Im Moment bin ich irgendwie inspiriert. Hier ist noch eine Geschichte. Sie ist vielleicht ein bisschen albern, aber ich hoffe, sie macht trotzdem Spass.
Sollte es schon eine ähnliche Szenerie geben, habe ich sie nicht willentlich kopiert, das wollte ich noch sagen.
MfG
Der Kult der lachenden Göttin
Irmgard „Mimmi“ Schröder verdarb allen die Laune. Dem Reiseleiter, ihrer Reisegruppe und bald schon dem ganzen Schiffspersonal. In erster Stelle müsste man noch ihren Mann nennen, aber der war lange daran gewöhnt. Stets sah man ihn, geradezu grotesk hager, mit gesenktem Kopf hinter seiner fülligen und herrischen Frau her dackeln.
Ihre nörgelnde Art, alles zu kritisieren und ihre permanente schlechte Laune trieben allmählich sogar den asiatischen Stewardessen das ewige Lächeln aus dem Gesicht. Alle fragten sich, warum die Beiden überhaupt an der Südseekreuzfahrt teilnahmen, wenn sie es doch offenbar nicht genossen.
Die kleine Vulkaninsel war nun die letzte Station Reise vor dem Zielhafen. Marc Bader, der Reiseleiter, war im Streß, mit einer zehnköpfigen Gruppe war er auf eine Wanderung durch die Berge der Insel aufgebrochen.
Schwer genug. Ausgerechnet diesmal waren die Schröders mit von der Partie.
Entgegen seinem Rat hatte Mimmi Schröder nur ihre Birkenstock Sandalen angezogen, und dazu Tennissocken. Natürlich eine ästhetische Katastrophe, vor Allem aber höchst ungeeignetes Schuhwerk für diese Gegend.
Die Gruppe hatte sich mühsam die dicht bewachsenen Hügel hinauf gekämpft. Jetzt sah Bader weder die Schröder noch ihren Mann. Sie mussten hinter den anderen zurückgefallen sein, irgendwo in den kleinen, dichtbewachsenen, unwegsamen Tälern. Verärgert und nervös ging er allein den Weg zurück.
Mimmi Schröder war sauer. Ihre Socken waren durchnässt und in der Schwüle konnte sie sich nur schwer bewegen. Diesem Bader würde sie was erzählen. 10 Meter vor ihr lief ihr Mann Herbert und betrachtete traumtänzerisch die Pflanzen.
Gerade wollte sie ihn zu sich brüllen, da spürte sie einen leichten Stich am Hals. Plötzlich war sie umringt von merkwürdig geschmückten Ureinwohnern. Bevor sie schreien konnte, verschwamm alles vor ihren Augen, viele Hände fingen ihren Fall ab und trugen sie in die Büsche. Dann wurde es dunkel.
Ein paar Minuten später sah Marc Bader wie der verloren wirkende Herbert Schröder ihm entgegenwankte. „Meine Mimmi ist weg“, keuchte er. „ Ich drehte mich um, da war sie nicht mehr da…“ Bader stand der Schweiß auf der Stirn. „Wo kann sie sein, ist sie umgekehrt?“ fragte er den aufgelösten Schröder. Beide riefen sie. Keine Antwort. Vielleicht lag sie irgendwo im Dickicht. Das „worst-case-scenario“ eines Reiseleiters, jetzt war schnelles Handeln gefragt.
Mimmi Schröder erwachte in einer Art Halle oder Höhle. Sie lag auf einer Art steinernem Altar. Ihr Blick wurde klarer. An der Decke erkannte sie zahlreiche naive Zeichnungen von dicken Frauen, alle mit übertrieben großen Füßen, die Münder seltsam aufgerissenen, als schrien sie. „Hallo! Herbert! Irgendwer!“ hallte ihre Stimme. Sie realisierte jetzt, dass sie sich keinen Millimeter rühren konnte, ihre Arme und Beine, ihr Oberkörper und Halswaren eng gefesselt, nur ihr Kopf war frei, was ja nichts nutzte. Grauen ergriff sie.
