er erahnte ihre Angst. Er legte beide Haende auf ihre Wangen und sprach ihre mit sanfter Stimme gut zu: "Anna, ich habe dich sehr gern und wuerde dir nie etwas tun. Wenn du bei mir bist, werde ich dich beschuetzen und du brauchst keine Angst zu haben." Sie nickte: "Ich weiss...aber bitte...bitte verbinde mir nicht die Augen!" Wieder dieser flehentliche Blick: "Wenn du es nicht tust, dann...dann tu ich irgendwas anderes dafuer, sag mir nur was!" Thomas wollte sie nicht weiter veraengstigen und legte das Tuch beiseite. "Auf dein Angebot komme ich sicher zurueck" sagte er und nahm die Schatulle, die er vorhin neben das Bett gelegt hatte. Er oeffnete sie mit einem leisen Klicken und drehte sie so, dass Anna den Inhalt sehen konnte. In dem kleinen Kaestchen befanden sich mehrere Federn und zwei feine Pinsel.

Das ist sicher nicht so schlimm wie die Finger! dachte Anna sich. Sie sah ihn ruhig an. Die Tatsache, dass er sofort gemerkt hatte, wann es ihr ernst war, und dass er sich gefuegt hatte, trug sehr zu ihrer Entspannung bei. Thomas hatte von seinem Onkel gehoert, dass das Kitzeln von beschuldigten Hexen mit Federn beim Grafen von Ansbach aeusserst beliebt und effektiv war und er brannte darauf, es an Anna auszuprobieren. Also nahm er in jede Hand zwischen Daumen und Zeigefinger eine Gaensefeder und fing an, sie an den Oberarmen damit zu kitzeln.

Die Beruehrung war zart wie ein Hauch und kitzelte doch so sehr, dass Anna sofort losgackerte. "Ah, hoer auf!!" kiekste sie und drehte sich eifrig hin und her, ohne sehr weit zu kommen. Aber er liess sich von ihrem Flehen nicht beirren und die Federn glitten langsam ueber ihren Bizeps, dann erneut herunter auf den ihm zugewandten zarteren Bereich ihrer Oberarme. "Aufhoeren soll ich? Aber du lachst doch, gefaellt es dir denn nicht?" provozierte er sie. Sie kicherte haltlos, musste sich sehr beherrschen, um lange genug damit aufzuhoeren, um ihm ein "Du bist so ein Dreckskerl!" entgegenjapsen zu koennen. Thomas tat empoert: "Und vorhin meintest du noch, ich gefalle dir! Du scheinst nicht so genau zu wissen, was du willst!" stichelte er sie weiter. Die Federspitzen hatten unterdessen ihre Achselhoehlen gefunden und strichen hin und her. Um fuer ein wenig Abwechslung zu sorgen, kitzelte Thomas mit einer Feder gleichzeitig ihren Hals.

Ihr Lachen wurde deutlicher und spitzer, als er sie direkt in den zarten Hoehlungen kitzelte. Auch am Hals war sie kitzelig, aber da konnte sie sich Abhilfe verschaffen, indem sie die Feder zwischen Wange und Schulter einklemmte. Verdrossen ueber ihre erfolgreiche Gegenwehr wechselte er prompt die Strategie. Urploetzlich liess er die Federn sein und knetete mit seinen grossen Haenden ihre Rippen durch. Sie fuehlte sich winzig und zerbrechlich an, und ihr heftiges Lachen liess ihren Brustkorb unter seinen Haenden vibrieren. Inzwischen konnte er seine aufgekommene Erektion nicht mehr vor ihr verbergen, aber das war Thomas in diesem Moment egal. Er erfreute sich einfach an ihrem glockenhellen Lachen und kitzelte sie ohne Unterlass.

Anna spuerte die wachsende Haerte seiner Lust an ihrem Bauch. Sie war sich nicht so ganz sicher, was es war, aber durch Lottes Erzaehlungen konnte sie es sich zumindest entfernt vorstellen. Viel Zeit, darueber nachzudenken, hatte sie ohnehin nicht. Viel zu sehr nahm sie gefangen, was seine kraeftigen Haende mit ihr anstellten. Sie jauchzte auf, stammelte immer wieder seinen Namen, ohne genug Luft zu haben, etwas von ihm zu fordern.

Thomas fuehlte sich wie in einem Traum. Aber das hier war echt und es war wunderschoen. Er machte eine kleine Pause und liess Anna zu Atem kommen. Auf ihr Versprechen von vorhin eingehend, griff er nach ihrer Bluse und zupfte sie aus dem Rock heraus. Sein Blick traf den ihren. Sie erwiderte seinen Blick eine Weile, dann wanderten ihre Augen zu der deutlich sichtbaren Beule an der Vorderseite seiner Hose. Sie kruemmte ein wenig den Oberkoerper, sodass er ihre Bluse nach oben schieben konnte, und sah ihm dann wieder in die Augen: "Das gefaellt dir wohl, oder, Thomas?"

Er war viel zu sehr in seinem Element und kannte Anna inzwischen schon zu gut, als dass ihm das noch peinlich war: "Dir entgeht aber auch gar nichts!" grinste er sie an. Dann griff er sich einen der beiden Pinsel und brachte dessen Spitze bedrohlich nahe an ihren Bauchnabel heran. Sie starrte entsetzt auf den Pinsel. Bloss nicht in den Bauchnabel!! Sie versteifte sich von Kopf bis Fuss und zog den Bauch ein, so weit sie konnte: "Nein...nein, das nicht, hoer auf, lass das, bleib bloss weg da!!"

Thomas machte ein Gesicht wie ein kleiner Junge, der ein Geburtstagsgeschenk bekommt. Gleichzeitig fuhr er mit den Fingern der linken Hand zaertlich ueber ihre straffe Haut und 'malte' mit dem Pinsel ihrem Nabel an. Sie kreischte auf und lachte wie eine Irre, als sie den Pinsel auf dem Grund ihres Nabels fuehlte. Dann begann sie zu zappeln, weit heftiger als sie es vorher getan hatte, und begann dann zu betteln: "Bitte bitte Thomas, hoer auf damit, das ertrage ich nicht, es kitzelt ganz grausam! Bitte bitte lieber Thomas, ich tu alles!"

Thomas machte noch ein paar Minuten weiter, bis er wusste, dass er sie soweit hatte. "Soso, du wuerdest alles tun?" "ALLES!" kreischte sie und bemuehte sich, irgendwie ihren Bauch zu retten. "WIRKLICH!" Dann wieder spitzes, hysterisches Gelaechter. "Na schoen!" meinte er und unterbrach ihre Tortur. Er beugte sich ueber ihr Gesicht und sagte leise: "Du weisst genau, was ich will..." Anna's Herz, das ohnehin von der Anstrengung raste, schien ihr jetzt die Brust zu sprengen. "Ich dachte auch beim letzten mal, ich wuesste es!" keuchte sie, "Aber da wolltest du etwas ganz anderes!"

Ohne zu antworten, senkte er seine Lippen und kuesste Anna behutsam mit geschlossenen Augen. Ihre Lippen schmeckten suess wie auch zuvor und er war ganz in ihrem Bann. Mit der Rechten streichelte er ihr Gesicht und mit der Linken kitzelte er sie leicht an der Taille. Anna fuehlte sich schmelzen. Er schmeckte so gut! Und das zarte Kitzeln war kein bisschen bedrohlich, sondern sanft und spielerisch und reizvoll. Sie quietschte leise, konnte sie doch nicht richtig lachen, waehrend er sie kuesste. Ihr Unterleib pochte energisch im selben Rhythmus wie ihr Herz. Noch nie im Leben hatte sie sich so gefuehlt.

Durch ihre Reaktion bestaerkt wurde Thomas wagemutig. Seine Zunge traf auf ihre Lippen, in der Hoffnung, sie wuerde diese oeffnen. In Annas Kopf rotierte es. Sie konnte nicht denken, nur fuehlen, und ihr Gefuehl sagte ihr, dass das einzig Richtige in diesem Moment es war, seine Zunge einzulassen. Langsam teilte sie ihre Lippen. Ein Rausch der Gefuehle ueberschwemmte ihn. Immer leidenschaftlicher kuesste er sie, seine Zunge die ihre liebkosend. Anna empfand zum ersten Mal in ihrem Leben wirkliche richtige Lust. Jetzt begriff sie auch, warum der Pfarrer so darauf beharrte, dass Lust etwas suendiges sei, denn sie zumindest wuerde nicht genug davon bekommen koennen, das wusste sie jetzt. Sie neigte den Kopf zur Seite, um Thomas’ Zunge leichteres Spiel zu ermoeglichen, und erwiderte den Kuss.

Auch wenn Thomas fuer diesen Kuss in die Hoelle kaeme – das wuerde er liebend gerne in Kauf nehmen. Er wollte, dass er niemals endete. Dem Impuls, ihr alle Kleider vom Leib zu reissen, nur schwer widerstehend, zog er sich nach einer scheinbar unendlich langen Zeit von ihr zurueck und sah ihr in die Augen. Er zitterte sichtbar am ganzen Koerper. Anna erging es nicht anders. Jede Faser in ihrem Leib schrie danach, dass er jetzt zu ihr kaeme; obwohl das so entsetzlich falsch gewesen waere, erschien es so verdammt richtig. Sie keuchte leicht, ihre Wangen waren geroetet, die Lippen erschienen noch voller, noch sinnlicher als gewoehnlich. Thomas atmete schwer und sah sie einfach nur an, unfaehig auch nur ein Wort zu sagen. Er fragte sich, wie weit er gehen konnte. Anna wollte etwas sagen, aber sie wusste nicht was! Sie hatte Angst vor jedem Wort. Der Verstand schien ihr momentan eher hinderlich zu sein, denn ihr Koerper schien sehr genau zu wissen, was er wollte!

Er erwachte nur langsam aus dem ueberwaeltigenden Rausch, der ihn erfasst hatte. O wie sehr wollte er ihr jetzt alles geben, wonach sie und er sich sehnten, aber er getraute es sich einfach nicht. Die Konsequenzen waren zu gross! Um auch Anna aus dem Moment aufzuwecken zwickte er sie an der Taille. Sie juchzte protestierend: "He! Lass das sein!" Wieder uebermannte Thomas die Kitzellust. Er drehte sich um hundertachtzig Grad, immer noch auf ihren Oberschenkeln sitzend. So kam er prima an ihre verwundbaren Fussohlen heran. Er bueckte sich ueber die Bettkante und seine Finger tanzten ueber die herrliche Flaeche, die sich ihm darbot.

Ihr Schrei war ohrenbetaeubend, und sie begann sich zu winden wie verrueckt. "O hoer doch auf, Thomas, bitte, hoer auf, ich kann nicht mehr, HILFE!" Aber gleichzeitig wurde ihr nur zu sehr bewusst, wie lustvoll es war, ihm so aufgeliefert zu sein, dieses wahnsinnige Kribbeln hilflos ertragen zu muessen....es war zum aus der Haut fahren!

Bei ihrem Schrei war Thomas erschreckt zusammengezuckt. Er hoffte, dass niemand sie durch die dicken Mauern gehoert hatte! Er bearbeitete ihre Fersen mit kratzenden Bewegungen seiner Finger, und auch nicht die Oberseiten ihrer Fuesse blieben nicht verschont. Inzwischen hatte Thomas Anna oft genug gekitzelt, um langsam mit ihren kitzligsten Zonen vertraut zu sein, und er nutzte dieses Wissen intensiv aus. Es war grauenvoll...wundervoll...eigentlich hatte sie keine Ahnung, was es war! Es sollte aufhoeren, jetzt gleich...oder lieber nicht....sie stiess einen weiteren gequaelten Schrei aus und schlug ihren Kopf gegen die weiche Unterlage in ihrer inneren Zerrissenheit.

Thomas hatte sich bewusst das Beste zum Schluss aufgehoben. Wieder mit dem feinen Pinsel bewaffnet, machte er sich daran, die empfindlichen Stellen zwischen ihren Zehen zu quälen. Die weichen Borsten schienen ihm dafuer perfekt geeignet zu sein. Er hielt abwechselnd ihre beiden Fuesse fest und bearbeitete Annas Zehen mit dem diabolischen Instrument. Hin und wieder drehte er den Kopf, um sich an ihren Reaktionen zu erfreuen. Ihr Gesicht war feuerrot, die Augen geschlossen, und sie lachte und lachte und konnte sich ueberhaupt nicht beherrschen. Schliesslich schaffte sie es, genug Luft zu schnappen, um zu schreien: "Hoer auf, HOER AAAUUUUUF! Es kitzelt so, o mein Gott es kitzelt so sehr....THOMAS! BITTE!"

Der achtete gar nicht darauf und fuhr unbarmherzig fort. Da kam ihm ein neuer Einfall. Statt dem Pinsel benutzte er nun seine Zunge, um Anna zwischen den Zehen zu kitzeln. "O du Drecksack!" knurrte sie, aber sie war amuesiert, das hoerte er. Was er da machte war verdammt grausam und verdammt lustvoll. Sie versuchte verzweifelt, ihm ihren Fuss zu entreissen. Thomas hatte Muehe, dass ihm ihr Fuss nicht entkam. Flugs band er ihn los und klemmte ihn sich unter den Arm: So konnte er auf einmal mit der einen Hand ueber ihre Sohle fahren und auch mit der Zunge weiterwerkeln. "Nein, NEEEEIIIIN, HILFEEEE!" Sie wand sich wie ein Wurm auf dem Bett und jauchzte voll Vergnuegen. Sie wusste wirklich nicht mehr, ob sie es lieben oder hassen sollte. Aber eins wusste sie, egal wie, lange wuerde sie es nicht mehr durchstehen.

Durch einen zufaelligen seitlichen Blick erkannte Thomas, dass die Kerzen schon bedrohlich weit heruntergebrannt waren. Wenn sie noch laenger von zu Hause wegblieben, wuerde das sicherlich unnoetige Fragen aufwerfen. Ungern hoerte er auf und massierte Anna zur Entspannung die Fuesse, ihr damit zeigend, dass sie es durchgestanden hatte.

Sie verstand sofort, und ihr ganzer Koerper entspannte sich. "Oh...o Gott...das war ja grauenhaft!" keuchte sie, immer noch leicht kichernd. Er laechelte ihr zu: "Du hast dich aber tapfer geschlagen! Pass aber in Zukunft auf, dass du nicht noch einen Hahn erschiesst, sonst geht es wieder von vorne los!" "In Zukunft schiesse ich gleich auf dich!" entgegnete sie und streckte ihm die Zunge heraus. Anna war einfach unglaublich! Er hatte sogar ihre laufenden Provokationen liebgewonnen. Thomas band sie ganz los und packte seine Utensilien zusammen in die Schatulle.

Sie setzte sich auf und merkte, dass sie an Armen und Beinen zitterte. Die Sache war ganz schoen anstrengend gewesen. Ausserdem schmerzten ihre Handgelenke vom heftigen Ziehen an den Fesseln. Sie rieb die geschundenen Stellen sanft. Thomas kniete sich vor sie ans Bett und nahm ihre Haende. Er gab ihr einen schnellen Kuss auf die Stirn. "Danke..." murmelte er. Verbluefft sah sie ihn an: "Wofuer bedankst du dich?" Er meinte: "Ich weiss, dass ich mich mit meiner Forderung etwas weit aus dem Fenster gelehnt habe und wenn du es partout nicht gewollt haettest, dann haette ich deine Entscheidung respektiert. Ich schaetze, ich bin einfach dankbar, den Abend mit dir verbracht zu haben"

Was sie dazu sagen sollte, wusste Anna wirklich nicht. Also schlang sie spontan die Arme um seinen Hals und drueckte ihn stumm und fest an sich. Er erwiderte ihre Umarmung, dann loeste er sich und draengte: "Jetzt sollten wir aber besser los, sonst schicken deine Eltern noch die Stadtwache auf die Suche!" Anna nickte wehmuetig: "Ja...du hast recht. Lass uns nach Hause gehen. Wir behaupten einfach, du haettest mich beim Schwaetzchen mit dem Lumpenfranz aufgelesen." "Einverstanden!" stimmte er zu.

Damit standen beide auf, loeschten die Kerzen und verliessen das Lager, als waere nie etwas passiert.
 
8. Kapitel

Am naechsten Morgen erwachte Anna beim ersten Hahnenschrei. Spontan sah sie das Bild vor sich, wie der Hahn vom Wagner erschossen von der Mauer fiel, und im Rueckblick war die Sache doch so komisch, dass sie lachen musste. Doch schnell nahm Wehmut den Platz ihrer Heiterkeit ein, als ihr der Ausklang des vorigen Tags wieder einfiel.

Es war schon beinahe ganz dunkel gewesen, als sie mit Thomas nach Hause gegangen war. Auf dem ganzen Rueckweg war kein Wort gefallen. Anna hatte nichts gesagt, weil sie verlegen gewesen war und auch gar nicht gewusst hatte, worueber sie mit ihm reden sollte. Jedes Wort schien ploetzlich das falsche zu sein, sie hatte Hemmungen vor jeder Bewegung. Wie es ihm ging, wusste sie nicht, und zu fragen wagte sie nicht.

So gern haette sie ihn beruehrt, als sie neben ihm herging. So sehr hatte sie seine Hand nehmen wollen, sich so wahnsinnig gewuenscht, er moege den Arm um sie legen. Aber natuerlich tat keiner von ihnen etwas derartiges. Stattdessen war Anna jedesmal erschreckt zurueckgefahren, wenn beim Gehen zufaellig ihre Koerper aneinander entlang strichen. Jetzt wuenschte sie sich, dass sie etwas lockerer gewesen waere. Sich vielleicht kameradschaftlich bei ihm untergehakt haette, irgendetwas getan haette, das die unsichtbare Wand, die ploetzlich zwischen ihnen zu stehen schien, zum Einsturz gebracht haette.

Warum war sie nur so scheu gewesen, nach all dem Koerperkontakt, der im Lager stattgefunden hatte? Die Sache war ganz klar...sie war WEGEN diesem Koerperkontakt so scheu gewesen. Seine Beruehrungen und sein Kuss hatten Gefuehle in einer Intensitaet in Anna ausgeloest, die sie bisher nicht gekannt hatte. Und sie wusste, dass so etwas nie wieder stattfinden konnte, dass es eine einmalige Sache gewesen war, ein gelebter Traum, mehr nicht.

Die Vorstellung, dass sie niemals wieder so mit Thomas zusammensein wuerde, brach Anna fast das Herz. Es kostete sie unendlich viel Anstrengung, aufzustehen. Langsam, mit gesenktem Kopf und den Traenen nahe suchte sie ihre Kleidung zusammen und machte sich auf den Weg in die Badestube.


****


Die Mittagssonne schien freundlich auf Rothenburg herab und waermte das Land. Thomas stapfte gemuetlich durch die Wiesen ausserhalb der Stadtmauern, froehlich vor sich hin pfeifend. Nach dem anstrengenden Vormittag brauchte er ein wenig Entspannung!

Anselm hatte ihn gehoerig mit Arbeit eingedeckt und stundenlang in seinem neuen Warenlager Kisten voller Tuchballen schleppen lassen. Auch das gehoerte dazu, aber Thomas mochte die koerperliche Arbeit – besonders als Ausgleich fuer die Zeit, die er eher mit der theoretischen Seite des Kaufmanngeschaefts in den letzten Tagen verbracht hatte.

Doch leider hatte das ihm ermoeglicht, laufend an den gestrigen Abend zu denken. Anna wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Beim Anblick der Tuecher musste er sich unwillkuerlich daran erinnern, wie er sie gefesselt hatte. Diesmal hatte kein Zweifel bestanden, dass auch sie ihren Spass gehabt hatte! Und doch war es, als waere jedes Mal danach wieder eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen, die sie nicht ueberwinden konnten.

Thomas war laengst klar, dass ihn und Anna mehr als reine koerperliche Begierde verband. Was genau es jedoch war, vermochte er nicht zu sagen. Selten hatten ihn seine Gefuehle so verwirrt und aus der Bahn geworfen. Aber er brachte es nicht fertig, mit ihr offen darueber zu sprechen.

Das Bad wuerde ihm gut tun und helfen, mal komplett abzuschalten. Anselm hatte ihm eine besonders schoene Stelle der Tauber empfohlen. Thomas war am Fluss angelangt und blickte auf das Wasser, das unter dem Einfall der Sonnenstrahlen wie eine Decke aus fluessigem Gold glaenzte. Er entledigte sich seiner Kleider und verbarg sie zwischen den hohen Graesern, nicht weit vom Ufer entfernt.
Splitternackt rannte er ins kuehle Nass und liess sich treiben. Es war herrlich! Seine mueden Glieder entspannten sich fuehlbar und fuer den Moment vergass Thomas alles um sich herum. Dann ging er hin und wusch sich ausgiebig mit einem Stueck Seife, das er morgens in der Badestube eingesteckt hatte. Als es ihm endlich genug war, stieg Thomas aus dem Wasser. Er hatte kein Handtuch dabei und wollte sich stattdessen von der Sonne trocknen lassen.
Zufrieden legte er sich bei seinen Kleidern ins Gras. Es war so angenehm, dass ihm bald die Augenlider schwer wurden. Ein kleines Schlaefchen kann bestimmt nicht schaden!, dachte er sich. Hier wuerde ihn auch niemand sehen, zwischen den hohen Halmen verborgen. Kurz darauf war er eingenickt.

****

Nachdem Berta sie den ganzen Tag zum Waeschewaschen genoetigt hatte, fuehlte Anna sich wie geraedert. Ihre Schwester hatte seit der Kirchweih einfach saumaessige Laune, und sie konnte eine rechte Sklaventreiberin sein, wenn sie wollte. Kaum war die Arbeit getan, entwischte Anna ohne ein Wort aus dem Hof, aus Angst, Berta koenne sich eine neue Schikane einfallen lassen. Ziellos wanderte das Maedchen eine Weile durch Rothenburg und entschloss sich schliesslich, zur Erfrischung ein Bad an ihrem Lieblingsplatz in der Tauber zu nehmen. Der Fluss machte dort eine weite Biegung, und das Wasser floss ruhig und langsam und war meist etwas waermer als an den Stellen mit schnellerer Stroemung.

Es war noch frueh, sie hatte Zeit, bis die Stadttore schlossen. Trotzdem lief sie hastig den Hang hinunter ins Tal. Sie sah ihren Platz schon von Weitem. Als sie am Ufer angekommen war, sah sie sich kurz um, doch niemand war zu sehen. So zog sie sich eilig nackt aus und lief dann mit einem Juchzen ins Wasser, das sich doch als noch ziemlich kalt erwies.

Thomas schlug irritiert die Augen auf. Hatte er gerade etwas gehoert? Vermutlich hatte er es nur getraeumt und wollte gerade wieder einschlafen. Anna war in der Zwischenzeit ganz untergetaucht, um sich moeglichst schnell an die Kaelte zu gewoehnen. Jetzt brach sie mit einem Keuchen wieder durch die Wasseroberflaeche und warf ihr langes dunkles Haar zurueck, dass die Tropfen in alle Richtungen flogen.

Diesmal hatte er sich das Platschen aber nicht eingebildet! Vorsichtig oeffnete Thomas die Augen, liess sich auf alle Viere herab und kroch ein wenig in Richtung Fluss. Mit beiden Haenden drueckte er das Gras beiseite. Er wollte nicht glauben, was er da sah! Wie eine Meeresgoettin tauchte Anna ploetzlich aus dem Wasser auf. Wie gelaehmt beobachtete er sie. Automatisch wanderte sein Blick ihren Koerper herab. Er hatte immer wieder fantasiert, wie sie wohl unter ihrer Kleidung aussehen wuerde, aber nie im Leben waere ihm eine solche Perfektion in den Sinn gekommen.

Das Wasser war herrlich kuehl und erfrischend, und Anna seufzte zufrieden. Sie fuhr sich mit beiden Haenden durchs Haar und streckte sich genuesslich. Thomas klappte der Mund auf und er spuerte, wie sich sein Geschlecht regte. Er hatte einmal etwas ueber die Liebesgoettin Aphrodite der alten Griechen gehoert. Aber die konnte kein Vergleich zu der lieblichen jungen Frau sein, die keine 60 Fuss von ihm entfernt im Wasser tollte.

Ein leichter Windstoss fegte uebers Gras und den Fluss hinweg und strich ueber Annas nackte Haut. Sie froestelte und liess sich wieder ins Wasser fallen. Thomas wurde ganz schwindlig. Der aufgekommende Wind haette ihm eigentlich eine Gaensehaut verursachen muessen, aber die war erstens schon laengst da und zweitens war ihm so heiss, dass er dachte, er wuerde Flammen stehen. Anna tauchte wieder auf; der Windstoss war wieder fort, und so begann sie, sich notduerftig ein bisschen abzuschrubben. Seife hatte sie keine dabei, denn es war ja ein spontaner Ausflug gewesen.

Sein Mund stand immer noch offen und wollte sich ob dieser Szene erst recht nicht schliessen. Bei jeder anderen Frau haette er sich peinlich weggedreht, denn im Grunde wusste Thomas, was sich gehoerte. Aber bei Anna war er unfaehig dazu. Sie hatte ihn total verzaubert. In dem Moment sah Anna aus den Augenwinkeln eine Bewegung im Gras. Sie schaute genauer hin – und entdeckte das Mutterschaf vom Schultheissen, das irgendwelche Spassvoegel waehrend der Kirchweih aus dem Stall gestohlen und anscheinend ausgesetzt hatten. Anna entschied, das Tier einzufangen und zurueckzubringen. Nun war Eile geboten. Zum Anziehen blieb keine Zeit. Nackt wie es war kam das Maedchen aus dem Wasser.

Gebannt starrte Thomas sie an. Seine Vernunft sagte ihm, sich jetzt schleunigst abzuwenden und anzuziehen, aber sein Koerper wollte ihm nicht gehorchen. Annas Augen waren auf das Tier fixiert, das friedlich ein paar Meter weiter weg graste. So entging ihr Thomas, der sehr viel naeher war als das Schaf! Sie kam immer naeher. Endlich erwachte er aus seiner Starre. Was sollte er nur tun? Anna war viel zu nah, als dass er unbemerkt weglaufen konnte. Er hoffte, sie wuerde ihn nicht bemerken, also war er mucksmaeuschenstill, machte sich so klein wie nur irgend moeglich und wartete mit rasendem Herzschlag.

Anna inzwischen entschied, dass sie dem Schaf nah genug war, um einen Endspurt zu wagen. Sie rannte los – natuerlich genau in Thomas hinein. Sie stolperte buchstaeblich ueber ihn, verlor mit einem erschrockenen Schrei das Gleichgewicht und fiel. Ausgerechnet in diese Richtung hatte sie laufen muessen! Wie ein menschliches Knaeuel lagen sie am Boden und Thomas fuehlte ihren warmen nassen Koerper an sich. Auch er hatte sich heftig erschreckt und fand nur langsam aus der Flut an Emotionen, die ihn aufgrund ihrer Naehe durchfuhren, in die Wirklichkeit zurueck. Anna begriff erst gar nicht, was passiert war. Aber dann erkannte sie, ueber was – beziehungsweise wen! – sie gefallen war. "Thomas!" schrie sie erschrocken, bedeckte ihre Brueste mit den Armen und fuhr zurueck.

Mit einem Mal war ihm das sehr peinlich. Auch er robbte etwas von ihr weg, mit einer Hand nach seinen Kleidern suchend, mit der anderen seinen Schritt notduerftig verdeckend. Seine Blicke ruhte immer noch auf Anna, und diese spuerte, wie sie knallrot wurde. Aber sie konnte weder wegsehen noch weglaufen. Thomas war genauso nackt wie sie, und anscheinend genauso verlegen. In ihr meldete sich wieder einmal die Frechheit, die allgemein in ihr steckte. Kuehn geworden legte sie den Kopf schief, musterte Thomas' Leib mit unverholenem Interesse. Der lief unter ihrem Blick hochrot an. Aber auch er wandte seine Augen nicht von Annas wohlgeformtem Becken und ihren langen Beinen ab.

Anna merkte, dass sein Blick ihr gefiel. Sie war schon des oefteren auf aehnliche Weise angeschaut worden, auch wenn sie Kleider trug. Immer war es ihr unangenehm gewesen. Aber Thomas wollte sie gefallen. Und schliesslich nahm sie die Haende von ihren Bruesten. Mit wirklich allem hatte er gerechnet, aber nicht damit! Sein Mund stand so weit offen, als wolle er ein ganzes Schwein auf einmal verschlingen. Ihre runden formvollendeten Brueste faszinierten ihn ohnegleichen. Er wollte sie auf ewig so betrachten, und ihm fiel nichts ein, was schoener sein koennte. Der Drang, die Hand auszustrecken, und nach ihr zu greifen wurde uebermenschlich gross.

Anna kicherte: "Mach den Mund zu, Thomas! Dir fliegen sonst noch Insekten rein!" Langsam schloss er den Mund, den Blick noch auf ihre Brueste gerichtet, deren Warzen sich etwas aufgerichtet hatten. "Ich...aehm...du...bist...perfekt!" stammelte er voellig belaemmert. Er war so benommen, dass er sich mit beiden Haenden abstuetzen musste und bedachte dabei nicht, dass er damit sein Geschlecht nicht mehr verdeckte. Anna, die noch nie einen nackten Mann – na gut, ihren Vater – gesehen hatte, blickte ungeniert in seinen Schoss. Sie sagte nichts, aber in ihren Augen spiegelte sich deutlich ihre Faszination.

Thomas fand etwas zu seinem Mut zurueck und fragte sie mit einem Grinsen: "Wenn du fertig mit Gucken bist, kannst du mir sagen, was du hier tust?" "Offenbar dasselbe wie du!" antwortete sie. Die Scheu war vergessen. "Ich habe deinem Vater den ganzen Morgen im Lager geholfen und ein Bad zur Entspannung genommen. Wer haette gedacht, dass du ploetzlich nackt ueber mich stolperst!" lachte er. "Waere dir jemand anderes lieber gewesen?" fragte sie kokett. "Ehrlich gesagt – nein!" erwiderte Thomas spitzbuebisch. Sie lachte und boxte ihm sanft in die Seite.

"Kein Wunder, dass du allen Maennern im Umkreis von 10 Meilen den Kopf verdrehst, so wie du aussiehst!" zwinkerte er ihr zu. Er machte sich daran aufzustehen. Sie schob die Unterlippe vor: "Gehst du schon?" Thomas hielt inne: "Waere es dir lieber, wenn ich bleibe?" Sie knabberte kurz an ihrer Unterlippe; es prickelte wunderbar in ihr, wenn sie ihn ansah. Sich ihrer Wirkung auf ihn voellig bewusst und sie ausnutzend schenkte sie ihm einen bittenden Augenaufschlaf: "Ja, freilich!" Doch er wollte sich nicht unterkriegen lassen: "Aha, und wieso?" "Stell dir mal vor, ich bin hier ganz alleine und nackt am Fluss, und es kommen irgendwelche boesen Maenner vorbei! Was mache ich denn dann?" fragte sie mit halb aengstlicher, halb dramatischer Stimme.

"Wenn das der einzige Grund ist, dann kann ich dich ja auch angezogen beschuetzen!" konterte Thomas und streckte die Hand nach seiner Hose aus. "Das waere aber sehr ungerecht!" fand Anna und spielte die Beleidigte, "Ich kann mich noch nicht anziehen, weil ich noch nicht trocken bin!" Thomas musste lachen. Er liebte dieses neckische Spiel mit ihr. "Beim Trocknen kann ich dir aber behilflich sein. Wenn du ganz nahe kommst, geht das ganz schnell!" bot er ihr an. Anna musste unwillkuerlich grinsen. Er wurde ganz schoen uebermuetig! Entschlossen, dieses "Spiel" zu gewinnen, rutschte sie langsam naeher: "Das waere fein, mir ist sowieso viel zu kalt!"

Thomas schluckte schwer. Sie schreckte aber auch vor gar nichts zurueck! Er konnte die Waerme ihrer Haut spueren, obwohl sie ihn noch gar nicht beruehrte, liess sich aber nichts anmerken und breitete langsam die Arme aus. Voellig ungeniert und als waere er ein naher Verwandter und sie beide nicht nackt kuschelte Anna sich an seine Brust. "Schoen warm bist du!" verkuendete sie mit einem frechen Lachen.

Sein erster Reflex war es, aufzuspringen und davonzulaufen. Aber dann legte er die Arme um sie und verschraenkte die Haende auf ihrem Bauch. Er seufzte hoerbar auf. Annas Blick ruhte wieder auf seinem Geschlecht. Es reizte sie sehr, ihn dort anzufassen, aber dass das nicht ging wusste sie. Wenn sie mich schon so weit gebracht hat, dann kann ich mich wenigstens ein wenig bei ihr revanchieren! ueberlegte sich Thomas. Er legte seine Handflaechen auf ihre Seiten und streichelte sie zaertlich. Er wollte, dass sie sich komplett entspannte und nicht merkte, was er vorhatte. Es fuehlte sich gut an. Annas Augen schlossen sich langsam, und ihr Kopf sank auf seine Brust.

Na warte, diese Runde gewinne ich! freute sich Thomas in Gedanken. Abrupt wurde aus seiner Beruehrung ein intensives Kitzeln. Sein Opfer kreischte erschrocken auf und wand sich sofort wie eine Schlange. "Halt, HALT, THOMAS!" quietschte Anna entgeistert, "Das ist gemein, LASS DAS!" "Das haettest du wohl gerne? Aber ich glaube dir kein Wort! Ich habe doch gestern gemerkt, wie sehr es dir gefallen hat!" gab er zurueck. Mit einem Arm hielt er sie fest, mit dem anderen kitzelte er sie wild durch.

Anna kruemmte sich unter seinen Fingern und jauchzte vor Vergnuegen. Nackt war das ganze noch einmal so intensiv, und von ihm festgehalten zu werden loeste sofort beharrliches Kribbeln zwischen ihren Schenkeln aus. Annas Bloesse gab ihm Zugang zu Regionen ihres Koerpers, die ihm vorher verschlossen gewesen waren. Mutig beruehrten seine Finger die Unterseiten ihrer Brueste. Die andere Hand war trotz der Umklammerung nahe genug an ihrer Huefte, um sie auch dort durchzukneten. Als er ihre Brueste beruehrte, gipfelte Annas Gelaechter in schrillen Schreien. Sie war dort unglaublich kitzelig. Ihr Zappeln wurde heftiger, und sie begann, nach ihm zu treten.

Thomas spuerte ihre Tritte kaum. Er konzentrierte sich ganz darauf, ihre Brueste zu quaelen. Wie wenn er etwas greifen wolle, fuhren seine Fingerkuppen von aussen nach innen in kurzen Intervallen ueber ihre Haut, der Brustwarze im Zentrum immer naeher kommend. Um ihre Tortur noch zu erhoehen biss er sanft in ihr Ohrlaeppchen. Anna hatte gedacht, schon die groesstmoegliche Lust verspuert zu haben, als er sie gekuesst hatte. Aber oh, was fuer ein Irrtum das gewesen war! Sie stiess ein kehliges Stoehnen aus und presste sich ploetzlich gegen ihn anstatt ihn abzuwehren.

Thomas fuehlte ihren einen Schenkel an seiner steinharten Maennlichkeit und glaubte, den Verstand zu verlieren. Ihr Stoehnen liess seine eigene Lust in ungekannte Hoehen schnellen. Kitzeln und Lust schienen ploetzlich eins. Anna kicherte und wand sich, aber sie bemuehte sich, sich nicht zu heftig zu wehren. Er sollte gar nicht aufhoeren! Thomas loeste seinen Griff und benutzte die freigewordene Hand, um ihren einen Arm hochzuheben. Genau als seine Finger ihre Brustwarze griffen, streckte Thomas seine Zunge aus und zog eine feuchte Spur in ihrer Achselhoehle. Sie schrie auf und lachte los: "O Gott Thomas nicht! Das halt ich nicht aus!!" Aber er zeigte kein Erbarmen. Seine Finger reizten ihre Knospen waehrend seine Zunge in kurzen leichten Zuegen ihre zarte Haut liebkoste.

Anna spuerte sein hartes Geschlecht an ihrem Po. Ploetzlich bekam sie es mit der Angst zu tun. Was machten sie hier eigentlich?? Dennoch konnte sie nicht aufhoeren, zu lachen und zu zappeln. Thomas war von Anna ganz besessen. Er vermutete, dass er seine Leidenschaft bald nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Ihr Spiel war so erotisch und erregend, dass ihn die Erkenntnis, es muesse aufhoeren, in der Seele heftigst schmerzte. Und sie spuerte, dass sein Griff fester wurde. Jetzt fuerchtete sie sich wirklich! Was dachte sie sich auch dabei, sich so vor ihm auszuziehen? "Thomas!" Ihre Stimme klang alarmiert. Er wollte es am liebsten nicht gehoert haben. Aber er wusste, dass sie Recht hatte. Er sah ihr fragend in die Augen. Anna war verstoert und hilflos: "Was tun wir denn da?"

"Etwas Wunderbares!" fluesterte er und streichelte ihr Haar. "Wenn wir das tun, gibt es kein Zurueck mehr!" wisperte sie zurueck. Ihre Stimme zitterte. "Sag es nur und wir hoeren auf. Aber bitte Anna, spiel nicht mit mir, das koennte ich nicht ertragen!" Traenen traten in ihre Augen: "Wir duerfen das nicht tun!" Sein Atem ging schwer und seine Lippen bebten. Thomas schob sie sachte von sich und stand wortlos auf. Schnell drehte er sich um, damit sie nicht sah, wie er sichtlich die Fassung verlor.

Hatte sie vor ein paar Minuten Angst vor ihm gehabt, jetzt hatte sie noch viel schrecklichere Angst, fast Panik, dass er sie nie wieder ansehen wuerde. "Thomas!" Sie schluchzte auf. Obwohl Thomas genau wusste, dass es nicht ihre Schuld war, konnte er sich nicht umdrehen. Er schluepfte in seine Hose und streifte das Hemd ueber. Er war am Boden zerstoert. Er hatte die Pforte des Himmels gesehen und vor seiner Nase war sie ihm zugefallen. Anna spuerte, wie ihr Traenen ueber die Wangen liefen. In ihrer unbedachten Spiellaune hatte sie alles zerstoert. Weinend begann sie, sich anzuziehen.

Ihre Schluchzer erweichten sein Herz. Nie konnte Thomas diesem wunderbaren Geschoepf boese sein und ausserdem war er genauso darin verwickelt wie sie. Er drehte sich um und sah sie zutiefst bekuemmert an. Als sie sich fertig angezogen hatte, nahm er sie still in die Arme und drueckte sie fest an sich. Das oeffnete die Schleusen erst richtig! Anna umklammerte ihn mit beiden Armen und weinte seine Brust nass.

Thomas konnte nicht begreifen, wie er in diesem Moment zugleich toedlich ungluecklich und doch so froh, ihre Naehe zu spueren, sein konnte! Er konnte seine Traenen nun ebenfalls nicht laenger zurueckhalten. "Hoer auf zu heulen!" wimmerte Anna verzweifelt, "So kann ich doch nie wieder aufhoeren!!" Zwischen den eigenen Schluchzern musste er lachen. Er drueckte sie etwas von sich und kuesste ihre Traenen fort. Auch Anna musste laecheln. "Ach es ist so ungerecht!" fluesterte sie. "Warum setzt du mir nicht einfach wieder ein Huhn ins Genick, dann kann ich dich wieder nicht leiden und alles ist in Ordnung!"

Thomas laechelte zurueck: "Du bist das Beste, was mir jemals passiert ist. Ich wuerde nichts anders machen, wenn ich noch einmal die Wahl haette!" Sie zog die Brauen hoch: "Jetzt behaupte bloss noch, du hast mir das Huhn verpasst, weil du mich damals schon mochtest!" "Wer weiss?" antwortete er. "Das werden wir wohl niemals herausfinden!" "Du konntest mich nicht ausstehen!" grinste sie. "Ich muss zugeben, dass du damals schon recht verwoehnt warst und auch jetzt manchmal ganz schoen frech sein kannst! Aber genau das mag ich doch so an dir!" gab er zu.

Sie seufzte: "Leider spielt es keine Rolle, warum du mich magst! Wir muessen uns in Zukunft etwas besser zusammenreissen, sonst kommen wir in Teufels Kueche!" Wehmuetig stimmte er zu: "Ich kann es zumindest versuchen." Sie senkte den Kopf: "Es war meine Schuld! Ich haette dich niemals so ermutigen duerfen!" Thomas verneinte: "Ich haette genauso nein sagen muessen. Aber das ist jetzt egal. Was passiert ist, ist passiert. Wir muessen uns versprechen, dass das wirklich das letzte Mal war!" Er wollte die Stimmung auflockern und fuegte noch hinzu: "In Zukunft werde ich in deiner Gegenwart versuchen, so keusch zu sein wie der Papst persoenlich!" Anna verzog in komischem Erschrecken das Gesicht: "O Gott! Dann werde ich mir die Knie zusammennaehen lassen muessen! Soweit ich weiss hat der Papst ein eigenes Bordell!"

Er zwickte sie spielerisch in die Seite. "Jetzt lass uns aber aufbrechen. Ich wuesste nicht, womit wir die Wache an der Stadtmauer bestechen sollten, wenn wir nicht vor Sonnenuntergang hineinkommen!" "Ich koennte mich nochmal ausziehen!" Sie ging schon in Richtung der Stadtmauern und grinste ihn ueber die Schulter an. Kopfschuettelnd folgte er ihr.
 
9. Kapitel


Es war bereits Abend, als vor ihnen Rothenburg wieder auftauchte. Die lange Fahrt hatte Thomas geschlaucht und er hing lustlos auf dem Bock. Die drei Tage waren zwar aeusserst interessant gewesen, aber es kam ihm vor, als haette etwas gefehlt. Und doch konnte man das Unternehmen als vollen Erfolg bezeichnen, schliesslich hatte Anselm fast seine gesamten Stoffe an Mann und Frau gebracht und dabei einen fetten Gewinn kassiert. Obendrein war es dem Schlitzohr noch gelungen, dem Grafen einen Rabatt fuer seine Standgebuehr abzuschwatzen. Anselm war also frohen Mutes, was man von seinem Begleiter nicht behaupten konnte. Die Wachposten erkannten sie und liessen sie ohne zu zoegern passieren. Bin ich froh, wieder zu Hause zu sein! dachte Thomas.

Anselm grinste ihn froehlich von der Seite an. Er hatte die ganze Fahrt gepfiffen, da er einen wirklich guten Gewinn hatte machen koennen. "Das war ein Fest, nicht, Thomas?" fand er zufrieden, "Aber es ist trotzdem schoen, nach Hause zu kommen und zu wissen, dass dort drei wunderschoene Frauen schon auf deine Rueckkehr warten!"

Thomas reagierte nur mit einem mueden Nicken. Aber innerlich war er schlagartig hellwach. Er hatte erfolgreich Anna und ihren gemeinsamen Badetag verdraengen koennen, aber da er jetzt wieder vertraute Gegend sah, kam alles in ihm mit einer ungebaendigten Gewalt wieder hoch. All der Schmerz und die Gefuehle! Wie sehr wollte er mit jemandem darueber reden! Aber zu wem konnte er schon gehen?! Das Gespann bog von der gepflasterten Strasse ab und fuhr durch das Tor in den Hof.

"PAPA!" Anna flog foermlich aus dem Haus, die dunklen Haare wehten, der Rock flatterte. Mit einem Satz war sie auf dem Kutschbock und fiel Anselm um den Hals. Thomas wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Wird sie mich auch umarmen? Bestimmt nicht! , dachte er sich, Nicht nachdem ich sie so behandelt habe. Aber sie muss doch verstehen, dass es nur zu unserem Besten ist! Steif wie eine Salzsaeule blieb er hocken.

Anna war mit sich selbst inzwischen hart ins Gericht gegangen und hatte beschlossen, Thomas ganz normal und ungehemmt zu behandeln. Schliesslich wollte sie nicht, dass Berta ungluecklich war, und das wuerde sie sein, wenn sie dachte, dass sie sich nicht mit Thomas verstuende. Ausserdem – bei zuviel Zurueckhaltung wuerde sie garantiert Verdacht schoepfen! So stiess Anna ihm freundschaftlich in die Seite: "Hallo Thomas. Wie war deine erste Handelsreise?"

Thomas war angenehm ueberrascht. Vielleicht hatte die letzte Woche ja wirklich geholfen, das Feuer zwischen ihnen zu mildern. Er grinste: "Frag mal deinen Vater hier! Er hat wohl aus jedem Colmberger einen Bettler gemacht!" "THOMAS!" Diesmal stammte der freudige Ausruf von Berta. Den Kopf drehend laechelte er in ihre Richtung: "Meine Berta, ich habe dich vermisst!" Er stieg herunter und umarmte sie, aber nicht mit der Intensitaet, mit der er es vor wenigen Tagen getan haette.

Berta fiel der Unterschied nicht auf; sie drueckte Thomas, dass ihm die Rippen knackten: "Ich habe auch ganz schreckliche Sehnsucht nach dir gehabt!" "Sachte, sachte! Ich habe gerade einen halben Tag auf dem harten Kutschbock verbracht" lachte er. Bei Anna haette ich das nicht gesagt! fiel es ihm auf. Erschrocken liess Berta ihn los: "Oh, entschuldige! Du bist sicher sehr muede! Kommt erstmal herein, wir haben mit dem Abendessen auf euch gewartet!" Erleichtert atmete er aus. Er sah Anna kurz an, deutete ein Laecheln an und verschwand dann mit den anderen im Haus.

Hiltrud empfing sie in der Kueche. Sie strahlte Anselm entgegen: "Frohe Nachrichten! Erinnerst du dich noch an Michael Brauer?" Der brummte mit einem seitlichen Blick auf Anna: "Wie koennte ich den so schnell vergessen. Da hat unsere temperamentvolle Anna ganze Arbeit geleistet. Der arme Bursche traut sich so schnell wohl nicht wieder, eine Frau anzusprechen!" "Er hat mich nicht angesprochen!" fuhr Anna empoert auf, "Er wollte, dass ich mit ihm in die Scheune gehe!"

Ihr Vater erwiderte: "Das hat er nie zugegeben. Ich glaube, du sitzt manchmal auf einem hohen Ross, mein Kind! Jedenfalls haettest du ihn nicht schlagen duerfen! Du hast ihm fast die Nase gebrochen und ich musste mit Engelszungen auf den alten Brauer einreden, dass er dich nicht in den Kerker stecken liess!"

"Danke, dass du mir noch immer nicht glaubst, Vater!" knurrte Anna mit besonderer Betonung auf dem letzten Wort. "Ich haette ja auch mit ihm gehen koennen. Das haette meinen Wert auf dem Heiratsmarkt sicher ungemein gesteigert!" Jetzt musste der Angesprochene aber lachen: "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen! Und du weisst doch auch, dass ich dich lieb habe und du von mir aus jeden anstaendigen Buerger heiraten kannst, wenn es nicht gerade ein Taugenichts ist!"

"Sagt mir bescheid, wenn ihr einen findet, mir ist noch keiner ueber den Weg gelaufen!" seufzte Anna. Ob dieser Bemerkung spuerte Thomas einen Stich im Herzen. Dachte sie wirklich so ueber ihn, auch wenn es mit ihnen nichts werden konnte? Aber Anna hatte ihn gar nicht gemeint, und der naechste Satz bewies es. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sah sie kurz zu ihm hinueber: "Die anstaendigen sind alle immer schnell vergeben!"

Damit mischte sich die Tratschtante Hiltrud ein: "Ihr fragt ja gar nicht, weshalb ich das gesagt habe! Michael wird naemlich diese Woche heiraten, und das schon morgen! Bereits am Freitag wurden alle eingeladen, aber da wart ihr schon weg." Sie blickte ihre Juengste und dann Thomas an. "Nur leider gehoert ihr beiden nicht dazu. Thomas, weil er mit der Familie nicht bekannt ist, und Anna wegen...na ihr wisst schon."

Anna klatschte in die Haende: "Na Gott sei Dank!! Ich hasse Hochzeitsfeiern!" Thomas sah dem mit gemischten Gefuehlen entgegen. Er war nicht so gern unter Fremden, aber was wuerde er den Tag mit Anna machen? Er konnte ihr doch da nicht wieder aus dem Weg gehen, besonders nicht, weil sie nur zu zweit waren!


****

Krachend fiel die Tuere ins Schloss und eine gespenstische Stille kehrte in das grosse Haus ein. Anselm, Hiltrud und Berta wuerden vermutlich bis in den Morgen auf der Hochzeit sein. Die drei hatten Anna und Thomas bewusst schlafen lassen, denn es gab nicht besonders viel zu tun und sie waren frueh aufgebrochen. Thomas aber war schon vor Stunden aufgewacht und sass aufrecht im Bett. Er hoffte nur, dass die Feuer der Leidenschaft, die zwischen ihm und Anna erwacht waren, heute nicht lodern wuerden.

Anna war ebenfalls schon wach. Sie hatte den ganzen Morgen den Vorbereitungen zur Abfahrt zugehoert, und ihr Herz hatte in einer Mischung aus Angst und Freude geklopft. Sie wollte mit Thomas allein sein. Und auf der anderen Seite war ihr schrecklich bange zumute. Noch niemals im Leben war sie so hin- und hergerissen gewesen von ihren eigenen Gefuehlen. Eigentlich sollte sie jetzt aufstehen, das wusste sie. Aber ihre Arme und Beine fuehlten sich schwer wie Blei an. Sie schaffte es nicht, auch nur den kleinen Finger zu ruehren. So blieb sie im Bett, das ihr zumindest ein wenig Schutz zu bieten schien.

Thomas dachte fieberhaft an unverfaengliche Moeglichkeiten, den Tag herumzubringen. Jedoch war sein erster Gedanke, Anna das Fruehstueck ans Bett zu bringen. Das ist wohl keine gute Idee! ertappte er sich. Widerwillig stand er auf; er konnte schliesslich nicht den ganzen Tag im Bett verbringen! Vorsichtig spaehte er in den Gang vor seinem Zimmer. Aengstliche Aufregung durchflutete ihn. Wie wuerde sie reagieren, wenn sie zum ersten Mal sein ueber einer Woche mit ihm alleine war? Die Stille im Haus war so ueberwaeltigend, dass Anna hoerte, wie Thomas seine Zimmertuer oeffnete. Sie geriet fast in Panik. Was tun? Aufstehen? Liegenblieben?

Bemueht, jede Aktivitaet so weit wie nur irgend moeglich in die Laenge zu ziehen, beschloss Thomas, ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Die Luft war rein. Auf Zehenspitzen tapste er zur Badestube. Behutsam schloss er die Tuer um auch ja keine Laut zu machen. Dann legte Thomas seine Nachthemd ab und schickte sich an, die Steine ueber dem Rost fuer das Bad heiss zu machen.

Als Anna ihn nicht mehr hoerte, atmete sie auf. Schnell huschte sie aus dem Bett und hinunter in die Kueche, um das Fruehstueck zu machen. Das scheiterte schon daran, dass die Milch alle war. Und natuerlich hatte ihr Vater allen Dienstboten fuer heute frei gegeben. Typisch! dachte Anna wuetend, Mich muss ja niemand bedienen! Seufzend und immer noch im Nachthemd machte sie sich auf den Weg in den Stall, um die Kuh zu melken.

Zischend stiegen die Dampfschwaden an die Decke und Thomas kletterte in das wohlig warme Wasser. Hier koennte er doch glatt nochmal eindoesen. Gesagt, getan und er schloss langsam die Augen. Zur selben Zeit hatte Anna einen Eimer mit Milch gefuellt. Vor sich hinschimpfend, dass sie sich schon fuer ein Fruehstueck so schinden musste, verliess sie den Stall wieder.

Es war so gemuetlich! Am liebsten haette sich Thomas den ganzen Tag ueber in dem Badetrog aufgeweicht. Aber ihm stieg ein Duft aus der Kueche in die Nase und er merkte, wie hungrig er war. Behende kletterte er aus dem Holztrog und trocknete sich ab.

Der Duft kam aus der Kueche, wo Anna gerade Eier briet. Sie ueberlegte krampfhaft, wohin sie sich am besten verdruecken konnte, um Thomas nicht allzuoft zu begegnen, und oeffnete die Vorratskammer, um das Brot zu holen. Eine Maus schoss heraus und huschte ueber ihren Fuss. Anna ekelte sich eigentlich nicht vor Maeusen, aber sie erschrak so sehr, dass sie laut aufschrie.

Ihr Schrei veranlasste Thomas dazu, die Hose fallenzulassen, die er gerade anziehen hatte wollen. Er rannte in Richtung Haupthaus los, wo der Schrei hergekommen war. Wenn Anna etwas passiert war, dann koennte er sich das nie verzeihen! Wie ein Blitz schoss er durch die Tuere und blieb im Eingang der Kueche schnell atmend stehen: "Ist dir was passiert? Ist alles in Ordnung?" Verbluefft starrte Anna ihn an. Irgendwie sah sie ihn in letzter Zeit eindeutig zu oft nackt. Sie begann zu grinsen: "Ja...nur eine Maus! Aber danke, mein Ritter ohne Ruestung!"

Verdattert sah er an sich herunter, sich seiner Nacktheit auf einmal peinlich bewusst. Rot anlaufend versteckte er seinen Koerper hinter dem Tuerrahmen, so dass nur noch der Kopf hervorschaute. "Aehm, ich glaube ich sollte mich zum Fruehstueck besser anziehen!" Anna bemuehte sich, nicht zu lachen: "Ja, besser ist das. Aber wenigstens hast du die Maus verscheucht!" Jetzt musste auch er schmunzeln. "War mir eine Ehre, euch zu Diensten sein zu duerfen, edles Fraeulein! Wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich bin gleich wieder da!" schauspielerte er. Ihr glockenhelles Lachen hallte ihm hinterher.

Na der Tag faengt ja gut an! Da haette ich gleich zu ihr nackt ins Zimmer kommen koennen, und es haette keinen Unterschied gemacht! dachte Thomas belustigt. Er kleidete sich an und kehrte in die Kueche zurueck. Er hatte diese spielerische Leichtigkeit, mit der sie beide auskamen, vermisst. "Was hast du heute vor?" wollte er wissen. Anna zuckte die Schultern; aber eigentlich hatte sie schon lange etwas vorgehabt, nur nie die Zeit dazu gehabt, weil ihre Eltern es fuer Zeitverschwendung hielten. Ihre Augen glitzerten, als sie Thomas ansah: "Ich wollte schon lange mal den Dachboden durchstoebern. Da gibt es sicher viele interessante Dinge zu entdecken!"

Er schob sich ein Stueck Brot mit Kaese in den Mund und meinte kauend: "Das ist sicher lustig. Haettest du was dagegen, wenn ich mitkomme? Wir haben zwar im Gasthof auch einen Dachboden, aber der ist immer aufgeraeumt, da ist gar nichts geheimnisvolles dran." Anna hatte gehofft, dass er das anbieten wuerde. So konnte sie etwas Zeit mit ihm verbringen. Und zwischen staubigen Truhen auf dem Speicher wuerde sicher das Feuer nicht wieder ausbrechen! So nickte sie eifrig, leckte sich einen Milchbart von der Oberlippe und erwiderte: "Ich kann dich sogar sehr gut gebrauchen! Du kannst die schweren Sachen aus dem Weg raeumen!" "Und vor Maeusen beschuetzen!" erwiderte er verschmitzt. Sie streckte ihm die Zunge heraus: "Bloedmann!" Instinktiv griff er zu ihr herueber und piekste sie in die Seite. Sie quiekte, zuckte zusammen und verschuettete die Haelfte ihrer Milch. Drohend griff sie zum Brotmesser und richtete es auf ihn: "Thomas, lass das sein! Das ist eine ernstgemeinte Warnung!!" In gespieltem Entsetzen wich er zurueck und hob abwehrend die Arme: "Wie es aussieht, brauchst du gar keinen Beschuetzer!" Feixend fuegte er hinzu: "Tut mir leid, es war bloss ein Reflex" Anna brummte vor sich hin und legte das Messer wieder hin, nicht ohne Thomas weiterhin argwoehnisch im Auge zu behalten.

Thomas konzentrierte sich wieder auf seinen Teller. Ich muss mich besser beherrschen! Wir haben ja gesehen, wie sich solche Aktionen bei uns entwickeln koennen! mahnte er sich. Den Vorfall ueberspielen, fragte er: "Was glaubst du dort oben zu finden? Hast du einen besonderen Verdacht?" Sie zuckte die Schultern: "Nein, keinen Verdacht! Vielleicht alte Kleider, von denen meine Mutter sich nicht trennen konnte." Ihre Augen blitzten verschmitzt: "Oder einen verborgenen Schatz, wer weiss!"

"Oder ein altes Schwert? Ich habe schon laenger vor, eines zuzulegen, bei all den Raeubern im Wald. Besonders wenn ich mit deinem Vater alleine unterwegs bin. Aber sowas ist sehr teuer, wenn es eine gute Klinge sein soll!" Er biss etwas Speck ab und schmatze genuesslich. Anna wiegte den Kopf: "Wer weiss, alles ist moeglich! Kannst du mit einem Schwert denn ueberhaupt kaempfen?"

Er schuettelte den Kopf: "Ein bisschen Ahnung habe ich schon vom Schwertkampf, aber ich habe es nie wirklich gelernt. Um Banditen zu vertreiben wird es wohl reichen." "Du kannst ja mal mit dem Sohn vom Schmied trainieren, der kann es!" schlug Anna vor. Sie hatte den Burschen schon ein paarmal bei der Kirchweih sein Koennen zur Schau stellen sehen.

Thomas nickte ihr zu. "Aber jetzt bin ich wirklich gespannt, welche Leichen ihr auf eurem Speicher versteckt habt!" draengte er, nachdem er sein Fruehstueck beendet hatte. Vielleicht war es doch einfach, den Tag allein mit Anna zu verbringen. Irgendwie muessen wir ja miteinander auskommen! sagte er sich und stand auf.

****

Mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht wuchtete Anna einen zusammengerollten Teppich von einer grossen Truhe aus Eichenholz und liess ihn auf den Boden fallen. Beim Aufprall wirbelte eine betraechtliche Menge Staub auf, und das Maedchen bekam einen heftigen Niesanfall.

"Gesundheit!" sagte Thomas lachend und seine Stimme hallte. Der Dachboden war weitaus geraeumiger als er gedacht hatte, ja geradezu rieseig. Durch das Daemmerlicht konnte Thomas nur den Bereich in seiner unmittelbaren Naehe erkennen. "Ich hasse Staub!" beklagte Anna sich und liess noch zwei weitere Nieser hoeren. Dann kniete sie sich vor die Truhe und machte sich am Schloss zu schaffen.

"Du musst ja ungeheuer neugierig sein, wenn du das in Kauf nimmst!" neckte Thomas. Er hockte sich neben sie und fragte: "Wie willst du das aufbekommen? Jetzt sag bloss, du bist auch noch Meisterin im Schloesserknacken?" Im selben Augenblick schnappte das Schloss mit einem leisen Klicken auf. Anna warf ihr dunkles Haar zurueck und grinste ihn triumphierend an. Thomas strahlte mit Anerkennung: "Ich bin beeindruckt! Wo hast du das nur gelernt?" Anna spuerte, wie sie unter seinem bewundernden Blick erroetete, und zwinkerte ihm keck zu: "Ach weisst du...man lernt so einiges, wenn man an die versteckten Leckereien seiner aelteren Schwester kommen will!" "So so! Aber ich verspreche dir, ich weiss von nichts!" Er platzte fast vor Neugier und forderte sie ungeduldig auf: "Nun mach es doch nicht so spannend und sieh nach was drin ist!"

"Und da heisst es nur Frauen sind neugierig!" frozzelte Anna und hob den schweren Deckel an. Ein wunderschoenes, zartgruenes Kleid, das im Daemmerlicht silbrig schimmerte, kam zum Vorschein. Beinahe ehrfuerchtig beruehrte Thomas das feine Material. Das Kleid wies keine erkennbaren Gebrauchsspuren auf und wirkte wie neu. "Wer legt denn so ein Prachtstueck in eine Truhe auf den Dachboden? Schau doch nur wie schoen es ist!" fluesterte er. Wehmuetig strich Anna ueber den Stoff: "Es ist ein Hochzeitskleid, glaube ich! Ich weiss nur nicht, ob meine Mutter es getragen hat oder ob es fuer eine von uns bestimmt ist. Oder vielleicht beides!"

Thomas wollte es noch zurueckhalten, aber da war es ihm schon herausgerutscht: "Willst du es nicht anprobieren? Ich dreh mich auch weg!" Anna zoegerte. Auf der einen Seite hatte sie kein gutes Gefuehl dabei, sich in seiner Gegenwart umzuziehen, aber der Reiz zu sehen, wie sie in dem wunderschoenen Kleid aussah, war viel groesser. Sie nickte langsam. Er kehrte ihr den Ruecken zu und seine Gedanken rasten. Wenn ich mich jetzt umdrehe, wie wuerde sie reagieren? fragte er sich. Hinter sich konnte er das Geraeusch raschelnden Stoffs hoeren, als Anna sich umzog.

Sie hatte alle ihre Kleider abgelegt und hielt jetzt das Kleid in den Haenden. Es fuehlte sich ganz weich und leicht an, fast wie Wasser. Fast liebevoll hob sie es hoch. Thomas kaempfte dagegen an, aber er konnte nicht anders. Er drehte den Kopf ein klein wenig und konnte ihre Form aus dem Augenwinkel heraus erahnen. "Schmulst du etwa?" Anna hatte gesehen, dass er sich bewegt hatte. Eilig hielt sie sich das Kleid vor den Leib.

Er fuehlte sich ertappt und widersprach beleidigt: "Ich doch nicht! Wie kommst du nur darauf? Die Holzwand vor mir ist doch viel interessanter!" Es sollte ueberzeugend klingen, aber das gelang ihm nicht so ganz. "Pass bloss auf, dass dich der Blitz nicht trifft, Luegen ist eine Todsuende!" Sie grinste. Rasch zog sie das Kleid an, um ihn nicht noch weiter zu verfuehren. "Wie sehe ich aus?" Thomas drehte sich um und es verschlug ihm den Atem. Er brauchte einen kleinen Moment, um die Fassung wiederzuerlangen, dann hauchte er: "Wunderschoen!" "Passt es?" Sie drehte sich einmal um sich selbst.

"Es sitzt wie angegossen!" bewunderte er Anna. Dass sie aber auch so verflix gut aussehen musste! Schon broeckelte seine Selbtbeherrschung und es war noch nicht einmal Mittag! Wie er sie ansah! Ein Blick wie ein Streicheln. Es tat gut, zu wissen, dass er sie schoen fand. So stand sie nur ganz still und genoss es, von ihm betrachtet zu werden. Wie sehr wollte er sie jetzt in die Arme nehmen und kuessen! Thomas merkte, wie seine Hose sich ausbeulte. Er raeusperte sich und drehte sich schnell weg: "Aehm, vielleicht solltest du es wieder in die Kiste legen, sonst wird es noch schmutzig bei dem ganzen Staub hier..." Ja Thomas, ganz toll! Sehr glaubhaft! Mein Gott, jetzt denkt sie bestimmt, du willst sie gleich anspringen! schalt er sich innerlich.

Aber sie dachte nichts dergleichen. Sie war viel zu sehr mit dem Gedanken beschaeftigt, was fuer ein Kleid das war. Es musste suendhaft teuer gewesen sein, und eigentlich wirkte es nicht so, als sei es ueber zwanzig Jahre alt. Wieder das leise Rascheln, als sie sich auszog. "Wem es wohl gehoert?" sinnierte sie vor sich hin. "Das hat bestimmt deine Mutter damals getragen. Wenn sie nur halb so schoen darin aussah wie du, dann war dein Vater bestimmt ein sehr gluecklicher Mann!" meinte Thomas, immer noch mit einem Kloss im Hals. Anna hatte sich inzwischen wieder angezogen. Immer noch betrachtete sie das Kleid. Sie war so traumverloren, dass sie kaum registrierte, was Thomas gesagt hatte. "Ich werde sie bitten, dass ich es bei meiner Hochzeit tragen darf!" murmelte sie.

Das schreckte Thomas auf: "Hochzeit?" Anna sah ihn an: "Naja, wenn du erst Berta geheiratet hast, wird Vater mich sicher auch bald verheiraten. Ich kann ja nicht ewig bei euch wohnen!"

Betruebt sah er zu Boden. "Hm, wo du das erwaehnst faellt mir ein, was dein Vater zu mir gesagt hat, als wir nach Colmberg gefahren sind. Ich muss demnaechst hier ausziehen. Er meint, es gehoert sich nicht, wenn ich mit Berta vor der Hochzeit unter einem Dach wohne..." Daraufhin drehte sie sich um. Ihr huebsches Gesicht war bekuemmert. Das wuerde wohl bedeuten, dass sie ihn noch weniger zu Gesicht bekam. "Oh!" entfuhr es ihr, "Aber ich habe schon damit gerechnet. Die Leute tratschen schnell."

Auch Thomas war von der Sache nicht gerade begeistert. Aber er malte sich aus, was die Leute sagen wuerden, wenn sie auch nur einen Teil der Wahrheit kannten, so zum Beispiel die Szene heute morgen in der Kueche. "Wenn ich noch laenger hier wohnen bliebe, dann liefen wir Gefahr, dass die Leute auch allen Grund dazu haetten." Ermutigend fuegte er hinzu: "Aber ich werde fast den ganzen Tag hier sein und nur nachts woanders schlafen." Sein Kommentar verfuehrte Anna dazu, ihn wieder zu necken. Sie wickelte kokett eine lange Haarstraehne um den Zeigefinger: "Einen Grund? Was fuer ein Grund waere das?"

Er musste nicht lange ueberlegen. "Zum Beispiel, wenn du so frech bist wie gerade jetzt und ich dich dafuer als Strafe kitzeln muss!" Thomas zwinkerte und taeuschte einen schnellen Ausfall nach vorne vor.
"Nein, NEIN!" kreischte sie sofort und streckte abwehrend beide Haende aus. Dabei ging sie rueckwaerts – und fiel ueber den zusammengerollten Teppich. Mit einem Satz war Thomas ueber ihr und hielt sie nieder. "Diesmal darfst du es dir sogar aussuchen, wo ich dich kitzeln soll!" bot er ihr grossspurig an. "Nirgendwo, nirgendwo!" jammerte sie ihn sah ihn flehend an.

Thomas schaute sie mit einem breiten Grinsen an. "DAS glaube ich dir nicht. Aber du bist selbst schuld! Wenn du nicht waehlst, dann muss ich es eben tun!" Seine Finger kribbelten in Windeseile an ihren Seiten auf und ab. Sie lachte wild auf und versuchte, seine Haende festzuhalten. Thomas beharrte: "Du kannst mir nichts mehr vormachen, Anna! Mir ist laengst klar, dass es auch dir gefaellt!" Er hielt inne und blickte auf sie herab. "Soso!" kicherte sie und hielt ihn bei den Oberarmen, "Und wie kommst du darauf, dass es mir gefaellt?"

"Och ich erinnere mich da an eine Sache am Flussufer!" lachte er. "Und ausserdem hast du mir beim Kitzeln noch nie eine geknallt!" "Du haelst mich ja auch fest!!" empoerte sie sich. Dann wurde ihr Gesichtsausdruck wieder schelmisch: "Was war denn am Flussufer?" Diese Frau wird mich noch eines Tages den Verstand kosten! jammerte Thomas innerlich. Er beschloss, in die Vollen zu gehen. Waehrend er sie gekitzelt hatte, waren ihm zwei klitzekleine Erhoehungen an ihrem Kleid aufgefallen. Seinen Zeigefinger ausstreckend, beruehrte er ihre steife Brustwarze durch das Kleid hindurch und meinte lapidar: "Na zum Beispiel das da!"

Sie schlug mit gespielter Empoerung seine Hand zur Seite: "Was faellt dir eigentlich ein!? Und das ist, weil mir kalt ist!" Er tat beleidigt: "Wenn es dir nicht gefaellt, dann werde ich dich in Zukunft auch nie mehr kitzeln! Jetzt bist du sicher zufrieden!" Thomas stand auf und machte ein Gesicht wie saure Milch, musste sich aber beherrschen, nicht zu lachen. Sie stand ebenfalls auf und staubte sich ab, grinste ihn frech an: "Du kannst doch deine Haende gar nicht bei dir behalten!"

Mit einem unfreiwilligen Laecheln antwortete er: "Ich kann es zumindest versuchen!"
Sein Blick schweifte ueber das Geruempel. "Willst du noch weitererkunden, oder sollen wir wohin gehen, wo keine Teppiche liegen, ueber die du fallen kannst?" "Wir wollten doch schauen, ob wir ein Schwert finden!" erwiderte sie und wuehlte sich tiefer ins Geruempel.

Es lagerten so viele Gegenstaende in einer solchen Unordnung um die beiden herum, dass es Thomas fuerchtete, es koennte Stunden dauern, bis sie etwas Brauchbares finden wuerden. Aber schliesslich tauchte Anna triumphierend und ueber und ueber mit Dreck und Staub bedeckt aus der hintersten Ecke auf, triumphierend ein Langschwert in die Hoehe reckend: "Sieh mal....ich versteh nichts davon, ist das was anstaendiges oder schrottreif?"

"Du bist ja eine richtig glueckliche Finderin heute!" lobte Thomas. Fasziniert betrachtete er die Klinge in ihrer Hand. "Das ist ein sehr schoenes Schwert! Vielleicht ist es etwas stumpf und hat ein paar Rostflecken, aber nichts, was man nicht mit ein wenig Pflege wieder hinbekommen kann." Er nahm ihr vorsichtig die Waffe aus der Hand und wiegte sie pruefend. Das Gewicht schien ihm genau richtig zu sein. Er machte acht Schritte zurueck und vollfuehrte ein paar Probehiebe in der Luft. Thomas fuehlte sich wieder wie ein kleiner Junge mit einem neuen Spielzeug.

Anna musterte ihn stumm. Er wirkte sicher und elegant mit dem Schwert. Fast wie ein echter Ritter. Ein angenehmes Kribbeln durchlief ihren Leib. Oh, wie sie Berta beneidete! Sein Arm senkte sich und er sah sie schuechtern laechelnd an: "Wie gesagt, ich kann schon noch etwas Uebung gebrauchen. Wenn du nichts dagegen hast, dann werde ich gleich zum Schmied gehen und ihn bitten, mir das Schwert etwas herzurichten. Bis zum Mittagessen bin ich spaetestens wieder zurueck." Sie nickte: "Ja, geh nur! In der Zwischenzeit werde ich mich saubermachen und das Essen kochen!"

Thomas verabschiedete sich und kletterte vom Dachboden herunter. Erheitert durch den Vormittag, den er mit Anna verbracht hatte, machte er sich auf den Weg.


****


Nachdem Anna ein ausgiebiges Bad genommen und sich von all dem Staub und Schmutz, den sie vom Speicher mitgenommen hatte, befreit hatte, marschierte sie voller Tatendrang in die Kueche. Waehrend dem Baden hatte sie sich ueber das Mittagessen Gedanken gemacht und sich fuer Lammragout mit Bohnen entschieden. Voller Begeisterung stuerzte sie sich in die Arbeit.

Sonst war sie eigentlich gar keine so enthusiastische Koechin. Aber diesmal war die Motivation stark und fast ein wenig gemein. Sie wollte Thomas zeigen, wie es waere, wenn er sie zur Frau naehme und zu ihr nach Hause kaeme, um zu essen. Sie spielte fast wie ein kleines Maedchen, waehrend sie das Fleisch schnitt, die Bohnen putzte und dann zu kochen begann. Sie tat so, als sei sie wirklich mit Thomas verheiratet und bereite gerade sein Mittagessen. Es war ein wunderbares Gefuehl, und die Arbeit ging ihr viel leichter von der Hand als sonst. Vor sich hinsummend deckte sie den Tisch, waehrend das Lammragout auf dem Herd vor sich hinkoechelte.

Schon als Thomas durch das Tor schritt, kam ihm ein angenehmer Duft entgegen. Je naeher er dem Haus kam, desto fantastischer roch es Er hatte sich etwas laenger beim Schmied aufgehalten, als er geplant hatte, denn dessen aeltester Sohn war da gewesen und hatte ihm mit Freuden angeboten, den Schwertkampf zusammen zu ueben. Aber das einzige, woran Thomas im Moment dachte, war, woher dieser himmliche Duft kam, der seine Nase verwoehnte. Schnurstracks eilte er in die Kueche und fand Anna an der Kochstelle vor, wie sie ueber dem Essen werkelte. "Das riecht ja wunderbar! Da musst du aufpassen, dass nicht die halbe Nachbarschaft angelaufen kommt und mitessen will!" begruesste er sie.

Sie drehte sich um und lachte ihn an, erfreut ueber das Kompliment. "Warte nur, es schmeckt viel besser, als es riecht! Setz dich! Moechtest du ein Stueck Brot dazu?" Eifrig lief sie hin und her. Thomas, der es gar nicht gewohnt war, dass Anna ihn so umsorgte, liess sich auf dem Stuhl nieder und nickte ihr zu. Sie schnitt ein paar Scheiben von einem Laib Brot, legte sie auf den Tisch, fuellte einen Teller mit Ragout und Bohnen und stellte ihn vor Thomas. Dann goss sie ihm Bier ein. Erst dann machte sie sich selbst einen Teller zurecht und setzte sich zu ihm. In Gedanken setzte sie ihr Spiel noch immer fort.

Hungrig griff er den Loeffel und schaufelte den ersten Bissen in sich hinein. Noch waehrend dem Kauen schloss er die Augen und stoehnte verzueckt: "Mmmhhh, mmmmhhhh! Dasch ischt ja fantaschtisch!" Anna musste ueber sein Gesicht lachen: "Danke. Schoen, dass es dir schmeckt!" Sie war erleichtert. "Schmeckt?" schwaermte er. "Es ist so gut, dass ich ab sofort am liebsten nichts anderes essen wuerde! Du bist eine wirklich hervorragende Koechin!" Ihre Wangen faerbten sich leicht rot und sie senkte verlegen den Kopf.

Thomas langte ueber den Tisch und griff ihre Hand: "Du musst nicht verlegen sein. Du kannst einen Mann in jeder Hinsicht gluecklich machen!" laechelte er. "Das weisst du doch gar nicht!" erwiderte sie mit einem kecken Augenaufschlag, "Den letzten Test hast du ja nicht gemacht!" Kuehn blickte er sie an und er streichelte unbewusst ihre Hand: "Und was waere das fuer ein Test?" Sein Streicheln loeste eine angenehme Gaensehaut an Annas ganzem Koerper aus. "Ob ich einem Mann auch im Ehebett Freude bereiten kann!" murmelte sie, ohne den Blick abzuwenden.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie pikant ihre Unterhaltung wieder geworden war. "Daran habe ich nicht die geringsten Zweifel!" antwortete er leise. Sie zuckte die Schultern: "Schon so mancher Mann war von seiner frisch Angetrauten nach der Hochzeitsnacht bitter enttaeuscht." "Ich waere nie von dir enttaeuscht!" entfuhr ihm und er biss sich auf die Zunge. Sie laechelte: "Da spricht ein ungeloeschtes Feuer aus dir! So etwas weiss man nie!" "Nur solange man es nicht ausprobiert..." meinte er peinlich beruehrt. Sie waren schon erneut auf dem besten Wege, die Kontrolle zu verlieren. Um das Thema abzuwuergen, widmete er sich wieder intensiv seinem Lamm.

Anna grinste. Sie fand es lustig, ihn in Verlegenheit zu bringen. "Vielleicht wuerde es mir ja nicht gefallen und man koennte mich nur mit groessten Schwierigkeiten dazu bringen, es wieder zu tun!" Gleichzeitig schoss ihr durch den Kopf, dass sie eigentlich gar nicht so genau wusste, was "Es" bedeutete. Thomas lief hochrot an. Um Fassung bemueht erwiderte er zwischen zwei Bissen: "Hmm ja vielleicht..." Es war ihm peinlich, dass sie wieder ueber etwas redeten, was sie nicht tun konnten – durften! "Warum bist du so verlegen?" fragte Anna mit gespielter Neugier.

Er hob abrupt den Kopf und sah sie aus funkelnden Augen an: "Du weisst genau warum! Es macht mich schier wahnsinnig, immer nur um den heissen Brei herumreden zu muessen und ihn nicht ausloeffeln zu koennen. Vielleicht kannst du ja deine Gefuehle fuer ein Spaesschen am Mittagstisch abstellen, aber ich kann es nicht!" Thomas war aufgebracht. Er mochte sie so sehr und es brach ihm das Herz, dass nichts weiter zwischen ihnen sein konnte. Und da musste sie ihn auch noch so leiden lassen. Das war nicht gerecht!

Erschreckt zuckte sie zusammen. Sie hatte ihm nicht wehtun wollen. Betreten senkte sie den Kopf: "Es tut mir leid...ich bin manchmal noch sehr kindisch, glaube ich! Und momentan bin ich auch sehr verwirrt..." Er brummte: "Vielleicht ist es doch besser, wenn ich hier ausziehe. Lange stehe ich das nicht mehr durch!" und beugte sich tief ueber sein Mittagessen. Sie stand auf und raeumte ihren bereits leeren Teller weg: "Vielleicht sollte ich dir einfach aus dem Weg gehen! Du hast das schon ganz richtig gemacht die letzte Zeit!"

Beschaemt musste sich Thomas an die letzte Woche erinnern. Er hatte sie fast gaenzlich ignoriert und wenn sie auch nur annaehernd dasselbe wie er fuehlte, war es fuer sie sicherlich eine grosse Qual gewesen. Er erhob sich und hielt ihren Arm fest. "Anna, bitte schau mich an!" bat er mit zittriger Stimme. Sie gehorchte. Der Blick aus den blauen Augen, die sonst so schelmisch glaenzten, jetzt aber ganz ernst waren, traf sie bis ins Herz.

Thomas suchte nach Worten: "Es war nicht richtig von mir, dich so anzufahren, bitte verzeih mir! Es tut mir auch leid, dass ich dich die letzten Tage kaum beachtet habe, aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte!" Er klang verzweifelt. "Nein, du hast Recht gehabt!" Annas Stimme klang so betroffen, wie das Maedchen war. "Du bist der Braeutigam meiner Schwester, und es ist einfach nicht richtig, dass du mir soviel Aufmerksamkeit schenkst!" Die Erkenntnis, dass es so war, ernuechterte ihn, vermochte aber nicht seinen Schmerz zu lindern. Thomas atmete tief aus und verkuendete: "Wir muessen einfach das Beste draus machen, auch wenn es schwer ist." Sie strich sich durchs Haar: "Ich muss versuchen, damit aufzuhoeren, meine kindischen unreifen Spielchen mit dir zu treiben!"

"Und ich darf dich nicht in jeder sich darbietenden Situation kitzeln, denn wir wissen ja, wohin das fuehrt!" gab er zu. Anna musste laecheln: "Es ist so merkwuerdig...ich habe es immer gehasst, gekitzelt zu werden...aber wenn du es machst, dann ist es schoen!" Sie hatte es tatsaechlich zugegeben und das in einem Moment, in dem er nie damit gerechnet haette! Thomas meinte: "Naja, vielleicht tue ich es hin und wieder mal!" und grinste sie buebisch an. Sie versetzte ihm einen leichten Schubs: "Nein, machst du nicht! Du laesst deine Finger von mir!" Aber sie laechelte dabei.

Den Mutigen spielend, sagte er: "Zumindest nicht jetzt, sondern dann, wenn du es am wenigsten erwartest!" Anna musste lachen: "Ich behalte dich im Auge!" Er zwinkerte ihr zu: "Ich kriege dich ja doch!" Wieder lief ihr eine Gaensehaut den Ruecken hinab, und sie fuehlte sich erroeten. Ich wuenschte es waere so!! dachte sie halb verzweifelt. Dann fuegte er hinzu: "Aber jetzt musst du deswegen erstmal keine Angst haben, weil ich gleich zum Schmied gehen werde, das Schwert abholen; und sein Sohn moechte mir bei der Gelegenheit eine kleine Lektion geben."

Anna nickte und wusste nicht, ob sie erleichtert oder bekuemmert sein sollte, dass er sie wieder allein liess. "Viel Vergnuegen!" wuenschte sie und begann, die Kueche wieder aufzuraeumen. Thomas winkte ihr zum Abschied und machte sich auf den Weg.
 
10. Kapitel

"Anna? Anna, wo bist du?" Wo steckt sie nur? fragte Thomas sich. Er war gerade verschwitzt von seiner Stunde mit Wilhelm, dem Sohn des Schmieds, heimgekommen und konnte sie nirgendwo finden. Mit dem Schwert auf dem Ruecken liess es sich schlecht suchen, also legte er ab und sah sich noch einmal um. Von Anna keine Spur. Sie war in ihrem Zimmer und hatte ihn nicht gehoert, denn sie war vollauf damit beschaeftigt, ein Lager von Harras auszuraeumen. Er versteckte seine Spielzeuge, die er so fand, immer wieder im Haus, und diesmal hatte er sich die hinterste Ecke unter Annas Bett ausgesucht.

Wo zum Kuckuck steckte sie nur?! Langsam begann Thomas sich Sorgen zu machen. Er hatte das ganze Erdgeschoss abgesucht und auf seine Rufe hatte sie nicht geantwortet. Besser ich schaue auch oben nach! dachte er sich und stieg die Treppe hinauf. Im Baderaum war sie nicht. Auch in seinem Zimmer herrschte gaehnende Leere. Da bemerkte er, dass die Tuer zu Annas Zimmer einen Spalt offen war und er glaubte, etwas dahinter zu hoeren. Den Spalt etwas vergroessernd, spaehte er in den Raum. Auf den ersten Blick gab es nichts besonderes zu erkennen. Doch was war das? Unter dem Bett schauten zwei Fuesse heraus! So eine Gelegenheit bekommst du vielleicht lange nicht mehr, nutz sie aus! ertoente eine Stimme in seinem Kopf. Thomas lag nichts ferner, als dem zu widersprechen. Er ging so leise er konnte zum Bett und setzte sich drauf.

Durch das Nachgeben des Lattenrostes war unter dem Bett nicht mehr genug Platz fuer Anna, und sie wurde eingezwaengt. Das loeste im ersten Moment fast eine Panik aus. "Wer ist da!?" schrie sie entsetzt. Thomas schmunzelte vor sich hin und antwortete, indem er mit allen zehn Fingern einen Kitzelangriff auf ihre wehrlosen Fuesse startete. "THOMAS!" kreischte sie und versuchte zu treten, aber ihre Oberschenkel waren eingeklemmt, sie konnte sich nicht bewegen. "HOER SOFORT AUF!" "Ich hab doch gesagt, ich kriege dich!" gab er sich zu erkennen. Er spielte auf ihren Solen herum wie ein begnadeter Pianist auf seinem Instrument. "UND ICH BRINGE DICH UM!" bruellte sie zurueck und begann dann hilflos zu lachen. Aber ihre Drohung entlockte ihm nur ein vergnuegtes Lachen. Seine Fingerspitze streiften an ihrem Spann entlang, immer das Tempo wechselnd, dass sie sich ja nicht dran gewoehnen konnte. Anna trommelte hilflos mit den Faeusten auf den Boden, wand den Oberkoerper hin und her und versuchte verzweifelt, freizukommen. Dabei kreischte und jauchzte sie in den hoechsten Toenen.

"Was hast du denn? Noch beim Mittagessen hast du gemeint, du faendest es schoen!" stichelte er sie, als er mit Wollust den Ballen unter ihren Zehen streichelte. Sie gackerte wie ein Huhn; es war die Hoelle am Ballen! "Ich halt das nicht aus!" quietschte sie nur. Anna's momentane Position gab ihr so gut wie keine Bewegungsfreiheit und das nutzte Thomas schamlos aus. Aber um ein bisschen mehr Zugang zu bekommen, erhob er sich gerade lang genug vom Bett, um Anna an den Fuessen etwas herauszuziehen, so dass sie bis zu den Kniekehlen druntersteckte. Ihre Unterschenkel winkelte er an und klemmte sie zwischen seinen Beinen fest. Dann ging das Kitzeln von neuem los, jedoch mit einem Unterschied: Jetzt konnte er auch seinen Mund benutzen und gab ihr kitzlige Kuesse auf die Sohlen. "Ich hasse dich, ICH HASSE DICH!" kicherte sie und schrie dann wieder los.

"Fein!" meinte er belustigt. "Dann macht es ja jetzt keinen Unterschied ob ich DAS mache!" Sprach's und schon raste seine Zunge an allen fuenf Zehen entlang. Wenn er beim kleinen Zeh angelangt war, fing er einfach wieder von vorne an oder wechselte den Fuss. Ohrenbetaeubendes Kreischen ertoente unter dem Bett: "Hoer auf, hoer AUF, HOER AUF!!" "Wenn du so laut schreist, dann kommen noch die Bediensteten angelaufen! Und das wuerde uns in eine ziemlich peinliche Situation bringen, meinst du nicht?" Aber seine Zunge liess er nicht ruhen – im Gegenteil: Sie suchte sich nun die Zwischenraeume von Anna's Zehen als lohnendes Ziel aus. Sie versuchte wieder zu treten, aber er hielt sie zu fest. Als ihr ihre totale Hilflosigkeit bewusst wurde, haette sie eigentlich in Panik geraten muessen. Aber tatsaechlich spuerte sie wieder dieses lustvolle Pochen zwischen den Schenkeln.

Wenn sie nur sein Grinsen sehen koennte! Da Thomas nicht wusste, wann er wieder eine solche Gelegenheit erhalten sollte, ging er aufs Ganze. Er nahm ihren grossen Zeh in den Mund und waehrend er ihn so bearbeitete, kitzelte er mit den freien Haenden ihre Sohlen und Fersen. Anna lachte sich halb tot. Sie konnte ihre Reaktionen einfach nicht kontrollieren und fuehlte sich dabei so wunderbar wehrlos wie nie zuvor. Sie konnte nur betteln. Thomas genoss es unheimlich, sie so liebevoll zu quaelen. Aber er merkte anhand der Beule in seiner Hose, dass er es wohl zu sehr genoss. Er gab ihre Fuesse frei und fragte unters Bett: "Lebst du noch oder habe ich dich totgekitzelt?"

"Warte du!" keuchte sie, "Du rennst jetzt besser schnell und weit, denn wenn ich dich erwische, dann gnade dir Gott!" Flink wie eine Schlange kroch sie rueckwaerts unter dem Bett heraus. Er war sich zwar sicher, dass er Anna im Falle einer Konfrontation ueberwinden konnte, aber bei ihr wusste er nie so genau, ob sie es ernst meinte, oder nicht. Daher sprang er mit einem Satz auf und war aus dem Zimmer. Anna rannte ihm hinterher. Sie wusste nicht genau, was sie eigentlich tun wuerde, wenn sie ihn erwischte, aber irgendwas wuerde ihr schon einfallen! Im Augenblick fuehlte sie sich einfach wie ein kleines Kind. Sie wollte spielen.

Thomas rechnete nicht ernsthaft damit, dass sie ihn verfolgen wuerde. Er schwelgte noch in dem gerade Erlebten, aber ein Blick hinter sich belehrte ihn eines besseren. Die Beine in die Hand nehmend, witschte er die Treppe hinunter und lief in Richtung Garten. Anna war langsamer als er, da ihr Rock sie natuerlich am Laufen hinderte. Reichlich undamenhaft raffte sie ihn bis ueber die Knie und konnte so an Tempo zulegen.

Mit einem leichten Anflug von Panik erkannte Thomas, dass seine Verfolgerin aufholte. Er war sich sicher, dass sie ihm nichts tun wuerde, aber sie sah doch sehr entschlossen aus. Dazu kam, dass er sich bei der Schwertuebung richtig verausgabt hatte und seine Kraefte noch nicht ganz zurueckgekehrt waren. Thomas rannte aus dem Haus und schlug einen Haken nach links, auf die Mauer zu, die dem Hahn neulich zum Verhaengnis geworden war.

Im Vorbeilaufen sah Anna einen Eimer Farbe mit einem breiten Pinsel am Zaun stehen; offenbar war der Zaun gerade frisch geweisselt worden, aber der Knecht hatte sich entschlossen eine Pause zu machen. Sie schnappte sich den vor Farbe triefenden Pinsel und nahm die Verfolgung wieder auf.

Zu spaet merkte Thomas, dass er sich in die Ecke manoevriert hatte. Zu allem Ueberfluss sah er auch nicht den Ast, der in seiner Bahn lag und stolperte mit einem Fluch darueber. Unsanft landete er auf dem Bauch und hatte kaum Zeit sich umzudrehen, da war Anna schon bei ihm. Sie setzte sich auf seinen Bauch und schaute grinsend auf ihn herunter: "So, mein lieber Thomas! Hab ich dich!" Seine Brust hob und senkte sich, als sich sein Atem langsam beruhigte. Halb aengstlich, halb aufgeregt sah er abwechselnd den Pinsel in ihrer Hand und dann wieder sie an: "Jetzt bin ich wohl dein Gefangener!" Er kicherte. "Was hast du jetzt mit mir vor?"

Statt einer Antwort fuhr sie ihm mit dem Pinsel quer uebers Gesicht. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk: "Gut siehst du aus! Weiss ist die Unschuld!" Vorsichtig oeffnete er die Augen und den Mund. "Eine Kuenstlerin scheinst du mir auch noch zu sein! Du bist ja ein wahres Wunder der Vielseitigkeit" sagte er in einem gespielt widerspenstigen Ton. "Wenn du frech wirst, kitzle ich dich noch zusaetzlich!" drohte sie. "Ach ja? Das traust du dich doch gar nicht!" beschwor er es geradezu herauf. "Wetten?" Zwei Zeigefinger pieksten in seine Rippen.

Thomas zuckte zusammen: "Niiiiiicht!" Anna konnte einfach nicht widerstehen und begann, ihn ordentlich durchzukitzeln. Wie ein wildgewordener Eber wand er sich unter ihr, verzweifelt versuchend, unter ihr wegzurollen. Aber Anna hatte ihn wiederum voellig kraftlos gemacht. So bliebt ihm nichts anderes uebrig, als lauthals loszuprusten. Sie lachte mit ihm. Er war einfach zu reizend, wenn er sich hilflos wand und lachte. Sie begriff, warum er so viel Spass dabei hatte, sie zu kitzeln.

Thomas war wie von Sinnen. Er lachte, was das Zeug hielt und versuchte, mit seinen Haenden seine Seiten zu schuetzen, aber Anna was so flink und geschickt, dass ihm das nicht gelingen wollte. In einem letzten Versuch sich zu wehren, erinnerte er sich an ein Sprichwort: Angriff ist die beste Verteidigung! Also probierte er, auch Anna an den Rippen zu kitzeln. Es gelang ihm nicht mit der ueblichen Intensitaet und Kontrolle, jedoch hoffte er, dass es genug war, um sie zumindest ein wenig abzulenken.

Schon bald rollten sie lachend uebereinander auf der Wiese und kitzelten sich gegenseitig wie die Kinder. Anna fuehlte sich wie im Himmel. Dem Mann, den sie so gern hatte, so nahe zu sein und so unbeschwert mit ihm zu tollen versetzte sie in einen wahren Rausch. Auf eine Art und Weise fand es Thomas noch schoener, als nur der alleinige Akteur zu sein. Das Gefuehl, gleichzeitig zu geben und zu empfangen, liess ihn schnell hart werden.

Annas Koerper kribbelte, und sie genoss es in vollen Zuegen. Ihr Lachen kam aus tiefstem Herzen und drueckte ihr Vergnuegen unmissverstaendlich aus. Er wollte, dass sie auf immer so weitermachen koennten. Vor Anna hatte ihn nie jemand gekitzelt und er war erstaunt, wie viel Spass es machen konnte! Doch seine Lenden forderten ihren Tribut und Thomas hielt bei der ersten Gelegenheit ihre Arme fest. Anna lag auf ihm obendrauf, mit ihrem Gewicht gegen seine Maennlichkeit drueckend. Scheu reckte er den Kopf und kuesste sie sanft auf den Mund, ehe er sich zuerueckhalten konnte. Anna lachte und zog den Kopf zurueck: "Igitt, Thomas, dein Gesicht ist doch voller Farbe! Komm her!" Sie wischte ihn sanft mit ihrer Schuerze sauber.

Er laechelte sie an, unsicher, ob er es noch einmal wagen konnte. Sie nahm ihm die Entscheidung ab, murmelte: "So, jetzt..." und beugte sich auf ihn zu, um ihn zu kuessen. Ihr Kopf fuehlte sich an wie mit Watte gefuellt. Es war so richtig, so natuerlich, das zu tun. Hungrig erwiderte er den Kuss. Mit seinen Haenden fuhr er durch ihre wallenden Haare und streichelte ihren Nacken. Annas Herz raste erneut, und ihr Atem beschleunigte sich. Diese Flut voellig neuer Gefuehle war einfach ueberwaeltigend und wunderbar.

Thomas' Haende strichen an ihrem Ruecken herunter, bis sie auf ihrem Po zum Stillstand kamen. Ihren warmen Koerper zu spueren war herrlich! Sie legte sich jetzt vollends auf ihn, die Beine gespreizt, und spuerte seine pochende Erregung zwischen ihren Beinen. Es fuehlte sich so unwahrscheinlich verfuehrerisch an. All die Vorsaetze der letzten Woche waren dahin. Ein schrecklicher innerlicher Zwiespalt erfasste ihn. Sollte er seinem Drang nachgeben und es hier zu Ende bringen? Er stoehnte und schob sie sachte weg. "Es tut mir leid, ich haette nicht..." konnte er den Satz nicht beenden. Ihr Gesicht war erhitzt, sie zitterte merklich und keuchte leicht: "Verdammt, haben wir uns wirklich so schlecht unter Kontrolle!? Was ist bloss los mit uns!?"

Thomas war ebenfalls erregt und meinte entschuldigend: "Manchmal bist du halt unwiderstehlich!" Anna lachte, strich sich verlegen durchs Haar und stand auf. Die Situation ueberspielend streckte sie ihm die Hand entgegen: "Na komm, hoch mit dir! Ich sollte dir doch beibringen, wie man kocht!"

Dankbar fuer Annas Reaktion nahm er die ihm gebotene Hand und stand auf. "Das stimmt! Und ausserdem macht im Gras herumrollen und gekitzelt werden hungrig!" Anna sah beunruhigt aus: "Dann sollte ich wohl lieber alleine kochen. Wer weiss, ob man das, was du fabrizierst, essen kann!" Er lachte: "Wenn du nur eine halb so gute Lehrerin wie Koechin bist, dann werden wir nicht verhungern!"

****

Wenig spaeter sassen die beiden eintraechtig in der Kueche, als waere nie etwas passiert, und schaelten Moehren. So geschickt sich Thomas auch bei anderen Dingen anstellte, so schwer fiel ihm die Arbeit in der Kueche. Anna hatte ihm gezeigt, wie er die Moehren halten sollte, aber trotzdem hatte er sich geschnitten! Zum vielleicht hundertsten Mal riet sie ihm: "Schael von dir weg! Nicht auf dich zu!" Mit dem blutenden Finger im Mund sah er sie klaeglich an. Mit jeder weiteren Karotte, die er schaelte, gelang es ihm ein Stueckchen besser.

Wie er da so sass, weckte er in Anna Muttergefuehle. In einem Aufwallen von Mitleid trat sie neben ihn und drueckte troestend seinen Kopf gegen ihre Brust: "Och, mein Armer! Bald ist es wieder gut!" Thomas schaute schmunzelnd zu ihr auf: "Nun ich habe mir ja nicht den Finger abgeschnitten. Aber wenn ich bei jeder kleinen Verletzung mit so viel Zuneigung rechnen darf, dann schneide ich mich bald freiwillig!" Sie zerzauste lachend seine blonden Locken: "Ihr Maenner seid doch sowieso viel wehleidiger als wir Frauen!"

"Wieso fuehrt ihr dann nicht die Schlachten fuer die Reichen und Maechtigen?" gab er in seinem Stolz gekraenkt zurueck. "Weil wir ausser weniger wehleidig auch schlauer sind!" grinste sie frech. In Annas Fall konnte das durchaus stimmen. "Dann sag mir dummen Mann doch, war ich als naechstes tun soll, mit den Karotten bin ich fertig!" "Nein, bist du nicht, wir muessen sie noch kleinschneiden" grinste Anna, "oder willst du sie am Stueck kochen?"

"Nun ja..." wandte er ein, aber in der Kueche war Anna die Chefin. Er gehorchte und begann, die Moehren in Scheiben zu schneiden, behutsam darauf achtend, dass er sich nicht wieder schnitt. Anna half ihm, und damit ging es wesentlich schneller. Danach zeigte sie ihm, wie er mit Mehl eine Sauce aus dem Fett des gebratenen Fleischs machen konnte.

"Das ist ja komplizierter als Anselms Inventur zu machen!" stoehnte er auf. Aber er sah ihr gelehrig zu und schien langsam aber sicher zu begreifen. Schliesslich koechelte der fertige Eintopf auf dem Herd. Nicht ohne Stolz stellte Thomas fest: "Das riecht ja gar nicht schlecht! Ohne dich wuerde ich das niemals schaffen!" "Das lernst du schon" laechelte sie, "Obwohl du es vermutlich gar nicht brauchst. Berta wird dich bekochen, dass dir hoeren und sehen vergeht!"

Traurig sah er sie an: "Berta meinst du...?" Nach ihrem gemeinsamen Tag konnte er sich immer weniger vorstellen, Annas Schwester zu heiraten. Viel lieber wollte er sie zur Frau nehmen. Sie deutete seinen Blick richtig und streichelte sanft und mit einem wehmuetigen Laecheln ueber seinen Arm: "Ich weiss...es waere wundervoll, wenn wir beide..." In ihren Augen erkannte er eine Mischung von Trauer und Verlangen. Er schluckte und beherrschte sich, seiner Begierde nachzugeben: "Komm lass uns essen, bevor es kalt wird."

Anna riss sich aus ihren Gedanken, die sich mit dem Traum beschaeftigten, tagtaeglich mit ihm herumzualbern, mit ihm zu leben, und holte schnell Geschirr aus dem Schrank. Thomas half ihr beim Tischdecken. Waere ich doch nie hierhergekommen! verfluchte er innerlich das Dilemma, in dem er steckte. Als sie am Tisch sassen, loeffelte er schweigend seinen Eintopf. "Du hast gut gekocht, Kompliment!" versuchte Anna, die Stimmung zu retten. "Du kannst aber auch gut erklaeren! Ich habe heute viel gelernt!" freute er sich. Er kam auf das heikle Thema zurueck: "Ich glaube, nach heute sollte ich wirklich schnellstmoeglich ausziehen! Ich will uns beide nicht ins Unglueck stuerzen!" Sie nickte traurig: "Ja...und ich sollte zusehen, dass ich bald einen Braeutigam finde. Wenn ihr verheiratet seid sollte ich nicht allzulange mit euch in einem Haus leben!"

Thomas sagte nichts und stocherte lustlos in seiner Schuessel herum. Mit einem Mal war er nicht mehr hungrig. Anna senkte ebenfalls den Kopf. Der Gedanke, einen anderen heiraten zu muessen war ihr unertraeglich. Er stand auf und bot an: "Brauchst du Hilfe beim Abwasch? Wenn ich schon kochen lerne, dann kann ich genausogut alles machen." Sie laechelte: "Natuerlich. Ich hasse es, abzuwaschen! Du waeschst, ich trockne!"

"Abgemacht!" war er einverstanden. Das Waschen ging ihm deutlich leichter von der Hand als das Schaelen der Karotten. Eifrig schrubbte er die Schuesseln und den Topf. In einem spontanen Anfall von Uebermut spritzte er Anna, die neben ihm abtrocknete, nass. Langsam und drohend legte Anna ihr Handtuch auf die Seite: "Thomas...du forderst das sowas von heraus!!" Er konnte es aber auch nicht lassen! Feixend schickte er einen regelrechten kleinen Schwall in ihre Richtung. Das konnte sie ihm einfach nicht durchgehen lassen! Zum zweiten mal an diesem Tag packte sie ihn in den Seiten, um ihn zu kitzeln.

Thomas wusste nur zu gut, zu was Anna faehig war, wenn sie wollte. Diesmal aber war er darauf vorbereitet und ergriff die Flucht. Auf der gegenueberliegenden Seite des Tisches suchte er Deckung. Mit funkelnden Augen stand Anna auf ihrer Seite und fixierte ihn: "Du weisst, dass ich dich frueher oder spaeter erwische!" Er hob die Haende und meinte: "Bevor es wieder so wird wie heute nachmittag, gebe ich auf! Du darfst mich auch nassspritzen und ich verspreche, nicht auszuweichen." Sie sah ihn an, voller Wehmut im Blick. Dann kam sie langsam um den Tisch herum. Als sie vor ihm stand, murmelte sie: "Ich will dich gar nicht nassspritzen!" Und dann fiel sie ihm um den Hals und hielt ihn einfach fest an sich gedrueckt. Wieder einmal hatte sie ihn ueberrascht! Er liess sie gewaehren und legte seine Arme um sie.

"Es ist so ungerecht!" murmelte Anna an seiner Brust, "Ich konnte dich nie leiden, und jetzt, wo du meiner Schwester gehoeren sollst, kann ich mir nicht mehr vorstellen, jemals einen anderen gernzuhaben!" Thomas streichelte ihre Haare und gab ihr Trost, obwohl er selbst dringend welchen brauchte. Nichts, was er sagen koennte, wuerde das Problem loesen. So stand er schweigend mit ihr im Arm da. Sie sah auf und sah in sein ebenmaessiges Gesicht. Anna hatte selten einen Mann getroffen, den sie als schoen bezeichnet haette, aber bei ihm traf genau diese Beschreibung zu. Ihre Augen waren schmerzerfuellt: "Ich glaube ich suche mir am besten einen Braeutigam in einer anderen Stadt. Wie soll ich es ertragen, dich mit Berta zusammen zu sehen?"

Die Trauer in ihrem Blick stach ihm direkt ins Herz. Das gab ihm die Kraft, zum ersten Mal seit ihrer Begegnung das Offensichtliche auszusprechen: "Was ist, wenn ich Berta nicht heirate?" Verwirrt zog sie die Brauen zusammen: "Sondern?" "Na dich!" platzte er heraus. "Wir koennen fuer unsere Gefuehle doch nichts und es waere immer noch eine Bindung zwischen deiner und meiner Familie!" In der Theorie klang es so einfach. Fuer eine Sekunde hellte ihr Gesicht sich auf: "Du wuerdest mich heiraten wollen?" Aber schon verduesterte sich ihre Miene wieder, und sie schuettelte den Kopf: "Nein...nein, das geht nicht! Erstens wuerde Berta mich bis ans Ende ihrer Tage hassen, es wuerde ihr das Herz brechen...und zweitens, wovon sollen wir denn leben?"

Aber er wollte nicht aufgeben: "Wenn dein Vater mich die Ausbildung zu Ende machen laesst, dann werde ich auch Kaufmann!" "Und dann baust du von meiner Mitgift ein Geschaeft auf?" "Wieso nicht? Es wuerde alle gluecklich machen...naja ausser Berta..." Je weiter er in seiner Fantasie spann, desto wahnwitziger kam ihm die Idee vor, musste er sich eingestehen. Anna laechelte. Sein Enthusiasmus ruehrte sie. "Es geht nicht. So hoch ist meine Mitgift wieder auch nicht. Wir wuerden bald am Hungertuch nagen, glaub mir das. Ausserdem kann ich das Berta einfach nicht antun. Sie liebt dich wirklich, das weiss ich."

Verzweifelt wollte er aufbegehren, aber sie hatte recht. "Aber ich liebe sie nicht..." fluesterte er. Annas Herz klopfte; sie rechnete damit, dass er jede Sekunde das aussprechen wuerde, von dem sie beide wussten, dass es so war, aber das so viel einfacher war, wenn es nie ausgesprochen wuerde. Doch er wusste, dass alles dadurch nur noch komplizierter wuerde. Die Wahrheit konnte so weh tun! Anna war fast erleichtert, als er stumm blieb. Dennoch war sie jetzt etwas verlegen und wusste nicht genau, was sie jetzt tun sollte.

Thomas spuerte ihre Unsicherheit und nahm ihr die Entscheidung ab, indem er sich aus ihrer Umarmung loeste und mit leiser Stimme sagte: "Es ist wohl besser, wenn wir nicht mehr darueber reden. Es ist schon spaet, und wenn deine Eltern frueher zurueck sein sollten und uns so erwischen, dann haetten wir einiges zu erklaeren!" Anna zog eine Grimasse. Sie wollte gar nicht daran denken, was ihr bluehte, wenn man sie so sah....

Obwohl es Mai war, wurde es draussen schon langsam dunkel. Thomas gaehnte und streckte sich. "Ich werde auf mein Zimmer gehen. Ich brauche ein bisschen Zeit alleine zum Nachdenken." Anna nickte: "Ja...ich werde auch schlafen gehen....da werde ich wenigstens nicht in Versuchung gefuehrt." Er laechelte und anstatt eines Gutenachtkusses strich er ihr mit dem Finger ueber die Wange. Dann war er schon verschwunden. Anna sank auf einen Stuhl. Sie hatte weiche Knie und fuehlte sich einfach nur mies. Wie konnte ein Gefuehl, das so schoen war, einen so ungluecklich machen?

In seinem Zimmer angekommen, fiel Thomas mit einen Seufzer aufs Bett. In diesem Moment hasste er sein Leben. Er hasste einfach alles – aber ganz besonders seine eigene Hilflosigkeit. Wie sollte er diesen Feind bekaempfen, der nicht einmal aus Fleisch und Blut war?! Er brauchte ein Ventil fuer seine Frustration! Daher packte er sein Schwert und lief die Treppe herunter und aus dem Haus hinaus. Auf dem Hof befand sich ein Schuppen, in dem Anselm das Feuerholz fuer den Winter lagerte.

Thomas nahm sich einen grossen Scheit, hob die Klinge und liess sie mit einem markerschuetternden Schrei niederfahren. Er steckte all seine Wut und Frustration, seine Verzweiflund und sein Verlangen in die Schlaege. Er schrie und hieb auf das Holz ein wie ein Besessener. Traenen der Wut und der Trauer liefen ihm in Stroemen die Wangen herunter, bis er nichts mehr sehen konnte.

Gleich als sein erster Schrei begonnen hatte, war Anna zum Fenster gelaufen. Sie hatte befuerchtet, dass er sich etwas getan hatte. Aber jetzt stand sie starr vor Angst und sah zu, wie er das Holz maltraetierte. Gerne waere sie zu ihm gelaufen, haette ihn umarmt und beruhigt und getroestet, aber sie befuerchtete, dass er in seiner Raserei blind und taub sein und sie verletzen koennte. Also stand sie nur zitternd da und sah zu.

Als er sich ganz verausgabt hatte und er vor Heiserkeit nicht mehr schreien konnte, sackte er schluchzend neben dem Holzblock auf den Boden. Nach ein paar Minuten erhob Thomas sich zitternd und schlich auf sein Zimmer und ins Bett, wo er ohne sich umzuziehen sofort einschlief.

Fuer mindestens eine Viertelstunde war Anna unfaehig, sich zu bewegen. Sie starrte nur auf die Stelle, an der Thomas eben noch gesessen und geweint hatte. Sie hatte niemals geahnt, dass er solche Seelenqualen litt, Qualen, die den ihren in nichts nachstanden. Sie hatte Maenner als eher oberflaechliche Wesen kennengelernt. Offenbar traf das auf Thomas nicht zu. Ich muss mich von ihm fernhalten! dachte sie verzweifelt, Ich darf ihn nicht so quaelen. Auch wenn es noch so wehtut! Mit dieser Erkenntnis ging sie ebenfalls zu Bett.
 
11. Kapitel

Die Sonnenstrahlen waermten sein Gesicht. Blinzelnd schlug Thomas die Augen auf. Er hatte sehr schlecht geschlafen und war fast jede Stunde schweissdurchnaesst aufgewacht. Dass er an seinen Zusammenbruch am vorigen Abend denken musste, half ihm nicht gerade. Missmutig stapfte er ins die Badestube. Er liess das Wasser absichtlich kalt, und das machte ihn wach und vertrieb seine schlechte Laune ein bisschen.

Auf dem Weg zum Fruehstueck kam ihm Anselm entgegen. Es war Thomas ein Raetsel, wie der die Nacht durch gefeiert haben und doch so frisch aussehen konnte. "Guten Morgen!" begruesste dieser ihn. "Du schaust aus, als waere dir eine Laus ueber die Leber gelaufen! Und sag, weisst du, warum im Schuppen so eine Unordnung ist? Das Holz liegt ja ueberall kreuz und quer!"