Da bemerkte sie, dass sie von den wild geschmückten Eingeborenen umringt war.
Das musste ein Gag sein. Eine Show für Touristen. Sie wurde sauer.
Vor ihr stand ein kahlköpfiger, überall tätowierter Mann, wohl eine art Priester, der beschwörend die Arme ausbreitete und irgendeinen unverständlichen Quatsch murmelte. „Bibibababubu“, äffte Mimmi ihn nach, allmählich kehrte ihre Kampfkraft zurück.
Die Wilden riefen im Chor, da traten zwei Frauen in die Höhle, eine ältere und eine jüngere Frau, beide waren barbusig. Sie blickten Mimmi freundlich an. Auf einem Tablett trugen sie lauter kleine Töpfchen und Holzstäbchen. Sie knieten sich vor ihren Füßen nieder, streiften ihr die Sandalen ab und zogen ihr mühsam die nassen Strümpfe aus. Mimmi zappelte. „Hehe..Hey… Grr ich bin …ki…kitzlig!“ Die beiden Frauen sahen sich lächelnd an. Der Priester blickte sehr zufrieden und verneigte sein Haupt. Mimmi konnte nicht glauben, dass dies wirklich passierte.
„Und wenn sie in eine Vulkanspalte gefallen ist, wen kümmerts?“ sagte ein kleines, runzliges Männlein im Hawaii-Hemd düster. „Aber, aber! Herr Siebert! Das wünscht man doch niemandem!“ Nervös fuhr sich Bader durch die Haare, ein verlorener Tourist war eine Katastrophe –und ausgerechnet die Schröder.
„Wir gehen jetzt alle geschlossen in den Ort, keine Suchaktionen, ich werde unten ein paar Einheimische zusammentrommeln, die dann hoffentlich alles absuchen werden." Wie ein Hirte trieb er die anderen in den Ort und zog den völlig orientierungslosen Herrn Schröder am Arm mit sich. Einen weiteren Verlorenen würde sein Nervenkostüm nicht verkraften.
„Haa! Loo! Juu! Huu!“ Sinnlos verhallte Mimmis Rufen in der unterirdischen Höhle. Sie lag völlig bewegungsunfähig. Still blickten die Eingeborenen sie an. Allmählich wich Mimmis Wut der Angst.
Die beiden Frauen, die noch immer mit gesenkten Köpfen zu ihren Füßen knieten, hatten jede einzelne Zehe mit einer Schnur fixiert, ihre Füße waren nun völlig bewegungsunfähig. Was sollte das nur?
Auf ein Signal des Priesters hin begannen die Frauen, ihre Hände mit einem scharf duftendem Öl einzureiben. Jede von ihnen nahm einen von Mimmis Füßen. Entsetzen trat in Mimmis Augen, dann prustete sie los: „Gaaaahahaha…Was maacht ihr?“
Die geübten schlanken Finger der beiden Frauen glitten flink über Mimmis große, weiße Fußsohlen und rieben in kreisenden Bewegungen das Öl ein. Mit leichtem Druck glitten sie über jede Furche, tauchten zwischen die Zehen, verweilten mal hier mal dort, fuhren jede Linie, jede Falte entlang. Mimmis mächtiger Körper zitterte, vibrierte, mehr ließ die enge Fesselung nicht zu. Nur Mimmis Kopf, inzwischen rot wie eine Tomate, rollte wie wahnsinnig hin und her. Zwei andere Frauen hielten sanft Mimmis Kopf, so dass sie in ihrem Kapmpf nicht gegendie Steinplatte schlug. „Verfffluhuhuchthh nochmahahal!! HAhahahalloooo?! Ich..halt das nihihicht aaauuus! Hilf …Hee Herbert… Hahahaha!“
Herbert Schröder jedoch war hunderte Meter entfernt. Er ließ sich willenlos von Bader den Weg herunterführen, verstört murmelte er: „Aber ich höre doch die Stimme meiner Mimmi, irgendwo, ganz entfernt, ich erkenne ihre Stimme aus Tausenden.“ „Armer Kerl“, dachte Bader nur, hört die Stimme seiner Frau schon in der Einbildung…“
Zeitgleich ließen die beiden Frauen von Mimmis Füßen ab. Mimmi holte ein paar Mal tief Luft für einen letzten Schrei. „Ich bin hier gefaaaangeeen!!“ kreischte sie verzweifelt. Zwecklos. Der Priester blickte zufrieden. Wieder nickte er den Frauen zu. Sie nahmen nun die kleine Holzstöckchen, die mit merkwürdigen Symbolen bemalt waren und fingen an, irgendwelche Zeichen oder Muster auf Mimis Sohlen zu kritzeln.