"Morgen..." grummelte Thomas zurueck. Was sollte er dazu nur sagen? "Ich habe ein altes Schwert von dir auf dem Dachboden gefunden und wollte es ein wenig ausprobieren, war dann aber zu muede um aufzuraeumen. Ich werde es gleich tun." erklaerte er. Aber Anselm winkte lachend ab: "Das macht doch nichts. Die Knechte haben das schon getan. Soso, mein altes Schwert hast du ausgegraben? Das wollte ich dir eigentlich als Ueberraschung geben!" fuegte er mit leichter Verstimmung hinzu. Doch dann erhellte sich sein Gesichtsausdruck: "Jedenfalls habe ich eine weitere Ueberraschung fuer dich! Wir werden diese Woche deine Familie besuchen. Dein Vater und ich haben einiges zu besprechen und ich vermute mal, dass du darauf brennst, deine Eltern und Brueder wiederzusehen?"

Die Neuigkeit liess Thomas seine Sorgen vergessen und seine Stimmung hob sich augenblicklich. Er hatte trotz der relativ kurzen Zeit, die er nun bei den Schreibers wohnte, etwas Heimweh bekommen. "Das ist wirklich eine schoene Ueberraschung!" meinte er erfreut. "Wann brechen wir auf?" wollte er wissen. "Nun mal langsam mit den jungen Pferden!" bremste der froehlich seinen baldigen Schwiegersohn. "Heute wir das nichts mehr, denn Hiltrud und Berta sind von gestern noch erschoepft, und ich will ihnen heute nicht die stundenlange Reise zumuten. Wie waere es mit morgen?"

*****

Anna freute sich ueber die unverhoffte Reise nach Ansbach. Sie hoffte, auf diese Art genuegend abgelenkt zu werden, um nicht jeden zweiten Gedanken Thomas zu widmen. Am naechsten Morgen nahm sie singend ein Bad und zog sich beschwingt an. Als sie herunterkam, sass Thomas schon kauend am Fruehstueckstisch. Er freute sich riesig, endlich wieder seine Familie sehen zu duerfen. Diese Nacht hatte er auch bedeutend besser geschlafen und dementsprechen gut war seine Laune: "Guten Morgen, du Siebenschlaeferin! Heute bist du die Letzte. Alle sind bereits wach und in einer halben Stunde brechen wir auf."

Schulterzuckend setzte sie sich zu ihm an den Tisch und begann zu fruehstuecken: "Ich brauche eben meinen Schoenheitsschlaf!" Herausfordernd stimmte er ihr zu: "Hm ja, heute morgen siehst du wirklich etwas schrumpelig aus!" "Vorsicht, Thomas!" drohte sie amuesiert, "Der Milchkrug ist in meiner Reichweite!" Mit gespieltem Entsetzen hob er abwehrend die Haende und grinste dann: "Du weisst doch genau, wie schoen ich dich finde!" Noch waehrend er das sagte, oeffnete sich die Tuer, und Berta stand im Eingang.

Erschrocken fuhren zwei Koepfe herum. Thomas starrte sie ertappt mit offenem Mund an. Berta blickte argwoehnisch von einem zum anderen. "Der Wagen ist abfahrbereit. Seid ihr fertig?" fragte sie. Thomas brauchte einen kleinen Moment um sich zu fassen, dann aber antwortete er schnell: "Jaja wir sind gleich draussen!" Er fragte sich, wieviel sie von seinem Kompliment wohl gehoert hatte. Anna vollfuehrte einen schnellen Abgang. Falls es zum Streit kam, wollte sie nicht unbedingt dabei sein. Hurtig drueckte sie sich an Berta vorbei und war verschwunden.

Bertas Blick ruhte fragend auf Thomas. Dem war das sichtlich unangenehm, und er kam sich vor wie ein kleines Kind, das bei irgendeinem Streich erwischt worden war. Er versuchte laessig zu klingen: "Ach, du weisst doch wie stolz und eitel Anna manchmal ist: Wenn man ihr nicht genau das sagt, was sie hoeren will, dann hat sie den ganzen Tag ueber schlechte Laune!" Berta runzelte die Stirn: "Sprechen wir da ueber dieselbe Anna?"

"Das ist wohl ihre Rache an mir, weil ich sie damals so schlecht behandelt habe! Aber mit der Zeit wird auch das vorbeigehen...hoffe ich..." log er. Berta nickte: "Ich finde, ihr kommt schon viel besser miteinander aus als am Anfang!" Thomas fiel ein Stein vom Herzen. Er fuehlte sich unglaublich erleichtert! Wenn sie jetzt nicht lockergelassen haette, haette er tief in der Klemme gesteckt! "Fuer dich tue ich doch alles!" schmierte er ihr zusaetzlich Honig um den Mund, um sie auch wirklich in Sicherheit zu wiegen. "Wollen wir?" fragte er, waehrend er aufstand und sie bei sich unterhakte. Berta erroetete und kicherte: "Ja, lass uns gehen, sonst kommen wir nie an!"

Endlich waren alle an Bord. Anselm sass wie gewohnt mit Thomas auf dem Kutschbock und die Frauen machten es sich hinten mit vielen Kissen und Decken so bequem, wie es auf einem Wagen eben ging. Als der Wagen losrumpelte, stimmte Anna ein froehliches Lied an. Von ihrer guten Laune mitgerissen, stimmten auch die anderen mit ein. Vor ihnen lagen gute drei Stunden Fahrt und es schien eine kurzweilige Reise zu werden.

*****


Es war gegen Mittag, als sie in Ansbach durch das Stadttor fuhren. Jetzt war es auch nicht mehr weit bis "Zum Adler", dem Gasthof, den Thomas' Vater Otto fuehrte. Anna reckte aufgeregt den Kopf aus dem Wagen und spaehte ueber die Hauptstrasse, ob sie schon jemanden von der Familie sehen konnte. Der zweitjuengste Sohn der Familie, Jochen, war in ihrem Alter, und als Kinder hatten sie bei jedem Besuch eintraechtig miteinander gespielt. Sie freute sich darauf, ihn wiederzusehen.

Der gewohnte Anblick seiner Heimatstadt rief schoene Erinnerungen in Thomas wach. Da war zum Beispiel zu ihrer Rechten der Schuhmacher, mit dessen Sohn Thomas viele Nachmittage beim Spiel verbracht hatte. Oder die Ansbacher Kirche, kleiner und weniger prunkvoll als ihr Rothenburger Gegenstueck, in die er sonntaeglich von seinen Eltern geschleift worden war. Ein tiefes Heimatgefuehl verband ihn mit dieser Stadt und er war stolz, dass besonders Anna bei ihm war. Er nahm sich vor, ihr spaeter alles zu zeigen.

Sie war vor ueber zehn Jahren das letzte Mal in Ansbach gewesen, meistens war die Adler-Familie zu ihnen nach Rothenburg gekommen, wenn sie den Gasthof satt hatten und eine Pause von der hektischen Betriebsamkeit brauchten. So erinnerte sie sich kaum an die Stadt und sah sich interessiert um. Im Vergleich zu damals hatte sich einiges veraendert: Es waren deutlich mehr Haeuser aus Stein zu sehen, denn vor einigen Jahren hatte es in der Stadt einen Brand gegeben, der das ein oder andere Holz- und Fachwerkhaus verzehrt hatte. Auch die Kirche war beschaedigt worden – einige große Truemmer und das klaffende Loch im Ostfluegel zeugten davon.

Annas Augen wurden riesengross, als sie das sah: "Das ist ja fuerchterlich!" Betroffen wandte sie sich an Thomas: "Sind viele verletzt worden?" "4 Menschen haben an diesem Tag ihr Leben verloren" erinnerte er sich traurig. "Ein guter Freund von mir ist verletzt worden und kann auch heute nicht mehr richtig sehen." Anna war betroffen: "Das tut mir furchtbar leid! Kann ich ihn kennenlernen?"

Thomas war das unangenehm, denn er hatte in letzter Zeit eine Art Beschuetzerinstinkt fuer Anna entwickelt und wollte ihr den Anblick ersparen. Jedoch wusste er, dass sie eine starke Person war und darum sagte er: "Peter ist der Sohn vom Metzger, sie wohnen eigentlich nicht weit von unserem Gasthof. Wenn du willst, dann kann ich dich spaeter hinbringen." Sie nickte und laechelte: "Das faende ich schoen!"

Es war nur noch ein kurzes Stueck zum Adler-Gasthof. Sie konnten das Gebaeude schon von Weitem erspaehen, denn es war das einzige mit zwei Stockwerken in der naeheren Umgebung. An die noerdliche Wand war ein grosser Stall angebaut, um die mueden Pferde von reisenden Kurieren, Haendlern oder anderen wohlhabenden Buergern aufzunehmen. Thomas' Blick hellte sich auf, als er das an einer langen Eisenstange haengende hoelzerne Schild sah, auf dem in blauer und gruener Farbe ein Adler aufgemalt war, der dem Gasthof seinen Namen gab.

Anna streckte ihren Kopf zwischen Anselm und Thomas durch und blickte dem Hof voller Vorfreude entgegen: "Wohnen alle deine Brueder noch zu Hause, Thomas?" "Ja, alle drei. Helmut ist noch zu jung zum Heiraten, Jochen und Bengt haben noch keine Braut gefunden. Jochen ist eifrig auf der Suche, aber bei Bengt habe ich irgendwie das Gefuehl, dass er noch nicht bereit ist, sehr zum Leid meines Vaters!" antwortete er von vorne.

Anselm lachte: "Der Junge soll sich ruhig noch etwas Zeit lassen! Als Erbe des Gasthofs hat er ja die freie Wahl und kann sich das schoenste Maedchen im ganzen Land aussuchen!" Intensiver Neid zuckte durch Thomas wie ein heller Blitz durch eine Gewitternacht. Bevor er nach Rothenburg gekommen war, hatte er sich herzlich wenig fuer die Heiratsambitionen Bengts interessiert. Aber jetzt wuerde er alles dafuer geben, mit ihm tauschen zu koennen!

Anna wurde langsam ganz aufgeregt. "Ich freue mich darauf, Jochen wiederzusehen! Hat er immer noch so viele Sommersprossen wie frueher?" kicherte sie. Sie hatte sich immer einen Spass daraus gemacht, ihn zu necken und "Sprosse" zu nennen. Thomas war es nicht gewohnt, dass Anna sich fuer andere Maenner interessierte und er fuehlte ein schmerzhaftes Stechen in der Brust. Er liess sich jedoch nichts anmerken und schliesslich uebertoente die Wiedersehensfreude mit seiner Familie jegliches Unbehagen. In einer Reihe standen Otto und Agathe, Bengt, Jochen und Helmut zur Begruessung da, als der Wagen vor dem Fronteingang zum Stehen kam.

Agathe riss ihren Sohn fast vom Kutschbock, kaum dass die Raeder sich nicht mehr drehten. Sie kuesste ihn ueberschwaenglich auf beide Wangen und strahlte ihn an: "Thomas! Wie ist es dir in Rothenburg ergangen? Du fehlst uns!" "Mutter!" stammelte er sichtlich verlegen, "Ich bin doch kein kleiner Junge mehr! Aber ich habe euch auch vermisst" und drueckte seine Eltern an sich. Seine Brueder mussten sich mit einem Klaps auf die Schulter zufriedengeben, was ihnen aber nichts auszumachen schien. Da fiel Jochens Blick auf Anna. Mit vor Bewunderung glitzernden Augen bot er an, ihr vom Wagen herunterzuhelfen: "Wenn ich gewusst haette, in was fuer anmutiger Gesellschaft mein Bruder reist, dann haette ich mich aber besser herausgeputzt!"

Anna lachte und liess sich von dem einstigen Spielkameraden vom Kutschbock, auf den sie mittlerweile geklettert war, herunterheben. "Keine Sorge, Sprosse, bei dir hilft auch der beste Sonntagsanzug nicht viel!" veralberte sie den Jungen und umarmte ihn zur Begruessung. "Ich mag zwar noch immer ein paar Sommersprossen haben, aber meinst du nicht, dass ich ein bisschen zu alt fuer meinen Spitznamen bin?" laechelte er sie an. Sie laechelte zurueck: "Nicht, wenn du immer noch so kindisch bist, wie du es einmal warst! Aber das werde ich wohl waehrend unseres Aufenthalts herausfinden!"

Argwoehnisch betrachtete Thomas die beiden und merkte, dass sie auf Anhieb miteinander klar kamen. Na das werden ein paar lustige Tage... dachte er miesepetrig. Aber im Moment konnte er sich darueber keine Gedanken machen, denn Anselm gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er ihm beim Entladen des Wagens helfen sollte. Zur selben Zeit half Bengt Berta aus dem Wagen. Er war aehnlich kraeftig gebaut wie sie und hatte kaum Muehe, sie beim Aussteigen zu halten. "Berta!" begruesste er sie mit Donnerstimme und einem breiten Grinsen, "Du bist ja ein Prachtweib geworden! Da beneide ich meinen Bruder ja richtig!"

Berta lachte vergnuegt. Bengt hatte sich seit damals kaum veraendert! Sie versuchte, ihn zu umarmen, was ihr aufgrund seiner und ihrer eigenen Fuelligkeit nicht so recht gelang. "Du schaust aber auch gut aus, Bengt! Sowas aus deinem Munde zu hoeren erstaunt mich – auf der Fahrt hierher habe ich gehoert, dass du gar nicht auf Brautschau bist?" "Doch, schon!" erwiderte Bengt froehlich, "Aber die Frau, die mein Herz zum Klopfen und meine Lenden zum Brennen bringt, habe ich eben leider noch nicht getroffen!"

Wie er redete war ihr peinlich. Kichernd wandte sie den Blick ab und schlug sanft auf seinen Unterarm. Agathes Stimme erscholl durch das allgemeine Begruessen und Schwatzen: "Jetzt kommt aber rein, sonst habe ich den ganzen Tag umsonst gekocht! Ihr muesst schon halb verhungert sein!" Anna stiess Jochen in die Seite: "Wer zuletzt kommt, macht den Abwasch!" und stob davon. Das liess der sich nicht zweimal sagen und rannte hinterher. Auch Berta und Bengt machten bei dem Spiel mit, hatten aber ihre Muehe zu Anna und Jochen aufzuschliessen. Den Schluss aber bildete Thomas, der mit langsamen Schritten hinter Anselm hertrottete, welcher selbst schon halb ihm Haus war.

Anna sass schon neben Jochen am Tisch und blickte ihm stirnrunzelnd entgegen: "Also wirklich Thomas! Du haettest wenigstens so tun koennen, als wuerdest du dich bemuehen!" "Einer muss ja schliesslich das Gepaeck schleppen, waehrend andere ihren Spass haben!" brummte er mit einer Prise Eifersucht und setzte sich ihnen gegenueber. "Huh, da ist aber jemandem eine Laus ueber die Leber gelaufen!" stellte Anna fest und nahm ihren gefuellten Teller von Agathe entgegen.

Thomas wollte sich nicht mit einer Erwiderung die Bloesse geben und sagte nichts. Der Hammeleintopf duftete auf den Tellern und heisshungrig machten sich alle darueber her. Hin und wieder hob Thomas den Kopf und versuchte unauffaellig Anna und Jochen auszuspionieren. Die beiden hatten sich viel zu erzaehlen. Von ehemaligen Freunden und Feinden, von gemeinsamen Erlebnissen und Abenteuern. "Weisst du noch, wie die alte Euphemia uns mit dem Stock gejagt hat, als wir ihr die Froesche ins Treppenhaus geworfen haben?" fragte Anna und kicherte los, "Oh, ich haette nie gedacht, dass sie noch so gut zu Fuss sein koennte!"

"Oder als wir angeln waren und es so angefangen hat zu regnen, dass wir voellig durchnaesst und mit Schlamm besudelt nach Haus gekommen sind? Mutter hat beinahe einen Zusammenbruch erlitten, weil wir das ganze Haus verdreckt haben!" erinnerte sich Jochen lachend. Anna stimmte in das Lachen mit ein: "Ja.....ausser einem Schnupfen haben wir an dem Tag aber nichts gefangen!"

Thomas griff die Tischkante so fest, dass seine Knoechel weiss wurden. Berta fasste seine Hand und fragte: "Was hast du denn, ist alles in Ordnung?" Erschrocken zuckte er zusammen und murmelte: "Nein nein, ich muss mich wohl verschluckt haben, aber es geht schon wieder..." "An unseren letzten Besuch in Rothenburg erinnere ich mich aber auch noch!" warf Bengt grinsend ein, "Vor allem an das kopflose Huhn!" "Ach Bengt!" stoehnte Thomas. Jetzt ging das schon wieder los! "Ich bin sicher, davon will niemand beim Essen etwas hoeren!" hoffte er. Otto lachte jedoch bereits so, dass ihm die Traenen uebers Gesicht liefen: "Das war was! Ich sehe Anna heute noch kreischend durch den Hof fegen, und Bengt hinterher, wie er laufend "Jetzt bleib doch stehen!" schreit und sie doch nicht erwischt!"

Thomas stieg die Roete ins Gesicht. Zwar war er sich sicher, dass Anna ihm inzwischen laengst vergeben hatte – aber das Thema vor der ganzen Familie, vor zwei ganzen Familien, erneut durchzukauen, war ihm mehr als peinlich! Anna hob grinsend die Schultern: "Es muss wohl sehr lustig ausgesehen haben. Aber seit er bei uns wohnt habe ich es ihm doppelt und dreifach heimgezahlt!" Er wollte am liebsten im Boden versinken! Bitte, bitte lass es damit zu Ende sein! betete er. Aber der liebe Gott hatte kein Einsehen. Helmut, der bisher geschwiegen hatte, meldete sich neugierig zu Wort: "Erzaehl Anna, erzaehl!" Sie schuettelte den Kopf: "Das ist eine lange Geschichte. Sie hat etwas mit Wein, einem Hund und einer Hose zu tun. Thomas soll es dir selbst erzaehlen, wenn er will!" Sie merkte instinktiv, dass Thomas sich nicht wohl in seiner Haut fuehlte, und wollte es mit dem Blossstellen nicht uebertreiben.

Thomas schenkte ihr unauffaellig ein dankbares Nicken. Helmut zog eine Grimasse, als er erkannte, dass er seinem Bruder nichts darueber entlocken konnte. Mampfend meinte Otto: "Ihr Kinder, oder sollte ich besser sagen: Junge Maenner, habt nachher genug Zeit, um Geschichten auszutauschen. Anselm, Hiltrud, Agathe und ich haben heute nachmittag genug zu besprechen." "Richtig!" nickte Anselm, "Es gibt noch so viel zu planen, was die Hochzeit von Berta und Thomas betrifft!" Und da ist es wieder! Wie soll ich mich bloss gegen solch eine Uebermacht wehren? sinnierte dieser verzweifelt.

"Was ist eigentlich mit Anna?" fragte da ploetzlich Jochen. Er hatte die ganze Zeit keinen Blick von ihr gelassen. Erstaunt sah Anselm ihn an: "Was soll mit ihr sein?" "Ist sie schon versprochen?" Anselm hatte sich aufgrund Anna's Aussehen erhofft, dass sie schnell einen Freier finden wuerde, aber dass jemand so schnell unverhohlen Interesse zeigen wuerde, erfreute ihn. "Nun, eigentlich noch nicht! Was willst du damit sagen, junger Mann?" zwinkerte er ihm zu. Jochen wurde ein wenig rot, und er begann zu stottern: "Ach...ich..aehm...gar nichts eigentlich....ich dachte nur...weil sie so huebsch ist und so..."

Aber der alte Kaufmann klopfte ihm ermunternd auf die Schulter: "Mal sehen, was sich da machen laesst! Vorausgesetzt, Anna hat nichts dagegen! Ich habe ihr versprochen, dass sie niemand heiraten muss, den sie nicht will! Was meinst du, meine Suesse?" Anna betrachtete Jochen; eigentlich war er trotz der Sommersprossen ein gutaussehender Bursche. Er sah sogar Thomas etwas aehnlich. Und mit ihm verstanden hatte sie sich schon immer. Sie grinste: "Es gaebe sicher schlimmeres!"

Jochen verfaerbte sich wie ein ueberreifer Apfel und senkte den Blick. Thomas hingegen musste sich schwer beherrschen. Er durfte sich auf gar keinen Fall anmerken lassen, wie entsetzlich der Gedanke fuer ihn war. So nebensaechlich klingend, wie er konnte, warf er ein: "Nun lass doch erstmal ihre Schwester heiraten, wir haben ja noch nichtmal einen Zeitpunkt fuer die Hochzeit festgesetzt!" Agathe aber sah hell begeistert aus: "Kinder, waere das nicht herrlich, wenn wir Berta und Thomas zur selben Zeit wie Anna und Jochen verheiraten koennten? Das gaebe ein rauschendes Fest!"

Bei dem Vorschlag wurde Thomas uebel. Er fuhr auf, entschuldigte sich und stuermte hinaus ins Freie, wo er sich erbrach. Erschrocken sah Anna hinterher, als Berta und Agathe ihm nachstuerzten. Beide Frauen waren ernsthaft besorgt um ihn und Thomas musste ihnen wiederholt versichern, dass es ihm soweit gut ging. Er schob es auf die Fahrt: "Das staendige auf und ab hat meinem Magen wahrscheinlich nicht so gut getan!" Agathe strich ihm ueber den Ruecken: "Vielleicht solltest du dich erstmal hinlegen! Dein Zimmer ist noch genau so, wie du es verlassen hast!"

Dankbar folgte Thomas dem Vorschlag. So musste er wenigstens nicht das neue 'Paar' ertragen. Er befuerchtete das Schlimmste: Wenn sich einmal eine Idee im Kopf seiner Mutter festgefahren hatte, war es so gut wie unmoeglich, sie davon wieder abzubringen.
 
12. Kapitel


Nach einer Weile fuehlte sich Thomas wieder besser. Die Uebelkeit war einer laehmenden Ohnmacht gewichen, jetzt, da die Aussichten, dass er mit Anna zusammen sein konnte, duesterer waren als jemals zuvor.

Ein bisschen frische Luft wuerde ihm nicht schaden. Er ging nach draussen in den Garten und setzte sich in den Schatten unter den grossen Apfelbaum. Bengt und Jochen hatten weiter nichts zu tun und hatten sich ebenfalls draussen aufgehalten. Beide liessen sich bei Thomas nieder, und Bengt ergriff als erster das Wort: "Was ist denn mit dir los gewesen? Sonst macht dir das Holpern der Wagens doch nie etwas aus!"

Wie ehrlich konnte er mit seinen Bruedern sein? Vor allem mit Jochen, der ein Auge auf Anna geworfen hatte?!
"Ich bin mir im Bezug auf gewisse Dinge nicht mehr sicher. Vielleicht liegt es daran, dass ich kalte Fuesse bekomme, jetzt da ich bald heiraten soll..." begann er vorsichtig.
Bengt gab zu: "Es stimmt schon, eine Familie zu gruenden ist eine wichtige aber auch notwendige Entscheidung im Leben eines Mannes. Aber darueber musst du dich nicht kuemmern! Unsere Eltern uebernehmen das fuer uns!"

"Aber das ist es doch gerade!" begehrte Thomas auf. "Vielleicht wollen manche von uns ihre eigenen Entscheidungen treffen!"
Seine Brueder runzelten die Stirn, getrauten sich aber nicht, nachzuhaken.

Jochen wollte das Thema wechseln: "Sieh doch mal, du hast deine Braut schon gefunden. Ich bin noch auf der Suche, aber nach heute mittag scheint das ja schneller zu gehen, als ich gedacht hatte. Meinst du, Anna mag mich?"

Gequaelt schaute Thomas ihn an: "Ich schaetze schon, nur zwischen moegen und heiraten ist ein grosser Unterschied!"
Bengt war vielleicht aeusserlich nicht so gutaussehend wie Thomas, aber geistig stand er ihm in nichts nach – und er hatte obendrein eine ausserordentlich gute Menschenkenntnis. Ihm daemmerte, dass an der Sache mehr dran war, als Thomas offen zugeben wollte.

Schliesslich erhob sich Jochen und verkuendete quirlig: "Ich jedenfalls werde mal nach Anna schauen gehen. Vielleicht kann ich sie ja ueberzeugen, dass ich der ideale Mann fuer sie bin!"
Froehlich pfeifend schlenderte er davon.

Thomas wollte ebenfalls gehen, aber Bengt hielt ihn am Arm zurueck: "Hast du das ernst gemeint vorhin? Das mit der eigenen Wahl? Du bist nicht gluecklich mit Vaters Entscheidung, dich mit Berta zu verheiraten, nicht wahr?"

Geschockt log Thomas: "Ich weiss nicht wovon du redest!"
Bengt laechelte: "Du bist mein Bruder, und ich kenne dich zu gut, als dass du mir etwas vormachen kannst! Ich verstehe dich, auch wenn ich nicht dasselbe Problem haben werde wie du!"
Thomas drehte sich um und sah seinen Bruder an: "Wenn du nicht dasselbe Problem hast, wie kannst du mich dann verstehen?" In seiner Stimme schwang die Verzweiflung mit.

Der behaebige junge Mann seufzte. Er wusste nicht, wie viel er Thomas verraten konnte.
So sagte er nur: "Nur weil ich nicht genau dein Problem habe, heisst das nicht, dass ich gar keines habe! Du willst vielleicht die Frau nicht heiraten, die du sollst. Ich kann keine heiraten, die schon jemand anderem versprochen ist!"

Bengt bemerkte Thomas' erstaunten Blick, aber mehr wollte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht preisgeben. Er drueckte Thomas freundlich an der Schulter und liess ihn nachdenklich auf dem Boden sitzend zurueck.

Anna war nach dem Mittagessen ziellos auf dem Hof herumgestreunt, hatte mit einer Katze gespielt und die Pferde gestreichelt, aber die Langeweile konnte sie damit nicht vertreiben. Als sie Thomas auf der Obstwiese fand, hellte sich ihre Stimmung auf, und sie lief eilig zu ihm hinueber. "Wo hast du denn deinen neuen Verehrer gelassen? " begruesste er sie grummelig. "Otto hat ihn eben ins Haus gerufen. Die Arbeit wartet! Er ist ja schliesslich nicht wie du zu Besuch hier!" antwortete sie spitz. Es aergerte sie, dass er auf Jochen herumhackte, der ja letzten Endes nichts dafuer konnte, dass Thomas mit ihr keine Zukunft hatte.

Thomas klopfte mir der Hand neben sich auf den Boden. Gehorsam liess Anna sich neben ihn ins Gras fallen. "Schau, es ist nicht einfach fuer mich, dich mit jemand anderem zu sehen. Und dann schon das Gerede ueber Hochzeit..." Mehr brachte er nicht heraus. Sie musterte ihn mit weichem Blick: "Denkst du, fuer mich ist das anders?" Er wollte ihre Hand greifen, traute sich hier aber nicht. "Nein, natuerlich nicht. Es tut mir leid, auch ich kann manchmal ziemlich egoistisch sein, stimmts?" Sie grinste frech und versuchte, die Stimmung aufzulockern: "Tief im Herzen bist du eben doch noch der Bloedmann, der mir das Huhn ins Genick gesetzt hat!"

Thomas knuffte sie leicht in die Seite: "Du bist aber auch mit allen Wassern gewaschen!" lachte er. Sie kiekste, als sein Zwicken sie kitzelte, und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihnen niemand zusah, gab sie ihm einen schnellen Kuss auf die Nasenspitze: "Deshalb magst du mich doch, oder?" "Sehr gern sogar!" fluesterte er leise. Dann stand er rasch auf und streckte seine Hand aus: "Was haelst du davon, wenn ich dir die Gegend zeige? Alle anderen sind beschaeftigt und den Peter wolltest du ja auch noch kennenlernen!"

Ihre Augen leuchteten auf vor Entdeckungslust: "Au ja, das waere grossartig!" Sie liess sich von ihm hochhelfen und hakte sich freundschaftlich bei ihm unter: "Dann lass uns mal losgehen!" Thomas fuehrte sie zuerst durch die Gassen von Ansbach und zum Osttor hinaus. Es war relativ ruhig, denn um diese Zeit hielten die meisten Leute ihren Mittagsschlaf oder assen noch zu Mittag. Der Weg, auf dem sie sich befanden, schlaengelte sich durch das ebene Land, flankiert von Feldern, auf denen bereits das erste Getreide wuchs und wie ein gruenes Meer aussah. Der erste Ort auf seiner Liste war eine alte Scheune, die niemand mehr benutzte. Die Ansammlung von Brettern sah so aus, als wuerde sie jeden Moment in sich zusammenstuerzen.

Anna musterte die Barracke skeptisch: "Ich hoffe, Du willst da nicht rein?!" Grinsend versicherte er ihr: "Keine Angst, das Ding steht schon seit Jahren so da und ich habe etliche Stunden darin verbracht, ohne dass es mir auf den Kopf gefallen ist!" Sie hob die Brauen: "Alte Leute leben auch seit Jahren, und ganz ploetzlich sterben sie!!" Zoegernd folgte sie ihm in die halbverfallene Scheune.

Das morsche und nicht genau zusammengenagelte Holz liess zahlreiche Lichtstrahlen von aussen durch, die dem Innern eine stimmige Atmosphaere verliehen. Thomas suchte nach den richtigen Worten: "Das hier ist der Ort, an dem ich zum ersten Mal...mit einer Frau zusammengewesen bin." Anna starrte ihn an. Mit allem hatte sie gerechnet – aber damit ganz sicher nicht! Allein die Vorstellung, dass er mit einer Frau zusammengewesen war, ohne verheiratet gewesen zu sein, war kaum vorstellbar fuer das christlich erzogene Maedchen. "Du bist...schon mit einer Frau zusammengewesen!?" fragte sie fassungslos.
"Die meisten Maenner haben schon vor der Ehe ihre Erfahrungen gesammelt, wusstest du das nicht?" verteidigte er sich. "Ja aber...mit welcher Frau denn?" Sie wurde immer verwirrter.

"Na mit mir! Aber das hat der gute Thomas sicher nicht vergessen, sonst waere ich doch sehr gekraenkt!" erklang eine weibliche Stimme vom Eingang her. Anna fuhr herum, als habe man sie gestochen. Im Eingang der Scheune stand ein blondgelocktes, wirklich sehr huebsches Maedchen mit ueppigen Rundungen, und strahlte Thomas an.

"Julia!" stammelte der Angesprochene. Er war voellig unvorbereitet, ausgerechnet sie hier und jetzt zu treffen! "Was machst du denn hier?" Das Maedchen kam mit wiegenden Hueften naeher. "In Erinnerungen schwelgen!" antwortete sie, "Ich komme oft her." Thomas loeste sich aus seiner Erstarrung und stellte die beiden einander vor: "Anna, das ist Julia, eine ... aehm ... alte Freundin. Und das ist Anna, die Schwester meiner Braut. Sie ist mit ihrer Familie bei uns zu Besuch und ich zeige ihr nur die Gegend." Julia prustete vor Lachen: "Du zeigst dein altes Liebesnest der Schwester deiner Braut!? Also Thomas, ich muss schon sagen, da scheint mir aber einiges faul zu sein!"

Er lief rot an und stotterte: "Ich wollte ja nur ... so habe ich gar nicht daran gedacht. Ich dachte nur, es waere ein interessanter Platz..." Anna nickte; sie glaubte, dass sie vor Wut gleich platzen wuerde. "Ja...SEHR interessant! Und die Gesellschaft ist es auch!" Beleidigt stemmte Julia die Haende auf die Hueften: "Wer hat dich denn um deine Meinung gefragt?" Thomas konnte schon sehen, dass die beiden sich nicht gerade sympathisch waren. Anna zog die Brauen hoch: "Im allgemeinen warte ich nicht, dass man mich um meine Meinung bittet!"

Thomas wollte einen Streit vermeiden, aber Julia liess sich nicht das Wort verbieten: "Thomas, das sieht dir aehnlich, dass du mit so einem Flittchen angerannt kommst – und ausgerechnet zu unserem Platz! Wolltest du dich mit ihr hier erst austoben, bevor du ihre Schwester heiratest?" "Wer von uns ist hier das Flittchen, du liederliche kleine Kebse!?" keifte Anna zurueck, ausser sich vor Zorn. Wie konnte diese Bauernhure, die sich offensichtlich schamlos mit Thomas im Heu vergnuegt hatte, es wagen, SIE, wo sie sich seit Wochen eisern beherrschen musste, Flittchen zu nennen!?

Au weia, das wird schiefgehen! fuerchtete sich Thomas. Er versuchte einzuschreiten, aber Julia hatte bereits ein paar Schritte nach vorne gemacht und Anna geschubst. Mit einem Wutschrei stuerzte Anna sich daraufhin auf Julia, die sofort zu Boden ging. "Warte, du...." schrie Anna und drosch mit den Faeusten auf die ueberraschte Blonde ein.

Julia wehrte sich verbissen. Sie war durch die Arbeit auf dem Bauernhof zwar etwas staerker, aber Anna war hochmotiviert. Jetzt hatte auch sie ein Ziel fuer die Frustration gefunden, schien es Thomas. Er konnte sich nicht helfen und genoss den Anblick von Anna, die sich auch sehr gut ohne ihn verteidigen konnte. Ihre Augen schienen Blitze zu schleudern, als sie sich mit Julia auf dem Boden der Scheune pruegelte wie die letzte Strassendirne, und die Beleidigungen, die ueber ihre Lippen kamen, haetten wohl auch die Madonnenstatue in der Ansbacher Kirche zum Erroeten bringen koennen.

Nichts lag Thomas ferner, als einzuschreiten. Zum einen war das ein Kampf, den Anna selber ausfechten musste, und sie haette sich bestimmt schwach gefuehlt, wenn er ihr geholfen haette. Und zweitens musste Thomas sich zu seiner Schande zugestehen, dass er bei der Szene die sich ihm darbot, leichte Erregung verspuerte. Als Anna Julia schliesslich eine gut gezielte rechte Gerade mitten ins Gesicht verpasste, schrie zweitere auf, presste beide Haende vor die blutende Nase und hoerte auf, sich zu wehren.

So langsam wurde es Thomas aber doch zuviel. Verlegen raeusperte er sich. Anna kam schwankend auf die Beine und wischte sich den Schmutz und die Heuhalme vom Rock. Grinsend meinte Thomas: "Du hast es ja richtig in dir! Komm, lass uns besser gehen, bevor sie wieder zu Bewusstsein kommt!" Er sah die Gefahr absolut nicht kommen. Ohne jede Vorwarnung erhielt er einen Kinnhaken von Anna, der ihn umgehend auf die Bretter schickte.

Auf dem Hosenboden sitzend rieb er sich den schmerzenden Kiefer und sah Anna nach, wie sie die Scheune hinausstuermte. Mit einem Mal ueberkam ihn ein schreckliches Schuldgefuehl, ohne das er wusste, weshalb. Er kaempfte sich auf die Beine und rannte ihr nach: "Anna! Anna, so warte doch! Es tut mir leid!" "WAS!?" fauchte sie ihn ueber die Schulter an, "Willst du noch einen auf die andere Seite!?" Thomas war total verwirrt. Er war sich keiner Schuld bewusst. Aber er konnte es auch nicht ertragen, wenn Anna boese mit ihm war. Er beharrte: "Anna! Was hast du nur?" "Wie KANNST du mich an so einen Ort schleppen!?" fuhr sie ihn an, blieb aber immer noch nicht stehen, "Was wolltest du, dass ich in Julias Fussstapfen trete!?"

"Das ist nicht gerecht!" ereiferte er sich. "Natuerlich will ich nicht, dass wir dasselbe wie Julia und ich tun! Das heisst, doch, ich meine...Ich wollte dir doch nur einen Platz zeigen, der fuer mich Bedeutung hat...Anna, bleib doch endlich stehen!" Sie blieb so ploetzlich stehen, dass er fast gegen sie prallte, und fuhr zu ihm herum: "Wie froh ich jetzt bin, dass ich am Fluss nicht getan habe, was ich tun wollte! Es haette gar nichts bedeutet!" Zu ihrem Entsetzen spuerte sie, dass sich ihre Augen mit Traenen fuellten. Mit Bestuerzung fluesterte er: "Sag das nicht, das ist nicht wahr!" "Doch, das ist wahr!" Sie schluchzte jetzt: "Du bist es ja offenbar gewohnt, dass unverheiratete Maedchen fuer dich die Schenkel oeffnen!"

Thomas' Lippen bebten als er beteuerte: "Nur weil ich vor Jahren schon mit Frauen geschlafen habe, heisst das nicht, dass du mir nichts bedeutest oder dass ich dich fuer selbstverstaendlich nehme. Im Gegenteil! Du bedeutest mir mehr als alle anderen Frauen auf der Welt zusammen es jemals koennten, und es bringt mich um, dass ich dir das nicht offen zeigen kann!" Jetzt standen auch Traenen in seinen Augen. Sie drehte ihm den Ruecken zu und fing an zu weinen. Warum war nur alles so kompliziert, seit er aufgetaucht war? Warum schmerzten und prickelten auf einmal Stellen in ihr, von denen sie nicht gewusst hatte, dass sie existieren? Ihre Schultern zuckten heftig, als sie vergeblich versuchte, sich zu beherrschen.

Zoegerlich legte er seine Haende auf ihre Schultern und drehte sie mit sanfter Gewalt zu sich um. Sein Zeigefinger hob ihr Kinn an, dass sie ihm in die Augen schauen konnte. Mit fluesternder Stimme gestand er: "Ich habe mich in dich verliebt, Anna!" Es war ja nicht so, als ob sie es noch nicht geahnt haette. Aber dass er es aussprach und zur Gewissheit machte, liess ihr Herz gleichzeitig erbluehen und brechen. "Oh Thomas!" wimmerte sie und fiel ihm dann schluchzend um den Hals.

Thomas weinte mit ihr, bis sein Hemd um den Hals ganz nass war. Er wisperte in ihr Ohr: "Ich will nur dich, niemand sonst!" Sie krallte sich an ihn und heulte wie ein Schlosshund, unterbrochen nur immer wieder vom gleichen Satz: "Aber es geht doch nicht...es geht einfach nicht..." Am Horizont sah er durch den Traenenschleier ein Fuhrwerk auf sie zukommen. Besser, wenn man sie nicht so sah! Thomas schob sie sanft von sich und versuchte ein Laecheln.

Anna laechelte tapfer zurueck und wischte sich die Traenen aus dem Gesicht. Auf der linken Wange hatte sie drei tiefe Kratzer. Er griff ihre Hand und sagte: "Komm, ich muss dir was zeigen! Es ist nicht weit, da schaue ich mir auch deine Wange an." "Hoffentlich nicht der Platz, an dem du zum zweiten Mal mit einer Frau zusammengewesen bist!" erwiderte sie ironisch. Thomas drueckte sie beim Gehen an sich: "Ganz sicher nicht! Tatsaechlich habe ich diesen Ort noch niemand gezeigt! Du bist die Erste!" "Wirklich?" Mit strahlenden Augen laechelte sie ihn an, und ihr Arm legte sich ganz automatisch um seine Taille.

Sie mussten nicht so weit laufen und hatten die Felder bald hinter sich gelassen. Am Waldrand angekommen, meinte Thomas stolz: "Dort vorne ist es!" und zeigte mit gestrecktem Arm auf eine Weide, die einen schmale Bach saeumte. Der Boden war mit Moos gepolstert und eine leichte Brise versetzte den grossen Baum in Schwingungen. Anna war begeistert; sie liess seinen Arm los und lief voraus, schlaengelte sich durch die haengenden Aeste in den hohen, gruenen Raum, den die Weide bildete. Strahlend streckte sie den Kopf durch die Zweige und rief: "Es ist wunderschoen!"

Thomas kam hinter ihr her: "Hier bin ich immer hingegangen, wenn ich alleine sein wollte. Es war sozusagen mein Geheimplatz. Aber vor dir will ich keine Geheimnisse haben." Heirate mich!! dachte Anna verzweifelt. Aber sie liess sich nichts anmerken und setzte sich auf einen flachen Stein am Ufer. Gedankenverloren blickte sie ins vorbeistroemende Wasser: "Es ist wirklich wunderbar. Wie in einem Maerchen!"

Thomas setzte sich neben sie und legte seinen Arm um ihre Schultern. Warum konnte die Zeit nicht stehenbleiben? Er wollte diesen Ort nie wieder verlassen! Was scherte er sich um die Welt da draussen, wenn er hier alles hatte, was er jemals brauchten wuerde! Anna lehnte den Kopf an ihn und zog ihre Schuhe aus. Genuesslich liess sie die nackten Fuesse im kuehlen Wasser baumeln. "Nach dem langen Marsch brauchst du sicher jemanden, der dir die Fuesse massiert!" grinste Thomas frech. Blitzschnell waren die Fuesse unter ihrem Rock verschwunden, und sie blickte ihn amuesiert an: "Denk nichtmal dran, Thomas!" Er tat, als wuesste er von nichts: "An was?" Gleichzeitig kamen ihr seine Haende immer naeher. Sie packte den Saum ihres Rocks mit beiden Haenden und hielt ihn auf diese Weise unten zu. Kichernd rutschte sie von ihm weg: "Mich zu kitzeln!"

Empoert antwortete er: "Das wuerde ich doch niemals tun! Wie kannst du das nur denken?!" Seine Handflaechen lagen bereits auf ihren Knien. Sie hatte nicht verhindern koennen, dass sie bereits zu lachen angefangen hatte: "Thomas, bitte...nicht..." Aber er zwickte sie schon oberhalb der Knie und sah sie dabei liebevoll an. Quietschend rollte sie sich zu einem Ball zusammen, um ihm moeglichst wenig Angriffsflaeche zu bieten. Thomas ergriff diese Gelegenheit und grabschte sie an der Huefte, die durch ihre Position schoen freigelegt war. Kreischend rollte Anna sich von ihm weg ueber den Moosteppich und versuchte verzweifelt, seinen Haenden zu entkommen. Er sprang hinter ihr her und versuchte, sich auf sie zu setzen, aber sie wehrte sich erbittert, warf sich von einer Seite auf die andere, um ihm moeglichst keine Gelegenheit dazu zu geben. Thomas erkannte, dass er eine List brauchte! Er tat so, als ob er mit dem Kitzeln aufhoeren wolle und setzte sich ruhig hin. "Das war dir aber auch geraten!" konstatierte Anna und richtete sich ebenfalls auf, mit beiden Haenden ihr dunkles Haar zurueckstreichend.

Er robbte zu ihr herueber und kuesste das Maedchen, erst auf die Stirn, dann auf den Mund. Wenn er sie nur in Sicherheit wiegen koennte, dann haette er gewonnen! "Was machst du denn...?" fluesterte sie, aber schon war sie dabei, seinen Kuss zu erwidern. Sie konnte einfach nicht anders. Thomas legte all seine Zuneigung in die Kuesse. Seine Lippen erkundeten ihren Hals und ihren Nacken und er beugte sich mit seinem Oberkoerper langsam nach vorne, Anna dabei zu Boden drueckend. "O nein...nein, das duerfen wir doch nicht..." hoerte sie ihre eigenen Worte, die alles andere als bestimmt klangen, und liess sich dabei willenlos nach hinten druecken. Seine Liebkosungen machten sie entsetzlich schwach.

Bevor sie sich versah, sass Thomas auf ihr und setzte seine Zaertlichkeiten fort. Er wollte ganz sicher gehen, dass sie nichts ahnte. Mit einer Hand fuehrte er ihre Arme ueber ihren Kopf, mit der anderen griff er hinter sich und streichelte ihren Schenkel durch das Kleid. Anna hatte die Augen geschlossen und genoss seine Beruehrungen und die Gefuehle, die sie ausloesten. Es war so falsch.....und fuehlte sich doch so gut an!

Mit einem Grinsen, das breiter nicht sein konnte, setzte er ihrem Vergnuegen ein jaehes Ende und begann, sie aufs heftigste zu kitzeln. Entsetzt riss sie die Augen auf, baeumte sich auf und kreischte los. Dieser Mistkerl! Hatte er sie doch tatsaechlich kalt erwischt! Thomas lachte: "Hab ich dich!" Diesmal wuerde er sie nicht so einfach davonkommen lassen! Er knetete ihre Rippen wie ein Baecker das Brot und liess aber nicht davon ab, sie gleichzeitig ueberall zu kuessen. "Ich hasse dich!" quiekte sie und brach dann in haltloses Gelaechter aus, waehrend sie sich unter seinen Haenden wand. Sie war so sehr mit ihren Qualen beschaeftigt, dass sie nicht einmal daran dachte, ihn zurueckzukitzeln.

Er wagte es, ihre Arme freizugeben und hoffte darauf, dass sie das nicht nutzen wuerde. Mit beiden Haenden bearbeitete er ihren Bauch und die Innenseiten ihrer Oberschenkel durch den Stoff hindurch. Sein Mund tat sich an ihrer Unterlippe guetlich und daempfte so etwas ihr wildes Lachen. Annas Koerper pulsierte vor Lust. So etwas hatte sie niemals fuer moeglich gehalten! Sie machte halbherzige Versuche, seine Haende festzuhalten und von ihrem Koerper wegzudirigieren, waehrend ihr lautes Lachen unter seinem Kuss zu suessem Kichern wurde.

Durch den Schleier an eigener Verzueckung sah Thomas auf sein Opfer herab. Gemaechlich lief sein Kitzeln aus und er begnuegte sich damit, ihren Oberkoerper mit seinen starken Armen an sich zu ziehen und sie unter Einsatz seiner Zunge leidenschaftlich zu kuessen und gleichzeitig ihren Ruecken zu streicheln.

Anna hatte laengst alle Gruende vergessen, warum das nicht richtig war! Er schmeckte viel zu gut, wen interessierte es, ob sie das durften oder nicht? Zur Hoelle mit dem Anstand! Sie schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte seinen Kuss gierig.

Thomas war sich sicher, dass sie seine Erregung deutlich spueren konnte. So leid es ihm auch tat, er musste sich zurueckhalten. Doch mit jeder ihrer lustvollen Begegnungen wurde es schwieriger. Um sie kurz zu unterbrechen, piekste er sie in die Rippen und wich ihrem Mund aus. Sie lachte auf und stiess ihn spielerisch von sich: "Geh runter von mir, du unmoeglicher Mensch!"

Lachend stieg er von ihr herunter. Sein Atem ging schnell und er verfluchte es, dass er nicht hatte weiter gehen koennen. Anna beschloss, es diesmal nicht zu erlauben, dass dieser Moment, der doch an sich so wundervoll gewesen war, einen schalen Nachgeschmack bekam, und zog ihre Schuhe an. Sie warf einen auffordernden Blick in Thomas' Richtung: "Du wolltest mir noch den Sohn vom Metzger vorstellen, erinnerst du dich?" Froh, dass sie die Initiative ergriff, nickte er ihr zu: "Ja richtig! Das haette ich doch fast vergessen!" Kameradschaftlich nahm er ihre Hand und lief mit ihr in Richtung Stadt.
 
13. Kapitel


Als die Stadttore in Sicht kamen, liess Anna Thomas' Hand wieder los. Es war nicht gut, wenn man sie Hand in Hand sah. Zuechtig nebeneinander betraten die beiden Ansbach, mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, als seien sie nichts weiter als Freunde. Thomas gab sich solche Muehe, eine unverfaenglich Miene zu machen, dass er damit so ziemlich das Gegenteil erreichte. Zudem fand er es unglaublich erheiternd und kicherte den ganzen Weg ueber bis sie vor der Metzgerei angelangt waren.

"Hoer auf so doof zu lachen!" tadelte Anna, die laengst hatte mitlachen muessen, und versetzte ihm einen Klaps auf den Bauch. Das und die Erinnerung an Peter und was ihm widerfahren war, zuegelte seine Heiterkeit schlagartig. Er klopfte an die massive Holztuere, denn das Geschaeft hatte bereits geschlossen. Nach ein paar Minuten oeffnete die Tuere sich einen spaltbreit und ein Mann Ende fuenzig schaute heraus zu ihnen: "Wer seid ihr und was wollt ihr? Die Metzgerei hat schon zu!"

Der alte Friedrich wie er leibte und lebte. Er war schon immer ein wenig griessgraemig gewesen. Gehorsam antwortete Thomas: "Erinnerst du dich nicht mehr? Ich bin's, Thomas, der Sohn vom Adler-Otto!" Friedrichs Gesicht hellte sich deutlich auf, und die Tuer wurde ganz geoeffnet. "Thomas!" rief der beleibte Mann aus, "Schoen, dich zu sehen! Bist du schon zurueck von Rothenburg?" Sein Blick fiel auf Anna, und er grinste: "Ist das deine Braut? Da hast du es aber gut getroffen!"

Anna und Thomas wurden beinahe gleichzeitig knallrot, und letzterer wehrte schnell ab: "Aeh nein, das ist Anna, die Schwester der Braut. Wir sind hier, um Peter zu besuchen." "Der wird sich freuen!" Friedrich ueberging den peinlichen Moment geschickt und trat etwas zur Seite: "Kommt rein! Peter sitzt im Garten!" Beide zwaengten sich an ihm vorbei und gingen durch die Essstube in den Garten. Obwohl Thomas Peter schon haeufig besucht hatte, so erschrak er doch jedes Mal, wenn er ihn sah. An dem Tag des Brandes hatte dieser mit den anderen Jungen in den Gassen gespielt und den Brand bemerkt. In ihrer Unachtsamkeit und Neugierde waren sie zu nahe herangegangen und Peter war von einem herabfallenden brennenden Balken getroffen worden. Seither hatte er ein krummes Bein und seine rechte Gesichtshaelfte war graesslich mit Narben entstellt, was ihm auch das halbe Augenlicht gekostet hatte. Es zeriss Thomas bei seinem Anblick jedes Mal beinahe das Herz.

Aber wenn er auch zur Haelfte blind war, so war er immer noch von ganzem Herzen froehlich. Ohne sich umzudrehen sagte er mit einem Schmunzeln in der Stimme: "Na dass du mich wieder mal besuchst, Thomas!" Er umarmte seinen Freund und dankte Gott, dass er selber gesund war. "Wie geht es dir, Peter? Erschreckst du immer noch die kleinen Kinder?" Anna riss Augen und Mund auf, dass Thomas so etwas zu seinem Freund sagen konnte. Doch dem schien die Neckerei nichts auszumachen, denn es war nicht ernstgemeint, sondern nur eine vertraute Floskel unter alten Freunden. Peter drehte sich halb um und musterte Anna laechelnd: "Willst du mir nicht den Engel vorstellen, den du mitgebracht hast?"

Lachend sagte der: "Das ..." und er machte eine theatralische Pause "... ist Anna Schreiber, die Schwester meiner Braut Berta. Sie wollte dich unbedingt kennenlernen!" "Das ist aber nett!" Peter lachte Anna an, und als sie ihm die Hand reichte, hauchte er ihr einen galanten Kuss auf die Fingerknoechel: "Es kommt nicht oft vor, dass ich so reizenden Damenbesuch bekomme!" Anna kicherte: "Freut mich, dich kennenzulernen! Thomas, du hast mir aber nicht erzaehlt, dass er so ein Charmeur ist!" Auf Peter konnte er gar nicht eifersuechtig sein! "Peter hat so einige Talente, die man kaum glauben moechte. Er liest in jeder freien Minute in alten Buechern, schreibt Gedichte, und es gibt sogar das Geruecht, dass er franzoesisch kann!" "Wirklich?" Anna war beeindruckt, dann lachte sie: "Bloss dumm, dass ich das nicht ueberpruefen kann, du koenntest mir jeden Bloedsinn erzaehlen, und fuer mich klaenge es wie Franzoesisch!"

Peter unterhielt sich ganz anders mit Anna als viele anderen Maenner, die nur unter ihren Rock wollten. Er respektierte sie als Person und brachte ihr Achtung entgegen. Sonst hatte nur selten weiblichen Besuch und er freute sich, den Edelmann spielen zu koennen. Und Anna genoss es. Es war selten, dass sie das Gefuehl hatte, ein Mann saehe ueber ihr Aeusseres hinweg und naehme wirklich wahr, dass da auch etwas in ihrem Kopf und ihrem Herzen steckte.

In der Ferne laeuteten die Kirchenglocken. "So schade es auch ist, aber wir muessen jetzt gehen. Unsere Eltern werden sich sicher schon Sorgen machen!" bedauerte Thomas. Auch ihm hatte der Besuch bei Peter gutgetan und er nahm sich vor, ihn alsbald wieder zu besuchen. Anna erhob sich: "Mach's gut, Peter! Vielleicht koennen wir nochmal vorbei kommen, solange wir hier ins Ansbach sind!" Damit gab sie ihm einen raschen Kuss auf die Wange.

Das reichte aus, um ihn in Verlegenheit zu stuerzen und Peter raeusperte sich und sah betreten weg. Zum Abschied umarmte Thomas seinen Freund noch einmal und nachdenklich geleitete er Anna hinaus. Was wuerde sie fuer ihn empfinden, wenn er auch einmal so entstellt waere? Sie laechelte zu ihm auf: "Danke, dass du mich mitgenommen hast! Peter ist wirklich ein grossartiger Kerl!" "Ich finde es toll, dass du so gut mit ihm klarkommst! Nicht viele Leute schaffen es, so unbekuemmert ueber sein Aeusseres hinwegzusehen!" freute sich Thomas anerkennend. Sie hob die Schultern: "Das Aeussere ist doch gar nicht wichtig! Schon beim ersten Satz merkt man, wieviel in diesem Mann steckt!"

"Wir haben gut reden, weil wir nicht betroffen sind" stellte er bekuemmert fest. "Peter wird niemals eine Familie gruenden koennen. Und dafuer, nicht fuer sein Aussehen, tut er mir schrecklich leid!" Anna stand einen Moment in Gedanken versunken. "Ich koennte mir vorstellen, ihn zu heiraten!" sagte sie dann. Er sah sie mehr interessiert als verdrossen an: "Meinst du das ernst?" "Ja." antwortete sie, "Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, das mit ihm zu tun, was wir...manchmal tun!" Erleichtert grinste er sie an: "Aber das gehoert nunmal dazu!" Sie verzog das Gesicht: "Bisher koennte ich mir das ehrlich gesagt bei keinem anderen vorstellen!"

Thomas fand ihre Grimasse lustig. Feixend fuhr er fort: "Warte nur, das Beste hast du ja noch gar nicht erlebt!" Ihre Grimasse wurde nur noch angeekelter: "Wenn ich mir vorstelle, dass irgendso ein...Kerl...dieses...Ding....in mich reinstecken will..." Sie schuettelte sich. Jetzt konnte er sich nicht mehr beherrschen und das Lachen platze aus ihm heraus. Sie versetzte ihm einen Schlag auf den Arm: "Was gibt's da zu lachen!?"

"Du redest so abfaellig darueber, als waere es etwas Unangenehmes! Dabei hast du es selber noch nie erlebt. Ich kann dir versichern, dass du danach ganz anders darueber denkst!" kicherte er. Sie streckte ihm die Zunge heraus: "Wer weiss! Ich kenne ein paar Maedchen, die ihren Mann lieber betrunken und schlafend haben als leidenschaftlich unter ihrer Decke!" Sein Finger bohrte sich in ihre Seite: "Wir werden sehen...!" Sie zuckte zur Seite und hob die Brauen: "Entschuldige, 'Wir'?"

"Manchmal rutscht mir soetwas unueberlegtes einfach heraus. Ich hoffe du denkst jetzt nicht, dass ich auch nur ein Schuerzenjaeger bin!" entschuldigte Thomas sich mit einem verstohlenen seitlichen Blick. Anna wiegte gespielt unschluessig den Kopf: "Na....nach der Sache mit Julia bin ich mir da nicht mehr so sicher!" In gespielter Dramatik warf Thomas die Haende nach oben: "Jesus Maria!" Anna lachte: "Ist das ein Grund, den Namen des Herrn und auch noch seiner Mutter zu missbrauchen!?"

Schmunzelnd meinte Thomas: "Wenn wir hier nicht mitten in der Stadt waeren, wuerde ich dir schon zeigen, wieviel du mir bedeutest! Wenn du drauf bestehst...?" Herausfordernd sah sie ihn an: "Da bin ich jetzt aber gespannt!" Er sah sich um, dass auch kein Mensch in der Naehe war. Dann drueckte er Anna einen zaertlichen Kuss auf den Mund. "Fuer mehr musst du dich gedulden, bis wir wieder mal alleine sind!" bedauerte er aufrichtig. Sie sah ihn traurig an und schuettelte den Kopf: "Nein, Thomas...es darf kein mehr geben!" "Ach, das weiss ich doch!" erwiderte er nicht minder betruebt. Sie seufzte: "Lass uns zurueckgehen!" Wortlos schlenderten sie nebeneinander in der Abendsonne zum Gasthof zurueck.
 
14. Kapitel

"Das darf doch nicht wahr sein!" Der Bote war ganz aufgebracht. Der Preis war einfach unverschaemt! Aber Otto beharrte auf seinem Standpunkt: "Ich bin der einzige Gastwirt, der Karl rechtzeitig fuer das Fest aushelfen kann, also muss er auch meine Bedinungen akzeptieren!" Zaehneknirschend zueckte der hagere kleine Mann einen prallen Beutel und knallte ihn auf den Tisch. "Dafuer erwartet Karl aber auch, dass die Lieferung in vollem Umfang und rechtzeitig da ist!" "Selbstredend!" beeilte sich Otto grinsend zu versichern. Er hatte gerade das Geschaeft des Monats gemacht und dementsprechend gut gelaunt war er.

Anna, die gerade in die Gaststube kam, wurde von dem Boten, der verstimmt nach draussen stuermte, beinahe umgeworfen. "Sowas!" beschwerte sie sich und schlug die Tuer hinter ihm zu, "Was fuer ein Ruepel!" Otto versuchte sie zu beruhigen: "Mach dir nichts draus, Anna! Der gute Mann hat gerade dafuer gesorgt, dass ich meinem Thomas eine noch etwas stattlichere Mitgift zu seiner Hochzeit mitgeben kann! Bei dem Preis, den ich ihm gemacht habe, kann ich seine schlechte Laune verstehen!"

Die Erwaehnung der Hochzeit sorgte auch bei Anna fuer Bauchgrimmen. "Habt ihr denn schon einen Zeitpunkt fuer die Hochzeit festgesetzt?" Er schuettelte den Kopf. "Anselm meint, Thomas solle in seiner Lehre erst weiterkommen, bevor er darueber reden will. Ich rede schon die ganze Zeit auf ihn ein, dass wir eine Hochzeit im schoenen Herbst hinbekommen, das waere doch toll oder, Anna? Stell dir nur vor, die praechtigen Farben, die Blaetter...!" schwaermte er. Sie laechelte gequaelt: "Ja..das waere wundervoll..besonders, wenn dann die Herbststuerme einsetzen, Berta fliegt vor der Kirche der Schleier weg...traumhaft!" Otto runzelte die Stirn: "Was ist dir denn fuer eine Laus ueber die Leber gelaufen?" Sie winkte ab: "Ach gar nichts, gar nichts."

Ein Einfall spiegelte sich auf seinem Gesicht: "Ich habe da einen Vorschlag, der dich garantiert davon ablenkt, was immer es auch ist, weswegen du so eine Miene machst! Du hast ja sicher gerade mitbekommen, dass ich Karl, dem Besitzer des Gasthofs "Zum betrunkenen Ochsen" draussen vor Ansbach, fuer heute abend einen ganzen Karren voller Speisen und Getraenke schicken muss, weil diese Narr es versaeumt hat, sich genau zu erkundigen, wie viele Gaeste er bekommen wird? Ich kann nicht fahren, ich habe hier genug zu tun. Helmut, Jochen, Bengt und Agathe muessen hier aushelfen. Bleiben also noch Thomas und ihr beiden Frauen. Was meinst du, hast du Lust?"

Anna zoegerte. Einerseits wollte sie Thomas nicht mit Berta turteln sehen, aber andererseits reizte sie der Ausflug. Schliesslich nickte sie: "Ja, gut. Ich sage Berta und Thomas bescheid!" Schon war sie aus der Tuer und lief eilig durch den Innenhof, auf der Suche nach Thomas und ihrer Schwester.

Thomas und Berta spielten gerade wieder einmal eine Runde Dame. Er hatte das Spiel ganz liebgewonnen und Berta war froh, dass sie einen Partner gefunden hatte. Anna trottete neben ihre Schwester und verzog das Gesicht: "Uh, es muss euch ja sehr langweilig sein, wenn ihr DAS spielt!" Thomas' Augen funkelten: "Es ist unheimlich spannend, du solltest es auch einmal ausprobieren! Das einzige Problem mit dem Spiel ist, dass deine Schwester fast regelmaessig gewinnt!" Anna grinste, als sie den Aufbau auf dem Spielbrett sah: "Natuerlich...so schlecht wie du spielst!"

Wenn wir jetzt alleine waeren, dann wuerde ich dich dafuer durchkitzeln! dachte er. Er beschraenkte sich jedoch darauf hoehnisch zu erwidern: "Gegen dich wuerde ich allemal gewinnen!" Sie lachte: "Ich wuerde dich gern eines Besseren belehren, aber dein Vater wuenscht, dass wir einen Karren voller Lebensmittel zur besoffenen Kuh, oder wie der Laden heisst, bringen!" Ein Feixen stahl sich auf Thomas Gesicht: "Hat mein Vater den Karl wieder mal ueber den Tisch gezogen? Der alte Trottel sollte es doch inzwischen gelernt haben, dass Vater es faustdick hinter den Ohren hat! Was meinst du mir 'wir'?" "Na du, Berta und ich!" antwortete sie. Thomas blickte halb freudig, halb missmutig drein: "Hm, wann sollen wir denn losfahren?" "Na gleich, bis heute Abend muss das Zeug dort sein!"

Da meldete sich Berta zu Wort: "Wenn es euch nichts ausmacht, dann bleibe ich lieber hier. Es braucht keine drei Leute, um einen Karren zu fahren, und ausserdem habe ich Bengt versprochen, mit ihm ein wenig Zeit zu verbringen. Wir haben uns noch eine Menge zu erzaehlen..." Thomas blickte sie ueberrascht an, sagte aber nichts. Anna blinzelte verbluefft, waehrend ihr Herz einen Freudensprung vollfuehrte; noch ein Tag, an dem sie Thomas ganz fuer sich hatte! Sie bemuehte sich, traurig auszusehen: "Oh, schade...es waere bestimmt lustig gewesen...aber dann fahren wir eben alleine!"

Beruehrt von Annas Reaktion und von Thomas’ aufgesetzt trauriger Miene, meinte Berta: "Wenn ihr mich unbedingt dabei haben wollt..." wurde aber von Thomas unterbrochen: "Berta, das macht doch nichts! Wir kommen schon alleine zurecht! Du hast Bengt wirklich lange nicht mehr gesehen, mich wirst du bald jeden Tag zu Gesicht bekommen!" Berta nickte erfreut, dass er nicht veraergert war. Sie gab Thomas einen schnellen Kuss, umarmte ihre kleine Schwester und hopste – BERTA hopste! – davon in Richtung Kueche, wo Bengt sich aufhielt, wie sein lauter, falscher Gesang bewies.

Thomas warf Anna einen verwirrten Blick zu. "So habe ich sie seit meiner Ankunft bei euch nicht gesehen!" Das Maedchen runzelte die Stirn: "Ich habe sie so ueberhaupt noch niemals gesehen!" "Wird die Aussicht auf was zu essen sein!" meinte er lakonisch. "Wollen wir?" fragte er an Anna gewandt. Sie lachte heftig ueber seine Aussage: "Ja, aber das war jetzt echt gemein!" Er lachte mit ihr: "Es tut mir leid! Aber es war zu offensichtlich!" Nebeneinander machten sie sich auf den Weg in die Scheune, wo der beladene Wagen wartete. Anna grinste: "Wir sind zwei ueble Ratten und werden dafuer ganz sicher in die Hoelle kommen!"

Die Erwaehnung des Fegefeuers liess ihm kurz einen kalten Schauer ueber den Ruecken laufen. Aber dann scherzte er: "Solange ich dich dort hin und wieder mal kitzeln kann, soll es mir recht sein!" "Du wirst hoechstens zusehen duerfen, wie andere es tun!" kicherte sie, "Sonst haettest du ja Spass!" "Das waere fuerwahr eine Hoellenqual!" gab er mit einem Laecheln zu. Otto kam ihnen entgegen und sie mussten ihre intime Unterhaltung kurz unterbrechen. "Ah da seid ihr ja! Wo habt ihr Berta gelassen? Naja egal, Hauptsache, alles kommt rechtzeitig an, hoert ihr! Und wehe auch nur ein Brot faellt vom Wagen!" "Keine Angst, Otto!" schmunzelte Anna und drueckte ihn kurz, "Wir bewachen die Waren wie unsere Augaepfel!"

"Das will ich auch hoffen! Und wagt es ja nicht, zu naschen! Fuer den Fall, dass ihr Hunger bekommt, hat Agathe euch einen extra Korb hergerichtet, der steht gleich hinter dem Kutschbock." ereiferte er sich. "Zum Glueck ist Berta nicht dabei, sonst muessten wir hungern!" murmelte Anna halblaut zu Thomas und schaemte sich gleich dafuer, sich ueber ihre Schwester lustig gemacht zu haben. Thomas konnte ein Gackern nur schwerlich unterdruecken. Er winkte zum Abschied und schwang die Rute. Das schwer beladene Gefaehrt setzte sich mit Getoese in Bewegung.

Gemaechlich rumpelte der Karren ueber den holprigen Weg zur Hauptstrasse. Die Sonne schien warm, fast sommerlich, und Anna zog sich die Bluse etwas von den Schultern und lehnte den Kopf zurueck, reckte das Gesicht dem Himmel entgegen, um sich braeunen zu lassen. Thomas entspannte sich und genoss den Ausblick. Doch nicht die Landschaft faszinierte ihn am meisten, sondern vielmehr seine weibliche Gesellschaft.

Thomas..." brummte Anna mit geschlossenen Augen, "Starrst du mich an?" "Ich starre nicht, ich beobachte!" belehrte er sie belustigt. "Ich bewege mich nicht, also gibt es nichts zu beobachten!" erwiderte sie grinsend. "Das mit dem nicht bewegen koennen wir ganz schnell aendern!" gab er zurueck und steckte einen Finger unter ihren Arm. Mit einem Quietschen riss sie ihren Arm an sich und sass kerzengerade auf dem Kutschbock: "Hoer auf du Halunke!" "Siehst du? Jetzt habe ich was zu beobachten gehabt!" stellte er fest. Sie streckte ihm die Zunge heraus und fuhr fort, sich zu sonnen.

Die Sonne machte ihn schlaefrig. Er zog Annas Kopf auf seine Brust und liess sich zuruecksinken. Leise seufzend streichelte er ihre Arme. Sie war ebenfalls schon im Halbschlaf und erwiderte seine Zaertlichkeiten, indem sie eine Hand gemaechlich ueber seinen Bauch gleiten liess. Die Zeit verging wie im Fluge. Selten hatte Thomas so gut gedoest. Als er wieder die Augen aufschlug, bemerkte er, dass seine eine Hand im Schlaf auf ihre Brust gerutscht war. Anna war ebenfalls eingeschlafen. Aber ihre kleine Hand hielt seine grosse da fest, wo sie hingewandert war.

Selig lag er da und schaute die in Zeitlupe vorbeiziehenden Felder und Baeume an. So hatte er sich sein Leben vorgestellt! Er gab Anna einen Kuss auf die Wange und nickte wieder ein. "Thomas?" murmelte sie ploetzlich. "Hmmm? Nur noch ein bisschen..." war seine schlaefrige Antwort. "Lass uns einfach abhauen!" kam ihre leise Stimme zurueck, "Einfach wegfahren, egal wohin!" Mit einem Schlag war er hellwach! Hatte er das gerade getraeumt oder hatte die Schoenheit auf seiner Brust wirklich diese Worte ausgesprochen? "Meinst du das ernst?" "Sehr ernst!" Sie kuschelte sich enger an ihn.

Thomas' Herz begann zu haemmern wie eine Wassermuehle. Natuerlich hatte er auch schon darueber gedacht, aber diese Idee nie zu Ende gesponnen, aus Furcht, Anna damit Angst zu machen und sie von sich wegzutreiben. Und jetzt war sie selbst es, die so etwas vorschlug? "Was ist ... was ist mit unseren Familien?" wandte er ein. Sie zuckte die Schultern und oeffnete schlaefrig die Augen: "Die werden auch ohne uns klarkommen!" Thomas begruesste sie mit einem Kuss. "Ich wuerde nichts lieber als das tun, glaub mir!" Sie laechelte wehmuetig: "Aber es geht nicht?" Es brach ihm das Herz, diesen Vorschlag, der alle ihre Probleme auf einen Schlag loesen wuerde, zu verwerfen: "Nein, das hast du selbst gesagt. Ich koennte nicht damit leben, deine und meine Familie betrogen zu haben!" Sie nickte und presste das Gesicht zurueck an seine Brust. Zumindest diesen Moment mit ihm wollte sie geniessen.

Seufzend legte er seine Hand auf ihre Haare. In diesem Moment wurde ihm absolut klar, dass er Berta niemals das Ja-Wort geben konnte! Er hatte sich gegen diese Erkenntnis die letzten Tage gewehrt, in der Hoffnung, dass seine Gefuehle fuer Anna wieder verschwinden wuerden. Aber er gestand sich ein, dass er hoffnungslos verliebt war und er auch wirklich gar nichts dagegen tun konnte – wollte! Als ob Anna diese Gedanken spueren konnte, rueckte sie noch naeher zu ihm, legte ein Bein ueber die seinen und schlang beide Arme um seine Taille.

Sie haetten noch fuer Stunden so dagelegen, waere nicht um die naechste Biegung der "Betrunkene Ochse" aufgetaucht. Thomas richtete sich auf und stupste sie an der Schulter: "Ich glaube wir sind da!" "Schade!" piepste sie enttaeuscht und setzte sich auf.

Das Fest hatte noch nicht begonnen, aber der Rummel war beachtlich. Ueberall wuselten Bedienstete herum und Flueche ertoenten, wenn etwas nicht nach Plan klappte. "Das wurde ja auch langsam Zeit!" erscholl eine Stimme aus dem Getuemmel. Es war Karl, der Wirt. Er rief einige seiner Knechte herbei, die sofort unter Aechzen und Stoehnen begannen, den Wagen abzuladen.

Anna betrachtete voller Begeisterung das muntere Treiben und wandte sich schliesslich an Thomas: "Du, glaubst du, wir koennen ein wenig hierbleiben bevor wir wieder nach Hause fahren?" Dem gefiel die Idee: "Hm wieso nicht? Sicher wird hier niemand etwas dagegen haben und Otto weiss, dass es ein langer Weg ist, da faellt das nicht auf." "Toll!" Ihre Augen leuchteten vor Freude, und sie sprang vom Wagen und begann, beim Entladen zu helfen in der Hoffnung, dass das Fest so schneller beginnen konnte.

Thomas stand auf der Ladeflaeche und reichte den Knechten die Schuesseln, Brotlaibe, Fleischspiesse und Faesschen mit Wein und Bier herunter. Karl war sichtlich in Hektik, obwohl sie sogar einen Tick frueher angekommen waren, als ausgemacht. "Du kannst es ja kaum erwarten!" rief er Anna zu. "Dabei war doch gerade erst vor knapp zwei Wochen Kirchweihfest!" "Ich feiere eben gerne!" strahlte sie und warf ihm einen Rollbraten zu, "Tanzt du auch mal mit mir?" Thomas, der vom Wagen runtergestiegen war, waere beim Auffangen fast umgefallen. Er blickte sie keck an: "Sehr gerne! Und weisst du, was das Beste ist? Hier kennt dich keiner, und wir muessen uns nicht verstellen!" Annas Herz machte einen Sprung vor Freude. Einen ganzen Abend lang wuerde sie ihre Gefuehle zeigen koennen, wuerde sie so tun koennen, als sei sie Thomas’ zukuenftige Braut, einen ganzen Abend lang wuerde sie gluecklich sein koennen. Sie strahlte: "Erinnere mich daran, mich bei deinem Vater fuer diese Gelegenheit zu bedanken!"

Schmunzelnd nahm er ein grosses Kaeserad entgegen. "Von mir aus kannst du ihm um den Hals fallen, solange du ihm nicht zu viel erzaehlst!" Die beiden waren ein gutes Arbeitsgespann und der Wagen leerte sich schneller, als Thomas gedacht hatte. Der letzte Korb wanderte in die Kueche und Thomas streckte die Arme aus, um Anna vom Wagen zu heben. Mit einem spitzbuebischen Laecheln sprang sie einfach herunter, mitten in seine Arme.

Er wirbelte sie einmal herum und setzte sie dann mit einem Kuss auf den Boden. Seinen Arm anbietend grinste er: "Wollen wir, Liebste?" Sie hakte sich bei ihm unter und sah mit leuchtenden Augen zu ihm auf: "Mit Freude, mein Liebster!"

Es war schoen, nicht zwanghaft jemand sein zu muessen, der man nicht war oder sein wollte. Dieser Abend wuerde nur ihnen alleine gehoeren! Sie gingen in den riesengrossen Garten, in dem sich bereits die ersten Gaeste eingefunden hatten. Hier wuerde sie niemand argwoehnisch anblicken. Anna entspannte sich voellig und schmiegte sich zufrieden an Thomas’ Seite. "Hast du Hunger oder Durst?" fragte er sie. Er hatte auf der Hinfahrt den Fresskorb vor lauter Anna ganz vergessen gehabt. Sie schuettelte den Kopf: "Noch nicht! Lass uns warten bis alle anderen auch essen!"

Die Musikanten stimmten zur Eroeffnung ein lustiges Lied an. Thomas zog Anna an sich und begann, sich im Takt der Musik zu bewegen. Sie schlang die Arme um seinen Hals und jauchzte auf vor Vergnuegen, als sie immer schneller miteinander ueber die Tanzflaeche wirbelten. Mit seinen starken Armen stemmte er sie hoch und drehte sie in der Luft. Er bluehte durch ihre Heiterkeit auf. Wie eine Maske hatte er die Luege abgelegt, die sie bisher gelebt hatten. Annas dunkles Haar flog durch die Luft, und sie lachte guecklich und befreit auf. Sie lebte nur in diesem Moment, vergass, dass es nicht immer so war, und das Glueck liess sie strahlen wie die Sonne. Sie war noch schoener als sonst.

Als die Musik ausklang, setzte er sie endlich sanft zu Boden. Die Gaeste hatten dem Paar neidische Blicke zugeworfen, aber das stoerte ihn nicht. Voller Zuneigung nahm Thomas ihr Gesicht zwischen die Haende und kuesste sie lange auf den Mund. Annas Herz klopfte zum Zerspringen. Sie war so unglaublich gluecklich wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Als sie spuerte, wie Thomas sie immer intensiver kuesste, senkte sie verlegen kichernd den Kopf. Ihre Wangen waren geroetet, und sie tadelte ihn zaertlich: "Thomas...vor allen Leuten..." "Und wenn schon! Ich hab dich sehr gern und das will ich auch zeigen!" Er tat beleidigt: "Aber wenn ich dir peinlich bin, dann bleibt mir nichts anderes uebrig, als mich zu betrinken!"Sie lachte: "Du bist mir nicht peinlich! Aber das macht man doch nicht!" Sie erroetete noch ein wenig staerker. Die christliche Erziehung forderte ihren Tribut.

Besaenftigt streichelte Thomas ihre Schulter: "Aber ein oder zwei Bier koennte ich schon vertragen, was ist mit dir?" Sie saugte unschluessig an ihrer Unterlippe: "Hmmm...was kann mir schon passieren, du bist ja dabei und kannst mich zur Not nach Hause bringen!" "Pass nur auf, dass ich dich auf der Heimfahrt nicht auf einem Heuhaufen aussetze!" witzelte er. Sie strich ihm sanft mit dem Fingernagel uebers Kinn und gurrte: "Als ob du mich mitten in der Nacht in einem Heuhaufen alleine lassen wuerdest...." "Du hast mich absolut in der Hand, weisst du das?" meinte er vergnuegt. Ihre Augen blitzten schelmisch: "Ja Thomas…das weiss ich allerdings!" "Wenigstens" teilte er ihr mit "hast du eine Schwaeche!" und kitzelte spontan ihre Seiten. Kichernd und quietschend wand sie sich hin und her und floh schliesslich zwischen die Obstbaeume am hinteren Ende des Gartens.

Thomas verfolgte sie nicht, sondern gab ihr durch ein Handzeichen zu verstehen, dass er schnell das Bier holen wuerde. Nach ein paar Minuten tauchte er bei ihr mit zwei grossen Kruegen, die je bestimmt einen Liter fassten, wieder auf. Anna hatte sich unter einen grossen Kirschbaum gesetzt und sah den Krug, den er ihr reichte, mit Entsetzen an: "Den kann ich ja gar nicht heben!" Er grinste und hob ihren Krug, so dass sie abtrinken konnte. Dabei liess es sich nicht vermeiden, dass ihr etwas Bier uebers Kinn in den Ausschnitt lief. Sie zuckte zusammen und schuettelte sich: "Huh, ist das kalt!!" Grinsend versicherte er ihr: "Warte, das haben wir gleich!" und saugte mit seinem Mund die perlenden Tropfen von ihrem Dekollete. Anna lachte auf und legte den Kopf in den Nacken, damit er besser herankam. "Du bist ein schamloser Halunke, Thomas!" stellte sie fest. "Ich weiss! Das ist doch eine meiner Eigenschaften, die du besonders an mir schaetzt!" nuschelte er an ihrem Busen. Erwischt! Liebevoll schlang sie die Arme um ihn und drueckte ihm einen Kuss auf die blonden Haare.

Er kam wieder mit ihr auf Augenhoehe: "Ich wuerde zwar gerne, aber ich kann nicht mein ganzes Bier nur von dir heruntertrinken!". Das Bier schmeckte frisch und kuehl und er nahm einen grossen Schluck aus seinem Krug. Sie antwortete nicht, musterte ihn nur mit vertraeumtem Gesichtsausdruck und trank ebenfalls. Die Pegel in ihren Kruegen sanken schnell. Nach einer Weile entschuldigte sich Thomas, er habe ein Beduerfnis und verschwand ganz in den Bueschen.

Kaum war er verschwunden, stand ploetzlich ein riesenhafter, pockennarbiger Kerl vor Anna und grinste breit und betrunken auf sie hinunter. Sie warf ihm nur einen kurzen Blick zu, ignorierte ihn dann und trat demonstrativ ein paar Schritte zurueck.

Noch seine Hose komplett hochziehend erschien Thomas einen Moment spaeter wieder: "Weisst du, was ich mir ueberlegt ...?" Als er den Betrunkenen sah, hielt er mit seiner Frage inne und stellte sich schuetzend vor Anna: "Du bist betrunken! Kannst du mich und meine Freundin alleine lassen?" "Keine Angst!" lallte der Kerl, "Ich will sie ja nicht fressen...nur mit ihr tanzen!" Thomas schaute erst Anna an, dann ihn: "Ich glaube nicht, dass sie das will! Geh doch lieber und hol dir noch ein Bier!" versuchte er, eine Schlaegerei abzuwenden. Der Kerl schwankte. Er schien schon wieder vergessen zu haben, was er ueberhaupt gewollt hatte. "Hm..ja..ein Bier...ein Bier klingt gut!" murmelte er, drehte sich um und wankte davon.

Besorgt fasste Thomas Anna an den Schultern: "Dass die schoensten Frauen auch immer die duemmsten Kerle anziehen muessen!" Sie musste grinsen: "Jaja...Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, was, Thomas?" Sie war wohl wieder mal darauf aus! Er trat blitzschnell hinter sie, umfasste ihren Oberkoerper mit einem Arm und fing an, sie zu kitzeln. Sie wand sich lachend und protestierte: "Hoer auf, hoer auf, ich verschuette ja das schoene Bier!!" Ausnahmsweise gab er ihrer Bitte nach: "Hm, das Bier laesst mich wohl weich werden!" Kichernd liess sie sich zurueck ins Gras sinken und zog an seiner Hose, um ihn dazu zu bewegen, sich zu ihr zu setzen. Leicht angeheitert fiel er neben ihr zu Boden.

Seufzend kuschelte Anna sich an ihn. Auch sie war schon etwas beschwipst, und ihre Zunge sass locker. "Stell dir nur vor, wie es waere, wenn hier unsere Hochzeit gefeiert wuerde!" Ihre Fantasie riss ihn mit: "Du solltest das rote Kleid tragen, das du bei der Kirchweih angehabt hast, darin bist du einfach unwiderstehlich!" raunte er ihr zu. "Und was ist mit dem, das wir auf dem Speicher gefunden haben?" erinnerte sie ihn.

"Ah das! Das war mindestens genauso schoen! Aber es macht wirklich keinen Unterschied, denn ich wuerde sie dir in der Hochzeitsnacht beide vom Leib reissen!" Gespielt verschuechtert sah sie ihn an: "So ungeduldig waerst du?" Mit leuchtenden Augen erwiderte er ihren Blick: "Von mir aus koennen wir auch warten, bis du alt und runzlig bist, da werde ich dich genauso moegen wie jetzt!" "Oh, wie suess du bist!" Sie schmolz und rieb zart ihre Nase an seiner, wisperte: "Aber so lange wuerde ich nicht warten wollen!"

Seine Stirn bekam Falten: "Gestern hast du noch deutlich gemacht, wie eklig du das findest, und auf einmal kannst du es nicht erwarten?" Sie erroetete und konnte irgendwie nicht anders, als genau das zu sagen, was ihr durch den Kopf schoss: "Mit dir waere es bestimmt schoen!" Die Bekenntnis machte seine Augen nur noch leuchtender. Nach einem kraeftigen Schluck stellte Thomas seinen Krug neben sich auf den Boden und umschlang Annas Taille, zog sie ganz nah zu sich. Sie schmiegte ihr Gesicht an seinen Hals und murmelte, gerade laut genug, dass er es verstehen konnte: "Wenn das unsere Hochzeit waere, dann koennte ich es gar nicht erwarten, dass die Gaeste verschwinden!"

"Solche Worte bin ich aus deinem Mund gar nicht gewohnt! Das muss das Bier sein! Aber ich will mich nicht beschweren..." kam es kichernd zurueck. Sie laechelte ihn an: "Wie mein Herz klopfen wuerde in dem Moment, in dem du mich ins Brautgemach truegest...." "Wer sagt, dass ich es bis dahin aushalten wuerde?" fluesterte er. Sie stiess ein kehliges Lachen aus: "Wuerdest du nicht?" "Ich zeige dir, wie gut ich mich beherrschen kann..." brachte er noch heraus, bevor er sie schon heiss kuesste.

Zum Teufel mit aller Zurueckhaltung! Das Bier machte es noch schwieriger als sonst, aber ausserdem sorgte es dafuer, dass Anna weder Gewissensbisse noch Hemmungen kannte. Eine ihrer Haende verkrallte sich in Thomas Haar, waehrend der andere Arm fest seine Taille umklammerte und sie seinen Kuss so leidenschaftlich wie nie zuvor erwiderte. Thomas stoehnte in ihren Mund und drueckte Anna nur noch fester an sich. Seine Zunge wurde von ihrer freudig begruesst und seine Haende liebkosten ihr Gesicht, ihren Hals. Sie kroch ihm auf den Schoss, ohne dass ihre Lippen dabei eine Sekunde den Kontakt zu den seinen verloren; das Gefuehl, gleich innerlich zu verbrennen wurde fast unertraeglich.

Thomas konnte seine Haende nicht stillhalten. Er wollte sie einfach ueberall gleichzeitig beruehren. Ihr warmer weicher Koerper fuehlte sich so himmlisch an, dass er beinahe den Verstand verlor. Schliesslich griff er ihre Backen und drueckte sanft knetend zu. Auf die Art wurde ihr Schoss gegen seinen gedrueckt, und Anna spuerte seine erwachende Erektion zwischen den Beinen. Es fuehlte sich eigenartig an. Fremd und sehr faszinierend. Annas Fantasie gaukelte ihr vor, wie es waere, wenn sie jetzt nach der Hochzeit ganz allein im Brautbett laegen....

Wenn ich sie doch jetzt gleich hier haben koennte! rasten seine Gedanken. Aber es war noch genug Vernunft vom Bier verschont geblieben, dass er nichts weiter versuchte. In dem Moment raeusperte sich jemand hinter ihnen. Anna fuhr herum, als habe sie etwas gebissen, und blickte in Karls grinsendes Gesicht. "Kann ich euch beiden ein Zimmer anbieten?" fragte er sueffisant.

Von ihrer Entdeckung peinlich beruehrt schob Thomas Anna's Oberkoerper ein Stueck beiseite, so dass er den Stoerenfried sehen konnte: "Aehm, nein nein. Wir muessen und sowieso bald auf den Rueckweg machen. Aber danke..." "War nur ein Vorschlag!" gackerte Karl und verschwand wieder.

Leicht beschwipst fragte Thomas: "Na da haben wir uns ja etwas treiben lassen, was?" Anna hatte sogar einen kleinen Schluckauf bekommen vom Alkohol und dem Schrecken, den der Wirt ihr eingejagt hatte. Sie nickte: "Ja..." Dann verdrehte sie uebertrieben verzueckt die Augen: "Aber es war soooo schoen!" "Mmmmh..." seufzte er und leerte seinen Krug in wenigen Zuegen aus. Anna wollte ebenfalls nichts verschwenden und tat es ihm gleich. Beide hatten jeweils bestimmt einen Liter intus; dennoch kam von Thomas der Vorschlag: "Wollen wir uns fuer die Rueckfahrt noch etwas mitnehmen?" "Ja...klar!" Zwischen den beiden Worten ihrer Zustimmung kamen mindestens drei Hickser.

Thomas versuchte aufzustehen, aber der erste Versuch scheiterte klaeglich und fast waere er auf Anna gefallen. Er fand das ungemein lustig und lachte, waehrend er dann doch erfolgreich aufstand. Sie lachte mindestens ebenso albern wie er, brauchte aber gewiss fuenf Minuten laenger, um damit aufzuhoeren, und ebensolange, um auf die Beine zu kommen. "Oje!" kicherte sie, "Ich bin betrunken!"

Zur Abwechslung hakte er sich bei ihr unter, und zusammen gingen beide – nicht unbedingt den geradlinigsten Weg – und liessen sich ihre Kruege auffuellen. Thomas fummelte in seiner Boerse und steckte dem Mann am Ausschank zwei Muenzen als Pfand fuer die Humpen zu. "Thomas?" hickste Anna auf dem Weg zum Karren, "Glaubst du, die Pferde finden den Weg allein? Ich finde ihn sicher nicht mehr!"

Er brauchte ein paar Anlaeufe, um lallend zurueckzugeben: "Wir fahren einfach immer geradeaus und halten an jedem Gasthof an! Da kommen wir irgendwann bestimmt nach Ansbach!" Nach drei Versuchen war Anna endlich auf dem Bock des Wagens, und schuettelte energisch den Kopf: "Vergiss es....ich komm hier erst wieder runter, wenn wir im Adler sind....sonst schaff ich es nie wieder rauf!!" "Du bestimmst, also machen wirs so" lallte Thomas hoch. Auf dem Weg hatte eine gehoerige Menge von seinem Bier verschuettet und stellte die beiden Kruege mit solcher Unsicherheit auf den Kutschbock, dass nur noch mehr danebenlief. Er hievte sich hoch und setzte sich neben sie. Dann griff er hinter sich, nach der Rute suchen, und erwischte stattdessen ein langes Brot aus dem noch unberuehrten Proviant. Doch das machte ihm nichts aus, und lachend schwang er es in der Luft und bemuehte sich, mit der Zunge zu schnalzen.

Anna lachte so, dass sie fast platzte. Die Pferde zogen mit einem Ruck an, und sie verlor das Gleichgewicht und fiel rueckwaerts zurueck auf die Ladeflaeche. Einen Moment lang war Thomas besorgt und schaute nach hinten. Als er jedoch sah, dass ihr nicht passiert war und sie sich kichernd herumwaelzte, liess er sich ebenfalls zurueckfallen: "Die Pferde koennen das sicher allein!" "Ja, denke ich auch!" erwiderte Anna froehlich und blieb auf dem Ruecken liegen. Vertraeumt blickte sie zum samtig-schwarzen Nachthimmel empor, an dem Millionen Sterne funkelten.

Thomas kippte das Bier in grossen Schlucken herunter und wurde von Minute zu Minute kindischer. Alle paar Momente bekam er einen akuten Lachanfall. Anna trank nichts mehr. Sie war ohnehin schon beschwipst genug. Dafuer kam sie in eine sehr anschmiegsame Stimmung. Ploetzlich und ohne jede Vorwarnung setzte sie sich auch Thomas' Bauch, beugte sich zu ihm hinunter und kuesste ihn.

Der legte seine Haende auf ihre Schenkel und kuesste sie zurueck. Er streichelte ihre Seiten entlang, immer hoeher, bis er ihre Brueste umfasste. Es fuehlte sich unglaublich schoen an. Anna legte den Kopf in den Nacken, um ihm ihre Brueste dadurch noch weiter entgegenzudruecken. Sie in den Haenden wiegend, erkundete mit den Fingern die beiden perfekten Formen. Das Maedchen auf seinem Bauch begann leise zu keuchen...und dann zerrte sie ploetzlich ungeschickt an der Schnuerung ihres Mieders. Eine Hand unterbrach widerwillig die Liebkosung und nestelte ebenfalls an den Schnueren, um ihr zu helfen. Endlich war das Mieder offen. Anna zog es schwer atmend aus und warf es achtlos zur Seite. Thomas fummelte ungeduldig an ihrer Bluse und schob sie nach oben ueber Annas Rundungen. Endlich sah er ihre Brueste in ihrer vollen Schoenheit. Er seufzte laut und streichelte zaertlich ihr warmes Fleisch. Anna zitterte so sehr, dass sie sich nicht laenger abstuetzen konnte. Ausserdem wollte sie auch nicht, dass eventuelle naechtliche Wanderer sie halbnackt im Wagen sitzend sehen konnten! Schnell stieg sie wieder von Thomas herunter und legte sich neben ihn.

Er konnte seine Haende nicht von ihr nehmen. Ihren Busen knetend, legte er seine Lippen wieder auf ihren Mund. In Annas Kopf herrschte ein praktisches Vernunftsvakuum; alles, was dort noch Platz hatte, waren Thomas und ihre Gefuehle fuer ihn und die wunderschoenen Empfindungen, die er ausloeste. Seine Haende auf ihrer Taille, machten seine Lippen ihren Weg von Annas Mund ihren Hals hinab zu ihrer Brust. Dort angekommen umschlossen sie eine Brustwarze und saugten kraeftig daran. Das Prickeln, dass diese voellig neue Erfahrung in Anna ausloeste, war ueberwaeltigend. Sie stoehnte hilflos auf und grub ihre Finger in sein Haar.

Thomas steckte all seine Zuneigung und Gefuehle in die Beruehrungen. Wenn ihn jetzt nichts aufhielt, wuerde er sie noch auf der Fahrt entjungfern! Und Anna wollte nichts sehnlicher, als dass er genau das tat! Sie liebte ihn, und sie wusste, nie wuerde sie einen anderen so lieben koennen. Also war es nicht mehr wie recht, dass er derjenige war, der sie zur Frau machte. Thomas zitterte vor Erregung. Er schob ihren Rock sachte hoch und fuhr ueber ihre Schenkel. Gleichzeitig versuchte er, seine Hose loszuwerden.

Als Anna merkte, dass er sich schon auszog, bekam sie es doch ein wenig mit der Angst. Sie hob leicht den Kopf und fluesterte: "Wirst du mir wehtun?" Er pausierte seine Anstrengung und sah sie voller Begierde an: "Ich werde ganz sanft sein...aber ich will nicht luegen – es kann ein ganz kleines bisschen weh tun beim ersten Mal." Anna nickte mit bangem Blick: "Ja...das hat mir eine Freundin erzaehlt....es wird aber sicher nicht so schlimm sein...." Sie zitterte unter seinen Haenden, teils aus Lust, teils aus Angst.
Thomas streichelte sie beruhigend. Er wollte ihr nicht weh tun, aber der Preis am Ende schien es fuer beide wert zu sein. Seine Hose glitt herab und seine stolze und sich laengst in Hab-Acht-Stellung befindliche Maennlichkeit kam zum Vorschein.

Es war nun nicht das erste Mal, dass Anna ihn nackt sah, aber diesmal war es anders. Diesmal wuerden sie den ganzen Weg gehen. Und so sah sie sein Glied ploetzlich in einem ganz anderen Licht. Der Gedanke, dass er es in sie schieben wuerde, liess sie die Groesse bemerken, und die liess sie daran zweifeln, dass er ueberhaupt Platz in ihr finden wuerde. Ihre Augen weiteten sich immer mehr. Ihr Rock war nun so weit hochgeschoben, dass Thomas ihre Scham betrachten konnte. Die schimmernde Feuchtigkeit war unuebersehbar und das erregte ihn wahnsinnig. Er wollte ihr Gesicht sehen, wenn er in sie eindrang, und positionierte sich direkt ueber ihr: "Bist du bereit?" fragte er fluesterleise.

Anna nickte. Sie hatte Angst, aber ihr Gesicht war dennoch entschlossen. "Ja...ich glaube schon!" murmelte sie. Die Spitze seines Gliedes wanderte unendlich langsam nach vorne und beruehrte Anna so leicht zwischen den Schenkeln, dass er es selbst kaum spuerte. Millimeterweise drang er behutsam in ihre bebende Spalte ein. In dem Moment gab es einen fuerchterlichen Schlag, und der Wagen sackte vorne rechts einen guten halben Meter ab. Die Pferde wieherten erschrocken, baeumten sich auf und sprangen zur Seite, was einen weiteren Ruck zur Folge hatte. Anna schrie auf vor Schreck, als sie gegen die rechte Wand des Karrens geschleudert wurde.

Abrupt erwachte Thomas aus seiner Leidenschaft. Er war laengst aus Anna herausgerutscht und zog eilig seine Hose hoch, um nachzusehen, was passiert war. "Ist alles in Ordnung mit dir?" erkundigte er sich besorgt. Sie hatte sich den Kopf angeschlagen und richtete sich stoehnend auf, betastete die betraechtliche Beule, die sich unter den dichten dunklen Haaren bildete: "Ich glaube schon! Was zum Teufel war das?"
"Wir muessen ein Schlagloch erwischt haben! Ich hoffe nur, dass die Achse nicht gebrochen ist!" vermutete er. Der Schreck hatte ihn fast nuechtern werden lassen. Taumelnd stieg er vom Wagen herunter und lief nach vorne, um den Schaden zu begutachten. Mit grosser Erleichterung stellte er fest, dass die Achse unversehrt war, das Rad aber in der Tat in einem Schlagloch feststeckte. "Wir stecken fest! Ich glaube, wir muessen schieben, die Pferde schaffen das nicht alleine!" rief er Anna zu.

"Na grossartig!" murmelte Anna erbost. Sie war durch den Schreck schlagartig nuechtern geworden und blickte erroetend an sich herab; der Rock war ihr bis ueber die Hueften gestreift, und die Bluse hing ihr unter den Armen. Eilig richtete sie einigermassen ihr Erscheinungsbild und sprang vom Wagen. Thomas war sichtlich ungehalten, dass ihre Liebelei so jaeh unterbrochen worden war. Er seufzte und ging vor zu den Pferden, redete ihnen beruhigend zu. Nach einer kleinen Weile war die Aufregung der Tiere verschwunden. Dann gesellte er sich zu Anna an die Hinterseite des Fuhrwerks. Sie wirkte noch ganz zerzaust und war schrecklich verlegen. Stur starrte sie auf den Karren, gegen den sie schon die Haende gepresst hatte, um zu schieben.

Ein Schnalzer von Thomas' Zunge und die Pferde setzten sich wiehernd in Bewegung. Gleichzeitig stemmte er sich mit aller Kraft gegen den Wagen und gab Anna zu verstehen, es ihm gleich zu tun.
Sie drueckte mit aller Kraft gegen das Gefaehrt, als hoffe sie, durch die Anstrengung die Scham zu vertreiben. Zuerst tat sich gar nichts. Dann machte der Karren ploetzlich einen Satz nach vorn. Anna, jaeh des Widerstandes beraubt, stolperte zwei Schritte nach vorn und fiel dann der Laenge nach hin.

Es war so schnell geschehen, dass Thomas sie nicht rechtzeitig hatte auffangen koennen. Voller Sorge beugte er sich zu ihr und half ihr auf. Er konnte ein Grinsen nicht unterdruecken: "Gibs zu, du hast noch nie so einen romantischen Abend gehabt!" Die Situation war aber auch unfreiwillig komisch.

Anna war sich nicht sicher, ob sie lachen oder weinen sollte; verdrossen klopfte sie den Strassenstaub aus ihren Kleidern: "Das traurige ist, dass ich das tatsaechlich nicht habe!" Thomas stiess einen weiteren Seufzer aus und nahm sie troestend in die Arme. Fuer eine Minute genoss sie seine troestliche Waerme, dann schob sie ihn sanft von sich und kletterte zurueck auf den Wagen.

Schwermuetig folgte er ihr und auf ein Zeichen trabten die Pferde an. Schweigend sass Thomas da, nach den richtigen Worten fuer das gerade Geschehene suchend, aber es gab keine. Vielleicht ist es kein Zufall gewesen, vielleicht war das ein Zeichen, dass wir nicht zusammensein duerfen! sinnierte er betruebt. Anna sass ebenfalls vor sich hinbruetend neben ihm, und schliesslich sprach sie dumpf genau das aus, was er eben gedacht hatte: "Das war der liebe Gott, Thomas!"

Aufgebracht wetterte er: "Wie kann es sein, dass zwei Menschen, die sich so gern haben wie wir, nicht miteinander gluecklich sein duerfen!?" Sein Gesicht verschwand in seinen Haenden. Anna hielt eisern die Traenen zurueck: "Weil wir damit andere ungluecklich machen wuerden! Der liebe Gott prueft jeden Menschen. Das ist unsere Pruefung!" In diesem Augenblick konnte er nicht anders, als sich veraechtlich abzuwenden. Wie konnte sie nur so etwas sagen?! Thomas glaubte an einen guetigen und liebenden Gott und nicht einen, der den Menschen eiserne Moralfesseln aufzwaengte, wie es die Kirche einem immer wieder weismachen wollte. Es waere fuer ihn unbegreiflich, wenn ihre Liebe vor Gott nicht jeder Pruefung standhalten wuerde.

Sein Gesichtsausdruck verletzte sie bis ins Innerste. "An irgendwas muss ich doch glauben!" schrie sie ploetzlich, "Ich muss glauben, dass dieser Schmerz irgendeinen Sinn hat, sonst kann ich doch gleich in die Tauber gehen!" Jetzt brach das Schluchzen aus ihm heraus. Weil er sie verletzt hatte, weil die Situation so aussichtslos war und weil ihn ihre letzte Aeusserung bis ins Mark erschuetterte. Ist es diese grausame Pein wirklich wert? zweifelte er. Anna legte die Arme um seine Schultern, drueckte ihn an sich und streichelte sein Haar: "Nicht, nicht weinen! Wir muessen irgendwie da durch...es muss irgendeinen Weg geben, das zu ertragen!"

Thomas verbarg sein Gesicht in ihrem Schoss und schluchzte: "Sag mir wie! Ich wuerde alles tun, nur dass wir zusammensein duerfen!" Behutsam strich sie wieder und wieder ueber seinen Ruecken, ihre Traenen tropften in sein Haar, aber sie gab keinen Laut der Trauer von sich und sprach mit erstaunlich ruhiger Stimme: "Ich auch. Aber das wuerde Berta das Herz brechen. Es muss uns reichen, zu wissen, dass wir einander lieben und dass sich das niemals aendern wird!" Es war das erste mal, dass sie zugab, seine Gefuehle im selben Masse zu erwidern.

Um Fassung ringend zog Thomas seinen Kopf weg und setzte sich auf. Er brachte sogar die Andeutung eines Laecheln zustande: "Du bist so stark, ohne dich wuerde ich das nicht durchstehen!" Er wischte sich die Traenen weg und atmete tief ein. Als Mann musste er sie beschuetzen, nicht umgekehrt! Von nun an wuerde er sich bemuehen, nicht die Beherrschung zu verlieren und fuer Anna stark zu sein. Immer noch liefen ihr Traenen ueber die Wangen, aber sie laechelte, griff seine Hand und drueckte sie leicht: "Pass auf, wir versprechen uns jetzt etwas....dass wir einander immer liebhaben, immer da sein werden, wenn der andere uns braucht, in Kummer und in Glueck, und dass wir gemeinsam stehen werden wir eine Mauer, wenn jemand versuchen sollte, unsere Liebe zu zerstoeren!"

Geruehrt erwiderte er ihren Griff und sagte feierlich: "Ich werde dir, Anna Schreiber, immer zu Seite stehen und dich auf ewig lieben!" Jetzt laechelte sie wirklich, klang das ganze doch beinahe wie ein Eheversprechen. Sie sah ihm fest in die Augen und erwiderte: "Und ich werde dich, Thomas Adler, bis in alle Ewigkeit in meinem Herzen tragen und immer fuer dich da sein!" Die gesprochenen Worte waren wie Balsam fuer ihre Trauer. Er drueckte sie sanft an sich und starrte auf die Strasse, die unter ihnen dahinglitt. Bald wuerden sie da und dieser Traum zu Ende sein. Anna fuehlte sich nach diesem Versprechen ein wenig besser. Sicher war es schlimm, dass sie nicht zusammensein konnten. Aber dennoch – ihre Gefuehle konnte ihnen niemand nehmen, und zu wissen, dass da jemand war, der einen liebte, egal was kam, war ein schoener Gedanke.

Weit voraus konnte Thomas bereits die Umrisse der Stadtmauer erkennen. Er hatte diesen Moment gefuerchtet und nun war er wirklich da. Er musste wieder den Braeutigam ihrer Schwester spielen und seine Gefuehle verstecken – nach heute ein fast unmoegliches Unterfangen! "Wir sind gleich da..." merkte er an und rueckte ein wenig zur Seite. Sie hielt ihn fest: "Thomas…noch einmal!" Und sie beugte sich auf ihn zu, um ihn zu kuessen. Ein letztes Mal!

Wie ein Verdurstender an Wasser, so saugte er an ihren vollen Lippen, als waere es das letzte, was er jemals in seinem Leben schmecken wuerde. Die Zeit stand still und der Kuss schien nicht enden zu wollen. Anna versuchte, all das, was sie fuehlte, in diesen Kuss zu stecken, um es ihm so irgendwie begreiflich zu machen. Am liebsten haette sie ihn nicht wieder losgelassen. Sie dachte, dass dieser Kuss nun fuer die Ewigkeit reichen muesse. Nach Stunden, wie es ihm schien, loesten sich beide voneinander. Im silbrigen Licht des Mondes sah Thomas sie warm an. Anna laechelte traurig und gluecklich zugleich: "Ich liebe dich, Thomas!" Mit einem Kloss im Hals bekannte er: "Ich liebe dich auch, Anna!"

Als der Wagen durch das Stadttor rollte, brauchte Anna ihre ganze Willenskraft, um nicht in Traenen auszubrechen. Im Verborgenen hielt Thomas ihre Hand, um ihr Trost zu spenden. Er liess sich nicht anmerken, was fuer ein Wrack er innerlich war, und sass aufrecht auf dem Bock. Schweigend rollten sie durch die im Tiefschlaf liegende Stadt.
 
15. Kapitel

Der Abschied am naechsten Morgen fiel ausgiebig und herzlich aus. Jeder umarmte jeden. Jochen drueckte Anna ganz besonders, in der stillen Hoffnung, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Auffallend war auch, wie innig die Verabschiedung zwischen Berta und Bengt vonstatten ging. Doch das entlockte Thomas aufgrund seines eigenen kleinen Geheimnisses nur ein Laecheln. Anna spuerte natuerlich Jochens festere Umarmung, und sie versuchte, sich mit dem Gedanken anzufreunden, eventuell ihn zum Mann zu nehmen. Ganz wollte es ihr nicht gelingen, aber vielleicht irgendwann, irgendwie.

Mit wachsender Unruhe bemerkte Thomas, dass Otto und Anselm in bester Stimmung waren und sich hinter aller Ruecken zuzwinkerten. Das verhiess nichts Gutes! Doch er konnte nur Vermutungen anstellen und traute sich nicht, direkt zu fragen. Auch Anna bekam es mit. Aber im Gegensatz zu Thomas konnte sie ihre Neugierde nur so lange zuegeln, bis sie das Stadttor hinter sich gelassen hatten. "Was gab es denn mit Otto zu fluestern?" fragte sie unruhig.

Fuer den Effekt machte ihr Vater eine kurze Pause bevor er antwortete: "Ihr werdet es nicht glauben, aber wir haben es doch tatsaechlich geschafft, uns auf einen Termin fuer die Hochzeit zu einigen! Schon Ende August wird es soweit sein!" Anna wurde kreideweiss: "So bald schon? Schafft ihr das ueberhaupt mit den Planungen?" Anselm erwiderte leichthin: "So viel gibt es da nicht zu planen...Es wird im Freien getraut, fuer den Schmaus kommt Otto auf, und die Einladungen gehen noch diese Woche per Boten an alle naeheren Verwandten. Und ausserdem helft ihr doch alle fleissig mit, hab ich Recht?" Anna nickte nur. Sie fuehlte sich komplett hohl im Innern.

Thomas schluckte und konzentrierte seinen Blick stoisch auf die vorbeifliegende Landschaft. Alle schienen sich gegen sie verschworen zu haben! Anna versuchte verzweifelt, Ordnung in das Chaos zu bringen, das einmal ihre Gedanken und Gefuehle gewesen waren. Was fuer einen Unterschied machte es schon, ob sie in zwei Monaten oder zwei Jahren heirateten? Im Grunde war die Devise doch je schneller desto besser! Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

Die ganze Fahrt lang rasten die Gedanken in Thomas' Kopf. Was, wenn er sich einfach weigern wuerde? Aber dann waere er bei beiden Familien wohl fuer immer unten durch! Wie er es auch drehte und wendete – es gab offensichtlich keinen Ausweg aus der Misere. Zur selben Zeit entschloss Anna sich, Thomas strikt aus dem Weg zu gehen. Je weniger sie ihn sah, desto weniger wuerde es wehtun! Vielleicht konnte sie so ueber die Sache hinwegkommen. Ploetzlich schien er in sehr weite Ferne zu ruecken. Bisher war die Hochzeit irgendwie unwirklich gewesen...aber jetzt....

Die Sonne war noch nicht im Zenit, da erreichten die Reisenden wieder die Stadt, von der aus sie gestartet waren. Wie in Trance half Thomas Berta vom Wagen herunter und begann mit dem Entladen. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, alles war eine verschwommende Suppe von Empfindungen. Anna packte die erstbesten Gepaeckstuecke und verschwand fluchtartig im Haus. Nur weit weg von ihm! Er bemerkte ihren schnellen Abgang und wunderte sich nicht. Nach all dem, was passiert war – inklusive der ueberraschenden Eroeffnung auf der Heimfahrt – konnte er es ihr nicht verdenken, wenn sie ihn nicht sehen konnte.

****

Die naechsten Tage waren fuer Anna eine Quaelerei. Um Thomas aus dem Weg zu gehen, hatte sie nur eine Chance: Zusammen mit ihrer Mutter und Berta die Hochzeit zu planen. Da Frauen bei dieser Arbeit das groessere Talent hatten, gingen die Maenner anderen Beschaeftigungen nach. Thomas verbrachte seine Zeit hauptsaechlich mit dem Umzug. Anselm hatte nicht zuviel versprochen und sich um ein geraeumiges Zimmer in der Stadt gekuemmert. Er uebte auch ab und an mit dem Sohn vom Schmied den Schwertkampf. Alles war ihm gut genug – nur wenn er sich damit ablenken konnte! Anna dagegen wurde jede Sekunde des Tages an die Hochzeit erinnert! Ob es um Essensauswahl oder den Stoff fuer Bertas Kleid ging....und dann eroeffnete Berta ihr auch noch die grosse Neuigkeit, dass sie ausgerechnet sie als erste Brautjungfer haben wollte!

Zu allem Elend kam noch die Tatsache, dass in wenigen Tagen eine weitere Hochzeit stattfinden wuerde. Frieda, eine Freundin Annas, feierte ihre Vermaehlung mit einem Schreinersohn aus dem Nachbarort. Die freudige Stimmung machte es nicht gerade einfacher, die am Horizont drohende Hochzeit zu vergessen. Anna weinte sich jede Nacht in den Schlaf, und wieder ass sie kaum etwas. Es kam sogar vor, dass sie das wenige, was sie hinunterbrachte, wieder erbrach, so elend fuehlte sie sich.