Die Berührung traf sie völlig unvermittelt. Ein Ruck ging durch ihren Körper. Sie verfiel ohne Gegenwehr in ungebremstes Gelächter. Das tönende, völlig entfesselte Lachen hallte in dem Saal wieder. Die Eingeborenen jubelten und begannen zu trommeln. Mimmi konnte nur Liegen und Lachen, brachte keinen anderen Laut mehr zustande, und Unterlass zeichnete die Frauen wie in Trance ihre imainären Muster auf ihre Sohlen.
Der Rest der Gruppe hatte sich indes am Bootssteg des kleinen Hafens versammelt. Langsam machten sich Ungeduld und Unruhe breit. „Was ist das für ein Radau in den Bergen, Trommeln, ab und zu Jubel und irgendwie im Hintergrund immer so ein hallendes, tief- dröhnendes Gelächter, wie aus einem Keller?“ fragte eine ältere Dame. „Klingt fast unheimlich“, fügte eine andere hinzu. „Bitte… keine Angst! Wird irgendein Stammesfest sein“, versuchte Bader zu beruhigen, „ich werd mal die Leute hier fragen.“ Er ging zu einem der Souvenirhändler, redete eine Weile und kam zurück.
„Tja, wie ich mir dachte! Alle kleinen Inseln haben eine eigene Gottheit, die Einwohner hier feiern das Fest ihrer Göttin, die sie die „lachende Göttin“ nennen, so ein Lebens- oder Fruchtbarkeitsfest; es kommt anscheinend sehr selten und nur unregelmäßig vor, reiner Zufall, dass wir gerade jetzt hier vor Anker liegen.“
Die Frauen bearbeiteten immer noch unablässig Mimmis Füße. Die heftig ausgestoßenen Lachsalven hatten Mimmi alle Kraft gekostet und wurden immer mehr zu tiefen, langgezogenen Seufzern. Ihr Atmen wurde langsamer, rhythmischer. Das unerträgliche Kitzeln und der unkontrollierbare Lachreiz wandelten sich zu einem Gefühl zwischen Qual und Wollust.
Wärme und Lust stiegen in ihr auf, schossen in Schüben von ihren Füßen direkt in ihr Geschlechtsteil. Ein lange vergessenes Gefühl. Sie konnte den Gefühlswechsel nicht fassen, es raubte ihr schier den Verstand. Sie atmete heftiger.
Die Frauen zu ihren Füßen tauschten wissende Blicke aus, sie blickten zum Oberpriester.
Er nickte. Die Trommeln wurden schneller. In langen, ausstreichenden Bewegungen fuhren sie nun mit Muscheln Mimmis Sohlen auf und ab. Mehrmals schluckte Mimmi heftig, ihr Körper, ihr Gesicht verkrampften und entspannten sich. Erschöpftes Stöhnen entwich ihrem Mund, ihr Kopf wiegte träge in und her. Sie kicherte. Das Trommeln schwoll an. –Mimmis Körper vibrierte jetzt, jeder Muskel, jede Faser zitterte.