Auch Thomas' Vorsatz, stark zu sein, hielt ihn jedoch nicht davon ab, manchmal einen Zitteranfall zu bekommen, so dass er sich setzen musste. Der schreckliche Liebeskummer nagte an ihm wie die Ratten am Schinken in der Speisekammer. Das Schlimmste war, dass er mit niemandem sein Leid teilen konnte. Am Tag der Hochzeit wollte am liebsten gar nicht aufstehen und nur im Bett liegen bleiben. Aber das ging natuerlich nicht! Mit einem Seufzer schwang er sich aus dem Bett und beging seine Morgenwaesche, um kurze Zeit spaeter herausgeputzt bei den Schreibers zu erscheinen. Berta wuselte aufgeregt – und noch futternd – in der Kueche hin und her. Anna sass in ihrem roten Kleid, zusammengesunken und mit bleichem Gesicht, am Kuechentisch. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen aus purer Angst vor dem Fest. Hier gab es kein Entrinnen, sie war zusammen mit Berta und Thomas eingeladen. Friedhelm wuerde wohl auch da sein. Und dann eine glueckliche Braut zu sehen....Anna wusste nicht, wie sie es ertragen sollte!

"Also so langsam mache ich mir Sorgen, Anna! Kann dich denn nicht einmal eine Hochzeit aufheitern? Das hat dir doch frueher immer solchen Spass gemacht und jetzt sieh dich doch nur an!" tadelte Berta und biss von einem Stueck Schinken ab. Anna schreckte auf: "Ach...ich weiss nicht...vielleicht werde ich krank! Ich glaube ich bleibe besser im Bett!" "Nichts da!" bestimmte ihre Schwester. "Ich habe langsam die Nase voll von dir! Seit Tagen vermiest du uns die Stimmung und bist gelinde gesagt lustlos bei meiner Hochzeitsplanung dabei! Du wirst heute schoen mitkommen und danach bist du wieder die alte froehliche Anna!" Anna bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Das letzte was sie wollte, war, Berta alles zu verderben. Aber es war so verdammt schwer. Seit Tagen fuehlte sie sich so dermassen kraftlos, dass sie sich kaum bewegen konnte. Muehsam stand sie auf: "Also gut....aber nur deinetwegen!"

"Na siehst du, es geht doch!" meinte Berta in einem deutlich freundlicheren Ton. "Ich verspreche dir auch, dass ich dir bei deinen Hochzeitsplanungen helfen werde, sobald Thomas und ich verheiratet sind!" "Wen soll ich denn schon heiraten!" murmelte Anna mit grabesdumpfer Stimme. Berta tat ueberrascht: "Als ob es nicht genuegend fabelhafte Kandidaten gibt! Mit dem Jochen hast du dich doch ganz prima verstanden, oder?" "Wieso koennte ich ihn eigentlich heiraten!?" brach es ploetzlich frustriert aus Anna heraus, "Er ist der dritte Sohn und erbt meines Wissens nichts, was uns ueber die Runden bringen wuerde....wovon sollen wir denn leben?" Der Gedanke war ihr erst eben gekommen. Wenn sie Jochen heiraten konnte, was sprach denn gegen Thomas?

"Es war ja nur ein gutgemeinter Vorschlag! Ich habe deine Schwarzseherei jedenfalls satt! Ich bin draussen und warte, bis ihr alle fertig seid..." staenkerte Berta und verschwand durch die Tuer. Und Anna brach vor ihren Eltern und Thomas in Traenen aus. Sie konnte einfach nicht mehr, es war alles zuviel. Fuerchterlich leidend sass Thomas ihr gegenueber. So gerne haette er sie in die Arme genommen! Hiltrud und Anselm setzten sich zu ihrer Juengsten und redeten troestend auf sie ein. Sie konnten aus ihr nicht herausbringen, warum sie so traurig war. Nachdem sie alle Traenen vergossen hatte, die da waren, fuehlte Anna sich zumindest ein wenig besser. Sie straffte sich, stand auf und marschierte nach draussen: "Also gut...lasst uns alle feiern gehen!" Dabei wirkte sie, als muesse sie aufs Schafott statt zu einer Hochzeit.

Sie marschierten in der waermenden Morgensonne zur Jakobskirche, durch deren Tore die zahlreichen Gaeste einstroemten. Wehmuetig erinnerte Thomas sich an den Sonntag, an dem er so an Anna gepresst gewesen war. Nie haette er zu hoffen gewagt, dass sie ihn kaum zwei Wochen spaeter lieben wuerde. Anna spuerte, wie es ihr mit jedem Schritt schwerer fiel, sich der Kirche zu naehern. Wie schrecklich wuerde es erst sein, wenn sie zur Trauung von Thomas und Berta musste?

Die Menge nahm ihre Plaetze ein und wie ueblich herrschte reges Gemurmel. Pfarrer Simon trat in feierlicher Robe an den Altar und sprach ein Begruessungsgebet. Ihm fiel missmutig auf, dass sich noch ein klein wenig mehr Menschen als zu seinen Gottesdiensten eingefunden hatten – wohl in Aussicht auf den ueppigen Hochzeitsschmaus. Vorne sassen Frieda in einem praechtigen Festtagskleid und ihr Braeutigam. Das Maedchen strahlte. Und Anna fing fast augenblicklich lautlos an zu weinen.

Pfarrer Simon begann: "Liebe Gemeinde! Wir haben uns heute hier versammelt, um diese beiden Menschen im heiligen Bund der Ehe zu vereinen..." Thomas konzentrierte sich nicht auf die Zeremonie. Er bemuehte sich, nicht zu Boden zu starren und liess stattdessen seinen Blick ueber die Anwesenden wandern. Natuerlich blieb er an Anna in ihrem herrlichen Kleid haften und eine Woge der Gefuehle durchflutete ihn. Ihr stroemten die Traenen ueber die Wangen. Aber wie schon einmal gab sie keinen Laut von sich. Als sie seinen Blick auffing, laechelte sie ihn gequaelt an. Selbst ueber die Entfernung spuerte er ihren Schmerz als waere es sein eigener. Betroffen sah er nun doch zu Boden, unfaehig, ihrem Blick laenger standzuhalten.

Als die Gemeinde zusammen betete, senkte auch Anna den Kopf, und ihre Lippen bewegten sich stumm. Aber sie betete etwas anderes als der Rest der Anwesenden. Sie betete um Kraft, Gleichmut und ein Herz, das nicht brechen konnte. Thomas schielte neidisch zu Braut und Braeutigam nach vorne. Das Gebet schien eine Ewigkeit zu dauern und er wusste keinen klaren Gedanken zu fassen. Er hoffte, dass Gott seine heimlichen Wuensche und Sehnsuechte erkannte und mit ihm Erbarmen hatte. "...Amen!" endete der Geistliche und die Koepfe erhoben sich. Voller Freude zogen die Frischvermaehlten unter dem Jubel der Menge nach draussen.

Berta hakte sich bei Thomas unter und strahlte ihn an: "Bald sind wir es, die unter dem Segen Gottes die Kirche verlassen!" Wenn er es nicht besser gewusst haette, wuerde er vermuten, dass sie ihn aus reiner Bosheit so quaelte! Er verkniff sich die patzige Antwort, die ihm auf der Zunge lag und sie bewegten sich inmitten der Menschen zum Ausgang. Wie lange kann ich diese Fassade noch aufrecht erhalten, ohne den Verstand voellig zu verlieren?! war das einzige, was er dachte. Anna war es sterbenselend zu Mute, als sie Berta und Thomas so nebeneinander sah. Sie wusste, dass sie bald zusammenbrechen wuerde. Lange wuerde sie es nicht mehr aushalten.

Der Zug bewegte sich auf das Haus von Friedas Eltern zu. Die hatten einen sehr grossen Garten und alles war hergerichtet fuer das Hochzeitsessen, Taenze und Musik. Anna verkroch sich in eine einigermassen abgelegene Ecke und sah dem Treiben von Weitem zu. Unentwegt musste sie an die Brautleute denken, wie gluecklich sie waren, wie sie ihrer Hochzeitsnacht entgegenfieberten. Am liebsten haette sie sich auf die Erde gelegt und waere gestorben.

Thomas war so deprimiert, dass er sogar kraeftiger zulangte als Berta. Die freute sich natuerlich darueber und ging ihm nicht von der Seite. Diesmal konnte ihn keiner dazu bewegen, zu tanzen. Er gab sich nichtmal die Muehe, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, sondern meinte, er habe einfach keine Lust. Berta enttaeuschte das etwas. Sie schuettelte den Kopf: "Was ist bloss los? Man koennte glatt meinen, Anna ist ansteckend!" Er konnte und wollte nichts erwidern und sass schmollend auf der Bank.

Anselm gesellte sich zu ihnen und warf einen pruefenden Blick in den Himmel: "Ich glaube, dieses Fest wird nicht allzu lange dauern!" Seinem Beispiel folgend blickte Thomas ebenfalls hoch. Anselm hatte Recht! Ueber ihnen zogen sich in beaengstigender Geschwindigkeit dunkle Wolken zusammen. "Das sieht nach Gewitter aus!" meinte Thomas. Im selben Moment zuckte auch schon der erste Blitz ueber den Himmel gefolgt von einem droehnenden Donnerschlag. Unter den Gaesten brach fast augenblicklich eine hektische Unruhe aus. Als die Regentropfen zu fallen begannen, war es mit der festlichen Stimmung endgueltig vorbei! Anna dankte Gott dafuer, dass er sie so frueh erloeste. Sie war die erste, die aus dem Garten rannte und so schnell sie konnte in Richtung ihres Elternhauses floh.

Sie hatten das Glueck, schnell zu reagieren, sonst haetten sie sich durch die panische Menge kaempfen muessen. Beinahe an der Spitze der rufenden Meute liefen Anselm, Hiltrud, Berta und Thomas Anna nach. Trotz der Eile war Anna nass bis auf die Haut, als sie polternd durch die Eingangstuer des Schreiber-Hauses stolperte, und sich ein paar ueberraschte Blicke der Dienstboten einhandelte, die nicht so frueh mit der Rueckkehr eines Familienmitglieds gerechnet hatten.

Direkt hinter ihr platzten die Eltern und – mit einiger Verzoegerung und keuchend – Berta in die Stube. Thomas neues Zuhause lag auf dem Weg und er hatte die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich schleunigst verabschiedet. "Ich gehe ins Bett!" verkuendete Anna sofort, bevor irgendjemand irgendeine Regentaetigkeit – wie etwa Dame spielen! – vorschlagen konnte, "Mir geht es nicht gut!" Damit liess sie ihre Familie einfach stehen und verzog sich in ihr Zimmer.
 
16. Kapitel

Es war laengst dunkel draussen. Der Nachtwaechter hatte seine erste Runde schon hinter sich. Noch immer tobte das Gewitter ueber Rothenburg, der Weltuntergang haette kaum schlimmer sein koennen. Sturmboeen heulten durch die Strassen, rissen Ziegel von den Daechern und hoelzerne Fensterlaeden aus ihren Verankerungen. Anna lag noch genauso im Bett, wie sie sich am Mittag hineingelegt hatte. Nichts und niemand hatte sie dazu bringen koennen, sich zur Familie zu gesellen. Nicht Berta, die mit ihr Schach spielen wollte. Nicht Hiltrud, die versuchte, sie zum Abendessen zu bewegen. Nicht Anselm, der sie zu einem Geschaeftspartner mitnehmen wollte. Sie starrte nur auf die Fensterscheibe, gegen die der Regen trommelte, waehrend ihre Gedanken sich unablaessig um Thomas drehten.

In drei Monaten wuerde er unwiderruflich ihr Schwager sein. Dann war er gaenzlich unerreichbar fuer sie. Noch unerreichbarer als jetzt. Sie sah immer und immer wieder sein Gesicht vor sich. Wie er auf dem Rueckweg von Ansbach ueber ihr gekniet hatte, kurz davor gewesen war, in sie einzudringen....wie sehr hatte sie es da gewollt. Wie oft sie schon so nah davor gewesen waren! Und warum hatten sie es nie getan? Warum? Sie liebten sich doch! Pfarrer Simon hatte oft genug gepredigt, dass die Liebe von Gott kam. Und wenn sie von Gott kam, wie konnte sie dann falsch sein? Wie konnte das, was man aus Liebe tat, falsch sein?

Etwas knallte mit einem dumpfen Schlag gegen Annas Fenster. Sie zuckte zusammen, aber es war so schnell gegangen, dass sie nicht gesehen hatte, was es gewesen war. Der Sturm schien schlimmer geworden zu sein, das ganze Haus aechzte, als der Wind um die Ecken pfiff. Wenn das das juengste Gericht ist, dann haben Thomas und ich uns ganz umsonst beherrscht! Dann sterben wir alle heute Nacht! dachte Anna in einem irrationalen Anflug von Panik. Ihr Herz begann zu klopfen wie irre. Jederzeit kann alles vorbei sein! Und dann? Dann hast du nicht das getan, was jede Faser deines Koerpers, deines Geistes als richtig erachtet!

Mit einem Satz war Anna aus dem Bett. Das Haus war schon vor geraumer Zeit still geworden. Alle schliefen. Sie machte sich nicht einmal die Muehe, einen Mantel ueberzuziehen, geschweige denn Schuhe. Im Nachthemd stuermte sie die Treppen hinunter und durch die Eingangstuer. Der Wind wollte sie ihr aus der Hand reissen, aber sie war geistesgegenwaertig genug, sie festzuhalten und sanft zu schliessen. Dann aber war jede Vorsicht vergessen und wich einer Hast, zu die einen nur ein liebendes Herz treiben kann.

Auf nackten Fuessen rannte Anna durch die dunklen, menschenleeren Strassen. Nirgendwo brannte eine Kerze, alle hatten sich ins Bett verkrochen und harrten aus, bis das Unwetter vorbei war, und das einzige Licht kam von den Blitzen, die fast pausenlos ueber den tintenschwarzen Himmel zuckten. Der Regen kam quer vom Himmel, peitschte ihr eiskalt ins Gesicht, durchweichte ihr duennes Leinenhemd, das der stuermische Wind ihr fest an den Koerper presste, aber Anna spuerte nicht die Naesse, nicht die Kaelte oder das harte Kopfsteinpflaster unter den Fuessen, sie rannte blindlings an der Stadtmauer entlang in Richtung Burgtor.

Gluecklicherweise fiel hier an der hinteren Mauer steil ein Hang ins Taubertal ab und machte einen Wehrgang, von dem aus Wachen sie haetten sehen koennen, unnoetig. So gelangte sie ungesehen in die Herrngasse. Zwar war sie die letzten Tage antriebslos und fast krank vor Liebeskummer gewesen, aber nicht taub! Sie hatte gehoert, wie sich alle ueber Thomas’ wunderschoenes Zimmer im Patrizierhaus unterhalten hatten.

Zum zweiten Mal an diesem Abend hatte Anna Glueck, und das grosse dunkle Portal des Patrizierhauses war unverschlossen. Eine Sturmboe wehte sie foermlich hindurch. Sie wusste auch, dass Thomas die Mansarde bewohnte. Ihr Herz schien in ihrer Kehle zu sitzen und schlug droehnend, als sie die Treppen hinauf hetzte. Schliesslich stand sie ganz oben unter dem Dach vor Thomas’ Zimmertuer. Hier schienen Regen und Wind noch einmal so laut zu sein wie ueberall sonst im Haus. Anna erwartete beinahe von sich selbst, dass sie zoegern und wieder umdrehen wuerde. Aber in ihrem Kopf hallte nur im selben Rhythmus wie ihr Herz ein Satz: Jetzt oder nie! Jetzt oder nie! Jetzt oder nie!

Jetzt! Das Maedchen hob die zur Faust geballte Hand und haemmerte gegen die Tuer. Erschrocken fuhr Thomas auf. Er hatte noch nicht richtig geschlafen, aber halb doesend gemuetlich dem prasselnden Regen und dem rollenden Donner gelauscht. Wer konnte das noch so spaet sein? Mit einem Gaehnen stieg er aus dem Bett und zuendete eine Kerze an, um den dunklen Raum wenigstens etwas zu erhellen. Dann oeffnete er die Tuere.

Anna stand vor der Tuer, triefnass, das Nachthemd klebte an ihrem Koerper, Wassertropfen rannen aus ihren Haaren. Eigentlich haette sie erbaermlich frieren muessen, aber die innere Glut, die ihre Entscheidung entfacht hatte und der Spurt vom Schreiberhaus hierher hielten sie warm. Ihre Wangen gluehten, und sie rang nach Atem.

Mit offenem Mund und voellig sprachlos stand Thomas da und starrte sie an. NIE haette er damit gerechnet, sie jetzt zu sehen. Er war so ueberrascht und verzaubert von ihrem Anblick, dass keine Worte seinen Mund verlassen wollten. Schliesslich fluesterte er mit bebender Stimme: "Anna...?"

"Ich halte es nicht mehr aus!" platzte sie heraus, und ihre Stimme klang wuetend und trotzig, "Es ist mir egal, ob du meine Schwester, meine Mutter oder die heilige Mutter Gottes heiraten sollst, ich liebe dich, niemand hat uns gefragt, niemanden kuemmert es, wie wir uns fuehlen, und jetzt interessieren mich die Gefuehle von anderen auch nicht mehr! Gott ist Liebe, sagt Pfarrer Simon, und wenn das stimmt, dann kann Liebe niemals falsch sein!"

Zuerst wusste er nichts zu erwidern. Da stand die Liebe seines Lebens vor ihm, bereit alles und jeden fuer ihr gemeinsames Glueck zu opfern. Er hatte diesen Moment unzaehlige Male herbeigesehnt und nun war er endlich da. Traenen des Gluecks fuellten seine Augen und er zog sie an sich: "Ich liebe dich, Anna! Ich liebe dich mehr, als du dir jemals vorstellen kannst!" Jetzt, wo er sie gegen seinen warmen Koerper presste, spuerte sie erst die Kaelte. Sie begann am ganzen Koerper zu zitten und drueckte sich enger an ihn. "Willst du eine Dame nicht hereinbitten?" fragte sie leise, den Kopf an seiner Brust geborgen. Eilig schloss er die Tuere und fuehrte sie in sein behagliches Zimmer. "Du musst ja halb erfroren sein auf dem Weg hierher!" sorgte er sich. "Wenn ich dich trocken bekommen soll, dann muesstest du dein Nachthemd ausziehen, das ist ja ganz durchnaesst!"

Anna haette fast aufgelacht, weil er so schuechtern zu sein schien. Warum, glaubte er wohl, war sie mitten in der Nacht durch ein Unwetter zu ihm gekommen? Um eine Partie Dame mit ihm zu spielen? Sie laechelte ihn nur sanft an und zog dann langsam, ganz langsam, Millimeter fuer Millimeter, das Nachthemd ueber ihren Kopf, ohne sich von ihm wegzudrehen. Die im Kerzenlicht schimmernde Feuchtigkeit auf ihrer Haut liess sie – falls das noch moeglich war – noch schoener erscheinen, als sonst. Augenblicklich wurde Thomas' Mund trocken und er spuerte, wie sich sein Geschlecht regte. In diesem Moment begehrte er sie mehr als jemals zuvor.

Anna zitterte innerlich vor Erwartung und Nervositaet. Falls nicht der Blitz ins Haus schlug oder etwas aehnliches passierte, dann gab es kein Zurueck mehr, und am naechsten Morgen wuerde sie als Frau aufwachen. Sie wollte nicht, dass er merkte, wie aengstlich sie war, und warf ihm schwungvoll das Nachthemd, das sie noch immer in der Hand hielt, ins Gesicht. Ohne den Blick von ihr abzuwenden, legte Thomas das aufgefangene Hemd auf die Kommode an der Wand und griff sich aus einer Schublade ein grosses Handtuch. Er legte es um ihre Schultern und rubbelte ihren Ruecken trocken, waehrend sich seine Lippen ihrem Mund naeherten.
Annas Koerper kribbelte; sie schloss die Augen und hob ihm gespannt die Lippen entgegen. Thomas konnte sich nicht mehr beherrschen. Das Handtuch fiel zu Boden und er kuesste das Maedchen innig und leidenschaftlich. Seine Haende fuhren durch ihr nasses Haar und seine Maennlichkeit drueckte gegen ihre Schenkel. Seit sie Thomas getroffen hatte, hatte er schon mehrfach Lust in Anna ausgeloest…aber niemals so wie jetzt. Es war, als waere ein Vulkan in ihrem Bauch ausgebrochen, dessen Feuer sie von innen heraus verzehrte. Sie erwiderte seinen Kuss heiss und verkrallte sich in seinen Locken.

Automatisch draengte er sie mit seinem Koerper in Richtung Bett. Jeder Tropfen Feuchtigkeit auf ihrem Gesicht wurde sanft weggekuesst; seine Finger folgten den Rundungen ihres Koerpers und entflammten ihre samtweiche Haut. Es war ein irrsinniges Gefuehl, wie er sie beruehrte, wie er sie kuesste, jede seiner Bewegungen drueckte dieselbe Leidenschaft aus, die Anna davonriss. Sie liess sich von ihm zurueckdraengen, lehnte genuesslich den Kopf in den Nacken und stoehnte leise.

Zaertlich schmeckte Thomas den ihm dargebotenen Hals. Sie duftete so herrlich. Kaum hoerbar gestand er ihr: "Du bist wunderschoen, Anna! Ich begehre dich so sehr, deinen Koerper, deine Seele..." Anna spuerte das Bett in ihren Kniekehlen, und sie liess sich auf die Matratze sinken. "Bitte...sei ganz sanft!" wisperte sie und konnte eine leise Angst nicht aus ihrer Stimme verbannen. Er wollte ihr die Angst nehmen und liebkoste ihre Seiten, kuesste ihre Brueste. Er beabsichtigte, sie langsam und lustvoll auf ihre Vereinigung vorzubereiten. Die ganze Zeit ueber fluesterte er ihr Zaertlichkeiten zu.

Und Anna entschwebte langsam in den siebten Himmel, getragen von seinen Worten, jedes einzelne Balsam fuer ihre wunde Seele, von seinen Kuessen und Beruehrungen, jede einzelne neu und aufregend und unendlich lustvoll. Sie liess ihren Kopf, den sie die ganze Zeit etwas verkrampft angehoben hatte, um beobachten zu koennen, was er tat, aufs Kissen sinken und schloss halb die Augen. Ihr Koerper entspannte sich allmaehlich.

Wie sehr er dieses Maedchen liebte! Jeden Moment erwartete Thomas, dass er alleine in seinem Bett aus diesem suessen Traum aufwachte. Aber nichts geschah – diesmal war es echt. Er zitterte vor Verlangen, obwohl sie direkt vor ihm lag. Annas Atem hatte sich beruhigt. Thomas streifte nun ebenfalls sein Nachthemd ab und kletterte behende auf sie. Vor Aufregung und Anspannung drohte seine Brust zu zerspringen. Sein steifes Glied glitt an ihrem Bein entlang, bewegte sich auf ihre Weiblichkeit zu.

Als sie sein Gewicht auf sich, seine Maennlichkeit an ihrem Oberschenkel spuerte, verkrampfte sie sich automatisch wieder. Nur ein kurzer Schmerz! sagte sie sich, Dann ist es vorbei! Sie hielt die Luft an und starrte an das dunkle Holz der Zimmerdecke. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von ihr. Dann beruehrte er den Eingang ihrer feuchten Spalte. So unendlich langsam glitt er nur ein kleines Stueck in sie hinein, dass er meinte, er habe sich gar nicht bewegt. Anna fuehlte, wie er sich langsam einen Weg in sie bahnte. Ihr Atem ging schnell und schwer, sie hatte jetzt wirklich Angst. Den Schmerz erwartend biss sie sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zusammen.

Es brachte Thomas fast um, dass er ihr den Schmerz nicht ersparen konnte. Er wollte ihr wenigstens die Anspannung und Furcht so kurz wie moeglich machen. Behutsam drang er tiefer ein, bis er schliesslich den Widerstand fuehlte, vor dessen Fall sie sich so sehr fuerchtete. Mit zusammengebissenen Zaehnen machte er einen kleinen Ruck nach vorne. Die Pein war so scharf und stechend, als habe er ein Messer in sie gestossen, und Anna konnte einen qualvollen Schrei nicht unterdruecken.

Sofort war Thomas aus ihr heraus und strich ihr ueber die Stirn, drueckte sie an sich. "Es tut mir leid, ich will dir doch nicht weh tun..." Er war untroestlich. Sie zitterte leicht und schmiegte sich, nach Trost suchend, an ihn: "Es ist nicht deine Schuld...ich bin so nervoes...und ich glaube auch, dass es so sein muss, oder?" Thomas kuesste ihre Nasenspitze, ihre Wangen. Seine Haende streichelten sanft ihre Schenkel, bemueht, sie den Schmerz vergessen zu lassen. Anna oeffnete die Schenkel ein wenig, um ihm besseren Zugang zu ermoeglichen, und kicherte leise, als sein zartes Streicheln an den Innenseiten der Oberschenkel sie ein wenig kitzelte.

Er grinste: "Du scheinst ja fast ueberall kitzlig zu sein! Das muss ich mir bei Gelegenheit mal genauer ansehen!" Sie sah ihn schelmisch an: "Aber nicht gerade jetzt!" Dann reckte sie den Hals und biss zart in sein Ohrlaeppchen. Seine Erregung erreichte neue Hoehen. Nach einem sanften Kuss liess er seine streichelnden Finger zu Anna'a runden Bruesten wandern. Die Warzen waren bereits aufgerichtet und er reizte sie mit den Fingerspitzen. Ihr Busen schien auf direktem Wege mit dieser Stelle zwischen ihren Beinen verbunden zu sein, denn als er sie dort beruehrte, prickelte es wie wahnsinnig zwischen ihren Schenkeln. Anna stoehnte auf und liess eine streichelnde Hand ziellos ueber Thomas’ nackten Oberkoerper gleiten.

Thomas' Kopf senkte sich herab und er begann, mit der Zunge es seinen Fingern gleich zu tun. Abwechselnd leckte er leicht an den empfindlichen Knospen. Anna drueckte ihm seufzend ihre Brueste entgegen und beobachtete seine Aufmerksamkeiten mit lustvoller Spannung. "Das ist schoen...." fluesterte sie ermutigend. Kuessend und leckend verwoehnte er ihre Brueste. Er genoss es ungemein, wie sie sich unter seinen Beruehrungen im Rhythmus hoben und senkten. Mit den Armen winkelte er ihre Beine an und streichelte die Unterseite ihrer Schenkel bis hinunter zum Po.

Ihr Koerper gluehte unter seinen Beruehrungen. Als ihr Atem diesmal schneller und heftiger wurde, war es keine Angst mehr, sondern pure Lust. Ihre Schenkel oeffneten sich etwas weiter. Thomas spuerte, dass sie bereit war. Zum zweiten Mal drang er sachte millimeterweise in sie ein. Keine Sekunde liess er davon ab, sie zu streicheln, und er erhoehte ein wenig den Druck seiner Haende, fasste sie leidenschaftlicher an. Und diesmal kam kein Schmerz, nur eine suesse, kribbelnde Spannung. Anna schlang die Arme um seinen Hals und zog die Beine ein wenig an, sodass er tiefer in sie dringen konnte.

Immer weiter rutschte er in sie hinein, und als seine Maennlichkeit Anna in voller Laenge ausfuellte, knurrte er mit geschlossenen Augen animalisch auf. Allein dieses Geraeusch liess Annas Lust gewaltig in die Hoehe schiessen. Es klang so wild, so leidenschaftlich, und es gefiel ihr, von ihm so begehrt zu werden. Sie musterte ihn voller Gier. Langsam und in gleichmaessigen Stoessen bewegte Thomas seine Hueften. Sein Mund fand wieder zu ihren Hals zurueck. Er hatte schon mit Frauen geschlafen, aber mit Anna war es etwas gaenzlich anderes. Nicht nur war sie mit Abstand die Schoenste und Sinnlichste von allen, sondern er liebte sie auch, und das machte einen gewaltigen Unterschied.

Anna hatte die Augen geschlossen und sich in diesem voellig neuen Gefuehl, ihn in ihrem Koerper zu spueren, verloren. Jeder sanfte Stoss verstaerkte das unglaubliche Prickeln in ihrem Bauch. Sie hatte sich laengst entspannt und genoss es. Thomas bebte vor Lust. Mit seinem Mund an ihrem Ohr fluesterte er fragend: "Liebst du mich?" Sie laechelte ueber diese ruehrende Frage und drehte den Kopf ein wenig, sodass ihre Lippen nah an sein Ohr kamen, um zurueckzuwispern: "Mehr als alles andere auf der Welt!"

Der folgende stuermische Kuss entfachte sein Vergnuegen wie Papier ein Feuer. Seine Zunge umspielte ihre in einem Tanz der Leidenschaft. Unablaessig kamen seine Stoesse, die nichts von ihrer reizvollen Langsamkeit eingebuesst hatten. Das Kribbeln in Annas Unterleib baute sich immer mehr auf, wurde immer staerker, und sie dachte, dass es gleich unertraeglich werden muesse. Ihre Haende krallten sich in Thomas' Ruecken, und schliesslich schlang sie die Beine um seine Huefte, in der Hoffnung, ihn dazu zu bewegen, das Tempo zu erhoehen. Sie biss ihm heftig in die Unterlippe.

Thomas deutete es richtig und ruckte noch ein Stueckchen tiefer in sie hinein. Ihr Biss loeste aber keinen Schmerz aus, sondern nur eine noch intensivere Wonne. Schneller und schneller fuhr er zwischen ihren Beinen vor und zurueck. Jetzt wurde es wirklich unertraeglich, beinahe wie es gewesen war, als er sie gekitzelt hatte, nur auf eine andere Art! Sie musste den Kuss unterbrechen, weil es ihr sonst unmoeglich gewesen waere, soviel Luft zu holen, wie sie ploetzlich noetig hatte. Atemlos stiess sie seinen Namen hervor. Die Zuckungen seines Unterleibs wurden noch eine Spur schneller und instinktiv saugte er wieder an ihren Knospen, um ihr noch groessere Lust zu verschaffen. Alle paar Sekunden stoehnte und zitterte Thomas.

Anna spuerte ploetzlich, wie es in ihr zu beben begann....sie konnte es nicht beeinflussen, und auch nicht abstellen. Fast verstoert, aber mit Augen, die dunkel vor Lust waren, blickte sie Thomas an.

Er erhaschte ihren Blick und fuehlte dasselbe sich aufbauende Tosen – Wellen der Freude, die gleich ueber ihm zusammenschlagen wuerden. In ihrem Blick gefangen, keuchte er: "Ich liebe dich!" "Ich dich auch...." konnte sie noch mit schwankender Stimme zurueckgeben, und dann explodierte es in ihr. Ein Strom der Gefuehle riss sie davon, und sie verdrehte die Augen, schloss sie dann, und kruemmte stoehnend den Ruecken.

Als Thomas merkte, dass Anna kam, konnte auch er seine Lust nicht mehr zurueckhalten. Mit lautem Stoehnen, fast schon einem Schrei, erreichte er den Hoehepunkt. Anna fiel keuchend und voellig ausser Atem auf die Matratze. Sie hatte gewusst, dass da etwas passieren musste, aber nicht, was. Und sie hatte nie geahnt, dass es so ueberwaeltigend schoen sein wuerde!

Schwer atmend sank er neben sie, unfaehig zu denken oder sprechen. Anna brauchte eine Weile, um wieder normal Luft holen zu koennen. Dann sah sie Thomas an, lachte ploetzlich laut und gluecklich auf und schmiegte sich inbruenstig an ihn. Zufrieden seufzend legte er seine Arme um sie und zog sie an sich. Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Sie strahlte ihn an: "Wir haben es wirklich gemacht...ich kann es noch gar nicht fassen!" Er laechelte sie an und neckte: "Und war es nun so schrecklich wie du gemeint hast?" "Viiiieeeel schrecklicher!" behauptete sie grinsend. Als Antwort zwickte er sie kurz in die Seiten. Sie quietschte auf und kicherte wie ein kleines Maedchen.

Ihr Lachen verleitete ihn, sie mit allen zehn Fingern an den Seiten zu kitzeln, waehrend sie noch auf ihm lag. Sie kreischte sofort hysterisch los und kruemmte sich. Ploetzlich war sie noch viel empfindlicher als sonst! Aber Thomas wollte sie nicht entkommen lassen. Er erinnerte sich an ihre empfindlichen Oberschenkel. Mit einem Arm umschlang er sie, hielt sie fest und mit der freien Hand kraulte er die zarte Haut an den Innenseiten ihrer Schenkel. Annas Lachen und die Tatsache, dass er ihren noch gluehenden Koerper an sich spuerte, liessen ihn langsam wieder hart werden.

"Hoer auf, HOER AUUUUUUUUUF!" schrie sie ausser sich und zappelte wie verrueckt. An den Oberschenkeln war es unglaublich grauenvoll. Ohne Vorwarnung beugte Thomas sich ueber sie, legte seinen Mund auf ihren Bauch und prustete heftig. Anna bekam fast einen Lachkrampf; vergnuegt wand sie sich hin und her und versuchte, ihn abzuschuetteln. Doch geschickt wich er ihren Bemuehungen aus, aenderte immer die Stelle und bedeckte damit ihren ganzen Bauch mit seinen bebenden Lippen. "Hilfe, HILFE!" quiekte Anna und bemuehte sich, seinen Kopf wegzuschieben. Es kitzelte fuerchterlich!

Langsam verwandelte das Prusten sich in zaertliche kitzlige Kuesse, die erst die Gegend um Anna's Seiten, dann die Seiten ihrer Brueste und schliesslich ihre Achselhoehlen erforschten, denn er hatte ihren Arm hochgehoben und unter seinem eingeklemmt. Sie kreischte vor Lachen und drehte sich von ihm weg in der Hoffnung, so ihren Arm wieder freizubekommen. Gleichzeitig spuerte sie, dass das Prickeln von vorhin wieder einsetzte. Die meisten Maenner schaetzen an einer Frau grosse Brueste oder schlanke Beine. Thomas war da keine Ausnahme, aber die weiche Haut unter den Armen faszinierte ihn immer wieder als eine besonders erotische Stelle und so verwoehnte er Anna dort ausgiebig. Waehrend sein Mund sie kitzelte, streichelte er sie mit seinen Haenden und fuehlte ihre koestlichen Zuckungen. "Bitte bitte, Thomas! Bitte bitte! Hoer doch auf!" japste sie zwischen unbeherrschtem Kichern und versuchte, sich zusammenzurollen wie ein Igel.

Zwischen den Neckereien fragte er schelmisch: "Gefaellt es dir etwa nicht?" "Kein bisschen!" quietschte sie gluecklich und strampelte heftig mit den Beinen. "Du bist so eine Luegnerin!" stellte er froehlich fest. "Gar nicht!" Sie spielte die Beleidigte und schob schmollend die Unterlippe vor. Grinsend kuesste Thomas die dargebotene Lippe und mit seinem linken Zeigefinger fuhr er unertraeglich langsam ihren Hals herunter, zwischen ihren Bruesten hindurch, immer tiefer. Anna schnurrte: "Hmmm...was machst du denn da?"

"Lass dich ueberraschen!" raunte er ihr zu und folgte mit seiner Zunge dem wandernden Finger. Er verlangsamte, als er in die Naehe ihrer Scham kam. Gerade da wollte sie nicht, dass er langsamer wurde! Bittend hob sie ihm die Huefte entgegen. Thomas wusste genau, was sie wollte. Aber gerade in gemeiner Stimmung, kuesste und leckte er um das heissersehnte Ziel herum und drueckte mit beiden Haenden ihr Becken auf die Matratze, um ihre Bewegungsfreiheit einzuschraenken. Anna glaubte, vor Lust und Erwartung gleich sterben zu muessen. Er war so stark! Es war so unertraeglich reizvoll, dass er sie so einfach festhalten konnte. Sie stoehnte halb gequaelt, halb entzueckt auf.

Mit beiden Armen griff er unter ihren Schenkeln hindurch, um bessere Kontrolle zu haben. Seine Liebkosungen kamen ihrer Spalte immer naeher; hin und wieder kuesste er sogar eine ihrer geschwollenen Schamlippen, aber die Knospe, die in erstaunlicher Groesse unter ihrer Haube hervorlugte, liess er wohlweisslich noch aus. Anna wusste noch nicht, wo Beruehrungen am schoensten waren. Aber sie spuerte, dass das, was er gerade tat, sie niemals zu dieser herrlichen Erloesung fuehren wuerde, sondern sie nur immer mehr erregen wuerde. "Thomas...." wisperte sie flehend und griff in sein Haar.

Er spuerte ihr merkliches Zittern durch seinen Griff am ganzen Koerper. Endlich brachte er seine Zungenspitze an ihren Kitzler und leckte daran, so leicht wie ein Lufthauch. Thomas war klar, dass sie eine staerkere Beruehrung brauchte, aber dass er Macht ueber ihre Erloesung hatte, erregte ihn ungemein. Er wiederholte es wieder und immer wieder. Die erste direkte Beruehrung an ihrer allerempfindlichsten Stelle liess sie zusammenzucken als sei sie vom Blitz getroffen worden, und sie stiess einen ueberraschten Schrei aus. Dann aber begann sie leise zu kichern: "Thomas...was machst du....das kitzelt ja...." Ihre Reaktion machte ihn noch heisser. Er formte mit seiner Zunge ein U und passte sie so besser an ihre Perle an. Er verstaerkte den Druck und verwoehnte sie nun ernsthaft.

"O mein Gott..." wisperte sie heiser. Es war unglaublich intensiv. Gerne haette sie die Hueften im Rhythmus bewegt, oder wenigstens die Beine weiter geoeffnet, aber es ging nicht; er hielt sie eisern fest. Aus purer Verzweiflung, weil sie nicht wusste, wie sie dieses unwahrscheinlich lustvolle Gefuehl kompensieren sollte, krallte sie sich ins Bettlaken. Am liebsten haette Thomas das Spiel unterbrochen und waere sofort sie eingedrungen. Aber er rief sich zurueck und gab ihr all die Lust, die er fuehlen wollte. Hin und wieder setzte er ab und nahm das leichte Necken mit der Spitze seiner Zunge wieder auf. Jedesmal wenn er das tat haette Anna ihn am liebsten umgebracht, denn diese sanfte Beruehrung kitzelte ganz einfach wie die Hoelle, und sie begann regelmaessig zu kichern und zu zucken.

Nachdem er sie ein paar Minuten so verwoehnt hatte, wollte er ihr die Erloesung nicht mehr vorenthalten. Er stuelpte seine Lippen ganz ueber ihren Kitzler und saugte daran, als ob es kein Morgen gaebe. Anna kam so heftig, dass sie dachte, jetzt sei sie tot und im Himmel; ihr Unterleib zog sich endlos zusammen, wieder und wieder, und sie schrie laut auf und wand sich in ihrer Ekstase hilflos von einer Seite auf die andere.

Als ihre Zuckungen endlich allmaehlich verebbten, nahm Thomas seinen Mund weg, legte sich neben sie und barg sie in seinen Armen. Sie schmiegte sich behaglich schnurrend an ihn und seufzte: "Oh...oh, das war so schoen! Ich weiss jetzt, warum die Pfaffen immer predigen, dass die Lust eine grosse Suende sei!" Er lachte: "Ich wuerde es jederzeit wieder tun und wenn ich dafuer tausend Jahre in der Hoelle schmoren muesste!" Sie ruempfte nachdenklich das Naeschen: "Ich glaube, die behaupten das nur, damit die Leute ausserdem auch noch was anderes tun!"

Sie kuessend meinte er erheitert: "Ich koennte mich schon damit abfinden, den ganzen Tag lang nur zu essen, trinken und mich mit dir im Bett zu vergnuegen!" Seine Augen glitzerten. Anna kicherte: "Jaja, das glaube ich dir sofort! Du schaust mich schon wieder so komisch an!" Tief blickte Thomas ihr in die Augen: "Das ist doch kein Wunder, bei einer so schoenen Frau! Ausserdem habe ich da noch ein kleines Problem..." und sein Blick deutete auf seine wieder stolze Maennlichkeit. "Oh..du Armer!" grinste sie, "Du bist ja unersaettlich!" Sie wurde ein wenig rot: "Aber ich weiss nicht so genau, wie...du weisst schon!"

Ihre Verlegenheit machte sie in seinen Augen nur noch huebscher. "Benutz deine Haende..." riet er ihr zwinkernd. Anfassen! Daran hatte Anna bis jetzt gar nicht gedacht. Ihre Wangen waren dunkelrot, als sie zoegerlich eine Hand an sein Glied fuehrte und behutsam forschende Fingerspitzen ueber die Spitze gleiten liess. Thomas lehnte sich zurueck, verschraenkte die Haende hinter dem Kopf und schloss die Augen. Anna war etwas entspannter, weil er nicht zusah. Mutiger werdend umschloss sie den Schaft mit einer Hand und begann, vorsichtig zu reiben. Ein leiser Seufzer entfuhr ihm. Es fuehlte sich wunderbar an! Anna mag unerfahren sein, aber sie lernt verflixt schnell! schoss es ihm durch den Kopf.

Anna wurde langsam mutiger. Es reizte sie, ihm heftigere Reaktionen zu entlocken. So griff sie etwas fester zu und begann mit einer ernstaften Massage. Thomas hielt die Augen geschlossen und stoehnte auf. Ihre Haende waren warm und weich und sehr geschickt. Einen Moment lang fragte er sich, ob sie sich wohl erschrecken wuerde, wenn er kam – sie hatte es ja noch nie gesehen. Aber er war gespannt auf ihre Reaktion, also sagte er nichts und genoss es. Sein Stoehnen jagte Anna eine lustvolle Gaensehaut ueber den Ruecken. Vorsichtig nahm sie die zweite Hand zur Hilfe und beruehrte neugierig seine Hoden. Sie fuehlten sich prall und fest an, und sie streichelte ihn dort zaertlich.

Ein Zittern durchlief seinen ganzen Koerper. Thomas hatte gedacht, dass er aufgrund von Annas mangelnder Erfahrung zurueckstecken muesste, aber da hatte er sich gewaltig geirrt. Sein Atem ging immer schneller. Es fuehlte sich merkwuerdig an, die Macht ueber seine Gefuehle zu haben. Anna gefiel es! Genuesslich erforschte sie dieses ihr unbekannte Gebiet mit den Haenden, rieb und massierte, erfreute sich an der samtigen Haerte und Waerme, die ihm zu eigen war.

Er glaubte, jeden Moment explodieren zu muessen. Erst ihr nackter Leib an seinem und dann das muendliche Zwischenspiel hatten ihn schon sehr erregt. Und nun ihre Finger an seiner Stattlichkeit! "Anna! Ja ... genau da ..." stiess er ihren Namen aus. Die Ortsbeschreibung hatte er von sich gegeben, als sie ueber die Spitze seines Gliedes gefahren war. Anna zoegerte einen Moment, dann entschied sie, dass das, was sie im Kopf hatte, so schlimm nicht sein konnte...schliesslich hatte er es auch gemacht! Ohne die Massage zu unterbrechen, senkte sie den Kopf und fing an, zaertlich seine Eichel zu lecken.

Ueberrascht riss Thomas die Augen auf. Seine Lust machte einen steilen Satz nach oben und er fluesterte: "Oh Gott, ich liebe dich!" "Ich dich auch!" antwortete sie atemlos und senkte ihren Kopf wieder ueber seine Erektion. Flink spielte ihre Zunge an der Spitze. Thomas fuehlte, wie sich eine gewaltige Spannung in ihm aufbaute. Lange konnte er nicht mehr durchhalten. Anna machte es Spass, zu spueren, wie sein Koerper zu zucken begann, wie er es genoss. Ermutigt dadurch nahm sie nun die Eichel in den Mund und lutschte ganz zart daran. Noch immer waren ihre Haende mit dem Schaft und den Hoden beschaeftigt.

Das brachte das Fass zum Ueberlaufen. Mit einem lauten Stoehnen explodierte er in immer neuen lustvollen Beben. Anna war geschockt, als ploetzlich etwas in ihren Mund schoss. Im ersten Augenblick dachte sie, sie haette ihn verletzt, gebissen vielleicht, und er blute. Mit einem kleinen Schreckensschrei fuhr sie zurueck, um dann festzustellen, dass das, was sich da stossweise aus seiner Maennlichkeit ergoss, keineswegs Blut war.

Noch mit seinem Hoehepunkt beschaeftigt, konnte Thomas nicht sofort antworten. Als er sich endlich beruhigt hatte, sah er sie schuldbewusst an: "Ich dachte du wuesstest ... ?" Sichtlich verlegen und verstoert wischte Anna sich seinen Samen aus dem Gesicht: "Woher? Passiert das immer, wenn Du...?" "Ja..." gab er zu. Sichtlich zerknirscht meinte er: "Es tut mir leid, ich haette dir vorher sagen sollen, was passiert! Ich bin so ein Idiot!" Sie grinste, legte sich zu ihm und schmiegte sich an ihn: "Ach...das wusste ich ja schon immer, ist keine Neuigkeit!"

Er laechelte zurueck, verzichtete diesmal jedoch darauf, sie zu kitzeln – schliesslich hatte er es verdient! "Naja, naechstes Mal weisst du Bescheid..." sagte er schelmisch. Sie nickte und kuesste ihn auf die Nasenspitze. Dann wurde sie ernst: "Du weisst ja, dass ich jetzt die deine bin, oder?" Ein Schatten der Sorge kam auf sein Gesicht. Er sprach aus, ueber was er sich schon laenger im Klaren war: "Ich kann unmoeglich deine Schwester heiraten – erst recht nicht nach heute Nacht!" Sie legte einen Finger ueber seine Lippen: "Ich will jetzt daran nicht denken! Ich weiss nicht, ob du drumherum kommst...vielleicht wirst du sie heiraten muessen!"

Auf eine Antwort verzichtend, drueckte er Anna an sich, ihre Schulter streichelnd. Auch er wollte sich diese wundervolle Nacht nicht von trueben Gedanken vermiesen lassen. Draussen tobte noch immer das Gewitter. Alle paar Minuten zuckten Blitze, gefolgt von lauten Donnerschlaegen, ueber den Himmel, und der Regen rauschte aufs Dach. Anna schmiegte sich enger an Thomas. Am liebsten waere sie in ihn hineingekrochen. Es war so urgemuetlich.

Nichts wollte lieber, als an ihrer Seite einzuschlafen und morgens mit ihr im Arm aufzuwachen. Aber er wusste, dass das unmoeglich war. Wenn ihre Beziehung nicht zerbrechen sollte, dann mussten sie sie im Verborgenen weiterfuehren. Thomas kostete jeden Moment ihrer Naehe aus, denn nur allzubald wuerde sie gehen muessen. Nicht auszudenken, wenn jemand bei den Schreibers feststellen wuerde, dass sie mitten in der Nacht fehlte! Anna dagegen hatte so weit noch gar nicht gedacht. Sie war drauf und dran, hier und jetzt in seiner Kammer in seinen Armen einzuschlafen.

Die Versuchung, jetzt einfach die Augen zu schliessen und sich treiben zu lassen, war fast unbezwingbar. Aber wenn er sich zwischen ihrer Zukunft und ein paar Stunden Behaglichkeit an ihrer Seite entscheiden musste, war die Wahl klar. Thomas rueckte von ihr weg und stand auf. Verstoert sah Anna ihn an: "Was machst du?" Mit deutlichem Schmerz in der Stimme erklaerte er: "Du kannst nicht hierbleiben! Glaub mir, ich will nichts lieber! Aber wenn du jetzt einschlaefst und dich jemand im Morgengrauen sieht, wie du nach Hause schleichst, dann sind wir geliefert!" Anna begriff, dass er recht hatte. Zumal sie nur im Nachthemd hergekommen war. In Zukunft wuerden Begegnungen wie diese besser geplant werden muessen! Sie nickte traurig und setzte sich auf.

Er kniete sich vor sie auf den Boden und nahm ihre Haende: "Ich wuerde daran zugrunde gehen, wenn dein Vater ueber uns herausfaende und mit verbieten wuerde, dich jemals wiederzusehen!" Sie schuettelte den Kopf: "Verbieten? Das waere noch das harmloseste, was passieren koennte! Weisst du, welche Strafe in Rothenburg auf Unzucht steht?" "Nein..." bekannte er halb neugierig, halb erschrocken.

Anna schluckte; vor einiger Zeit war die Tochter eines Kaufmanns mit dem Braeutigam einer anderen im Bett erwischt worden. Anselm hatte sie und Berta zur Bestrafung mitgenommen, damit sie ja nicht auf dumme Gedanken kamen. Als Anna weitersprach, war ihre Stimme heiser vor entsetzen: "Man wuerde...man wuerde mich nackt an die Schandsaeule auf dem Marktplatz fesseln und mir 30 Rutenstreiche geben. Da mein Vater Einfluss in der Stadt haette, wuerde man mich nicht offiziell verbannen, aber...ich kann mir nicht vorstellen, dass er mich noch in seinem Haus dulden wuerde."

"Oh Gott!" fluesterte Thomas entsetzt. Er hatte bisher nicht wirklich an die Konsequenzen gedacht, die ihre Vergnuegungen haben koennten. "Das wuerde ich nie zulassen! Eher will ich mit dir weit, weit wegziehen, wo uns niemand etwas tun kann!" Anna fuhr sich uebers Gesicht: "Wie auch immer, wenn wir auffliegen, bin ich nicht mehr wert als eine Strassenhure! Hoechstens der Henker wuerde mich noch zur Frau nehmen!" Thomas schluckte. "Ich wuerde dich immer zur Frau nehmen, egal was die anderen sagen!" fluesterte er. "Aber du hast recht! Lass uns ueber solch graessliche Dinge nicht mehr reden!" Sie beugte sich zu ihm hinab und kuesste ihn zaertlich, wisperte dann nur: "Ich liebe dich..."

Er erwiderte ihren Kuss innig und betete, dass Anna niemals diese grauslige Zukunft erleben musste. Er wollte den Abschied nicht schwerer machen, als er war und loeste sich von ihr. "Du solltest jetzt besser ..." sagte er mit bruechiger Stimme. Sie nickte: "Ja...ich weiss!" Der Gedanke war nicht besonders verlockend, denn es klang nicht so, als habe der Regen nachgelassen. Sie zog mit lahmen Bewegungen ihr Nachthemd ueber ihre Bloesse. Betruebt betrachtete er sie beim Anziehen. Er konnte es sich schwerlich vorstellen, dass er den Rest der Nacht alleine in seinem Zimmer verbringen musste.

Schliesslich war sie angezogen und konnte den Abschied nicht laenger hinauszoegern. Als sie sich umdrehte, fiel ihr Blick auf sein Bett. Auf dem weissen Laken prangte ein dicker Blutfleck. Thomas bemerkte es: "Das werde ich wohl beseitigen muessen..." Sie nickte, den Blick immer noch starr auf ihr Blut gerichtet. Jetzt war sie also eine Frau. Er hatte sie zur Frau gemacht und bei Gott schwor er sich, sie irgendwann auch am Altar als seine Frau zu nehmen.

Anna holte tief Luft und ging in Richtung Tuer: "Ich gehe dann wohl jetzt besser!" Der Abschied zehrte an ihm, aber er folgte ihr und oeffnete die Tuere: "Sei vorsichtig! Und wir sehen uns dann morgen!" Sie gab ihm noch einen raschen Kuss und lief dann die Treppen hinunter, ohne sich noch einmal umzublicken.
 
Genial!

Mir hat die Geschichte (bis jetzt?) sehr sehr gut gefallen, weil es sich nicht NUR um die Kitzelszenen gedreht hat, sondern das ganze in eine wirklich schöne Story verpackt ist. ^^ habe sie jetzt in einem Zug durchgelesen, weil ich garnicht aufhören konnte =).

Ich denke was mich hauptsächlich an der Geschichte begeistert ist, dass sie sich eher wie ein gutes Buch, als wie die üblichen kitzelstorys liest..und das obwohl doch sehr viel Kitzeln enthalten ist. :D

Das ich meine Faulheit überwinde und nach 2-3 Jahren sogar mal poste nur um das loszuwerden, zeugt schon von der Qualität der Story :D

Die beiden sind ein süßes Paar, eure Arbeit hat sich echt gelohnt.

Also nochmal Respekt dafür, weiter so <3
 
Danke danke, das hört man immer gerne! Uns war es wichtig, nicht einfach einen "Kitzelporno" zu schreiben, denn das kann praktisch jeder.

17. Kapitel

Es war bereits neun Uhr und die Sonne waermte mit ihren Strahlen die noch recht leeren Strassen. Thomas ging absichtlich langsam, um den Moment ihres Wiedersehens so weit wie moeglich herauszuzoegern. Einerseits brannte er darauf und konnte es nicht erwarten. Jedoch auf der anderen Seite fuerchtete er sich zutiefst, dass ihnen jemand die Ereignisse der Nacht ansehen koennte. Nachdem Anna gegangen war, hatte er noch schnell das Laken gewechselt und das blutbefleckte Tuch zusammengeknuellt im Schrank versteckt. Eigentlich wollte er ueber so vieles nachdenken, aber er war so erschoepft von ihrem Liebespiel gewesen, dass ihn der Schlaf uebermannt hatte, kaum dass er auf dem Bett lag.

Zoegerlich ging er auf das grosse Tor zu, das in den Hof des Schreiberhauses führte. Seine Fuesse wollten seinem Willen nicht so recht gehorchen und er beschleunigte in freudiger Erwartung, Anna wiederzusehen. Thomas war noch nicht ganz im Haus, da kam Berta mit einer Kanne Milch um die Ecke: "Thomas! Schoen dich zu sehen! Das war gestern ein Unwetter, was?" Der zuckte bis ins Mark zusammen. Ausgerechnet ihr musste er als erstes begegnen! "Ja, das hat draussen ganz schoen gestuermt!" meinte er und versuchte, sich das Zittern in der Stimme nicht anmerken zu lassen. Berta hakte sich bei ihm unter und zog ihn ins Haus.

Anselm sass schon am Fruehstueckstisch und begruesste ihn mit einem froehlichen "Guten Morgen, mein Sohn!", Hiltrud holte Raeucherschinken aus der Speisekammer – und da war auch Anna. Sie hing halb im Butterfass und versuchte, die letzten Reste vom Boden zu kratzen. Thomas hatte es sich nicht so schwierig vorgestellt. Er hatte gedacht, er werde so normal tun wie immer und alles waere in Ordnung. Aber stattdessen bekam er grosse Schuldgefuehle vor der Familie, die ihn so freundlich aufgenommen und die er so betrogen hatte. "Guten Morgen, Anselm!" erwiderte er.

Annas Herz hatte schon bei Anselms Gruss heftig zu klopfen begonnen. Als sie jetzt Thomas' Stimme hoerte, kribbelte ihr ganzer Koerper. "Wir muessen neu buttern!" stellte sie fest, als sie die traurigen Reste, die sie dem Butterfass hatte abringen koennen, auf den Tisch stellte. Verlegen mied sie Thomas' Blick. Wenn ich jetzt zu ihr rueberschaue, dann merkt bestimmt jeder, was in der Nacht vorgefallen ist! fuerchtete dieser sich. Also setzte er sich mit an den Tisch und begann mit den anderen zu fruehstuecken. Die Nachtakrobatik hatte ihn sehr hungrig gemacht. Anna ging es nicht viel besser. Sie glaubte, man muesste ihr an jeder Bewegung, die sie machte, ansehen, dass sie keine Jungfrau mehr war. Deshalb machte sie sich so klein wie moeglich auf ihrem Stuhl.

Fragend wandte sich Anselm an seinen zukuenftigen Schwiegersohn: "War das gestern deine erste Hochzeit?" "Nun, das nicht. Aber die erste seit vielen Jahren. Ich war als ich juenger war auf der ein oder anderen in Ansbach." antwortete Thomas. Anselm klopfte ihm auf die Schulter: "Verglichen mit dem Fest, dass wir dir und Berta zu Ehren auf die Beine stellen werden, war diese Hochzeit gar nichts!" Thomas wusste nicht, was er sagen sollte und senkte den Kopf.

Anna musterte ihn unauffaellig; sie war erleichtert ueber seine Reaktion. Irgendwo im Unterbewusstsein hatte sie befuerchtet, dass er vielleicht jetzt, wo er von ihr bekommen hatte, wonach sich alle Maenner sehnten, das Interesse an der Liebe verloren hatte und sich lieber Berta und dem Geld zuwenden wuerde.

Schweigend kaute er sein Brot. Gestern noch hatte er all die Probleme vergessen koennen und nun tauchten sie wieder auf. Nach dem Fruehstueck verschwand er mit Anselm und liess Anna mit ihrer Schwester zurueck. Anna war nun, nachdem diese schreckliche Spannung von ihr abgefallen war, nachdem sie sich Thomas' Gefuehle ganz sicher war, wesentlich besser gelaunt als die Tage vorher. Summend und beschwingt erledigte sie ihre Aufgaben und verkuendete dann, dass sie ein bisschen Loewenzahn fuer die Stallhasen holen wolle. Huepfend verliess sie das Schreiberhaus.

Berta war hocherfreut, glaubte sie doch, dass sie recht gehabt hatte, Anna zur Hochzeit zu schleifen. Waehrend sie den Abwasch machte, lernte Thomas mit Anselm. Der junge Mann ueberlegte fieberhaft, wie es ihm gelingen koennte, Anna heimlich zu treffen, so dass ihn Anselm mehrere Male anstupsen musste, um ihm ein wenig Aufmerksamkeit zu entlocken. Anna war zwischenzeitlich auf den Wiesen um die Stadtmauern unterwegs und pflueckte Loewenzahn. Mit den Gedanken war sie weit weg, in Thomas' Kammer. Sie wusste nicht, wie lange sie es aushalten wuerde koennen, ohne diesen Rausch der Gefuehle wieder zu brauchen.

Der Morgen verging quaelend langsam ohne Anna an seiner Seite. Die Sehnsucht war groesser als zuvor. Aber unter Anselm's strenger Unterweisung naeherten sie sich endlich dem Mittagessen. Anna kam ein wenig zu spaet, platzte in die Kueche, als alle anderen schon am Tisch sassen. Sie hatte die Arme voller Loewenzahn und die Kleidung voller Grasflecken. Sie war den ganzen Weg zurueck gerannt, als sie gemerkt hatte, wie die Zeit verflogen war, und war ganz erhitzt. "Verzeiht, dass ich zu spaet bin!" entschuldigte sie sich atemlos und liess sich auf den letzten leeren Stuhl plumpsen.

Der stand dummerweise genau neben dem, auf dem Thomas sass. Als sie sich hinsetzte, streiften sich ihre Schultern kurz und er zuckte zusammen. Sofort war er in Gedanken zurueck bei ihrer Leidenschaft. Auch bei Anna sorgte die Beruehrung fuer eine Gaensehaut der Wonne. Sie warf ihm einen raschen Blick zu und laechelte verlegen. Das Tischgespraech kam zu beider Leidwesen wieder einmal auf die Hochzeit zurueck. Thomas beteiligte sich so wenig wie er konnte und schielte manchmal unauffaellig zu Anna herueber. Auch fuer sie musste es eine Qual sein.

Das war es sichtlich; sie war fast gruen im Gesicht. "Geht es dir nicht gut, Anna?" fragte Berta besorgt. Anna zuckte zusammen und laechelte gequaelt: "Oh, doch, doch, es ist nur...ich bin so nervoes wegen der Hochzeit...." "Aber Liebes! Wenn sich jemand Sorgen machen muesste, dann doch ich! Du bist ja nicht diejenige die Thomas heiratet!" warf Hiltrud ein. Der Kommentar trieb Anna ein gluehendes Messer ins Herz. "Nein...das bin ich nicht!" murmelte sie und stocherte lustlos in ihrem Essen. Mit knirschenden Zaehnen verfolgte Thomas die Szene. Wenn er doch nur etwas tun koennte!

Statt seiner tat Anna etwas. Es war purer Trotz, pure Verzweiflung. Sie legte unter dem Tisch die Hand auf Thomas' Knie. Fast waere er aufgesprungen und gegen den Tisch gestossen! In einem unauffaelligen Moment sah er zu ihr herueber und laechelte. Zwar hatte er Angst, dass es jemand merken koennte, aber ihre Beruehrung war beruhigender als jedes Wort. Sie laechelte zurueck, und dieses Laecheln und ihre Augen sagten nur eins: Ich liebe dich!

Die Furcht, entdeckt zu werden, und ihr Blick jagten ihm einen wohligen Schauer ueber den Ruecken. Zoegerlich tat er so, als lege er seine Hand nur auf seine Schenkel, beruehrte aber dann ihre. Die Geste sagte mehr als tausend Worte, und Anna haette vor Genuss beinahe die Augen geschlossen. Mitten in der Kueche unter ihrer Familie fuehlte sie sich auf einmal, als sei sie eins mit ihm. Bis zum Ende des Mahls liess er seine Hand so liegen. Als die anderen sich daranmachten, aufzustehen und abzuraeumen, drueckte er Anna's Finger noch einmal kurz, dann stand auch er auf. Anna stiess einen lautlosen Seufzer aus und half Berta beim Abspuelen. In all ihrem Elend war sie im Herzen doch gluecklich.

Die beiden Maenner verzogen sich wieder in Anselm's Stube und brueteten ueber den Dokumenten. Da kam Thomas eine Idee: "Sag, macht es dir etwas aus, wenn wir heute frueher Schluss machen? Heinrich ist nicht mehr lange in der Stadt und ich will mich mit ihm heute abend in der Taverne treffen!" Das stimmte sogar. Er wuerde in ein paar Tagen nach Genua aufbrechen; und Thomas war froh, dass er nicht luegen musste. "Ihr beiden versteht euch gut, nicht?" laechelte der aeltere Mann. "Das geht schon in Ordnung, wer weiss, wann er zurueck kommt, wo er doch so viel unterwegs ist!"

Doch Thomas hatte nicht die Absicht, sich wirklich mit Heinrich zu treffen. Er ueberlegte, ob er sich ihm anvertrauen sollte. Denn wenn dieser spaeter abstritt, ihn heute abend gesehen zu haben, wuerde das unnoetige Fragen aufwerfen. Es war gegen fuenf Uhr, als er das Haus verliess und zur Zunft eilte. Heinrich schloss gerade die Eingangstuer ab. Offenbar war ausser ihm niemand da.

"Hallo!" begruesste Thomas ihn freudig. "Hast du einen Moment Zeit? Ich muss mir dir ueber etwas reden!" Heinrich war nicht minder erfreut, den Freund zu sehen, er strahlte: "Aber sicher! Komm, lass uns wieder rein gehen!" Die beiden gingen in das grosse und wohlhabend eingerichtete Haus und setzten sich an einen Tisch. "Ich brauche deine Hilfe!" fing Thomas an. Er wollte erst vorsichtig sondieren, bevor er zuviel verriet. Heinrich machte sofort ein besorgtes Gesicht: "Wieso, was ist los? Bist du in Schwierigkeiten?"

Bitter laechelnd seufzte er: "Das koennte man so sagen! Ich verlange das nicht gerne von dir, wir kennen uns noch nicht so lange. Wenn dich irgendjemand fragt, was du heute abend gemacht hast, koenntest du ihm dann sagen, dass wir die ganze Zeit in der Taverne waren und uns betrunken haben?" Heinrich runzelte die Stirn: "Ich soll dir ein Alibi geben? Hast du irgendein krummes Ding vor, Thomas?"

Wie unter Schmerzen kruemmte der sich auf seinem Stuhl. Wenn er etwas falsches sagte, wuerde alles auffliegen und zu Ende sein. Er laechelte: "Ich will niemanden ueberfallen und ausrauben, falls du das meinst!" Dann meinte er vorsichtig: "Hast du jemals etwas gewollt, was du nicht haben darfst?" "Was meinst du?" Heinrich sah verstaendnislos und leicht panisch drein: "Geld, Wertsachen? Eine Frau?"

Zum Teufel mit der Heimlichkeit, jemandem musste er sich doch anvertrauen! "Als Freund bitte ich dich, das was ich dir jetzt erzaehle niemandem zu sagen. Du musst mir bitte versprechen, dass du es fuer dich behaelst! Wirst du das tun?" erkundigte er sich mit zitternder Stimme. Heinrich erkannte, wie sehr Thomas litt. Er nickte und reichte ihm die Hand: "Ich geb dir meine Hand drauf! Niemand wird etwas von mir erfahren!"

Leise begann er zu erzaehlen, von Anfang an. Von der Anziehung, die zwischen ihm und Anna fast von Anfang an bestanden hatte, von ihrer beider Leiden, weil sie nicht zusammensein konnten. Die genauen Details liess er weg, denn die gehoerten nur Anna und ihm. Er endete mit den Ereignissen der Gewitternacht und fluesterte schlussendlich: "Ich kann ohne sie nicht leben! Ich weiss nicht mehr was ich tun soll!" Heinrich war kreidebleich. "Das gibt's nicht..." fluesterte er, "Du und die kleine Anna...das gibt's nicht..."

"Glaub mir, selbst wenn ich alles ungeschehen machen koennte, wenn ich meine Gefuehle abschalten koennte – ich wollte es nicht! Und in knapp drei Monaten muss ich ihre Schwester heiraten, fuer die ich gar nichts empfinde!" Heinrich konnte ein Grinsen nicht verbergen: "Naja....wenn die Wahl zwischen Berta der Walze und Anna dem Engel besteht....wer koennte es dir veruebeln, dass du dich in die kleine Kratzbuerste verliebst!" Thomas brachte ein Laecheln zustande: "Es ist ja nicht so, dass Berta nicht nett ist...aber bei Anna hat es mich so schnell erwischt, dass ich gar nicht wusste, wie mir geschieht." Er machte eine kurze Pause und fragte dann unsicher: "Was meinst du, wirst du uns helfen?" Heinrich konnte sich schon denken, auf was das hinauslaufen wuerde. Er blickte auf den Tisch und grinste: "Meine Guete Thomas...wie hast du es nur fertig gebracht, dass die Kleine tatsaechlich mit dir ins Bett gesprungen ist?"

Thomas bekam einen hochroten Kopf. Er knetete unruhig die Haende und stammelte: "Ach weisst du ... wir moegen uns einfach!" Heinrich platzte fast vor Lachen: "Du bist sicher nicht der erste, den sie "mag"! Verrat es mir, Thomas, was ist es, das du anders machst als all die anderen, die es versucht haben?" Der lief immer roeter an. "Also zum Beispiel durfte sie mir Wein ueber den Kopf schuetten, mich mit einen Milchkrug bewerfen und ihren Hund auf mich jagen!" lachte er schelmisch. Dann wurde er etwas ernster: "Wir haben uns anfangs nicht so gut verstanden, weil Anna mir noch meine Streiche aus der Jugend uebelgenommen hat." Thomas hoffte, dass, sein Freund nicht mehr weiterbohren wuerde, denn wenn er die Wahrheit erzaehlen muesste, wuerde er sicher vor Verlegenheit im Erdboden versinken.

Heinrich sah ihn an, wartete, dass er weitersprach, denn was Thomas gesagt hatte, beantwortete seine Frage nicht im Geringsten. Er machte kreisende Bewegungen mit den Haenden: "Und...? Ihr mochtet euch nicht, und deshalb liess sie sich von dir entjungfern?" Wie konnte er seinen Freund nur um Hilfe bitten und ihm gleichzeitig seine Neugierde veruebeln? Mit angestrengter Stimme fuhr Thomas fort: "Es war ja nun nicht so, dass es ueber Nacht passiert ist. Ich denke, der Ausloeser war der Tag, an dem ich Anna aus dem Stock im Rathauskeller ausloesen sollte, weil sie in einen Streit beim Einkaufen geraten war." Er holte tief Luft, als ob er damit auch seinen Mut wiederherstellen koennte. "Ich fuerchte, du wirst wohl nicht locker lassen, was?" Heinrich grinste breit und schuettelte den Kopf. "Wenn du es auch nur einer Menschenseele verraetst!" drohte Thomas und wirbelte spielerisch die Faust in der Luft. Heinrich verzog das Gesicht: "Wenn du das annehmen wuerdest, haettest du mich doch gar nicht erst um Hilfe gebeten!"

Thomas laechelte: "Nein, bestimmt nicht! Und fuer dein Versprechen danke ich dir! Wo war ich stehengeblieben? Ah, der Stock! Wie schon gesagt, war Anna alles andere als freundlich zu mir gewesen und als sie da so hilflos sass, habe ich mich ein bisschen geraecht. Es bekam ihr gar nicht gut, so kitzelig zu sein und ein so loses Mundwerk zu haben!" zwinkerte er. Heinrich riss die Augen auf: "Du hast das arme Maedchen gekitzelt, als sie wehrlos im Stock sass? Und danach mochte sie dich dann? Das ist mal eine verrueckte Geschichte!" "Tja, was soll ich sagen? Es heisst doch Lachen macht gluecklich!" meinte Thomas immer noch etwas verlegen. Heinrich war skeptisch: "Irgendwie klingt das sehr unglaubwuerdig!"

Thomas stiess einen Seufzer aus: "Ach ich weiss doch auch nicht so genau, was es war. Das Kitzeln, die Beruehrung oder dass wir das erste mal richtig alleine waren. Vielleicht passen wir einfach zueinander und mussten es erst selber merken?" Heinrich stand umstaendlich auf, holte eine Flasche Wein und zwei Becher heran, stellte die Becher auf den Tisch und schenkte ihnen beiden wortlos ein. Es tat Thomas gut, endlich mit jemandem darueber reden zu koennen. Er bedankte sich mit einem verschmitzten Laecheln: "Danke, mein Freund! Aber glaub ja nicht, dass der Wein meine Zunge soweit loest, dass ich dir alle Einzelheiten verrate!" "Verdammt!" grinste Heinrich, "Dabei wollte ich so gern hoeren, ob die huebsche Anna ohne ihre Kleider genauso begehrenswert ist, wie ein Blick auf sie hoffen laesst, wenn sie angezogen ist!"

Thomas hob eine Augenbraue hoch, dann lachte er: "Also darauf kannst du das Vermoegen des Koenigs verwetten und du wuerdest nicht verlieren!" "Ich beneide dich!" gab Heinrich zu, "Das huebscheste Maedchen von Rothenburg spreizt die Schenkel nur fuer dich!" Nun musste auch Thomas grinsen und die Erinnerung an ihre erste Nacht machte es nur noch breiter. Aber dann verfinsterten sich seine Gesichtzuege: "Wenn alles nur so einfach waere! Unsere Eltern koennen es gar nicht abwarten, Berta und mich zu verheiraten. Und es ist beim besten Willen nicht einfach, eine heimliche Beziehung zu fuehren, besonders, wenn man andauernd an die Konsequenzen denken muss!" Heinrich blickte in sein Weinglas: "Sie muss dich sehr lieben...dass sie bereit ist, die Strafe fuer Unzucht auf sich zu nehmen...und das Ende ihres Lebens, so wie sie es kennt..."

Als er das hoerte, stoehnte Thomas auf: "Wir haben schon ueberlegt, einfach zusammen wegzuziehen, irgendwo hin. Aber dann haben wir kein Einkommen, unsere Eltern wuerden uns niemals unterstuetzen! Ich liebe sie, Heinrich! Ich liebe sie so sehr, dass ich es nicht ertragen koennte, sie nicht mehr zu sehen. Aber ich will auch nicht, dass sie wegen mir leiden muss. Es ist ein Teufelskreis..." "Du bist in Schwierigkeiten!" befand Heinrich, "Ohne sie kannst und willst du nicht, mit ihr bringst du sie vielleicht in ernste Gefahr!" "Wem sagst du das?" erwiderte Thomas traurig. "Du willst sie heute Abend sehen, hab ich Recht?" Thomas nickte mit funkelnden Augen. Heinrich musste grinsen: "Du meine Guete....wenn du jetzt deinen Blick sehen koenntest! Die Kleine kriegt ja Angst vor dir!" Das provizierte ein Lachen: "Wie kann man vor purer Leidenschaft Angst bekommen?" "Ich kenne einige junge Maedchen, die davor Angst haben!" grinste Heinrich.

Thomas hob den Becher und nahm einen grossen Schluck. "Das war bei uns nicht anders! Aber die Leidenschaft war dann doch staerker!" "Wie war es?" Heinrich beugte sich begierig ueber den Tisch: "Wie hat sie sich angefuehlt?" Kichernd antwortete Thomas: "Heinrich! Sowas von neugierig! Es war einfach fantastisch! Kein Vergleich mit den einfachen Maedchen, mit denen man mal kurz ins Heu springt, aus jugendlicher Neugier! Anna ist eine Liebesgoettin dagegen!" Heinrich hob die Brauen: "Na ob da nicht mal die Liebe aus dir spricht...die sproede Jungfrau Anna eine Liebesgoettin?"

"Vielleicht uebertreibe ich wirklich ein bisschen. Aber wir lieben uns und das macht einen riesengrossen Unterschied! Sollte das heute abend wirklich klappen, dann kann ich mir gar nicht vorstellen wie schoen es diesmal wird!" schwaermte Thomas. Heinrich laechelte: "Wie kann ich jemandem, der so schwaermt, einen Wunsch abschlagen! Meine Unterstuetzung hast du. Fragt sich nur, wie du Anna aus dem Haus bekommst!" Dankend sah Thomas seinen Freund an: "Da wird mir schon etwas einfallen! Ich danke dir, ich weiss nicht, was ich ohne dich tun wuerde!" Heinrich lachte und machte ein paar eindeutige Handbewegungen an seinem Schoss: "Selbst ist der Mann, Thomas!!"

Dem entfuhr ein schallendes Lachen. Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, meinte er: "Das ist ja schoen und gut, aber ich bevorzuge doch lieber meine Anna, wenn es geht!" Heinrich schlug ihm auf die Schulter: "Dann geh und hol dir deine Anna! Du warst den ganzen Abend mit mir hier!" Freundschaftlich packte Thomas den Arm seine Freundes und sah in an. Dann nickte er mit einem Laecheln, erhob sich und verliess die Zunft.
 
18. Kapitel

Die Sonne war bereits untergegangen, und Anna lag in ihrem Bett und blickte traumverloren in die Dunkelheit. Sie stellte sich vor, dass Thomas noch im Haus wohnte...dass er sich in ihr Zimmer schlich und zu ihr ins Bett kam....dass er all die wundervollen Dinge mit ihr machte, die er die Nacht zuvor getan hatte...die und noch viel mehr! Allein der Gedanke loeste pulsierende Lust zwischen Annas Schenkeln aus, und sie ueberlegte, ob sie es riskieren konnte, schon wieder zu ihm zu laufen.....

In dem Moment schreckte sie ein klickendes Geraeusch am Fenster auf. Eine Weile sass sie still und blickte an die Glasscheibe. Hatte sie sich getaeuscht? In dem Moment prallte ein kleines Steinchen mit demselben klickenden Geraeusch ans Fenster. "Thomas!" wisperte Anna atemlos, stuerzte aus dem Bett ans Fenster, riss es auf und steckte den Kopf hindurch.

"Pssst! Anna, ich bin's!" fluesterte Thomas fast lautlos nach oben. "Ich weiss!" erwiderte sie laechelnd. Auch wenn sie seine Umrisse nicht gesehen haette, sie haette es doch gewusst. "Was machst du hier?" hauchte sie erwartungsvoll. "Hast du heute Nacht schon was vor?" kam es durch die Dunkelheit zurueck. Anna verbiss sich ein Grinsen: "Hm, mal sehen....du musst dich beeilen, in einer Viertelstunde erwarte ich den naechsten, der mir Steine ans Fenster wirft!" Thomas wusste sofort, dass sie Spass machte: "Du weisst ja, was ich mit dir mache, wenn das stimmt! Naja, eigentlich auch so!" Sie kicherte: "Ja, wenn du mich in die Finger kriegst!"

"Als ob du dich denen fernhalten wolltest!" grinste er. Anna spuerte, wie die Sehnsucht unertraeglich wurde. Neben ihrem Zimmer befand sich ein Geruest, an dem eine Kletterrose hochwucherte. Ohne lange nachzudenken griff Anna hinein und kletterte behende wie eine Katze aus dem Fenster. Einen Moment lang war er besorgt: "Bitte pass auf!" Aber schnell merkte er, dass Anna im Klettern aeusserst geschickt war. Sie stach sich zwar wiederholt an den Dornen der Rose in Haende und Fuesse, aber sie verlor nicht den Halt. Stattdessen riss sie sich ungefaehr in der Mitte ein grosses Loch ins Nachthemd.

Als sie fast unten angelangt war, breitete Thomas seine Arme auf, um sie aufzufangen. Anna liess sich einfach los und fiel ihm ruecklings entgegen. Zielsicher fing er sie auf. Das Gefuehl ihres Koerpers liess wohlige Erinnerungen wach werden. Schelmisch fragte er mit einem Blick auf ihr zerissenes Nachthemd: "Du kannst es wohl gar nicht mehr erwarten, was?" "Wer kam denn zu wem?" stichelte sie und piekte ihm in die Brust. Dann wurde sie ernst und sah ihn an: "Ich bin so froh, dass du da bist!" Noch waehrend er sie in den Armen hielt, kuesste er sie zur Begruessung und sagte dann: "Das bin ich auch!" Er war in spassiger Stimmung und so forderte er sie auf: "Kletter auf meinen Ruecken!"

Freudig wie ein kleines Maedchen gehorchte Anna, nachdem er sie auf den Boden gelassen hatte. "Einmal einfache Fahrt!" lachte Thomas leise. "Das kostet aber was!" "So?" Sie biss zart in sein Ohrlaeppchen: "Was denn?" "Hm, ein bisschen Kitzeln, vielleicht?" grinste er. Sie schlang die Beine um seinen Bauch, um nicht den Halt zu verlieren, und wisperte: "Aha. Und wo?" Thomas ging langsam los und sagte: "Das werde ich mir auf dem Weg ueberlegen. Aber ich habe mich schon gefragt, wie kitzelig du zwischen den Schenkeln bist!" Ahnungsvoll hob Anna die Brauen: "Wie meinst du das...zwischen den Schenkeln?"

"Lass dich ueberraschen!" kicherte er, als er sie die dunkle Gasse entlang trug. Anna fuehlte sich wunderbar sicher bei ihm, als koenne ihr niemand etwas anhaben. Sie begann, liebevoll an seinem Hals zu knabbern. Die Erwartung wurde fast unertraeglich. Er war genauso wie sie bis zum Zerreissen gespannt. Anna war relativ leicht – verglichen mit Berta sowieso! – und er setzte zu einem Spurt an. So schnell er mit ihr auf dem Ruecken konnte, rannte er los. Anna presste ihr Gesicht an seinen Nacken, um das laute Lachen zu ersticken, das ihr entfahren wollte.

Es war ein Genuss fuer Thomas, nicht nur im Bett mit Anna Spass zu haben, sondern auch bei allem anderen, was sie zusammen machten. Wenn sie jemand gesehen haette, haette er sie bestimmt fuer verrueckt gehalten! Gluecklicherweise sah sie aber niemand, und sie erreichten unbemerkt das alte Lagerhaus. Sein Atem ging schnell, als er zum Stehen kam. Die Tuere war noch offen, genauso wie er sie zurueckgelassen hatte. "Duck dich!" rief er ihr nach oben zu und betrat das Lager. Anna spuerte, wie ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie konnte es tatsaechlich kaum erwarten!

Als ihm klar wurde, was sie gerade getan hatten, blieb Thomas so ploetzlich stehen, dass Anna fast heruntergefallen waere. Erschrocken klammerte sie sich fest: "Was ist denn?" "Hast du es nicht gemerkt? Ich habe dich gerade ueber die Schwelle getragen!" prustete er los. Sie lachte: "Naja, aber auf dem Ruecken! Wie unromantisch!" Er setzte sie vorsichtig ab und meinte immer noch lachend: "Naechstes Mal machen wir es anders!"

Sie strich ihm ueber die Wange und musterte ihn vertraeumt: "Eigentlich sind wir schon fast verheiratet...wir haben uns etwas versprochen....es besiegelt...und ueber die Schwelle getragen hast du mich auch!" Er fluesterte ihr zaertlich zu: "Mir reicht das! Ich brauche keinen Pfaffen oder irgendjemandes Segen! Fuer mich bist du jetzt schon meine Frau!" "Oh, Thomas!" Mehr brachte sie nicht heraus, bevor sie foermlich in seine Arme schmolz und den Hals reckte, um ihn kuessen zu koennen. Er kuesste ihre heissen Lippen und eine wohlige Waerme durchfuhr ihn. Er presste sie fest an sich, fuehlte die Rundung ihres Rueckens. Anna spuerte jeden einzelnen Muskel seines festen Koerpers an dem ihren, und sie stoehnte hilflos auf, als gluehende Lust sie durchstroemte.

Thomas griff ihren Po und hob sie mit Leichtigkeit hoch. In Ekstase kuesste er sie immer leidenschaftlicher und schritt auf das Bett zu, das seit ihrem letzten Besuch im Lager noch an derselben Stelle stand. Anna keuchte bereits und fuehlte sich entsetzlich hilflos...sie war eine Sklavin ihrer Leidenschaft geworden. Nichts in der Welt haette sie jetzt dazu bringen koennen, Thomas loszulassen. Er nahm ihr diese Entscheidung ab, indem er sie auf die weiche Matraze legte. Seine Lippen konnten sich nicht entscheiden, wo sie als naechstes sein sollten – er wollte sie einfach ueberall gleichzeitig kuessen. Mit den Haenden fasste er Annas volle Brueste und streichelte sie durch ihr Nachthemd.

"Zieh das doch aus...zieh das doch aus!!" entfuhr es ihr halb frustriert, halb ungeduldig, und sie begann, hektisch an dem Kleidungsstueck zu zerren. Das liess sich Thomas nicht zweimal sagen! Er griff den Stoff mit beiden Haenden an dem Loch, dass die Dornen gerissen hatten und mit einem Ruck war das Nachthemd entzwei. Diese Demonstration seiner Kraft loeste bei Anna eine Gaensehaut der Wonne aus; sie haette ihn gern gepackt, beherrschte sich aber und liess sich auf die Matratze sinken, wo sie sich nackt, auf den Resten des Hemdes liegend, genuesslich vor seinen Augen raekelte.

In Windeseile entledigte er sich seiner eigenen Kleidung und stand mit einer beachtlichen Erektion vor ihr und sah auf sie herab. Anna erwiderte seinen Blick stumm. Ihr Koerper schimmerte wie Alabaster im fahlen Mondlicht, das durch ein winziges Fenster fast ganz oben unterm Dach hereinfiel. Jedes Mal, wenn Thomas sie nackt sah, dann bekam er eine Gaensehaut. Er glitt zu Anna auf das Bett, nahm seine Liebkosungen wieder auf und genoss, wie sich ihre geschmeidige Haut unter seinen Haenden anfuehlte. Sie stoehnte leise und schlang die Arme um ihn. Sie konnte ihn gar nicht schnell genug so nah wie moeglich spueren.

Mit Kuessen bedeckte er ihren Hals und knabberte hin und wieder an ihrem Ohrlaeppchen. Thomas fuehlte sich wie im siebten Himmel und strich immer wieder ueber ihren einladenden Busen. Die Begierde liess ihn kraeftig zupacken. So kraeftig, dass er sich dabei gefaehrlich an der Grenze zum Schmerz bewegte. Und Anna spuerte, dass es ihr gefiel. Dass sie seine Kraft, seinen Hunger genoss ueber alle Massen. Eine Hand griff ihre rechte Pobacke, der Zeigefinger der anderen fuhr sinnlich langsam zwischen Annas Bruesten und ueber ihren flachen Bauch hinab. Sie blickte ihm unverwandt in die Augen, waehrend ihre Schenkel sich gemaechlich fuer ihn oeffneten. Ihre Lust war fast unertraeglich. Ihr Blick gluehte vor Verlangen.

Sein Finger war an seinem Ziel angelangt und streichelte sanft den Eingang ihrer Spalte. Kuessend verwoehnte Thomas diese herrlichen Brueste und rieb ihren angewinkelten Schenkel, der schon leicht bebte. Als er ihre empfindsamste Stelle beruehrte, biss sie sich auf die Lippen, um keinen Schrei auszustossen. "Ich will dich so sehr.... " wisperte sie.

Der Blick aus ihren Augen war so intensiv und geheimnisvoll, dass Thomas sich fast darin verlor. Er fluesterte: "Ich kann nicht glauben, wie wunderbar du bist!" Mit zwei Fingern drang er sachte in sie ein und der Daumen massierte leicht die Gegend um ihren Kitzler. Anna verdrehte voller Lust die Augen und kruemmte den Ruecken. Mit einem atemlosen Keuchen krallte sie sich in seine Schultern. Zwei weitere Finger gesellten sich dazu, in einheitlicher Bewegung streichelnd, waehrend der Daumen sein Spiel unermuedlich fortsetzte. Thomas kuesste sie zaertlich auf den Mund, ihre Seufzer daempfend.

Anna spuerte, wie diese Explosion der Gefuehle, die sie erst neu bei ihm erlebt hatte, sich mit rasenden Schritten naeherte...viel zu frueh.... Sie drehte den Kopf, unterbrach den Kuss, um stoehnen zu koennen: "Thomas...du musst aufhoeren....sonst...." Er grinste sie an: "Sonst was? Fuehlt es sich etwa nicht gut an?" "Zu gut...." erwiderte sie mit bebender Stimme, "Das ist...viel zu schnell..."

Immer noch laechelnd stoppte er: "Dann habe ich etwas, was dich von deinen Gefuehlen sicherlich ablenkt!" Statt sie zu stimulieren, kraulte er nun mit beiden Haenden die Unterseiten ihrer Schenkel oder auch mal die empfindlichen Innenseiten. Es kitzelte fuerchterlich, besonders, weil sie schon sehr erregt war. Sie kreischte entsetzt auf und unternahm einen halbherzigen Fluchtversuch vom Bett. "Nicht so schnell, Liebes!" tadelte er sie lachend und hockte sich mit dem Ruecken ihr zugewandt auf sie. So konnte Thomas mit einem Arm ihre Beine festhalten und mit der anderen die zarte Haut kitzeln. Bei ihrer Flucht hatte sie sich umgedreht, lag nun auf dem Bauch und war verdammt hilflos! Quietschend krallte sie sich in den Rand der Matratze und versuchte, sich vorwaerts zu ziehen, um die Beine unter ihm wegzubekommen.

Aber mit dem Gewicht seines muskuloesen Koerpers war das ein aussichtsloses Unterfangen! "Weisst du, da ist eine Stelle, die ich noch nicht ausprobiert habe!" informierte er sie froehlich und griff mit flinken Fingern ihre gestreckten Kniekehlen an. "Hoer auf, HOER AUF!" jauchzte sie und trommelte mit beiden Haenden auf das Bett ein.

Ihre Hilflosigkeit erregte Thomas sehr und seine Haerte presste gegen ihren Po, als er sich vornueber beugte. Die Versuchung war einfach zu verlockend! Mit der Zungenspitze leckte er ueber die straffe Haut und die eine Hand, die dadurch freigeworden war, beschaeftigte sich nun ausgiebig mit ihrer Taille, die Thomas, hinter sich greifend, gut erreichte.

Das Kitzeln an zwei verschiedenen Stellen brachte Anna fast um den Verstand, und sie lachte heftig los, konnte sich einfach nicht beherrschen. Dabei wand sie sich weiterhin nach Kraeften. Unbewusst rieb Thomas sich an ihrem Po und seine Erregung wurde immer groesser. Nach ein paar Minuten wechselte er schnell den Arm, um auch ihre andere Seite erreichen zu koennen. Anna begann ploetzlich um Hilfe zu schreien....sie konnte gar nicht anders. Mit breitem Grinsen machte er eine kleine Pause und liess sie verschnaufen. "Lebst du da hinten noch?" fragte er ueber seine Schulter. "Warte nur, wenn ich DICH erwische!" stiess sie zwischen heftigen Atemzuegen hervor.

Lachend meinte er: "Na DAS kann noch eine Weile dauern!" Mit diesen Worten begann er, leicht wie ein Hauch mit einer Hand ihren Po zu kitzeln. Die andere verschwand zwischen ihren Schenkeln. Anna glaubte, jetzt ganz einfach sterben zu muessen! Sie kicherte und stoehnte, abwechselnd und gleichzeitig. Thomas setzte noch einen drauf, indem er ihr Kuesse auf die runden Backen gab und auch die Zunge zu Hilfe nahm. Es war eine wahnwitzige Mischung aus Kitzeln und Erregung, und Anna presste das Gesicht auf die Matratze, um ihre Schreie irgendwie zu ersticken.

"Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?" fluesterte er. Seine Finger fanden unter ihrem zitternden Leib den Kitzler. Sie zuckte heftig zusammen, und ihre Stimme zitterte wie ihr Koerper: "Nein...ich glaube nicht!" "Dann muss ich es wohl auf deinen Po schreiben!" bemerkte er kichernd. Mit seinem Zeigefinger fuhr er in kitzligen Bewegungen die Buchstaben nach. Nach jedem Buchstaben kuesste er leidenschaftlich ihre Haut. Anna verging fast vor Wonne. Sie kicherte laut und quiekte ab und zu wie ein Ferkelchen, strampelte leicht mit den Beinen, aber nie so heftig, dass er etwa haette aufhoeren muessen.

Thomas konnte seine eigene Lust kaum noch unter Kontrolle halten. Er wollte sie jetzt! "Ich will dich, ich brauche dich...!" stoehnte er laut. Er stoppte und drehte sich wieder um, so dass auch Anna Gelegenheit hatte, sich wieder auf den Ruecken zu legen. Impulsiv schlang er die Arme um ihren Ruecken, zog sie hoch zu sich und kuesste sie voller Liebe.
Anna glaubte, es keine Sekunde laenger aushalten zu koennen. Sie erwiderte seinen Kuss zuerst zart, doch bald wurde sie immer gieriger und draengte sich ihm heftig entgegen.
Dann endlich griff er sie am Po, hob sie ein kleine Stueckchen hoch und bedeutete ihr, auf sein hartes Glied zu rutschen.
Es war neu und ungewohnt, dass er ihr die Fuehrung ueberliess. Sie liess sich Zeit. Ganz langsam schob sie sich ueber ihn, genoss jeden Zentimeter, der in sie eindrang.
Als er sie um seine Maennlichkeit spuerte, stoehnte er leise auf. Ermunternd streichelte er ihr langes wallendes Haar.
Schliesslich war er ganz in ihr. Anna fuehlte ihn noch viel tiefer, viel intensiver als beim letzten Mal. Mit einem leisen Seufzen schloss sie die Augen.
Thomas lehnte sich ein wenig zurueck und verlustierte sich an ihren Bruesten und den bereits aufgerichteten Knospen, die er zwischen Daumen und Zeigefinger rieb.
Anna stoehnte auf, nahm ihn aber dann bei den Schultern und zog sie zu sich. Zaertlich sah sie ihm in die Augen und fluesterte: "Ich will, dass du mich festhaelst...die ganze Zeit!"
Mit liebevoller Stimme erwiederte er: "Wie kann ich dir auch nur irgendetwas abschlagen?" Er gehorchte und ergriff sie in einer engen Umarmung.
Anna seufzte zufrieden, als er sie so hielt. Es war, als wuerde er jeden Moment gaenzlich in sie hineinkriechen. Vorsichtig begann sie, sich an ihm zu reiben.
Die Bewegung fuehlte sich himmlisch an. Thomas hatte noch nie in dieser Position mit einer Frau geschlafen, also war es auch fuer ihn ein neues Erlebnis. Er griff unter Anna's Haar und streichelte ihren Nacken waehrend er sich vorbeugte, um sie zu kuessen.
Der Kuss intensivierte ihre Lust noch. Auf diese Weise konnte sie selbst bestimmen, was ihr besonders gut tat. So stieg ihre Erregung rasch, und sie wurde hektisch.
Thomas draengte sanft seine Zunge in ihren Mund. Wie zwei liebende eigenstaendige Wesen umschlangen sich ihre Zungen. Wogen der Leidenschaft durchfuhren ihn. Was Anna Vergnuegen bereitete, verfehlte auch bei ihm nicht die Wirkung.
Der leidenschaftliche Kuss war mehr als genug, um Anna ueber die Kante zu schicken; sie stoehnte hilflos in seinen Mund, als ihr ganzer Koerper in einem heftigen Hoehepunkt erbebte.
Thomas spuerte ihre Kontraktionen um sein Glied und seine Lust erfuhr einen starken Schub. Aber dennoch versuchte er, sich zu beherrschen und nicht gleich mit ihr zu kommen. Fieberhaft wanderten seine Haende ueber ihren Ruecken und ihren Po.
Anna bekam in ihrem Rausch ueberhaupt nicht mit, dass er seinen Hoehepunkt noch nicht erreicht hatte. Mit einem seligen Seufzen liess sich sich nach hinten sinken.
"Ich bin noch nicht soweit, willst du nicht nochmal?" stoehnte Thomas ihr fluesternd zu.

Sie raekelte sich behaglich auf dem Laken, zog die Beine an so weit sie konnte und machte eine lockende Geste mit dem Zeigefinger: "Komm doch her..."

Freudig grinsend kroch Thomas auf sie. Nun wollte auch er seine Belohnung haben. Mit einem genuesslichen Knurren drang er in einer einzigen fliessenden Bewegung tief in sie ein. Sein Gesichtsausdruck, und das Geraeusch, das er ausstiess, jagte Anna eine wohlige Gaensehaut ueber den ganzen Koerper. Sie jauchzte leise und legte die Beine auf seine Schultern. Die Leidenschaft und Erregung brachten seine animalischen Instinkte zum Vorschein. In schnellen kraeftigen Stoessen nahm Thomas sie, seinen Kopf an ihrer Schulter geborgen, und stoehnte unentwegt auf. Anna erregte es unheimlich, wie er die Kontrolle verlor, wie er zum wilden Tier wurde. Sie spuerte, wie erneut heisse Lust tief in ihrem Bauch aufflammte, und klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. Diesmal kam er zuerst. Mit einem Schrei durchfuhren ihn immer neue Wellen der Wonne und sein ganzer Koerper zuckte unkontrolliert. Thomas hoerte nicht auf, bis er erschoepft neben sie sank.

"Das wirst du mir wohl jetzt nicht antun, oder?" gurrte Anna laechelnd und schmiegte sich an ihn, rieb leicht den Unterleib an ihm. Er lachte und legte eine Hand auf ihren pulsierenden Koerper und fragte mit einer Unschuldsmiene: "Hm, was denn?" "Ich koennte nochmal...." antwortete sie mit dem Ausdruck eines Engels, der sehr teuflische Gedanken hegte. Mit einem Kuss auf ihre Wange meinte er geheimnisvoll: "Warte mal, da kommt mir eine Idee! Bin gleich zurueck!" Er stand auf und verschwand in dem Geruempel, das sich ueberall im Lager hoch stapelte. Anna setzte sich auf und reckte neugierig den Hals; aber sie konnte ihn nicht sehen, hoerte ihn nur poltern.

"Schliess die Augen und leg dich zurueck!" kam es aus der Dunkelheit. "Ich weiss nicht ob ich dir so trauen sollte!" erwiderte Anna grinsend, aber sie gehorchte. Ihre Sinne waren zum Zerreissen gespannt. "Wehe du mogelst! Dann muss ich mir das ueberlegen, ob du nochmal darfst!" lachte er, immer naeher kommend. Sie knabberte unruhig an ihrer Unterlippe, hielt die Augen krampfhaft geschlossen und versuchte, zu erlauschen, was er tat.

Thomas hatte derweil einen gemeinen Plan ausgeheckt. Die kleine Schatulle war da, wo er sie nach ihrem letzten Besuch im Lager versteckt hatte. Bewaffnet mit einer langen Feder, die eine feine, aeusserst schmale Spitze besass, begab sich zurueck ans Bett. Als erstes liess er den weichen Flaum ueber ihre Schenkel gleiten. Kichernd rollte Anna sich zusammen und oeffnete die Augen, sah ihn an: "Ich glaube so funktioniert das nicht!" Aber sie wollte gekitzelt werden. Alles in ihr schrie danach! Also hob sie die Arme und streckte sie mit langsamen, lasziven Bewegungen in Richtung der Bettpfosten, waehrend sie ebenso langsam die Beine spreizte.

Grinsend und mit trockenem Mund betrachtete er sie, wie sie sich verfuehrerisch auf dem Bett platzierte. Die Tuecher! Er hatte sie fast vergessen! Thomas brauchte nur einen Moment, um sie wiederzufinden. Langsam ubersaehte er einen ihrer Arme mit Kuessen und sanftem Lecken und arbeitete sich bis zum Handgelenk durch, das er an dem Pfosten festband. Ebenso verfuhr er mit ihrem anderen Arm und als er fertig war, fragte er: "Ist es auch nicht zu fest?" Sie zog daran und stellte fest, dass es sie hilftlos machte, aber nicht schmerzte. "Kann gar nicht fest genug sein!" erwiderte sie heiser.

Thomas' Erregung begann sich erneut zu zeigen. Er nahm ihr Gesicht in beide Haende und kuesste ihren Mund. "Du bist aber auch ganz schoen unanstaendig!" neckte er freundlich. "Erst seitdem ich dich kenne!" antwortete sie lachend und blickte auf sein wiedererwachendes Glied: "Es scheint dir zu gefallen!" Er schaute an sich herunter und meinte dann frech zwinkernd: "Ist ja kein Wunder bei einem so schoenen Anblick!" Anna lachte hell auf; es gefiel ihr, ihn so zu reizen.
Er kitzelte sie mit den Fingern spontan kurz unter den Armen, bevor er sich daran machte, auch ihre Beine zu fesseln. Sie hatte einen spitzen Schrei ausgestossen und kicherte jetzt weiter vor sich hin, als sie sich festbinden liess. "Ob ich da mal nicht einen Fehler mache...." Endlich war sie komplett fixiert und Thomas bestaunte sein Werk. "Zuerst sollten wir mal die Fesselung testen!" stellte er fest und begann, mit der Feder in langsamen Zuegen ueber Annas Fusssohlen zu streicheln. Sie kicherte und zappelte ein bisschen, und die Fesseln hielten sie sicher fixiert. Es kitzelte aber auch nicht so sehr, dass sie sich besonders haette wehren muessen.

Nach einer Weile ging er dazu ueber, ihre eine Sohle mit der Feder zu kitzeln und die andere mit seiner Hand. Sein Ziel war es, ihre moeglichst verschiedene Empfindungen zu geben, so dass sie sich nicht auf eine einstellen konnte. Es zeigte sofort Wirkung. Anna lachte laut los und zerrte heftig an dem Fuss, den seine Finger bearbeiteten. Weil er einsah, dass die Feder an ihren Fuessen nicht die gewuenschte Wirkung zeigte, wechselte er die Stelle. Er fand eine Position, in der er gleichzeitig ihre Fuesse mit den Haenden kitzeln konnte und auch ihre Oberschenkel mit der Feder. Durch ihr suesses Gelaechter wurde sein Glied von Minute zu Minute haerter. Waehrend das Kitzeln an den Fuessen langsam zur Qual wurde, war das zarte Streicheln der Feder an ihren Oberschenkeln unglaublich lustvoll. Das Kitzelgefuehl dort war auszuhalten, und sie spuerte, wie es sie immer feuchter machte.

In einer mutigen Aktion strich die Feder einmal kurz ueber ihre Weiblichkeit, bevor sie sich der Haut am anderen Schenkel widmete. Bei der Beruehrung ihrer intimsten Stelle mit der Feder schnappte Anna heftig nach Luft. Es hatte fuerchterlich gekitzelt! Das haette sie selbst nicht fuer moeglich gehalten! Grinsend bemerkte Thomas ihre Reaktion. Er liess von ihren Fuessen ab und schnappte sich mit der nun freien Hand aus dem Kaestchen eine weitere Feder, diese haerter und mit einer breiteren Spitze. Damit malte er alle moeglichen Bilder auf ihre Brueste und sparte auch die Brustwarzen nicht aus. Unterdessen fand die andere Feder immer haeufiger zu ihrer Spalte. Es war hoellisch! Annas erogene Zonen waren durch ihre Erregung schrecklich empfindlich, und sie juchzte und lachte und zerrte heftig an den Fesseln.

Zwischendrin liess es Thomas sich nicht nehmen, ihre Knospen auch mal in den Mund zu nehmen und daran zu saugen. Der Anblick ihres sich windenden Koerpers war wie ein Aphrodisiakum, und er musste alle Willenskraft aufbieten, nicht schon wieder in sie hineinzuschluepfen. Anna war ebenfalls schon fast ausser sich vor Lust. Sie hatte jegliche Kontrolle verloren, schrie immer wieder laut auf, aber eigentlich war es herrlich...ihre eigene Hilflosigkeit, die koestlichen, folternden, zarten Beruehrungen an so empfindlichen Stellen....all das machte sie wahnsinnig.

Schliesslich wollte Thomas nicht laenger warten und seine Bezahlung fuer den "Ritt" von vorhin einfordern. Er kniete sich zwischen ihre Beine und drueckte sie noch etwas weiter auseinander. Mit der groben Feder streichelte er die Innenseiten ihrer Schenkel, bis kurz vor ihre Scham. Das feinere Instrument beschaeftigte sich mit ihren Schamlippen und dem Kitzler, der prominent hervorstehend um Aufmerksamkeit pochte.
Anna kreischte; dabei war sie nicht so ganz sicher, warum....ob es so sehr kitzelte oder so geil war. Sie wand sich wie eine Schlange auf dem Bett, es war unmoeglich stillzuhalten.

Um Annas Bewegungsfreiheit noch weiter einzuschraenken, setzte sich Thomas zwischen ihre Schenkel hin und legte seine ausgetreckten Beine darueber, so dass deren Gewicht sie festhielten. Dann nahm er wieder die Behandlung auf. Besonders gute Resultate erzielte er, wenn die Federspitze gerade so ueber die empfindliche Knospe strich. "Thomas!" stiess sie zwischen Kichern hervor, "Das ist ganz ganz schlimm, ich halt es nicht mehr lange aus!" Ihre Spalte glaenzte vor Feuchtigkeit.

"Leider ist das nicht deine Entscheidung!" grinste er amuesiert. "Aber heute will ich mal Einsehen haben – ausnahmsweise!" erweichte er sich. Jedoch unterliess er dann das Federspiel komplett, beugte sich nach vorne und kitzelte das Maedchen heftig an den Seiten durch. Anna schrie wie am Spiess und versuchte, um sich zu schlagen, was natuerlich klaeglich scheitern musste. "HOER AUF! HOER AUF!!" flehte sie hilflos.

"Du kannst dich heute aber auch gar nicht entscheiden!" tat er beleidigt. Gemein fuegte er hinzu: "Nun, dann kann ich das auch nicht!" Damit setzte er seinen teuflischen Plan in die Tat um: Ein paar Minuten kitzelte er sie entweder an den Rippen, am Bauch oder an den Fuessen, nur um sich dann ebenso kurz ihrem heissfeuchten Geschlecht mit den Federn zu widmen. Anna begann zu fluchen: "Verdammt nochmal, THOMAS! Hoer auf, HOER AUF!" Dann brach sie wieder in wortloses Gelaechter und lautes Kreischen aus. "Ich denke gar nicht daran!" lachte der und setzte die kombinierte Folter fort. Er konnte sehen, dass sie schon aeusserst erregt war und allein das nagte an seiner Beherrschung.

Als Anna einsah, dass flehen und schimpfen nichts half, versuchte sie etwas anderes. So gut sie konnte in ihrer eher mangelhaften Selbstkontrolle, reckte sie ihm ihr Becken entgegen: "Bitte Thomas...komm doch...komm zu mir..." Innerlich brach ein Kampf in ihm aus. Einerseits wollte er sofort in sie eindringen. Andererseits wollte er aber auch sehen, wie weit er gehen konnte. Die Neugier siegte – sehr zum Leidwesen von Anna. Denn Thomas konnte inzwischen recht gut beurteilen, wann sie kurz vor dem Hoehepunkt stand und nutzte das Wissen schamlos aus. Jedesmal legte er an dieser Stelle die Federn beiseite und zwickte ungeniert ihre Hueften. "Ich hasse Dich, hoerst Du??" fauchte sie und konnte dann nur noch laut quieken. "Und ich liebe dich!" gab er mit vor Lust zitternder Stimmer zurueck. Er hoerte mit dem Zwicken auf und kraulte stattdessen sanft ihre Schenkel. "Du musst nur ganz lieb 'Bitte' sagen..." provozierte er sie mit einem Grinsen, das breiter nicht sein koennte. Anna platzte fast. Auf Wunsch betteln?? Niemals!! Sie kicherte und wand sich, aber dann streckte sie ihm die Zunge heraus: "Traeum nur weiter, Thomas!"

Na warte! dachte er sich. Die Federspitze auf ihrem Kitzler sitzend zwirbelte er den Schaft schnell zwischen den Fingern und gab ihr zaertliche Kuesse auf die Schenkel. Anna kruemmte sich und lachte und schrie wie wild. "HIIIIILFEEE!!" hallte es durch das alte Lager. Noch nie in ihrem Leben hatte sich etwas so grauenvoll und so geil zur selben Zeit angefuehlt. Nach einer Weile dachte Thomas wirklich, Anna wuerde gleich den Verstand verlieren. Er war selber schon hoechst erregt, und daher liess er die Feder nun pausenlos ueber die voll herausstehende Knopse tanzen.

Das Maedchen zuckte hilflos am ganzen Koerper und zerrte an den Fesseln, dass das Bett aechzte. Es kitzelte wie die Hoelle, und gleichzeitig war sie so angefuellt von Lust, dass sie gar nicht mehr klar denken konnte. Die verdammte Feder wuerde sie niemals mit genug Druck beruehren, um einen Hoehepunkt auszuloesen! Annas Schreie wurden immer verzweifelter. In einer blitzartigen Aktion fiel die Feder auf das Laken und wurde von Thomas’ Zunge ersetzt. Er leckte, so schnell er konnte, wiederholt den Schaft und die empfindliche Spitze ihrer Klitoris.

Anna schrie wild auf, und sie kam auf der Stelle; aufgrund der bereits uebergrossen Spannung ueberrollte der Hoehepunkt sie wie eine Flutwelle. Ihr Unterleib zog sich so heftig zusammen, dass sich die Kontraktionen auf ihren ganzen Koerper zu uebertragen schienen. Thomas konnte nicht genug von ihr bekommen. Er verwoehnte sie immer weiter und sekuendlich broeckelte seine Beherrschung, bis sie nur noch an einem seidenen Faden hing. Fuer Anna schien der Hoehepunkt kein Ende zu nehmen; immer weiter erbebte ihr schlanker Koerper unter den Wellen ihrer Ekstase. Sie hatte laengst aufgehoert zu schreien, lag nur stumm und atemlos und glaubte, sie sei schon tot und im Paradies.

Schliesslich konnte er nicht mehr. Benebelt verschwendete er keine Zeit und drang schnell in sie ein. Auch sein Orgasmus liess nicht lange auf sich warten. Bebend knurrte er unentwegt, waehrend er von seiner Lust davongetragen wurde. Anna bekam kaum noch mit, was um sie herum vor sich ging; sie trieb in einem Meer der Wonne. Immer wieder zog sie sich um ihn zusammen.

Noch nie hatte Thomas so ein Erlebnis gehabt. Selbst wenn er in dem Moment sprechen gekonnt haette, waeren ihm keine Worte dafuer eingefallen. Als Anna spuerte, wie er auf ihr zusammensank, entspannte sich ihr ganzer Koerper. Sie zitterte. Keuchend lag er da und, nur sehr langsam wollte die Realitaet ihn wieder einholen. Es vergingen mehrere Minuten, in denen keiner der beiden sich auch nur regte.

Anna war so zufrieden, so erschoepft und ausgefuellt, dass sie in diesen paar Minuten selig einschlief. Auch wenn er es wollte, hatte Thomas einfach keine Kraft mehr, sie zu wecken. Er war gerade noch geistesgegenwaertig genug, sie loszubinden. Mit einem letzten Seufzer nahm er seine Anna in die Arme und glitt dann ebenfalls in die Welt der Traeume.


****


Langsam kehrte das Bewusstsein zurueck. In Gedanken lag Thomas noch gemuetlich mit geschlossenen Augen auf seinem Bett in dem Patrizierhaus und weigerte sich, aufzuwachen. Es war einfach so angenehm. Aber irgendetwas war anders als sonst! Er konnte zuerst nicht festmachen, was es war, aber er spuerte es definitiv. War es die Tatsache, dass ihn nich die Sonne und auch nicht die Kirchenglocken weckten? Oder, dass sich ein warmer weicher Koerper an ihn schmiegte... Mit einem Schlag oeffnete Thomas die Augen.

Entsetzt musste er feststellen, dass er weder in seinem eigenen Bett lag, noch sich in seinem Zimmer befand. Und der warme Leib gehoerte Anna, die schlummernd auf ihm lag. Er konnte vereinzelte Sonnenstrahlen durch die nicht ganz neue Holzdecke hoch oben erkennen. Es daemmerte ihm, dass sie verschlafen haben mussten. Panik stieg in ihm hoch und er stiess Anna an der Schulter an: "Anna, du musst aufwachen! So wach doch auf!"