„Haa Gaaahhh“ Ein langer Seufzer entfuhr Mimmis Mund und endete in einem Glucksen. Wieder ging ein Ruck durch ihren Körper, dann erschlaffte sie. Sofort ließen die beiden Frauen von Mimmis Füßen ab.
Gleichzeitig verstummten die Trommeln. Erschöpft lag Mimmi da, ihre Fesseln wurden gelöst, sie atmete tief und ruhig. Die Frauen an ihrem Kopf streichelten ihre Wangen, tupften ihr den Schweiß ab. Ein paar Tränen kullerten aus Mimmis Augen. Willenlos ließ sie sich waschen und in ein Kleid aus schreiend bunten Farben wickeln.
Unten am Kai lachte der Zwerg im Hawaii-Hemd: „Die Kannibalen haben aufgegessen!“ Reiseleiter Bader lief aufgeregt auf und ab. „Hier findet man kaum Einwohner, wo sind die alle hin?“
Ein lauter, hohler Summton ließ die Gruppe aufschrecken. Über einen Feldweg aus den Bergen kam eine Prozession tanzender, prächtig geschmückter Eingeborener in den Ort. Die Männer in wilder Bemalung, die barbusigen Frauen wogten mit den Hüften.
Sofort zückten sämtliche Männer der Reisegruppe ihre Kameras. Auf einer Art Sänfte thronte, mit einer Blumenkette um den Hals und in einen langen türkis- roten Umhang geschlungen, Irmgard „Mimmi“ Schröder.
Sofort stürzten alle auf sie zu und redeten auf sie ein. Wortlos stieg Mimmi von der Sänfte. Ihre Augen waren verklärt. Sie fühlte sich sehr weiblich. Bader war besorgt: „Alles in Ordnung, was ist passiert?“ Einer der Eingeborenen erklärte es in gebrochenem Englisch. „Dicke Frau war Teil eines Rituals, sie war die Verkörperung unserer Göttin. Wenn Göttin lacht, Frauen fruchtbar und Männer stark – und Göttin hat sehr gelacht.“
Die Eingeborenen kicherten. „Man hat nichts Schlimmes mit Ihnen gemacht?“ Bader war immer noch fassungslos. „Nein, mir geht es gut, sehr gut. Es war sehr interessant, Danke!“ sagte Mimmi geistesabwesend. Sie ging zu ihrem Mann, der sie wie eine Fremde beglotzte.
Die Eingeborenen überreichten ihr eine riesige Muschel, die mit Blütenblättern gefüllt war. Mimmi nahm sie wortlos und drückte sie dem verständnislosen Herbert in die Hand.
Dann brach Jubel aus. Lachend begleiteten die Eingeborenen die Reisegruppe auf den Kai, wo alle in ein Boot stiegen und zum Schiff zurückfuhren. Die Eingeborenen winkten dem Schiff noch lange nach, während es auf dem Ozean verschwand.
Alle bemerkten die Veränderung, die in Mimmi vorgegangen war, sie war nun freundlich, entspannt. „Ich möchte wissen, was passiert ist, Irmgard zum Teufel?“ fragte Herbert verzweifelt. Irmgard lächelte, nahm ihn sanft am Kragen und führte ihn in die Kabine. „Komm her, mein Dummerle, ich zeig es dir“, hauchte sie.
Die restlichen drei Tage der Kreuzfahrt waren die Schröders in ihrer Kabine verschwunden.
Der Rest der Reisegruppe genoss die verbleibende Zeit, die Männer zeigten sich gegenseitig die Fotos vom Ausflug, die Frauen bewunderten den Stoff von Mimmis Gewand.