Anna stiess ein unwilliges Brummen aus. Sie hatte tief und fest geschlafen und tauchte jetzt auch nicht gleich aus ihrem Traum auf. "Gleich!" murmelte sie, "Nur noch ein bisschen, Papa..." Ihr schlaefriger Kommentar veranlasste ihn zum Lachen: "Wenn ich dein Vater waere, dann haetten wir aber ein wirkliches Problem!" Blinzelnd hob Anna den Kopf und erkannte ihren Geliebten neben sich im Bett. Sie zuckte leicht zusammen: "Oh...Thomas...bin ich eingeschlafen?" Noch hatte sie den Ernst der Lage nicht begriffen.

"Du bist gut! WIR sind nicht nur eingeschlafen, wir haben VERSCHLAFEN! Ich schaetze es duerfte eine Stunde nach Sonnenaufgang sein!" Angst klang in seiner Stimme. "WAS!?" Anna wurde kreideweiss, und sie wurde sofort panisch. Sie fuhr so rasch hoch, dass sie vom Bettrand fiel und mit einem lauten Poltern zu Boden krachte. Wenn die Situation nicht so ernst gewesen waere, haette Thomas jetzt einen Lachkrampf bekommen. Aber das war das Letzte, an das er dachte. Er sprang vom Bett auf und zog sich in Windeseile an. Anna war rasend schnell auf den Fuessen und hob ihr Nachthemd auf. "Thomas!!" entfuhr es ihr voller Entsetzen, als sie merkte, dass das Hemd in der Mitte entzweigerissen war. Sie hielt es ihm entgegen, waehrend ihr Gesicht sich fast gruen faerbte.

Siedend heiss fiel ihm ein, dass er es gewesen war, der sie ihres einzigen Kleidungsstuecks beraubt hatte. "Oh weh!" stoehnte er. "Was machen wir jetzt, was machen wir denn jetzt?!" Sie war den Traenen nah. Aufgeregt lief Thomas im Kreis umher. Sollte das das Ende sein? Dann fasste er sich und begann, wie wild in dem Krempel herumzuwuehlen: "Vielleicht finde ich was fuer dich zum Anziehen! Komm, hilf mir!"
Anna gehorchte, blind vor Traenen, und schluchzte unentwegt vor sich hin. Sie sah sich schon am Pranger stehen und Hiebe einstecken. Ohne Ruecksicht, dass er etwas kaputt machen koennte, gruben sich Thomas' Haende durch Moebel, Kisten, Truhen und dergleichen. Nach einer schier endlosen Zeit entfuhr ihm ein Triumphschrei und, er hielt ein blaues, etwas ausgebleichtes Kleid hoch, das er in einer verstaubten Truhe gefunden hatte.

Anna riss es ihm fast aus den Haenden. Sie zitterte, hatte wahnsinnige Angst, dass es ihr vielleicht nicht passen koennte, und versuchte, so eilig hineinzukommen, dass sie sich mit den Armen darin verhedderte und nicht wieder herauskam. Nun musste Thomas doch kichern. Er griff ihre Schultern und versuchte, sie zu beruhigen: "Warte, wenn du so rumzappelst, dann kann ich dir ja gar nicht helfen!" Sie hielt still, und er hoerte sie unter dem Stoff gedaempft weinen.

Jetzt, da sie sich nicht bewegte, war es einfacher, ihr das Kleid richtig ueberzustreifen. Die Vorderseite war von ihren Traenen schon feucht. Ein Gefuehl der Zaertlichkeit wallte in Thomas auf und er nahm sie in die Arme und streichelte ihren Ruecken. "Schhh, es wird alles gut! Das bekommen wir hin, nicht weinen!" fluesterte er. "Ich hab Angst!" wimmerte sie an seiner Brust, "Wenn man uns erwischt...wie sollen wir ungesehen nach Hause kommen? Und meine Eltern wissen sofort bescheid, wenn sie dieses Kleid sehen!" Nun war er verbluefft: "Wieso denn das?" "Die wissen doch genau, dass das keins von meinen Kleidern ist!" erwiderte sie hoffnungslos.

"Aber...aber..." stammelte er, selber der Verzweiflung nahe. "Was sollen wir den sonst tun? Kannst du nicht sagen, du hast es auf eurem Dachboden gefunden?" Sie zuckte die Schultern: "Ich weiss es nicht...vielleicht glauben sie es...aber wenn nicht....es steht mir doch ins Gesicht geschrieben, dass etwas nicht stimmt!" Sein Gesicht hellte sich ein wenig auf: "Was fuer einen Tag haben wir heute?" Sie fuhr sich ueber die Augen: "Mittwoch. Was spielt das fuer eine Rolle?" "Verstehst du nicht? Heute ist Markt! Du kannst behaupten, du bist frueh aufgestanden und hast schon eingekauft!" antwortete er mit hoffnungsvoller Stimme. "Was bleibt mir schon uebrig!?" schniefte sie, "Aber ich hab weder einen Korb noch Geld dabei!" Thomas sah sie nachdenklich an. Dann sagte er: "Einen Korb koennten wir vielleicht hier finden. Was das Geld angeht – dein Vater ist wohlbekannt in der Stadt. Denkst du, die Verkaeufer koennten dir einen Aufschub gewaehren?" "Denkst du das erweckt keinen Verdacht!?" Ihre Stimme ueberschlug sich fast, und ploetzlich trat sie heftig gegen eine alte Kommode: "Verflucht, ich bin geliefert!"

Annas Tritt war so stark gewesen, dass das Moebelstueck umfiel und das alte und offensichtlich morsche Holz mit einem Aechzen barst. Thomas fuhr erschrocken zusammen. Doch dann machte er neugierig einen Schritt vorwaerts. In den Truemmern lagen beschriebene Papierrollen, Buecher und einige Goldstuecke! Anselm musste sie vergessen haben, als er das Lager aufgegeben hatte! Anna starrte auf das Gold. Dann schrie sie auf vor Freude, fiel Thomas um den Hals und schmatzte ihm dicke Kuesse aufs Gesicht. Erleichtert liess er sie gewaehren. "Du bist ein wahres Glueckskind, weisst du das?!" lachte er. "Siehst du, siehst du??" Sie lachte und weinte gleichzeitig: "Unsere Liebe ist nichts schlechtes, sogar der liebe Gott ist auf unserer Seite!" Thomas drueckte sie gluecklich an sich: "Dann kann uns gar nichts mehr passieren!"

"Ich liebe dich!" fluesterte sie und kuesste ihn immer wieder. Seine Knie wurden immer weicher als er ihre Zaertlichkeiten erwiderte: "Ich liebe dich so sehr!" "Ich kann nicht mehr sein ohne dich..." hauchte sie zurueck, "Ich weiss nicht wie ich das aushalten soll, wenn du meine Schwester..." So gluecklich war er in diesem Moment, dass selbst die Erwaehnung des drohenden Unheils am Horizont ihn nicht aus der Fassung bringen konnte. Er sah ihr tief in die Augen und versprach: "Ich werde deine Schwester nicht heiraten – das kann dir einfach nicht antun! Egal, was mich dafuer erwartet, meine Entscheidung steht fest!" Und sie glaubte ihm. Der folgende Kuss war lang und tief und so voller Leidenschaft, als haetten sie nicht gerade erst die Nacht miteinander verbracht, sondern sich wochenlang nicht gesehen.

Er wollte sie nicht loslassen und grinste: "Wir koennen ja tatsaechlich nicht die Haende voneinander lassen!" "Wann sehen wir uns wieder?" Ihre Stimme war dunkel und samtig. Mit finsterer Miene meinte er: "Heute kann ich mich unmoeglich wieder verdruecken, das wuerde auffallen!" Dann zwinkerte er ihr zu: "Aber wenn morgen ein genauso heisser Tag ist wie die ganze Woche, dann koennen wir uns ja 'zufaellig' an dem Badeplaetzchen an der Tauber treffen!" "Rein zufaellig!" grinste Anna und rieb kurz ihre Nase an seiner. "Ich werde versuchen, gleich nach dem Mittagessen hinzugehen!"

"Ich kann es kaum erwarten!" gestand er laechelnd. Dann riss er sie beide aus ihren verliebten Ueberlegungen: "Aber wenn das auch nur ansatzweise funktionieren soll, dann musst du jetzt einkaufen gehen!" Sie nickte: "Ja ich weiss. Wir sehen uns spaeter bei meinen Eltern, denke ich." Noch ein schneller Kuss, dann drehte sie sich um und lief anmutig aus dem Lagerhaus. Die Tuer klapperte, und weg war sie.
 
19. Kapitel


Froh darueber, dass sie ihr schwieriges Problem geloest hatten, machte Thomas sich auf den Weg. So etwas darf uns nicht noch einmal passieren! ermahnte er sich innerlich. Um ein Haar waere es schiefgelaufen; aber wenn sogar das Schicksal auf ihrer Seite stand, was war dann noch zu fuerchten? Er schuettelte den Kopf um diese Gedanken loszuwerden und genoss die frische Morgenluft. Trotz der fruehen Stunde waren ueberall schon Leute unterwegs – weitaus mehr, als gewoehnlich. Im Vorbeigehen erhaschte er Bruchstuecke von Unterhaltungen, die sich aber meistens um dasselbe Thema zu drehen schienen. Schliesslich konnte er seine Neugier nicht laenger unterdruecken und sprach zwei aeltere Frauen an, die gestikulierend miteinander redeten.

Die Frauen schienen anscheinend froh darueber, den Klatsch weiterverbreiten zu koennen, und schnatterten sofort los: "Stellt Euch nur vor, Bursche, man hat gestern Abend die Wagners-Tochter mit dem Gerber-Sohn erwischt!" Thomas steckte ein Kloss im Hals. Er verbarg die ploetzlich aufkommende Angst, so gut es ging, und hakte nach: "Was denkt ihr, wird jetzt mit ihnen passieren?" Eine der Frauen, die so hoch wie breit war, zuckte die Achseln, aber ihre Augen glaenzten begierig: "Der Bursch kommt wohl ein paar Tage in den Pranger....und die Maid...da kommt es drauf an, ob sie es freiwillig getan hat oder ob der Martin sie gezwungen hat!" Es wurde ihm abwechselnd heiss und kalt. Mit leicht zittriger Stimme fragte er: "Was, wenn es freiwillig war?" "Dann wird sie auf dem Marktplatz mit Ruten gestrichen!" erwiderte die zweite Frau, eine grosse, hagere, und kicherte, als sei das etwas unglaublich komisches.

"Das wird sicherlich...interessant." bemerkte Thomas mit wachsender Uebelkeit. "Ich habe es aber sehr eilig!" verabschiedete er sich und machte sich hastig davon. Unmoeglich konnte er weiter diese Dinge hoeren! Alleine die Vorstellung, dass Anna dem Hohn und Spott oeffentlich ausgesetzt war, drehte ihm den Magen um. Dass sie auch noch geschlagen wuerde, daran wollte er gar nicht erst denken! Anna war derweil auf dem Markt unterwegs und hoerte die Neuigkeit natuerlich ebenfalls an jeder Ecke. Sie hatte laengst Magenschmerzen bekommen. Sie kannte die Wagnerstochter, immerhin waren die Wagner ihre Nachbarn. Sie wusste auch, dass Gerhild schon lange in Martin verliebt war. Sie fragte sich, welcher boeswillige Mensch die beiden entdeckt und verraten hatte.

Um jedes Grueppchen von Menschen machte Thomas einen weiten Bogen, um nicht auch in die Gespraeche mit hineingezogen zu werden. Endlich gelangte er an das Tor zum Schreiberhaus und schritt hindurch. Wie er schnell erkannte, waren alle bereits wach und unterhielten sich ueber das leidige Thema, das diesen Morgen ueberall die Runde machte.

Derweil machte auch Anna sich, nachdem sie einige Leckereien eingekauft hatte, im Laufschritt nach Hause. Das Gerede machte ihr Angst, sie wollte es nicht weiter hoeren muessen.
"Das ist eine Schande, hoert ihr?! Eine SCHANDE!" polterte Hiltrud gerade, als Anna die Kueche betrat. Anna zuckte so sehr zusammen, dass sie beinahe ihren Korb fallenliess: "Was ist eine Schande?" Hiltrud hielt in ihrer Tirade inne und blickte Anna erstaunt an: "Anna! Da bist du ja, ich habe mich schon gefragt, wo du abgeblieben bist!" Dann setzte sie wieder an: "Hast du es noch nicht mitbekommen? Dieses Luder Gerhild Wagner hat sich ein Schaeferstuendchen mit Martin, dem Sohn des Gerbers, gegoennt. Die Wonne wird ihr hoffentlich vergehen, wenn sie die Rute zu spueren bekommt!" "Mutter!" Anna bemuehte sich, empoert auszusehen und das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen: "Gerhild hat Martin schon lange gern....die beiden sind sicher ein Paar!"

Aus der Stimme ihrer Mutter wich die Schaerfe etwas, aber Hiltrud war immer noch aufgebracht: "Das mag ja sein Liebes...aber sie duerfen sich vor der Hochzeit so etwas nicht erlauben, das ist ganz unmoeglich! Wo kaemen wir denn hin, wenn jede mit jedem ins Bett springen kann, wie es ihnen gefaellt?! Und ausserdem denke ich nicht, dass der alte Wagner diesen Taugenichts fuer seine Tochter im Sinn hatte!"
Geraeuschvoll und mit heftigen Bewegungen packte Anna ihren Korb aus: "Da kommt das ganze Elend her....dass man nicht den heiraten darf, den man lieb hat! Wenn der Wagner Gerhild einfach erlaubt haette, Martin zu heiraten, dann haette man jetzt keinen Grund, sie zu strafen!"
Hiltrud wand sich an Anselm: "Jetzt siehst du, was du davon hast, deiner Tochter solche Flausen in den Kopf zu setzen! Sie sieht nicht einmal, dass die beiden etwas Suendiges getan haben!"
"Wie kann Liebe eine Suende sein!?" fuhr Anna heftig hoch und stemmte beide Arme auf die Hueften.

Anselm wollte gerade den Mund aufmachen, da entfuhr es Hiltrud: "Ach Kleine, was verstehst du denn von Liebe? Du bist doch noch so jung! Du verteidigst doch immer deine Sittlichkeit gegen die Burschen von Rothenburg und ploetzlich verteidigst du Gerhilde und Martin?"
"Ich verteidige mich gegen Kerle, die nichts anderes von mir wollen als einmal mit mir ins Heu! So wie Friedhelm, und mit dem haettet ihr mich sogar verheiratet!" Anna schrie jetzt fast.

Bevor ihre Mutter etwas darauf erwidern konnte, mischte sich Anselm ein:
"Ihr tut ja gerade so, als wenn unsere Anna die Rutenhiebe bekommen soll! Es stimmt schon, dass merhfach betont habe, dass Anna – in gewissen Grenzen – freie Wahl bei ihrem Braeutigam hat. Aber das heisst noch lange nicht, dass ich es gutheisse, wenn solche Unsittlichkeiten vonstatten gehen! Regeln muessen eingehalten werden, wenn nicht das Chaos ausbrechen soll! Und deshalb werden wir uns auch die Bestrafung heute Mittag ansehen, damit keiner von euch auf falsche Gedanken kommt!" Sanftmuetiger setzte er hinzu: "Aber keiner von euch hat doch etwas zu befuerchten!" Anna wurde kreidebleich.
Sie schuettelte heftig den Kopf: "Nein...nein, ich will das nicht sehen!"
Hiltrud wollte erst gar keine Diskussion aufkommen lassen: "Wir gehen, das ist mein letztes Wort! Vielleicht aenderst du deine Ansichten ja, wenn du siehst, was die Folgen sein koennen!"

****

Nach dem Mittagessen – das Anna sich ohne grosse Muehen verkniffen hatte – machte sich die Schreiberfamilie auf den Weg zum Marktplatz. Eine Traube von Menschen hatte sich um das Podium versammelt, auf dem die voellig aengstliche und eingeschuechterte Gehild zwischen zwei Waechtern der Stadtwache stand. Annas Herz klopfte bis zum Hals. Sie hatte fast so schreckliche Angst, als stuende sie selbst dort oben. Sie war fast gruen im Gesicht. Ein Mitglied des Stadrates, ein behaebiger Mann mit Glatze und roten Kopf, trat vor die Menge. "Buerger!" begann er, "Wir sind heute hier, um Gerechtigkeit walten zu lassen an Gerhild Wagner, die der Unzucht ueberfuehrt wurde. Die Strafe dafuer sind 20 Rutenstreiche auf den nackten Ruecken!"

Anna sah Thomas an. Ihre Augen waren riesengross. Mit fassungslosem Blick starrte dieser zurueck. Solche Dinge hatte er in die hintersten Ecken seines Bewusstseins gedraengt, aber jetzt waren sie grausliche Realitaet. Thomas konnte ihre Anspannung und ihr Entsetzen spueren. Einer der Stadtbuettel trat an Gerhild heran und riss ihr mit einem Ruck das Suenderhemd vom Leid, das sie trug. Der andere packte ihre Haende und fesselte sie mit einem Strick an den Metallring, der in einem bestimmt drei Meter hohen Pfahl an der Rueckseite eingelassen war. Die junge Frau wimmerte so klaeglich, dass es Thomas fast das Herz zerriss. Anna fing leise an zu weinen, als ein dritter Stadtbuettel mit einem Rutenbuendel hinter das Maedchen trat.

Der Stadtrat erhob wieder seine Stimme: "Lasst euch ihre Strafe eine Warnung sein! Vollstreckt das Urteil!" Gerhild zitterte am ganzen Koerper. Dennoch brachte sie die Kraft auf, zu schreien: "Aber ich liebe ihn doch! Wieso hilft mit keiner?" Anna presste die Haende vors Gesicht und schluchzte laut auf. Thomas haette gern seinen Arm um sie gelegt, aber zum einen wollte weder Anna noch sich selbst in Schwierigkeiten bringen, und zum anderen war er vor Furcht so steif wie eine Salzsaeule. Der Mann hinter Gerhild hob die Ruten und liess sie auf ihren entbloessten Ruecken niederfahren.

Es war ein fuerchterliches Geraeusch. Gerhilds Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, aber sie gab keinen Ton von sich. Anna hielt sich noch immer die Augen zu, aber Hiltrud sah es und zog ihre Haende fort. "Sieh hin!" zischte sie. Thomas zuckte bei jedem Hieb zusammen. Starr vor Schreck konnte er seine Augen nicht von der Szene abwenden. Die Leute um ihn herum schien das Spektakel aber nicht zu stoeren – im Gegenteil: Sie begannen, die Hiebe laut mitzuzaehlen! Beim fuenften Hieb schliesslich sprang die glatte weisse Haut auf Gerhilds Ruecken auf, und Blut begann zu laufen. Das Maedchen schrie auf vor Schmerzen.

"Sechs!...Sieben!...Acht!..." skandierte die Menge. Gerhild wand sich am Pfahl und vergoss bittere Schmerzenstraenen. Thomas wand seine Augen ab und waere am liebsten im Boden versunken. Wie gern haette er jetzt Anna einfach an der Hand genommen und waere mit ihre weit weit fortgelaufen! Die einzelnen Schreie, die nach jedem Hieb erschollen waren, wandelten sich zu einem einzigen, schrillen zusammenhaengenden Ton, der nicht mehr abriss. Anna verlor den letzten Rest Nerven, den sie sich bewahrt hatte, warf sich herum und rannte davon so schnell sie konnte.

Wenn er nicht mitten in der Menge gestanden waere, dann haette Thomas dasselbe getan. Aber so blieb ihm nichts anderes uebrig, als die Augen zu schliessen und die Faeuste zu ballen, waehrend Gerhild vorne am Pfahl hing, denn ihre Beine hatten nachgegeben. Ihr anhaltender Schrei stach ihm wie ein gluehendes Messer mitten in die Brust. In der Zwischenzeit rannte Anna blind vor Traenen durch die Strassen Rothenburgs. Nur weg, weit weg vom Marktplatz, weit genug, um diesen entsetzlichen Schmerzensschrei nicht mehr hoeren zu muessen. Aber so weit konnte sie gar nicht laufen. An der Jakobskirche stolperte sie ueber einen hochstehenden Pflasterstein und schlug der Laenge nach hin. Weinend blieb sie liegen und hielt sich die Ohren zu, denn Gerhild war noch immer zu hoeren. Wenn sie doch endlich ohnmaechtig wuerde!! dachte Anna gequaelt.

"...19!...20!" schallte es. Nach dem letzten Streich hing Gerhild wie leblos an ihrer Fessel und sackte zu Boden, als der Buettel sie losband. Weil es nichts mehr zu sehen gab, loeste sich die Ansammlung langsam auf. Der Stadtrat und die drei Wachen verliessen ebenfalls den Platz und liessen das Maedchen einfach liegen. Auch der Wagner, der in der Naehe von den Schreibers gestanden hatte, ging weg. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeisselt.

Mit vor Wut knirschenden Zaehnen sah Thomas zu, wie alle das Maedchen im Stich liessen. Es war ihm egal, was andere dachten. Zielstrebig ging er auf das Podium zu und hockte sich neben Gerhild auf das Holz. Es wollten ihm keine Worte einfallen, die es besser gemacht haetten. "Komm sofort da weg!" Es war Anselm, der diese Worte in einer Mischung aus Wut und Entsetzen ausgerufen hatte, und der Thomas von hinten am Arm packte und ihn von Gerhild wegriss. Aber man kann sie doch nicht da so alleine liegen lassen!" ereiferte sich Thomas. Zum ersten Mal war er richtig wuetend auf seinen Schwiegervater in spe. Zornig spie er ihm entgegen: "Das sind alles Heuchler! Sonntags in der Kirche wird Naechstenliebe aus der Bibel gepredigt und dann will keiner was mit ihr zu tun haben!" "Fuer diese Art von Naechstenliebe sind die Schwestern vom Kloster der ewigen Anbetung zustaendig, auf gar keinen Fall du!" herrschte Anselm Thomas an, "Man wird dir noch nachsagen, dass du es auch mit ihr getrieben hast!"

Thomas konnte seine Wut kaum im Zaum halten. Er riss sich aus Anselm's Griff los: "Na da hat der Heiland ja Pech gehabt, dass es damals keine Klosterschwestern gab, die ihm haetten helfen koennen, als er ans Kreuz genagelt wurde, was?! Und wer solche Luegen mutwillig verbreiten wuerde, dem gehoert die Zunge herausgeschnitten!" "Thomas!" Anselm rang die Haende: "Thomas, dieses Maedchen ist ehrlos! Was willst du machen, sie in unser Haus holen und gesundpflegen? Die Schwestern kuemmern sich um sie, wenn alle fort sind."

"Jaja, keiner will sich selber die Haende schmutzig machen! Ehrlos ist der, der die Not Leidenden hier liegen laesst und sich noch an ihrer Qual erfreut!" wetterte Thomas zurueck, aber der Zorn war aus seiner Stimme gewichen und hatte einer rethorischen Leidenschaft Platz gemacht. "Ich diskutiere nicht mit dir darueber!" erwiderte Anselm fest, "Du lebst in meinem Haus, und noch gehoert es dir nicht! Bis du Berta heiratest, verhaelst du dich so, wie ich es fuer richtig erachte! Und jetzt komm! Anna ist fortgelaufen, dass wir sie finden ist jetzt erstmal wichtiger!"Geistesgegenwaertig hielt Thomas die Worte zurueck, die ihm auf der Zunge lagen. Er nickte einfach nur und schritt trotzig neben dem Kaufmann her.

Anna war immer noch an der Jakobskirche. Sie hatte sich in einen Torbogen eines Seiteneingangs gekauert und weinte herzzerreissend. Man konnte sie selbst aus der Naehe nur dann sehen, wenn man fast direkt vor ihr stand. Aber ihr Weinen leitete die beiden Maenner leicht zu ihr. Sie hatte sich beim Sturz den Rock zerrissen, und ihre beiden Knie und die Handflaechen waren aufgeschuerft.

Anselm wollte eigentlich wuetend sein, aber als er seine Tochter voellig aufgeloest auf dem Boden hocken sah, war er voller Sorge: "Anna! Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Warum nur bist du weggelaufen?" Sie blickte ihn aus traenenverschleierten Augen an: "Musst du das wirklich fragen? Wie kannst du von mir verlangen, mir so etwas anzusehen!?" Er raeusperte sich ein klein wenig und versuchte zu erklaeren: "Deine Mutter hat darauf bestanden! Ich dachte sie hat Recht. Ihr solltet sehen, was passieren kann, wenn man solche Dinge tut, denn ich wollte dich nie an Gerhilds Stelle sehen!"

Anna wischte sich ueber die Augen und schniefte: "Wie geht es ihr?" "Der Buettel hat sie ganz schoen zugerichtet, das muss ich zugeben. Unser Thomas hier wollte doch tatsaechlich, dass wir sie bei uns pflegen. Ich denke, da geht manchmal noch sein jugendlicher Leichtsinn mit ihm durch! Die Ordensschwestern werden sie gut versorgen!" meinte der Kaufmann, jetzt schon besserer Laune, als zuvor. Anna sah von Thomas zu ihrem Vater: "Wenn ich da oben gestanden haette...haettest du dich dann auch auf die Schwestern verlassen?" Der blickte entsetzt drein: Um Gottes willen, sag doch sowas nicht! Erstens hast du doch nichts getan, weswegen man dich bestrafen koennte und zweitens wuerde es niemand wagen, meine Tochter so zu behandeln. Auch wenn es gerechtfertigt waere, wuerde ich das nicht zulassen! Das hiesse aber nicht, dass ein solches Verhalten keine Konsequenzen haette!" "Und wenn ich doch einmal eine Dummheit aus Liebe beginge, was wuerde dann mit mir passieren? Bekaeme ich statt 20 Rutenstreiche nur 10?" fragte sie kalt.

Anselm war es sichtlich unangenehm, von seiner Tocher so in die Ecke gedraengt zu werden. Thomas ergriff fuer keinen der beiden Partei, da er nichts falsches tun wollte. "Nur weil ich mir Sorgen mache, bedeutet das nicht, dass du frech sein darfst!" erstickte Anselm die Diskussion. "Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen!" erwiderte Anna schnippisch und warf ihr langes Haar zurueck. Jetzt schaemte sie sich beinahe, dass sie geweint hatte. "Und falls jemals die Notwendigkeit bestuende, mich oeffentlich abzustrafen, dann musst du dir auch keine machen! Sieh nur zu, dass du mir ein paar frische Kleider zum Schandpfahl bringst, damit ich nicht nackt aus der Stadt getrieben werde!"

Thomas sog scharf die Luft ein. Er verstand durchaus, das Anna sehr aufgebracht war, aber es erschien ihm reichlich gewagt, dass sie mit ihrem Vater so sprach. Doch zu seinem Erstaunen zeichnete sich die Andeutung eines Laechelns auf den Lippen des Mannes ab: "Wenn du soviel Vernunft zeigen kannst, wie du Mut und Temperament besitzt, dann gibt es kein Problem!" Einen Moment sah Anna ihren Vater stumm an; er liebte sie ueber alles, das wusste sie. Laut weinend fiel sie ihm um den Hals, brachte unter Schluchzern kaum noch heraus, was sie sagen wollte: "Es tut mir leid, Papa, ich wollte nicht respektlos sein...aber es war so fuerchterlich...die arme Gerhild....und nur, weil sie sich verliebt hat!"

Nun schwand auch noch das letzte Stueck schlechter Laune aus seinem Gemuet. Froh drueckte er seine Tochter an sich. Thomas drehte sich zur Seite und wollten den Moment nicht stoeren. Anna hatte das Gefuehl, ihr Herz muesse brechen. Sie weinte wie ein kleines Kind in den Armen ihres Vaters, und dann griff sie nach Thomas' Arm und zog ihn auch noch heran. Dem war das eigentlich gar nicht Recht, aber dann legte er doch einen Arm um Anna und den anderen um Anselms Schultern. Er haette sich nicht gewundert, wenn jemand vorbeikommen wuerde und fragte, wer denn gestorben sei.

Ploetzlich sah er, dass Anna ihn ueber Anselms Schulter hinweg ansah. Sie versuchte, ihm klarzumachen, was sie dachte: Es ist vorbei! Wir duerfen uns nicht mehr sehen! Wenn sie die Worte ausgesprochen haette – es waere nicht schlimmer gewesen! Traenen sammelten sich in seinen Augen. Jetzt drueckte er die beiden noch fester, weil er dachte, das waere seine letzte Gelegenheit, Anna zu beruehren. Sie haette ihm gern ueber die Wange gestreichelt, aber sie wagte es nicht, aus Angst, Anselm koenne es bemerken. Sie wusste, dass er verstanden hatte, was sie sagen wollte. Sie fuehlte sich schlimmer als je zuvor in ihrem Leben. Aus Feigheit, aus Angst vor Schmerz und Strafe wuerde sie ihre Liebe verraten.

Schliesslich konnte es Thomas nicht laenger ertragen. Er wandte sich ab und ein Schluchzer entfuhr ihm. Anselm merkte es: "Na nicht du auch noch! Was ist denn nur heute los?" "Ach es ist nur...ihr beide..." Mehr brachte Thomas nicht heraus. Anna konnte sich nicht beherrschen, und sie fiel nun noch einmal nur Thomas um den Hals. Ihn noch ein einziges Mal halten, spueren....

Ein Funken der Erkenntnis entstand dem alten Kaufmann, als er die beiden betrachtete. Aber er zerstob so schnell wie er aufgekeimt war. Unterdessen musste Thomas alle Kraft aufbringen, um nicht voellig die Beherrschung zu verlieren und womoeglich seine Gefuehle einfach herauszurufen. Schliesslich riss Anna sich zusammen und loeste sich muehsam von Thomas. Mit einem Zipfel ihres Kleides trocknete sie sich die Augen.
Anselm legte seine Haende auf beider Schultern und troestete: "Nun ist es ja gut. Ich verspreche euch, dass ich euch nicht mehr zwingen werde, so etwas mitanzusehen, wenn ihr nicht wollt, ob es Hiltrud nun passt oder nicht!" Anna laechelte zaghaft und war froh, dass ihr Vater offenbar nichts bemerkt hatte. "Danke, Papa." Ihre Stimme war ganz klein.

Die drei setzten sich nach Hause in Bewegung – Anselm in der Mitte und Thomas und Anna neben ihm. Der junge Mann wollte es einfach nicht wahrhaben, dass es zu Ende sein sollte! Duesterer denn je blickte er der Heirat mit Berta entgegen. Auch Anna wollte sich nicht vorstellen, niemals wieder in Thomas' Armen zu liegen. Aber es ging einfach nicht anders, wenn sie nicht wie Gerhild enden wollte. Ihr Vater hingegen war bester Laune, da nun – wie er dachte – alle Probleme aus der Welt geschafft waren. Und doch hatte sich unbemerkt eine Frage in seinen Kopf geschlichen, die nur darauf wartete, von einem Ereignis an die Oberflaeche seines Bewusstseins geholt zu werden.
 
20. Kapitel


Den naechsten Morgen verbrachte Anna in aeusserst truebsinniger Stimmung. Sie hatte eine Nacht voller Alptraeume durchlebt und den Teil der Nacht, den sie nicht hatte schlafen koennen, bitterlich in die Kissen geweint. Thomas war es aehnlich ergangen. Zwar liess er als Mann den Traenen nicht so freien Lauf, aber er hatte die ganze Nacht wach gelegen und kein Auge zugetan. Dementsprechend sah er auch am Morgen aus, so dass Hiltrud sich besorgt gab und Thomas es als eine Kleinigkeit abtat. Anna hielt sich so weit sie konnte von ihm fern und vermied es, ihn anzusehen.

Nachdem er schweigend und lustlos sein Fruehstueck gegessen hatte, bat er Anselm um einen freien Tag. Der sah seinem Schueler an, dass er sich beim besten Willen nicht gut fuehlte und willigte ein. Thomas kam zu der Erkenntnis, dass es wohl besser war, er wuerde sich den ganzen Tag nicht in der Naehe des Hauses aufhalten. "Ich gehe draussen an der Tauber ein bisschen spazieren." verabschiedete er sich.

Anna half noch abspuelen. Dann verkroch sie sich in die Scheune, schmuste traurig mit den Kaninchen, und holte sich schliesslich Harras, um mit ihm ebenfalls spazierenzugehen. Gedankenverloren trottete sie einfach los. Ohne darauf zu achten, wohin. Es war, als wuerde eine fremde Macht sie leiten.

Betruebt schlenderte Thomas durch die Wiesen vor der Stadtmauer. Er hatte gehofft, dass das schoene Wetter ihn ein wenig aufheitern wuerde, aber er hatte sich komplett geirrt. Stattdessen fuehlte er sich noch viel schlechter, weil er sich dauernd an die gemeinsame Zeit mit Anna erinnern musste: Das Bogenschiessen, wie sie auf dem Grass herumgetollt waren und sich das erste Mal gekuesst hatten, als sie am Fluss ueber ihn gestolpert war und was sich letztendlich daraus entwickelt hatte. Es war wie ein nicht abreissenwollender Strom suesser Erinnerungen, die ihn jetzt zu Tode quaelten.

Anna war ebenfalls schon aus Rothenburg heraus. Sie blickte nur auf ihre Fuesse, hatte eigentlich keine Ahnung, wo sie war. Doch ploetzlich fing Harras an zu bellen und stob freudig schwanzwedelnd davon.

Kaum war er am Wasser angekommen, hoerte Thomas den Hund bellen. Da sauste der Vierbeiner auch schon in einem halsbrecherischen Temp heran und warf den jungen Mann fast um. Er ging in die Knie und streichelte das Tier. Harras' ganzer Koerper war in Bewegung vor Glueck, einen Freund getroffen zu haben, er wedelte und jaulte und wimmerte vor Freude und warf sich schliesslich auf den Ruecken. Der Hund entlockte Thomas sein erstes Lachen an diesem Tag. Er kraulte Harras' Fell am Bauch und seufzte: "Ich beneide dich! Du bist nur ein Hund und musst dich nicht mit meinem Problemen herumschlagen!" Harras sag seine Chance gekommen, als Thomas sich weit zu ihm hinabbeugte, fuhr ploetzlich hoch und schlabberte ihm quer uebers Gesicht.

"BRRRR!" stoehnte der und versuchte, den Hund davon abzubringen, ihm seine Zunge aufdruecken zu wollen. Aber im Grunde mochte Thomas das Tier sehr gern und schnell entwickelte sich ein freudiges Gerangel daraus, was Harras sichtlich genoss, denn er bellte immer wieder freudig. Anna hatte die ganze Szene von weitem beobachtet, und ihr standen die Traenen in den Augen. Das Bild, wie Thomas mit dem Hund raufte, ging ihr ans Herz.

Er war so in das Spiel vertieft, dass er Anna nicht bemerkte. Er war froh, dass er wenigstens eine unkomplizierte Beziehung fuehren konnte! Anna versuchte, sich ihre Ruehrung nicht anmerken zu lassen, und kam langsam naeher. Schliesslich sah er sie dann doch. Still blieb er auf dem Boden hocken, der Hund fast ruhig auf seinen Beinen liegend. Das Tier hatte gemerkt, dass sich etwas veraendert hatte. Anna kam wortlos zu ihm und setzte sich neben ihm. Ohne ein Wort und ohne Thomas anzusehen kraulte sie Harras hinter den Ohren. Eigentlich wie immer, wenn Anna in der Naehe war, wurde Thomas heiss – auch wenn sie die Schuechternheitsgrenze schon laengst ueberschritten hatten. Seine Hand streichelte ebenfalls das Hundefell und Harras brummte geniesserisch, jetzt da er gleich von seinen zwei besten Freunden verwoehnt wurde. "Du Guter!" fluesterte Anna und griff fester zu, "Das magst du..."

Wie vom Blitz getroffen zuckte Thomas zusammen, als seine Finger die von Anna zufaellig streiften. Er machte Anstalten, aufzustehen. Da sah sie ihn an. Immer noch stumm. Ihr Blick hielt ihn fest und er erwiderte ihn. Anna verlor sich in seinen blauen Augen. Alles war genau wie immer. Ihr Herz klopfte, und im Bauch flatterten tausend Schmetterlinge. Angst? Wovor? Alles was zaehlte, war Liebe!

Zoegerlich streckte er seine Hand aus, nur um sie wieder zurueckzuziehen: "Ich...ich will nicht, dass du wegen mir leiden musst!" fluesterte er. Eine einzelne Traene rollte ihre Wange hinab, und sie schuettelte langsam den Kopf: "Und wenn sie mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen....deine Liebe ist es wert!" So schnell hatte er sie noch nie in den Arm genommen und gekuesst! Harras protestierte bellend, dass seine beiden Freunde sich lieber miteinander beschaeftigten, als ihm seine gewohnte Zuneigung zukommen zu lassen. Anna lachte, mit Traenen in den Augen, als er seine feuchte Schnauze zwischen ihre Gesichter draengte. "Du kommst spaeter noch dran!" tadelte Thomas das Tier sanft. Er zog Anna ganz zu sich und verschlang sie geradezu.

Sie schmolz in seinen Armen und sank fast automatisch ruecklings ins Gras, waehrend sie ihn immer gieriger kuesste. Vergessen war der Entschluss, die Beziehung abzubrechen. Sie konnte nicht. Vollkommen unmoeglich. Ohne ihn konnte und wollte sie nicht sein. Heute war er von ihr wie besessen. Die Trauer und Verzweiflung, die sich angestaut hatten, waren jetzt nur noch Lust und Leidenschaft. Wie im Fieber streichelte er ihre Rundungen durch das Kleid. Anna drueckte ihre Brueste in seine Hand, strich ihm durchs Haar, stoehnte leise. "Ich brauch dich jetzt...." fluesterte sie ihm zu, "Ich muss dich spueren...wissen, dass du da bist!" Mit einer Schnelligkeit, die ihm selbst unheimlich erschien, landete seine Hose in hohem Bogen auf dem Boden. Harras hatte dem Geschoss gerade noch ausweichen koennen und sah den Liebenden interessiert zu.

Anna lachte amuesiert auf und zog ihn an den Ohren zu sich: "Da kann es ja jemand kaum erwarten!" "Du doch auch nicht!" grinste er und noch bevor die Worte zu Ende gesprochen waren, klopfte seine Eichel schon an ihrem Eingang. Er hatte sich nicht einmal die Muehe gemacht, ihr Kleid auch nur zu oeffnen, bahnte sich einfach einen Weg unter ihre Roecke, und Anna fand es schrecklich aufregend, sein Draengen, die Verruchtheit der ganzen Situation, und sie spreizte aufreizend fuer ihn die Schenkel. Mit einem tiefen Brummen drang er weit in sie ein. Schnell fand er einen Rhythmus, der beiden zu gefallen schien. Die Hektik, das Animalische brachten eine unglaubliche Aufregung ins Spiel. Annas Angst hatte sich gaenzlich in rasende Lust umgewandelt. Sie krallte ihre Fingernaegel in Thomas' Hinterbacken, um ihn noch tiefer in sich zu ziehen, und biss ihm in den Hals, um nicht vor Genuss aufzuschreien.

Harras beobachtete die Szene argwoehnisch mit schiefgelegtem Kopf. So hatte er sein Frauchen ja noch nie gesehen! Thomas knetete Annas Busen und erhoehte das Tempo immer mehr. Unentwegt stiess er ein Keuchen aus. Anna wand sich auf der Erde; sie glaubte, gleich platzen zu muessen. Ihr Becken kam dem seinen mit heftigen Bewegungen entgegen, um die Reibung so noch zu verstaerken. Seine eine Hand glitt hinunter zwischen ihre Schenkel und mit dem Daumen massierte er ihren Kitzler im gleichen Takt, wie sich ihre Hueften bewegten.

Anna explodierte sofort. Ihr Schrei hallte ueber die Flussauen, als sie sich von Ekstase geschuettelt unter ihm kruemmte. Das genuegte und Thomas erschauderte in einem gewaltigen Hoehepunkt. Er stoehnte seine Lust hinaus, die einfach nicht abnehmen wollte. Anna fiel mit einem gluecklichen Lachen ins Gras und schloss heftig keuchend die Augen. Verausgabt sank Thomas neben sie. Er legte seinen Arm um ihre Schultern, zog sie an sich und kuesste zaertlich ihre Wange: "Ich liebe dich!" Sie laechelte ihn an, aller Kummer, alle Angst waren vergessen, sie empfand nur Liebe und Glueck: "Ich dich auch!"

Dann gesellte sich auch Harras dazu und legte sich auf Thomas Bauch. "Sowas hast du bestimmt noch nicht gesehen, du!" meinte er froehlich zu dem Tier. "Solange er nicht auf die Idee kommt mitzumachen!" kicherte Anna. Sie lagen eine Weile friedlich so da. Dann schlug Thomas ploetzlich vor: "Was haelst du von einem Bad?" Anna nickte: "Gute Idee. Ich muss mich sowieso etwas saubermachen!" Vielsagend wies sie auf ihre Schenkel, an denen gerade sein Samen trocknete.

Grinsend erhob er sich und zog sich ganz aus. Es war gegen Mittag und die Sonne waermte ihn angenehm – im Vergleich mit den Feuern der Leidenschaft jedoch musste sie eindeutig den kuerzeren ziehen. Anna stand ebenfalls auf und drehte ihm den Ruecken zu. Dann oeffnete sie ihr Kleid und schob es nach unten. Als sie an den Hueften angelangt war, fing sie an, aufreizend mit dem Hinterteil zu wackeln, vorgebend, es anders nicht ausziehen zu koennen.

Diese Provokation konnte er ihr doch nicht ungestraft durchgehen lassen! Auf leisen Solen tapste er heran und kitzelte sie von hinten an den Seiten. Mit einem Kreischen fuhr Anna hoch, sprang aus ihrem Kleid heraus und jagte lachend hinunter zum Wasser. Behende rannte Thomas hinterher, darauf aus, seine 'Beute' zu erwischen. Als Anna merkte, dass er ihr folgte, kreischte sie wieder und lief schneller, um ihm zu entkommen.
Es war ein Heidenspass! Anna war bereits mit den Fuessen im Wasser und nur noch wenige Meter trennten die beiden. Sie schlug Haken wie ein Hase und fuehlte sich dabei frei und leicht wie ein kleines Kind.

"Verflixt, bist du flink! Wie soll ich dich denn da erwi..." rief er und landete mit einem lauten Platschen im Wasser, weil ihm Anna einen besonders schnellen Satz gemacht hatte. Sie lachte so sehr, dass sie nicht weiterlaufen konnte. Da stand sie also, kruemmte sich in Gelaechter, nackt wie Gott sie geschaffen hatte und nur umgeben von ihren langen dunklen Locken. Prustend kaempfte sich Thomas wieder auf, bist er wieder huefttief im Wasser stand. Spitzbuebisch grinsend stuermte er auf Anna zu und riss sie von den Beinen, so dass beide unter der Wasseroberflaeche verschwanden. Hustend und spuckend kaempfte Anna sich wieder an die Luft und warf schwungvoll ihr Haar zurueck.

Thomas hingegen war noch unter Wasser, nutzte die Gelegenheit und streichelte sie sanft an den Kniekehlen. Sie zuckte zusammen, entzog sich ihm aber nicht. Es war eine sehr reizvolle Mischung aus Kitzeln und Streicheln. Schliesslich musste aber auch er Luft holen, hoerte aber nicht auf, ihre schlanken Beine zu streicheln. Nass fuehlte sich ihre Haut nochmal so gut an. Anna spuerte, wie neuerliche Erregung in ihr zu erwachen begann. Er war einfach so unsagbar zaertlich.

Ihren Ruecken kuessend, richtete er sich langsam auf. Seine Haende fuhren inzwischen leicht kitzelnd an ihren Hueften hoch. Sie kicherte suess und zappelte leicht, aber wehrte ihn nicht ab. Seine Kuesse auf ihrem Ruecken loesten eine wohlige Gaensehaut aus.

Sein wiedererhartetes Glied rieb von hinten an ihren Schenkeln und wanderte immer hoeher. Aber so ganz wollte er nicht Gefangener seiner Begierde sein und vorher noch etwas Spass haben. Thomas umschlang sie ganz mit einem Arm und fing an, sie ernsthaft am Bauch und an den Bruesten zu kitzeln. Quietschend wand sie sich hin und her: "Nein nein, hoer auf...Thomas, nicht, bitte!" Er gab ihr Kuesse auf den Nacken und setzte die Behandlung fort. Gleichzeitig draengte er sie leicht Richtung Ufer, wo das Wasser seichter war. Wenn sein Plan aufging, wuerde es eine vergnuegliche Sache werden.

Anna widersetzte sich nur halbherzig; einerseits weil sie gegen seine Kraft ohnehin keine Chance hatte, anderereits weil sie wusste, was auch immer er vorhatte wuerde ein grosser Spass sein. Als das Wasser so niedrig stand, dass er sich auf den Boden legen konnte, sank er herunter und zog sie kitzelnd auf sich, so dass sie leicht schraeg mit dem Ruecken auf ihm lag. Sie begann ernsthaft zu zappeln und kicherte wie ein kleines Maedchen. Wie immer, wenn er sie kitzelte, war es lustvoll und unertraeglich zugleich.

Einen Moment hatte er aufgehoert, sie zu kitzeln, packte stattdessen Anna mit beiden Haenden an den Hueften und schob sie auf seine Maennlichkeit. Anna, schon wieder erregt von seinen neuerlichen Zaertlichkeiten, half ihm durch leichte Beckendrehung beim Eindringen und lehnte genussvoll den Kopf zurueck, als er in sie glitt.

Von hinten umfasste Thomas ihre Brueste und stoehnte auf. Er war darauf bedacht, so weit er konnte in ihr zu sein. Dann murmelte er: "Jetzt bist du dran!" und spielte mit den Fingern blitzschnell ueber ihre Seiten. Sie stiess einen kurzen Schrei aus und begann dann kichernd hin und her zu zappeln. Durch Annas Bewegungen musste Thomas selbst so gut wie keine Arbeit leisten. Ihr Becken drehte sich in seiner begrenzten Bewegungsfreiheit und gab ihm so ein wunderschoenes Gefuehl. Fuer sie war es gleichermassen angenehm. Das Kitzeln zusaetzlich zu der lustvollen Stimulation war atemberaubend.

Zusaetzlich griff er mit einem Daumen zu ihrer Scham und streichelte ihre Knospe, waehrend sie, von seiner anderen Hand gekitzelt, sich windend ihm und sich grosse Lust bereitete. "O Thomas!!" kicherte sie, "Das kitzelt so, das macht mich verrueckt!" "Ich hoffe doch 'gut verrueckt' !" lachte er zwischen dem eigenen Stoehnen und drehte den Kopf, um ihren Hals zu kuessen. Sie schmiegte ihre Wange an sein Gesicht, und zappelte und lachte und stoehnte weiter. Eigentlich wusste sie gar nicht, welche Empfindung staerker war, das Kitzeln oder die Lust. Konnte sie beides ueberhaupt noch trennen?

"Du bist so wunderschoen!" hauchte er in ihr Ohr. "Du bist die schoenste Frau der Welt!" "Und du der tollste Mann!" wisperte zurueck, "Du hast mich gelehrt, was Liebe bedeutet!" "Ohne dich bedeutet es gar nichts!" atmete er schwer und fuehlte dann einen maechtigen Orgasmus in sich aufbrausen. Das nahm er als Anlass, Anna umso heftiger mit beiden Haenden zu kitzeln. Er knetete, streichelte, zwickte was das Zeug hielt und ergoetzte sich an dem Gefuehl, totale Kontrolle zu haben. Es war fast unertraeglich! Anna quietschte laut, und die duale Stimulation sorgte dafuer, dass sie einen ueberraschend intensiven Hoehepunkt erlebte, der ihren ganzen Koerper erzittern liess.

Diesmal kamen sie sogar gleichzeitig. Die Kraft des Orgasmus fegte wie ein Orkan durch ihn und er liess seinem Vergnuegen mit einem animalischen Knurren freien Lauf. Anna sank entspannt und heftig atmend auf ihm zusammen und genoss die letzten schwachen Beben, die sie mit sich zogen.

Zaertlich streichelte er ihren Koerper und wisperte ihr Kosenamen ins Ohr. Anna war einfach nur zufrieden. Sie lag auf ihm, genoss seine Waerme und lachte ab und zu leise, wenn er ihr einen besonders amuesanten Namen gab. Die hochstehende Sonne strahlte eine Waerme aus, die ihn schlaefrig machten. Harras hatte es bereits erwischt: Da niemand mit ihm spielte, hatte er sich auf dem Boden zusammengerollt und war eingeschlafen. Anna merkte, dass Thomas' Atem immer ruhiger ging. "Wir duerften nicht einschlafen!" murmelte sie warnend. "Bitte nur noch ein kleines bisschen..." bettelte er gaehnend. "Nein!" antwortete sie energisch, "In solche Schwierigkeiten wie gestern moechte ich nicht noch einmal kommen!" Das wirkte. Seufzend richtete er sich auf: "Du hast Recht!" Dann grinste er: "Aber du bist als Decke so gemuetlich...!" Sie lachte: "Du bist als Matratze auch nicht zu verachten!"

Unwillig machte er sich daran, aufzustehen und sich anzuziehen. Thomas musste ein wenig um seine Hose kaempfen, denn der schlafende Harras lag genau darauf und wollte verstaendlicherweise kein Stueckchen ruecken. Der Hund knurrte unwillig, blinzelte verschlafen und wedelte muede mit dem Schwanz, als er Thomas erkannte. "Ja, bist ja ein braver Hund!" redete Thomas auf das Tier ein und zog an einem Hosenbein. Harras verstand das natuerlich als Aufforderung zum Spielen und packte die Hose mit einem froehlichen Bellen am anderen Hosenbein. Sein menschlicher Spielpartner hatte allerdings gerade keine Lust zum Tauziehen und versuchte frustriert, dem Hund die Hose zu entreissen. Hilfe suchend schaute er zu Anna, die sich gerade anzog.

Sie grinste und haette gern zugesehen, wie die beiden um das Kleidungsstueck kaempften, aber sie hatte Angst, dass es dabei entzweigehen konnte, und sie wollte nicht erklaeren, warum Thomas die Hose ueberhaupt ausgezogen hatte. Daher forderte sie Harras scharf auf: "Schluss Harras! Aus!" Zu Thomas’ Erleichterung gehorchte das Tier sofort, was aber dazu fuehrte, dass er auf dem Allerwertesten landete. Anna lachte so, dass ihr die Traenen ueber die Wangen liefen. Er sah zu albern aus! Unfreiwillig kicherte er auch, waehrend er in die Hose hineinschluepfte. Als er aufgestanden war, sah er noch einmal wehmuetig zum Ort ihrer durchlebten Leidenschaft. Anna fuehlte ebenfalls Melancholie in sich hochsteigen. Es tat weh, sich immer verstecken zu muessen.

Um es nicht noch schwerer zu machen, laechelte er ihr einfach nur zu und ging dann voraus Richtung Rothenburg. Sie durften auf keinen Fall gleichzeitig am Stadttor gesehen werden! Anna setzte sich ins Gras und spielte noch eine Weile mit Harras. Sie wuerde spaeter nachkommen, um absolut keinen Verdacht zu erregen.


****


Anselm klopfte Thomas auf die Schulter, als dieser mit deutlich besserer Laune und wohlgemut das Haus betrat: "Na der Spaziergang hat geholfen, was?" Der Angesprochene konnte ein Grinsen nicht unterdruecken: "Ja, das hat mir wirklich gut getan!" Wenn der nur wuesste! Er wuerde mich mit blossen Haenden erwuergen! dachte Thomas amuesiert. "Du kommst gerade rechtzeitig, Berta hat einen leckeren Kuchen gebacken!" verkuendete Hiltrud. Nach den Liebeleien hatte Thomas richtig Hunger bekommen und ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Berta sah ihn verzueckt an: "Wenn es dir doch nur schmeckt, Liebster!"

In dem Moment betrat Anna, die Haare noch nass, das Kleid zerknittert und leicht zerrissen vom finalen Spiel mit dem Hund, die Kueche. Bertas Ausspruch jagte ihr eine Gaensehaut ueber den Ruecken. "Wie siehst du denn aus?" rief die Mutter bestuerzt. "Wir moegen zwar wohlhabend sein, aber auch wir koennen dir nicht jede Woche neue Kleider kaufen!" Anna zuckte die Schultern: "Dann flicke ich es eben!" Hiltrud ging nicht weiter darauf ein und alle stuerzten sich auf den Kuchen. Allen voran natuerlich die Baeckerin selbst, die sich mit Abstand das groesste Stueck griff. Anna blieb etwas vom Tisch weg stehen und sah nur zu.

Berta schmatzte am lautesten. Thomas warf Anna unauffaellig einen leidvollen Blick zu, der zu sagen schien: SIE soll ich wirklich heiraten? Sie laechelte schwach und zwinkerte aufmunternd. Schnell war die Platte leergeputzt und jeder ging wieder seinen ueblichen Geschaeften nach.
 
21. Kapitel



"Anna! Anna! Wo steckst du denn wieder? Wir haben keine Kartoffeln und kein Fleisch mehr, und jemand muss auf den Markt gehen!" rief Hiltrud mit schriller Stimme durch das Haus. Die Kirchenglocken hatten 9 Uhr geschlagen und von Anna war keine Spur. "Ja doch, ja doch...." rief Anna missmutig aus der Badestube zurueck und kam im Unterkleid, die Haare noch feucht, ueber den Hof gelaufen: "Du scheuchst ja den ganzen Hof auf!" Hiltrud war schrecklich aufgeregt. "Fuer heute abend hat doch dein Vater ein paar Kaufleute aus der Zunft eingeladen und ich will nicht, dass sie bei uns hungern muessen! Ich muss noch so viel tun und dabei hilft mir Berta schon seit Sonnenaufgang!"

"Na dann danke Gott dafuer, dass du wenigstens eine gute Tochter hast!" riet Anna kuehl. Gleichzeitig fragte sie sich, warum sie in letzter Zeit so garstig war. Nein...sie fragte sich nicht....sie wusste es ganz genau warum.

"Mit welchem Fuss bist du heute wieder aufgestanden!" stoehnte ihre Mutter. "Wir muessen soviel kaufen, das wirst du alleine nicht schaffen – nimm Thomas mit auf den Markt, der soll dir tragen helfen!" Annas Laune besserte sich schlagartig, aber sie liess es sich nicht anmerken. "Na hoffentlich bricht er mir nicht zusammen!" knurrte sie und trottete zurueck in die Badestube, um sich fertig anzuziehen.

Thomas war gerade erst aufgestanden und hatte noch mitbekommen, wie Hiltrud ihre Tochter aus der Badestube herunterbeordert hatte. Das war die Gelegenheit! Auf Zehenspitzen schlich er in den Raum und setzte sich schnurstracks in den Zuber, den Anna eigentlich in Beschlag genommen hatte. Als sie vor sich hinschimpfend in die Badestube kam und ihn im Zuber sitzen sah, blieb sie stehen wie angewurzelt und stemmte empoert die Haende auf die Hueften: "Heeee! Ich war noch nicht fertig!"

Feixend blickte er sie an: "Kannst ja mit hineinkommen, wenn du dich traust!" Anna kaute auf einer Haarstraehne. Sie war unschluessig, es war wirklich zu verlockend! Thomas hatte das Angebot nicht wirklich ernst gemeint, aber als er sah, dass Anna darueber nachdachte, hob er fragend die Augenbraue an. Sie blickte zwischen der Tuer, die man verriegeln konnte, und dem Zuber hin und her. Wenn sie nur sicher sein koennte, dass niemand sie sah, wenn sie aus der Badestube kamen... "Hast du etwa Angst?" neckte er sie. "Jedenfalls nicht vor dir!" Sie streckte ihm die Zunge heraus.

Anna lachte: "Wenn du denkst, mich mit einem daemlichen Trick ins Wasser locken zu koennen, taeuschst du dich!" Dann ging sie zur Eingangstuer, schloss und verriegelte sie. Neugierig beobachtete er sie. Die Furcht vor einer Entdeckung war da, aber die Aufregung, die sie mit sich brachte, ueberstieg die Angst bei weitem. Anna drehte sich zu ihm um und laechelte ihn mit leicht geoeffneten Lippen an. Ganz langsam streifte sie ihr Unterkleid von den Schultern und liess es zu Boden rutschen. Ebenso langsam oeffnete sich Thomas' Mund und wollte sich nicht mehr schliessen. Sie hatte die Kunst der Verfuehrung unglaublich schnell gelernt. Es war aber auch nicht schwer mit ihm, denn seine Emotionen spiegelten sich so deutlich auf seinem Gesicht, dass sie immer ganz genau wusste, wenn ihm etwas gefiel. Sie haengte das Kleid ueber einen Stuhl und kam mit wiegenden Hueften naeher.

Erwartungsvoll bestaunte er ihre Anmut und ihren makellosen Koerper, dessen Anblick ihm jedes Mal aufs Neue eine Gaensehaut bereitete. Schon merkte er, wie sein Glied sich regte. Behende kletterte sie zu ihm ins warme Wasser und streckte sich genuesslich aus. "Du hast Recht!" gurrte sie, "Das ist wirklich sehr gemuetlich!" Entspannt seufzte Thomas: "Und jetzt erst recht..." Sie kicherte und rutschte von ihrer Seite des Zubers neben ihn. Dort sass sie, ohne ihn zu beruehren, und sah ihn mit einem koketten Augenaufschlag von unten heraus an.

Seine Aufregung wuchs sekuendlich. Aber er wollte sich nicht die Bloesse geben und meinte leise lachend: "So ein Spiel willst du also spielen? Das kann ich auch!" Er verschraenkte die Arme hinter dem Kopf, um auch ja nicht in Versuchung zu kommen, zu ihr herueberzugreifen. Anna grinste; sie wusste genau, dass er kurz vorm Platzen stand. Schliesslich konnte er seine wachsende Erektion auch unter dem Schaum nicht verbergen. Sie griff nach der Seife und fing an, sich zu waschen.

Sein Atem ging schneller und er schielte immer oefter zu dem unwiderstehlichen Maedchen neben sich. Anna ging dazu ueber, ihre Brueste einzuseifen und dann die Haende mit fast zaertlichen Beruehrungen darueber gleiten zu lassen. Quaelend lange. Unnoetig lange! Neben ihr stoehnte Thomas klaeglich. Das war so gemein! Sie wusste genau, was fuer eine Wirkung sie auf ihn besass – da hatte er keine Chance. Unruhig rutschte er hin und her. Anna verbiss sich das Lachen und fuhr fort. Sie hob einen Arm, wusch die zarte Hoehlung darunter praktisch genau vor seiner Nase.

Das war zuviel! Er streckte seine Arme aus und zog sie zu sich und drohte kichernd: "Wenn uns niemand hoeren koennte, dann koenntest du jetzt aber was erleben!" Sie gluckste leise und genoss seine zaertliche Umarmung: "Du hast ja nicht sehr lange ausgehalten!" "Kannst du mir es uebelnehmen? Aber ich arbeite daran..." gab er sanft zurueck und fing an, ihren von der Seife rutschigen Oberkoerper zu streicheln. Sie schmiegte den Kopf an seine Brust und seufzte behaglich: "Mir gefaellt es, wenn du mir zu Fuessen liegst!" "So ein Bad koennte ich jeden Tag nehmen!" lachte er zufrieden. Er kuesste sie auf die nassen Haare und beruehrte sie unter Wasser an den Seiten. Sie zuckte sofort und hielt seine Haende fest: "Nicht kitzeln!" "Entschuldige, das war ein Reflex!" gab er zu und begnuegte sich damit, sie einfach nur in den Armen zu halten.

Es war himmlisch. Anna seufzte tief: "Stell dir nur vor wir waeren verheiratet...wir koennten alles tun, was wir wollen, und niemand wuerde sich aufregen!" Er stimmte ihr fluesternd zu: "Wenn es erst einmal so waere, dann waere alles so einfach!" "Ich waere dir die beste, hingebungsvollste Ehefrau, die du dir vorstellen kannst!" wisperte Anna in sein Ohr. Allein der Gedanke an eine glueckliche Zukunft liess Thomas ueber alle Massen erschauern. "Und ich wuerde dich lieben und beschuetzen, dir jeden Wunsch von den Augen ablesen!" antwortete er liebevoll. Anna liess sich von der Phantasie wegtragen, rutschte auf seinen Schoss und schlang die Arme fest um seinen Hals: "Ich wuerde niemals einen anderen Mann auch nur anschauen!"

Thomas konnte gar nicht anders, als sie zu kuessen. In dem Moment war er absolut gluecklich. Sie erwiderte den Kuss voller Inbrunst...dabei vergass sie total, dass sie in der Badestube des Hauses ihrer eigenen Eltern war, so sehr nahm seine Naehe sie gefangen. Nur am Rande nahm er ein Geraeusch aus Richtung der Tuer war. Als jemand heftig von aussen an der Holzpforte ruettelte, fuhr Anna erschrocken zurueck. "Wer ist da?" rief sie alarmiert.

Es war Hiltruds Stimme: "Anna, nun troedel doch nicht so! Der Markt findet nicht ewig statt! Und warum schliesst du neuerdings die Tuere ab?" "Weil wir neuerdings einen Mann im Hause herumlungern haben, der nicht mein Vater ist!" erwiderte Anna geistesgegenwaertig und sah Thomas panisch an. Ein Lachen war durch das Holz zu hoeren: "Wegen Thomas musst du dir keine Sorgen machen, der weiss doch was sich gehoert!" Wenn die Situation nicht so verdammt brenzlig gewesen waere, haette Anna nun schallend gelacht. So aber wollte sie nur, dass ihre Mutter sofort verschwand! Sie rief: "Ich bin gleich soweit, ich komme dann in die Kueche!" In diesem Moment musste Thomas niesen. Es war zwar ein sehr leiser Nieser, aber vor Schreck wie gelaehmt starrte er zur Tuer.

"Anna, was war das?" rief Hiltrud und ruettelte erneut. Zu Anna und Thomas' Entsetzen glitt der Riegel, der die Tuere verschlossen hielt unerbittlich aus der alten schiefen Metallhalterung und gab sie schliesslich frei.
Anna sass wie versteinert; das war es, jetzt war alles aus, jetzt wuerden sie auffliegen!
Die Pforte knarzte. Jeden Moment wuerde sie aufgehen und Hiltrud sie beide nackt im Zuber sehen! Ohne weiter nachzudenken, holte Thomas tief Luft und verschwand ganz im Wasser.

Anna starrte eine Sekunde fassungslos ins Wasser; sie konnte Thomas noch erkennen, also durfte ihre Mutter auf gar keinen Fall naeherkommen, und lange bleiben durfte sie noch weniger, sonst wuerde er ertrinken!

Argwoehnisch liess ihre Mutter den Blick durch den Raum schweifen, konnte aber nichts ungewoehnliches erkennen. "Beeil dich bitte und gib noch Thomas Bescheid, dass er mitkommen soll!" Mit diesen Worten zog sie sich zurueck und die Tuere fiel ins Schloss.

Anna stiess einen erleichterten Seufzer aus und zog Thomas Kopf aus dem Zuber.
Der rang nach Atem und fuhr sich ueber das nasse Gesicht: "Das war knapp...ZU knapp.."
Sie musste lachen: "Das waere mal was fuer die Rothenburger Klatschmaeuler gewesen, wenn du hier im Zuber ertrunken waerst!"
"Ich glaube kaum, dass du dich da haettest rauswinden koennen!" bemerkte er kichernd.
Sie kletterte aus dem Zuber: "Ich haette so getan als waerst du erst nach mir reingegangen!"
Thomas tat beleidigt: "Da bin ich schon tot und du musst immer noch Geheimniskraemerei betreiben...!"
"Na es reicht doch wenn du tot bist, warum soll ich mich da auch noch an den Schandpfahl stellen?" Grinsend zog sie sich an.

Kopfschuettelnd machte er es sich im Wasser bequem. Dann sagte er: "Ich bleibe noch ein bisschen hier, damit ich keine Aufmerksamkeit errege."
Sie nickte: "In Ordnung. Ich warte in der Kueche auf dich!" Hurtig verliess sie die Badestube.
Erleichtert, aber auch enttaeuscht lehnte sich Thomas zurueck. Er konnte sich Hiltrud's Reaktion gar nicht vorstellen, wenn sie die beiden wirklich erwischt haette. Wahrscheinlich waere sie gar in Ohnmacht gefallen!

Anna ging derweil in die Kueche und liess sich aufzaehlen, was sie alles kaufen sollte, aber sie konnte sich kaum konzentrieren. Ihr Herz pochte immer noch schrecklich von dem durchlebten Schrecken.

Das warme Wasser half, dass er sich schnell entspannte. Nachdem auch seine sichtbare Erregung abgeklungen war, stieg er aus dem Nass, trocknete sich ab und kleidete sich an. In ein paar Minuten stand auch er unten und war bereit zum Aufbruch.

Anna spuerte, wie sie in seiner Anwesenheit rot wurde und wandte sich schnell von Hiltrud ab, die Thomas zwei Koerbe in die Hand drueckte und ihm noch einmal die Einkaufsliste vorbetete.
Er nickte nach jedem Posten der Liste. Er wagte nicht, Anna anzusehen, sondern achtete nur auf die Anweisungen. Als die Frau fertig war, schob sie beide geradezu aus dem Haus, dass sie auch alles rechtzeitig bekommen wuerden.

Anna musste sich eine Sekunde an die Tuerfuellung lehnen, so sehr zitterten ihre Knie.
"Ist alles in Ordnung?" beugte sich Thomas besorgt zu ihr.
Sie laechelte: "Ja....ich hatte nur richtig Angst!"
Thomas nickte nachdenklich: Mir waere unter Wasser beinahe das Herz stehengeblieben..."
"Stell Dir nur vor du haettest keine Luft mehr gehabt und auftauchen muessen!" Anna wurde es ganz schwach zumute.
Ihm lief es kalt den Ruecken herunter. "Wir muessen wirklich vorsichtiger sein! Auf Dauer kann das nicht mehr so weitergehen!"

Sie setzten sich in Bewegung und gingen langsam in Richtung Marktplatz. "Vielleicht sollten wir ganz aufhoeren, uns zu sehen!" murmelte Anna.
"Vielleicht..." meinte er, aber es klang nicht wirklich ueberzeugt.
"Ich meine....wir bringen uns und unsere Familien in eine solche Gefahr, nur, weil wir nicht verzichten koennen!" bemerkte Anna seufzend.

Gegen die Wahrheit konnte Thomas beim besten Willen keine Argumente hervorbringen. Schweigend lief er neben ihr her. Bisher hatten sie nicht den Mut aufgebracht, die Sache zu beenden und er hoffte, das wuerde auch so bleiben.

Je naeher sie dem Markt kamen, desto langsamer wurde Anna. "Auf was muessten wir denn schon verzichten!?" fuhr sie fast wuetend fort.
Irritiert sah er sie an: Wie meinst du das?"
"Na das bisschen!" Es klang nach einer Mischung aus Wut und Schluchzen, "Das bisschen kuessen, das bisschen kitzeln..."
Thomas war veraergert, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sarkastisch meinte er: "Ja, das ist wirklich nichts, fuer was es sich zu kaempfen lohnt, da hast du vollkommen Recht!"

In dem Moment brach Anna in Traenen aus und rannte blindlings los.

Wuetend auf sich selbst, dass er manchmal so unsensibel war, ging er murrend hinterher, beschleunigte aber seinen Schritt nicht. Die Erkenntnis daemmerte ihm, dass sich nichts veraendert hatte. Und wenn doch, dann nur, dass es noch gefaehrlicher geworden war.

Anna verkroch sich in einer engen Seitengasse. Dort war der Umriss eines alten Tors, das zugemauert worden war, und in dieser Nische hockte sie sich schluchzend auf den Boden.

So fand er sie einen Moment spaeter vor und sank seufzend neben sie. Er hasste es, sie weinen zu sehen.
Sie schniefte und wischte sich ueber die Augen. Es war ihr peinlich, wie sie sich verhalten hatte.

Vorsichtig langte er zu ihr rueber und streichelte mit dem Zeigefinger ueber ihre feuchte Wange.
Grosse, gruene Augen, die in Traenen schwammen, sahen ihn schmerzerfuellt an.
Thomas legte seine Haende auf ihre Schultern und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

"Es tut mir leid!!" fluesterte sie, "Ich versuche mich selbst davon zu ueberzeugen, dass ich ohne dich leben kann!"
"Ich kann und will nicht ohne die einzige Person sein, die ich liebe!" sagte er leise.
Sie waere ihm so gern um den Hals gefallen, aber sie beherrschte sich eisern: "Aber wir muessen doch...wir muessen doch!"

"Willst du wirklich darauf verzichten? Oder darauf? Darauf...?" Waehrend er das sagte, kuesste Thomas ihre Wangen, ihre Lippen, ihren Hals.
Anna schmolz unter seinen Liebkosungen, reckte ihm willig die Stellen entgegen, die sein Mund beruehren wollte, und murmelte: "Nein...nein....niemals..."
Er zog sie an der Huefte zu sich, hob ihr Haar an und kuesste sie zaertlich auf den Nacken. Dabei stoehnte er leise.
Auch Anna spuerte, wie Erregung in ihr aufzuflammen begann. Hier, auf dem schmutzigen Boden irgendeiner Gasse!

Da ertoente hinter ihm eine weibliche Stimme: "Anna?"
Anna wurde es mit einem Schlag eiskalt. Es war als waere sie innerhalb einer Millisekunde gestorben.
Ueberrascht drehte Thomas sich um und sah eine junge Frau, die vielleicht ein oder zwei Jahre aelter als Anna war. Er oeffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus. Sein Herz raste so schnell, als waere er den ganzen Tag ununterbrochen gelaufen.

Das Maedchen starrte Anna unglaeubig an: "Wenn das nicht die keusche Schreiberstochter ist!!"
Geschwind rutschte Thomas ein Stueck von Anna weg, als ob das irgendwie helfen wuerde.
Annas Unterlippe zitterte; "Lotte!" war alles, was sie herausbrauchte. Ihr Herz hatte scheinbar aufgehoert zu schlagen.

Amuesiert und neugierig sah sie auf die beiden herab und fragte: "Willst du mir deinen Geliebten nicht vorstellen? Oder hast du vor mir neuerdings etwa Geheimnisse?"
Anna wurde feuerrot und blieb stumm wie ein Fisch. Fieberhaft ueberlegte sie, wie sie aus dieser Situation wieder herauskommen konnten.

Endlich fand Thomas seine Sprache wieder und stotterte: "Ich...ich bin Thomas..."
Lotte runzelte die Stirn; da sie in der etwas anruechigen Schenke "Zum Roten Hahn" arbeitete, hoerte sie alles, was in der Stadt vorging. "Thomas....den Namen hab ich schonmal gehoert...."
Nachdem das Eis gebrochen war, wurde er etwas mutiger: "Ich bin ein ...Freund der Familie!" Er laechelte sogar ein wenig, im Glauben, dass das eine gute Erklaerung war.
Man sah Lottes Gesicht foermlich an, dass bei ihr der Groschen fiel. Sie begann, den Kopf zu schuetteln. Erst langsam, dann immer heftiger, und ihr Grinsen wurde immer breiter: "Nein...nein, das kann ja nicht wahr sein! Freund der Familie!! Von wegen! Bertas Braeutigam bist du!" Sie lachte laut auf und klatschte in die Haende: "Und zu mir sagen die Leute Luder!!"

Thomas Mund klappte erneut auf, und hilfesuchend sah er Anna an, die kreideweiss neben ihm sass.
Anna sprang ploetzlich auf, stuerzte auf Lotte zu und packte sie an den Armen. Es haette nicht viel gefehlt, und sie waere auf die Knie gefallen. "Lotte...bitte...du darfst niemandem etwas erzaehlen!"
Lotte kicherte. Sie fand die ganze Sache herrlich lustig: "Um etwas verraten zu koennen, muesste ich erstmal wissen, was ihr beiden Turteltaeubchen so treibt! Es sah zumindest nicht so aus, als waere es nur eine schnelle Liebelei!"
Anna wurde wieder rot wie ein Puter und verstummte.

Thomas erhob sich und hob flehend die Haende: "Wir bitten dich, du musst versprechen, nichts zu sagen! Wenn das rauskommt, dann muesste Anna leiden und das koennte ich nicht ertragen!"
Lotte verschraenkte die Arme und sah ihn streng an: "Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich die Kleine an den Pfahl bringe wie die arme Gerhild, oder!?"
Er senkte betroffen den Blick: "Entschuldige bitte, ich wollte dir nichts unterstellen. Es ist nur so, dass es in letzter Zeit Momente gab, da waeren wir fast entdeckt worden. Und dass ihre Mutter uns gezwungen hat, Gerhilds Betrafung anzusehen, hat es nicht einfacher gemacht..."

Lotte sah neugierig von einem zum anderen: "Wobei...kann man euch beide denn erwischen?"
Thomas wollte sich die Zunge abbeissen! Der Teufel sollte ihn holen, wenn er auch nur noch ein Wort sagte!
Lotte spielte gelangweilt mit einer Straehne ihres dunkelblonden Haars: "Dann gibt es ja eigentlich keinen Grund, das zu verheimlichen, wenn man euch bei nichts erwischen kann!"
Er blickte fragend zu Anna. Es war ihm klar, dass die beiden sich kannten, aber konnte man ihr wirklich mit der ganzen Wahrheit trauen?
Anna verzog veraechtlich das Gesicht: "Wir tun jedenfalls nichts, was du nicht auch tust!"
Die blonde Frau hob die Augenbraue: "Und das sagst gerade du, die jeden potentiellen Freier in ganz Rothenburg abgekanzelt hat? Du ueberrascht mich wirklich, das muss ich zugeben!"

Anna erroetete wieder und sah Thomas an; sein ebenmaessiges, attraktives Gesicht mit den warmen dunklen Augen, die blonden Locken....der muskuloese Koerper....Sie laechelte: "Thomas ist eben...etwas besonderes!"
Er laechelte ob des Kompliments verlegen. Doch damit liess sich Lotte nicht abspeisen. Wie Heinrich brannte auch sie darauf, alles zu erfahren: "Na schoen! Ich werde die Sache mit euch fuer mich behalten, schliesslich bist du meine Freundin! Aber unter einer Bedingung: Ich will wissen, wie es dazu kam." Sie zwinkerte Anna zu um ihr zu signalisieren, dass das nur der Anfang ihrer Neugier war.
Anna seufzte: "Und das willst du jetzt und hier sofort wissen?"
Lotte schuettelte den Kopf: "Darueber koennen wir uns spaeter unterhalten. Ich muss gleich im Gasthaus sein." Feixend setzte sie hinzu: "Ausserdem scheint es, als ob ich vorhin etwas unterbrochen habe!"
Anna warf ihr den Korb hinterher: "Oh, verschwinde!!"

Sie waren wieder alleine. Thomas sah sie mit Besorgnis an: "Kannst du ihr vertrauen?"
Anna nickte: "Ja. Ich weiss viel zuviel ueber sie. Wenn ich an den Pfahl gehe, geht sie mit. Und sie wuerde mehr als 30 Rutenstreiche bekommen!"
Erleichterung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Dann meinte er belustigt: "Ich habe dich selten so rot gesehen!"
Sie versetzte ihm einen kleinen Stoss: "Na hoer mal! Jeder denkt ich waere keuscher als die Mutter Gottes, und dann erwischt mich ausgerechnet das groesste Flittchen von Rothenburg dabei, wie ich in einer schmutzigen Gasse mit dem Verlobten meiner Schwester schmuse!"
So wie sie es aussprach, klang es nochmal so lustig und Thomas musste kichern.
Sie kniff ihn in die Seite und sammelte den geworfenen Korb ein: "Komm schon! Sehen wir zu, dass wir alles einkaufen gehen. Wir koennen ja dann im Roten Hahn zu Mittag essen!"
Mit gespieltem Entsetzen warf Thomas die Haende in die Luft und folgte ihr.
 
22. Kapitel


Als sie kurz bevor die Glocken der Jakobskirche zwoelf schlugen den Roten Hahn betraten, war die Schankstube gerammelt voll, die Lautstaerke war beachtlich.

Gelaechter und ein starker Biergeruch begruessten sie. Thomas war von zu Hause den Trubel in einem Gasthaus gewohnt, aber diese Absteige hatte ein deutlich niedrigeres Niveau als der "Adler" in Ansbach, das merkte er sofort. Jetzt wusste er auch, was Anna vorhin ueber Lotte gemeint hatte. Er konnte sich gut vorstellen, dass man hier nicht nur Speis und Trank bekam.

Die Schankmaedchen trugen allesamt Blusen, die aussergewoehnlich tiefe Einblicke gewaehrten, und wenn eine von ihnen getaetschelt, begrapscht oder sogar gepackt und gekuesst wuerde, dann reagierte das betreffende Maedchen meist mit Gelaechter. Auch ermunterten die Kellnerinnen die Gaeste noch zu solcherlei Attacken.

Erstaunt fragte Thomas seine Begleiterin: "Ist das hier immer so?"
Anna wich leicht zur Tuer zurueck: "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich in diese Spelunke vorher schonmal einen Fuss gesetzt habe!?"
"Na wenn Lotte deine Freundin ist, dann ist es doch nicht abwegig, wenn du sie mal hier besucht hast, oder?" meinte er.
"Nur in ihren Zimmer ueber der Schankstube!" erwiderte Anna schaudernd, "Sieh dich doch hier um, unter den Gaesten ist keine einzige Frau!"
Sie hatte Recht. Die Gesellschaft setzte sich aus groelenden stinkenden Maennern zusammen, die offenbar nichts anderes im Kopf hatten, als Bier und Sauereien. "Wieso sind wir dann hergekommen? Nur wegen Lotte?" wollte Thomas wissen.
"Eigentlich auch zum Essen!" erwiderte Anna, "Aber wenn ich mich hier so umschaue frage ich mich, ob uns das so gut bekommen wuerde!"
Im Vergleich mit Anna's leckerem Lammeintopf verlor der Frass, den man hier vorgesetzt bekam, so haushoch, dass Thomas sich schon beim Anblick der Teller der Magen umdrehte. Eine uebelriechende Mischung aus Kohl und verkochtem Fleisch, mit ranzigem Brot garniert – so stellte er sich keine Mahlzeit vor!
Anna verzog das Gesicht und schuettelte den Kopf: "Ich bestelle das Zeug erst gar nicht! Lass uns warten bis Lotte Pause macht!"
"Koennen wir in ihrem Zimmer warten? Hier ist es mir nicht so angenehm." schlug er vor.

"Ich frage sie!" Anna stand auf, nachdem sie Lotte am Tresen erspaeht hatte, wo diese offenbar darauf wartete, gefuellte Bierkruege entgegenzunehmen. Sie schlaengelte sich durch die engen Gaenge, die zwischen den Sitzbaenken freigeblieben waren, wich einigen nach ihr ausgestreckten Haenden aus und erreichte schliesslich die Freundin.
Verwundert sah diese Anna an: "Was machst du denn hier?"
"Na du wolltest doch mit uns sprechen, oder?" entgegnete Anna und bemuehte sich, froehlich zu wirken.
Lotte grinste: "Und ich dachte, ihr haettet andere Dinge zu tun!"
Anna zog eine Grimasse: "Es ist nicht so ganz einfach ein Plaetzchen zu finden an dem niemand stoert, wie du sehr eindrucksvoll bewiesen hast!"
Die Freundin lachte: "Das war reiner Zufall, dass ich euch entdeckt habe! Aber es war auch fuer mich eine gehoerige Ueberraschung! Aber hoer zu, ich muss noch etwa eine halbe Stunde arbeiten, dann habe ich Pause. Wollt ihr etwas zu essen?"
"Um Himmels Willen, nur das nicht!" entfuhr es Anna, "Koennen wir solange in deinem Zimmer warten? Hier unten gibt es zu viele Augen und Ohren!"
Zwinkernd ueberreichte Lotte Anna einen Schluessel, den sie unter ihrem Kleid bei sich trug. "Aber wuehlt das Bett nicht so auf!" ermahnte sie mit gespieltem Ernst.

Anna knuffte sie in die Seite und bemuehte sich, nicht zu lachen. Dann warf sie Thomas einen Blick zu, um sicherzustellen, dass er sie beobachtete, und verschwand dann durch eine Tuer im hinteren Teil der Schankstube, die so niedrig war, dass Anna den Kopf einziehen musste, um hindurchzupassen. Sie stand jetzt in einem Flur, der so eng war, dass sie gerade noch geradeaus durchpasste. Eine steile Holztreppe fuehrte nach oben, und Anna stieg vorsichtig die knarrenden Stufen hinauf.
Mit seiner groesseren Statur hatte Thomas einige Schwierigkeiten, Anna durch die engen Raeumlichkeiten zu folgen. Waehrend er die Treppe benutzte, blieb er fast stecken, schaffte es dann aber doch irgendwie, sich durchzudruecken.

Anna grinste, als er oben ankam: "Du bist wohl ein bisschen zu gross geraten fuer die filigranen Bauten Rothenburgs!"
"Bitte versprich mir, dass wenn wir mal heiraten und ein Haus bauen, es nicht so eng wird – das ist ja fuerchterlich!" stoehnte er.
"Wenn wir mal heiraten, dann kaufen wir uns ein Schloss!" erwiderte Anna mit einem Hauch von Melancholie. Sie ging nicht davon aus, dass sie jemals heiraten wuerden, auch wenn der Gedanke so wunderbar war, dass er ihr beinahe den Atem verschlug. Sie schloss die Tuer zu Lottes Zimmer auf.

"Oje!" seufzte Thomas, als er sah, wie eng die Kammer war. Es passte kaum ein Bett und eine Truhe fuer Kleidung und persoenliche Gegenstaende hinein. Wenigstens war die Luft einigermassen frisch, denn das Zimmer besass ein kleines Fenster.
"Hoer auf zu meckern, du musst hier ja nicht wohnen!" stellte Anna fest, zog ihre Schuhe aus und machte es sich auf dem Bett bequem.
Er setzte sich neben sie auf die Matraze und sah sie nachdenklich an.
Als sein Blick zu ihren Fuessen wanderte, musste er laecheln. Thomas nahm ihren linken Fuss und begann, ihn mit beiden Haenden zu massieren: "Wir sind solange auf dem Markt herumgelaufen bei der Hitze, das wird dir gut tun!"

Es war wirklich angenehm. Aber Anna war argwoehnisch. Sie liess ihn keine Sekunde aus den Augen. Wenn er ihre Fuesse beruehrte, hatte er meist etwas bestimmtes im Sinn.
Und tatsaechlich liess er hin und wieder seinen Daumen kitzelnd ueber ihre Sole oder den Ballen fahren.
Anna kicherte jedesmal und zuckte, aber sie entzog ihm ihren Fuss nicht; sie mochte das Gefuehl viel zu sehr.
Von ihrer Reaktion in seinem Mut bestaerkt, fing er an, leicht die Unterseite ihrer Zehen zu kraulen. Laengst spiegelte sich die gewohnte Faszination in seinen Augen wieder.
Unten an den Zehen war es besonders unertraeglich. Anna knickte sie unwillkuerlich ein, waehrend ihr Kichern langsam in der Lautstaerke anschwoll.

Thomas wandte ihr den Ruecken zu, klemmte ihre beiden Fuesse unter den Arm und kribbelte nun ernsthaft ueber ihre empfindlichen Solen und taeuschte manchmal einen Ausfall auf den Spann vor, nur um dann doch bei einer besonders kitzligen Stelle zu verweilen.
Anna kreischte auf. Es kitzelte fuerchterlich. Sie versuchte krampfhaft, ihre Fuesse aus seiner Umklammerung zu reissen und ihm irgendwie zu entkommen.

"Ich glaube, du musst etwas leiser schreien, sonst kommen noch die Gaeste hoch und wollen zusehen!" piesackte er sie erheitert.
Sie streckte sich nach ihm und zwickte ihm in die Seite: "Guter Witz...ich kann nicht leiser schreien, wenn du mich so kitzelst!"
Er zuckte zusammen und musste kichern. Dann drehte er sich zu ihr und meinte laechelnd und verlegen: "Ich hoere dich aber auch so gerne lachen..."
Sie laechelte zurueck: "Papperlapapp, du folterst mich einfach gerne, hast du schon immer!"

"Na, jetzt wo wir das geklaert haben..." grinste er und senkte den Kopf zu ihrem großen Zeh, den er in den Mund nahm und nach Herzenlust daran herumlutschte, waehrend er mit seiner freien Hand ihre Sole zaertlich streichelte.
Anna wusste nicht, ob sie ihm den Fuss lassen sollte, weil es sich so wunderbar erregend anfuehlte, oder ob sie ihn wegziehen sollte, weil es ziemlich unertraeglich kitzelte. So zuckte sie hilflos von einer Seite auf die andere und kicherte glockenhell.
Hin und wieder liess er es sich nicht nehmen, hinter sich zu greifen, und sie oberhalb vom Knie zu zwicken. Keine Minute dachte er daran, dass Lotte bald hochkommen und sie beide erneut in einer hitzigen Situation erwischen koennte.
Auch Anna verschwendete keinen Gedanken an Lotte. Sie genoss die kleine erotische Spielerei und die Sicherheit des Zimmers viel zu sehr.

Schliesslich unterbrach Thomas die suesse Behandlung und setzte sich ihr zugewandt auf ihre Oberschenkel. Er lehnte sich ueber sie und presste mit einem Arm ihre Arme auf das Kopfkissen. Sein Gesicht war so nah an ihrem, dass er ihren schnellen Atem spuerte.
Anna konnte sich schon denken, was jetzt kam, und sie schuettelte mit fast panischem Gesicht den Kopf: "Nein nein, nicht, bitte, bitte nicht die Achselhoehlen...."
Thomas grinste so breite, dass seine Lippen fast an die Ohren reichten. Er kuesste ihren Mund und fuhr gleichzeitig ganz langsam mit dem Zeigefinger von ihrem Ellbogen abwaerts.
Anna begann bereits zu kichern und versuchte, die Arme aus seinem Griff zu befreien.
Thomas wollte ihr die Anspannung so unertraeglich machen, wie er konnte. Also fing er wieder beim Ellbogen an. Bei jedem Streicheln kam er ihren Achseln ein kleines Stueckchen naeher. Dabei hoerte er nicht auf, sie zu kuessen.
Schon an den Unterseiten der Oberarme war Anna recht empfindlich und die Beruehrung kitzelte sehr; aber sie wusste, dass das nichts im Vergleich mit der Empfindung war, die er in den zarten Hoehlen erzeugen konnte! Sie begann, immer heftiger zu zappeln.
Beim siebten oder achten Mal war er endlich am Ziel angelangt. Sein Zeigefinger strich neugierig ueber ihre zuckende Haut und Thomas spuerte, wie sie in seinen Mund hineinlachte.
Sie konnte sich einfach nicht beherrschen, es kitzelte zu sehr! Hektisch zerrte sie an ihren Haenden, spuerte, wie er fester zugriff, und dieser Beweis seiner Kraft erregte sie unwahrscheinlich stark.



"Du willst mir doch gar nicht entkommen, gib es doch zu!" fluesterte er zwischen zwei Kuessen.
Sie quietschte vor Lachen und strampelte, waehrend sie beteuerte: "Doch doch, das will ich ganz unbedingt!"
"So? Dann mach dich mal auf was gefasst!" raunte er und begann einen Totalangriff mit allen Fingern auf die Haut unter ihren Armen. Wie ein Besessener kitzelte, kraulte und streichelte er sie dort.
Natuerlich kreischte und lachte Anna sofort los und wehrte sich nach Kraeften, obwohl sie eigentlich wirklich gar nicht entkommen wollte. Durch ihre Lautstaerke ueberhoerten beide vollkommen das Quietschen, mit dem die Zimmertuer aufging und Lottes Rueckkehr ankuendigte.

Voellig baff beobachtete Lotte die Szene, die sich ihr darbot.Mit offenem Mund stand sie im Tuerrahmen. Nach einem etwas laengeren Moment sagte sie laut: "Also, als ich euch meinen Zimmerschluessel gegeben habe, dachte ich eigentlich, dass ihr auf etwas anderes aus seid!"
Anna und Thomas fuhren aufgescheucht auseinander, und Anna wurde knallrot im Gesicht. Es war ihr entsetzlich peinlich, jetzt auch noch bei ihrer ausgefallenen Vorliebe erwischt worden zu sein.
Lotte machte sich einen Heidenspass daraus, es ihnen auch noch unter die Nase zu reiben: "Anna, du ueberrascht mich doch jedes Mal aufs Neue! Da hat wohl einer deine Schwaeche herausgefunden, und mir scheint, es gefaellt dir auch noch!" Sie zwinkerte Anna zu.
"Wie kommst du darauf, dass es mir gefaellt!?" fragte Anna aergerlich, nicht ohne noch ein wenig dunkler rot anzulaufen.
Ihre Freundin lachte auf. Dann meinte sie laechelnd: "Unterschaetze mich nicht! Ich sehe genau, wann eine Frau die Wonne spuert! Aber mach dir da mal keine Sorgen – auch DAS Geheimnis ist bei mir sicher!"

Peinlich beruehrt versteckte Anna ihr Gesicht an Thomas’ Brust: "Dass du auch immer im unguenstigsten Moment auftauchen musst!"
Thomas schaute zu Boden und drueckte Anna an sich. Was wuerde als naechstes kommen? Wuerde sie mitten im Liebesakt hereinplatzen? Die Freundin bemerkte keck: "Tja, das ist eine meiner Staerken! Aber ihr beiden scheint euch ja wirklich sehr zu moegen!"
Anna sah erst Lotte an, dann Thomas. In einem Aufwallen von Zaertlichkeit strich sie ihm ueber die Wange: "Moegen ist die Untertreibung des Jahres!"
Die Frau riss die Augen auf und strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht: "Meine Guete, da bin ich aber in etwas hereingeraten! Seit wann geht das denn schon so?"
Anna sah nicht Lotte an, sondern versank weiterhin in Thomas’ Augen. Sie laechelte vertraeumt: "Seit wann wir unsere Gefuehle fuereinander entdeckt haben oder seit wann wir auch...du weisst schon?"
Verwundert blickte Lotte die beiden an: "Du meinst, ihr habt schon...? Herrje..."
Anna schlug sich beide Haende vor’s Gesicht und stoehnte auf: "Wenn ich doch bloss mein dummes Maul halten wuerde!"

Thomas blickte die Frau im Tuerrahmen halb ertappt, halb aergerlich an: "Und wenn schon! Ich liebe Anna und wenn ich ihr das nicht zeigen kann, dann weiss ich auch nicht!"
Lotte kicherte: "Wenn Maenner das mit mir machen hat es mit Liebe immer recht wenig zu tun!"
Liebevoll schaute Thomas in Anna's Augen. "Bei uns ist das ganz anders..." fluesterte er.
Als er sie so ansah, schmolz ihr Herz wie Butter in der Sonne, und sie zog seinen Kopf zu sich herunter, um ihn zu kuessen. Es war ihr egal, ob Lotte zusah oder nicht.
Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Haende und gab ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Neidisch schaute Lotte das Paar an: "Das nenne ich mal Liebe!"
Anna seufzte: "Ja…leider eine verbotene!"
Trotz der Zaertlichkeit zwischen den beiden, konnte Lotte ihr Leid sehen. Mitfuehlend versprach sie: "Von mir wird jedenfalls niemand etwas erfahren. Und wenn ich euch sonst irgendwie helfen kann, dann lasst es mich nur wissen!"

Ein geradezu teuflischer Gedanke formte sich in Anna, und sie wunderte sich ueber ihre eigene Schlechtigkeit: "Du koenntest mir auf Wunsch ein Alibi geben...und uns ab und zu in dein Zimmer lassen!"
Lotte lachte und sagte dann: "Das kann ich gerne machen. Bei dem Laerm da unten hoert dich auch keiner lachen!"
Anna wurde wieder entsetzlich verlegen und senkte erroetend den Kopf.

Thomas fand die Unterhaltung zwar auesserst faszinierend, aber er draengte auf die Zeit: "Deine Mutter war heute morgen schon sehr ungeduldig, wir sollten ihr keine Gelegenheit geben, irgendeinen Verdacht zu schoepfen!"
Anna nickte seufzend, stand auf und strich ihr Kleid glatt: "Du hast Recht. Wir sollten wirklich aufbrechen." Sie ging zu Lotte hinueber und umarmte sie: "Ich danke dir. Du bist die beste Freundin, die ich habe!"
Diese schaute ueber Anna's Schultern hinweg Thomas an und machte einen verschwoererischen Gesichtsausdruck. Er begriff und grinste. Fast gleichzeitig zwickten sie Anna einmal kurz an den Rippen.
Sie schrie auf und stiess beide von sich, sah empoert von einem zum andern: "He, Gruppenbildung ist nicht fair!"
Lotte grinste sie an: "Ich wollte doch nur mal sehen, was daran so toll ist!" Thomas zuckte nur entschuldigend mit den Schultern, aber Heiterkeit war ihm ins Gesicht geschrieben.
"Da fragst du besser Thomas, der kann es dir moeglicherweise erklaeren!" entgegnete Anna und rieb sich die gekitzelten Stellen.
"Vielleicht komme ich darauf zurueck!" erklaerte sie.

Die Glocken der Jakobskirche verkuendeten, dass es schon ein Uhr war, und Anna und Thomas nahmen schleunigst die Beine in die Hand, um zum Schreiberhaus zurueckzukommen.
 
23. Kapitel


In der Kueche klaepperte und klirrte es, als Hiltrud und ihre beiden Toechter das Essen vorbereiteten. Fuer fuenf zusaetzliche Maenner, die dazu noch bedeutende Kaufleute und Freunde Anselm's waren, wollte gut gekocht sein. Koestlicher Duft stieg Thomas in die Nase. Er wagte es, in einen grossen Topf den Finger reinzustecken, kassierte aber prompt von Hiltrud einen leichten Schlag auf die Hand: "Nicht naschen! Da musst du dich schon noch gedulden!"
Anna lachte ihn aus. Sie hatte die langen Haare zusammengebunden, damit sie nicht in die Toepfe haengen konnten, war ueber und ueber mit Mehl bekleckert und sah entzueckend aus.

Das entging ihm auch nicht und er hatte groesste Muehe, sie nicht mit Begierde anzusehen. Anselm lief aufgeregt im Kreis. "Ich will, dass alles, aber wirklich alles, heute Abend stimmt!"
Anna klopfte ihm beguetigend auf die Schulter: "Sei ganz ruhig und unbesorgt, Papa. Wenn du genuegend Wein und Bier bereitstellst, werden sie sich morgen frueh nicht mehr erinnern, ob etwas schief gelaufen ist."
Liebevoll strich er ihr ueber den Kopf: "Du bist sehr gescheit! Vielleicht sollte ich dich oefters um Rat fragen!"

Hiltrud grinste: "Gescheit? Durchtrieben ist deine Tochter! Wer auch immer sie mal zur Frau bekommt, wird sein blaues Wunder erleben!"
Thomas wandte sich ab, damit man ihn nicht leise lachen hoeren konnte. Zu gern haette er klargestellt, dass Anna seiner Meinung nach eine fabelhafte Ehefrau abgeben wuerde, aber das getraute er sich dann doch nicht.
Sie nahm ihm diese Richtigstellung schon selbst ab und strich sich kokett durchs Haar: "Ich werde mal eine wunderbare Ehefrau sein und meinen Mann so verwoehnen, dass er nicht mehr weiss, wo oben und unten ist!"
Ihre Mutter laechelte: "Dazu wirst du sicher bald Gelegenheit haben. Wenn Berta erst einmal verheiratet ist, dann werden wir dir so schnell deinen Traummann suchen, dass du vermaehlt bist, bevor du dich's versiehst"
Anna seufzte: "Ich glaube da muessen wir lange suchen!"
Berta unterbrach das Umruehren in ihren Topf fuer einen Moment und stellte fest: "Deinen Pessimismus kennen wir ja schon zur Genuege! Denk doch nur, wieviele Maenner sich um dich reissen werden!"
Anna verzog das Gesicht: "Ja, aber was fuer welche!"
"Friedhelm waere wirklich keine gute Wahl!" gestand ihre Schwester ein. "Aber Jochen fandest du doch ganz nett, oder?"

Das juengere Maedchen zuckte die Schultern: "Ja, schon. Aber wovon sollen wir leben? Er ist der dritte Sohn! Bengt erbt den Adler!"
Jetzt meldete sich Anselm zu Wort: "Du vergisst seinen Patenonkel! Ihm gehoert eine Schreinerei und sogar ein kleines Saegewerk! Da er selbst keine Kinder hat, wird wohl Jochen nach seinem Tod ein gemachter Mann sein!"
"Das wusste ich gar nicht!" Anna war verbluefft. Sie hatte noch nicht wirklich daran gedacht, Jochen tatsaechlich zu heiraten.

Das Gerede ueber Jochen passte Thomas gar nicht. Er hatte zwar eine gute Beziehung zu all seinen Bruedern, aber das ging dann doch zu weit! "Ich gehe mal in den Keller und hole Bier und Wein herauf, die Gaeste duerfte bald vor der Tuer stehen!" verabschiedete er sich und stapfte aus der Kueche.

Anna sah ihm nach. Sie wusste, dass sie bald ernsthaft mit ihm reden musste. So wie es im Moment war, konnte es nicht weitergehen. Sie hatten beide die Tatsache, dass er Berta bald heiraten wuerde, erfolgreich verdraengt. Aber das wuerde auf Dauer nicht funktionieren.

Als er die Treppe herauflief und unter der Last der Getraenke stoehnte, polterte es an der Tuer. Anselm hatte vornehme Kleidung angelegt, die aber nicht allzu protzig wirkte. Er oeffnete fuer die Gaeste und unter freudigen Rufen traten die fuenf Maenner ins Haus.
Auch Hiltrud und ihre Toechter hatten sich mittlerweile umgezogen. Hiltrud wirkte nervoes und wies ihre Maedchen an: "Ihr bleibt vor der Tuer, bis ihr gerufen werdet. Das Essen tragen die Dienstboten auf, aber fuer das Nachschenken seid ihr verantwortlich." Damit trat sie ebenfalls ins Esszimmer, wohin Anselm seine Gaeste mittlerweile gefuehrt hatte.
Nachdem Anselm sich mit den anderen Kaufleuten einige Zeit unterhalten hatte, bat er sie, sich an den Tisch zu setzen. Dann entschuldigte er sich und ging in die Kueche, um den Rest der Familie zu holen und der Dienerschaft Bescheid zu geben, das Essen aufzutragen.
Berta war fast so nervoes wie Hiltrud, und sie zupfte an Annas Haaren und ihrem kornblumenblauen Kleid herum, bis die juengere Schwester sie wuetend verscheuchte. Dann traten die beiden Maedchen in den Essraum.

Sie waren natuerlich sofort ein Blickfang, ganz besonders Anna. Anerkennend nickte Fridolin, ein eher hagerer Mann mit grauem ausgeduennten Haar, dem Gastgeber zu: "Anselm, du hast wirklich zwei reizende Toechter! Ich habe gehoert, dass eine der beiden noch einen Braeutigam sucht? Mein Neffe sucht ebenfalls noch eine Braut!"
Anselm strahlte und dirigierte Anna auf den Platz neben Fridolin; er rueckte sogar einen Stuhl auf, damit sie dort sitzen konnte, und sprudelte sofort los: "Das waere dann unsere Anna. Sie ist noch frei und ungebunden!"
Mit unverhohlener Neugier mustere Fridolin seine neue Sitznachbarin von Kopf bis Fuss: "Ja dem Gernot wuerdest du bestimmt gefallen!"
Anna laechelte: "Und wuerde der Gernot denn auch mir gefallen?" Gleichzeitig drehte sich ihr allein beim Klang des Namens der Magen um.
Irritiert sah Fridolin sie an: "Mein Neffe ist ein anstaendiger junger Mann, der einen gescheiten Beruf erlernt! Was sonst ist denn noch wichtig?"
"Dass er nicht den Kopf voller Stroh hat!" erwiderte Anna mit einem Hauch von Aerger in der Stimme, "Sonst kann ich auch Vaters Bullen heiraten!"

Gereizt ignorierte er sie und fragte stattdessen ihren Vater: "Ist Anna immer so frech?"
Anselm war knallrot geworden und oeffnete und schloss den Mund wie ein Karpfen; antworten konnte er nicht.

Thomas konnte am anderen Tischende ein Kichern nicht verhindern. Anna's Kommentar war einfach zu amuesant gewesen.
Hiltrud sah aus, als wuerde sie jeden Moment platzen: "Ein strenger Ehemann koennte ihr jedenfalls nichts schaden!"
Berta versuchte, die Situation zu entschaerfen, indem sie aufstand und Fridolin den Krug mit frischem Bier fuellte und dabei so nett laechelte, wie sie konnte.
Fridolin musterte Anna veraechtlich: "Siehst du das, Kleine? So hat eine anstaendige Frau zu sein!" Die Angesprochene zuckte kurz mit den Mundwinkeln: "Na dann kann Gernot ja sie heiraten!"
Anselm sandte innerlich Stossgebete gen Himmel. Er hatte auf einen reibungslosen Abend gehofft und Anna hatte ihm bereits nach wenigen Minuten einen Strich durch die Rechnung gemacht! Er war sichtlich aufgebracht: "Anna, warum schaust du nicht mal nach den Huehnern?" forderte er sie mit bebender Stimme auf.

"Wie du wuenschst, Papa!" antwortete sie artig, stand auf und ging hinaus auf den Hof. Dort atmete sie erst einmal tief durch.
Das leckere Essen troestete ueber die Unstimmigkeit schnell hinweg und bald schmatzten die Maenner wieder genuesslich und hatten den Vorfall fast vergessen. Nach einer Weile trat Thomas zu ihr heraus. "Bist du in Ordnung?"
Sie nickte. "Ich denke schon."
"Dein Vater ist sehr wuetend. Ich fuerchte, das wird ein Nachspiel haben!" aeusserte er seine Befuerchtungen.
"Was kann er schon tun?" Anna ging mit langsamen Schritten durch den Hof. "Ausser mich verheiraten. Und das tut er ohnehin!"

Thomas seufzte: "Ich denke, darueber sollten wir uns sowieso mal unterhalten..."
"Ich weiss!" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Fluestern.
"Ich habe dir versprochen, dass ich Berta nicht heiraten werde. Aber ich habe darueber nachgedacht: Das wuerde womoeglich bedeuten, dass ich in deiner Familie nicht mehr willkommen bin. Dass ich dann dich heirate, ist sowieso von vornherein ausgeschlossen! Da wird dein Vater niemals zusagen!" klagte er.
Anna schluckte. Sie wusste, dass er Recht hatte. Sie hatte von vornherein nicht geglaubt, dass er Berta nicht heiraten wuerde. Aber es ausgesprochen zu hoeren, tat dennoch weh. "Und wie geht es dann weiter?" wollte sie wissen.
Frustriert erwiderte Thomas: "Woher soll ich das wissen? Du denkst immer, dass ich fuer alles eine Loesung parat habe! Dabei sitzen wir doch im selben Boot!"
Anna sah ihn stirnrunzelnd an: "Naja, immerhin bist du hier der Mann, ihr habt doch sonst fuer jeden Bloedsinn irgendeinen Ausweg!"
Er blieb stehen und sah sie lauernd an: "Was soll das denn heissen?"
Sie verschraenkte die Arme: "Dir ist schliesslich auch im Lager was eingefallen, als ich nackt dastand!"
"Ich glaube kaum, dass wir mit einem alten Kleid unsere Probleme loesen koennen! Hast du vielleicht einen Vorschlag, anstatt mir vorzuhalten, ich sei allwissend?" Die Frustration war aus seiner Stimme deutlich herauszuhoeren.

"Wenn ich einen haette, Thomas, dann waeren wir schon verheiratet und gluecklich!" antwortete sie wuetend.
Thomas antwortete erst nicht. Dann sagte er leise: "Vielleicht MUSS ich Berta heiraten, vielleicht ist das mein Schicksal..."
"Vielleicht!" murmelte Anna betruebt. Dann sah sie ihn mit Traenen in den Augen an: "Und was wird aus uns?"
"Wenn wir erstmal verheiratet sind und Kinder haben, dann kann ich sie doch unmoeglich betruegen, oder? Jetzt sind wir noch nicht gebunden, aber spaeter ist alles anders. Wir werden getrennte Wege gehen muessen..." sagte er mit dumpfer Grabesstimme.
"Ich kann das nicht!" Sie schluchzte auf, presste die Haende vor's Gesicht: "Wie sollte ich es spaeter koennen, ich kann es ja jetzt nicht!"
"Wenn wir keine Loesung finden, dann MUSST du!" beharrte er. "Willst du nur wegen mir deine Zukunft wegwerfen?" fragte er dann geruehrt.
"Ich kann mir ohne dich gar keine Zukunft vorstellen!" Ihre Stimme bebte vom Weinen.
Er zitterte am ganzen Koerper, als er das unvermeidliche aussprach: "Ich doch auch nicht. Aber wir muessen irgendwann der Wahrheit ins Auge sehen; je frueher, desto besser: Wir haben keine Zukunft, Anna! Ich wuenschte, es waere anders, aber es ist so!"

Sie hatte es die ganze Zeit gewusst. Aber dass er es sagte, war wie ein Messer ins Herz. Es tat schrecklich weh! Ploetzlich wurde sie wuetend und fuhr ihn an: "Du WILLST ueberhaupt keine Loesung suchen!"
Gekraenkt sah er sie an: "Sag das nicht! Ich will dir nur mehr unnoetigen Schmerz ersparen!"
Sie verzog das Gesicht: "Wovon redest du ueberhaupt?! Mehr Schmerz? Es gibt nicht mehr! Das haettest du dir verdammt nochmal ueberlegen sollen, bevor du mich zum ersten Mal gekuesst hast!"
Das machte auch ihn zornig: "Glaubst du etwa, dass nur weil ich ein Mann bin, ich keine Gefuehle habe?! Denkst du das ist alles einfach fuer mich und du bist die Einzige die leidet?! Du haettest mich ja nicht zurueckkuessen brauchen, oder hast du das rein zufaellig vergessen?"
"Beim ersten mal habe ich dich noch geschlagen, du Hornochse!" fauchte sie, "Aber du konntest ja deine Finger nicht bei dir lassen! Du musstest es wieder tun!"
Sarkasmus wuerzte seine Stimme: "Entschuldigung, wenn ich der werten Dame zu nahe getreten bin! Haettest du halt was gesagt? Aber nein! Ihr Frauen seid wie versiegelte Buecher: Nie kann man es euch Recht machen! Ja Thomas, nein Thomas! – Wer soll das denn noch verstehen!"
"Vielleicht haettest du es verstanden, wenn du noch genug Blut im Kopf gehabt haettest, damit die Informationen vom Ohr zum Gehirn transportiert werden koennen!" erwiderte sie gehaessig, "Aber das wurde ja weiter suedlich dringender benoetigt!"
"Da bin ich aber nicht allein! Wer hat uns denn heute morgen in Schwierigkeiten gebracht, weil sie die grosse Verfuehrerin spielen musste! Behaupte BLOSS nicht, dass du nicht genauso schnell Feuer gefangen hast!!" schleuderte er ihr entgegen. Er war sowohl veraergert, als auch irritiert. Irritiert deswegen, weil er sich noch nie richtig mit ihr gestritten hatte. Die Situation war ihm so unangenehm wie ungewohnt, was ihn noch reizbarer machte.

"Ich war noch Jungfrau!" Sie schluchzte wieder. "Diese Gefuehle waren voellig neu fuer mich, ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, wie ich sie kontrollieren sollte! Ausserdem bin ich ja nicht diejenige, die hier verlobt ist, DU bist es! DU haettest verzichten muessen!"
"Haette ich es doch besser getan, dann koenntest du mir jetzt nicht die Schuld fuer alles in die Schuhe schieben!" schnaufte Thomas veraechtlich.
"Ja, haettest du es getan! Dann wuerde mir jetzt nicht das Herz brechen, wenn ich dich verliere!" Traenen stroemten ueber ihre Wangen.

Als er sie weinen sah, wollte er schier aus der Haut fahren vor Verzweiflung und Reuhe. Aber wenn sie sich jetzt wieder vertrugen, dann ginge es wieder von neuem los. Vielleicht war jetzt der beste Moment, die Sache zu beenden. Er hasste es, ihr so weh tun zu muessen, aber er raffte sich auf und meinte mit kalter Stimme: "Heirate doch deinen Jochen, der macht dir bestimmt keine solchen Probleme, dass du es bereust, die Beziehung begonnen zu haben! Werdet zusammen gluecklich!" Er drehte sich auf dem Absatz um und ging ohne auch nur ein einziges Mal zurueckzuschauen fort.

Anna glaubte, jetzt auf der Stelle sterben zu muessen. Ihr Herz schien auszusetzen, und ihr wurde es am ganzen Koerper eiskalt, dann heiss, einen Moment konnte sie nicht atmen, bevor ihr Koerper fast gewaltsam nach Luft verlangte. Es war, als habe er ihr das Herz aus der Brust gerissen und entzweigebrochen. Sie sank in die Knie und begann haltlos zu weinen. Jetzt war endgueltig alles vorbei. Und es war ihre Schuld!
 
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