Nur die Maschinisten im Bauch des Schiffes wunderten sich. Von irgendwo auf dem Schiff drang das Lachen einer Frau. Zuerst klang es irgendwie verzweifelt, schwoll an und wurde dann zu einem Seufzen. Immer wieder. Die abergläubischen Seeleute konnten es sich nicht erklären.
Sollte es schon eine ähnliche Szenerie geben, habe ich sie nicht willentlich kopiert, das wollte ich noch sagen.
MfG
Der Kult der lachenden Göttin
Irmgard „Mimmi“ Schröder verdarb allen die Laune. Dem Reiseleiter, ihrer Reisegruppe und bald schon dem ganzen Schiffspersonal. In erster Stelle müsste man noch ihren Mann nennen, aber der war lange daran gewöhnt. Stets sah man ihn, geradezu grotesk hager, mit gesenktem Kopf hinter seiner fülligen und herrischen Frau her dackeln.
Ihre nörgelnde Art, alles zu kritisieren und ihre permanente schlechte Laune trieben allmählich sogar den asiatischen Stewardessen das ewige Lächeln aus dem Gesicht. Alle fragten sich, warum die Beiden überhaupt an der Südseekreuzfahrt teilnahmen, wenn sie es doch offenbar nicht genossen.
Die kleine Vulkaninsel war nun die letzte Station Reise vor dem Zielhafen. Marc Bader, der Reiseleiter, war im Streß, mit einer zehnköpfigen Gruppe war er auf eine Wanderung durch die Berge der Insel aufgebrochen.
Schwer genug. Ausgerechnet diesmal waren die Schröders mit von der Partie.
Entgegen seinem Rat hatte Mimmi Schröder nur ihre Birkenstock Sandalen angezogen, und dazu Tennissocken. Natürlich eine ästhetische Katastrophe, vor Allem aber höchst ungeeignetes Schuhwerk für diese Gegend.
Die Gruppe hatte sich mühsam die dicht bewachsenen Hügel hinauf gekämpft. Jetzt sah Bader weder die Schröder noch ihren Mann. Sie mussten hinter den anderen zurückgefallen sein, irgendwo in den kleinen, dichtbewachsenen, unwegsamen Tälern. Verärgert und nervös ging er allein den Weg zurück.
Mimmi Schröder war sauer. Ihre Socken waren durchnässt und in der Schwüle konnte sie sich nur schwer bewegen. Diesem Bader würde sie was erzählen. 10 Meter vor ihr lief ihr Mann Herbert und betrachtete traumtänzerisch die Pflanzen.
Gerade wollte sie ihn zu sich brüllen, da spürte sie einen leichten Stich am Hals. Plötzlich war sie umringt von merkwürdig geschmückten Ureinwohnern. Bevor sie schreien konnte, verschwamm alles vor ihren Augen, viele Hände fingen ihren Fall ab und trugen sie in die Büsche. Dann wurde es dunkel.
Ein paar Minuten später sah Marc Bader wie der verloren wirkende Herbert Schröder ihm entgegenwankte. „Meine Mimmi ist weg“, keuchte er. „ Ich drehte mich um, da war sie nicht mehr da…“ Bader stand der Schweiß auf der Stirn. „Wo kann sie sein, ist sie umgekehrt?“ fragte er den aufgelösten Schröder. Beide riefen sie. Keine Antwort. Vielleicht lag sie irgendwo im Dickicht. Das „worst-case-scenario“ eines Reiseleiters, jetzt war schnelles Handeln gefragt.
Mimmi Schröder erwachte in einer Art Halle oder Höhle. Sie lag auf einer Art steinernem Altar. Ihr Blick wurde klarer. An der Decke erkannte sie zahlreiche naive Zeichnungen von dicken Frauen, alle mit übertrieben großen Füßen, die Münder seltsam aufgerissenen, als schrien sie. „Hallo! Herbert! Irgendwer!“ hallte ihre Stimme. Sie realisierte jetzt, dass sie sich keinen Millimeter rühren konnte, ihre Arme und Beine, ihr Oberkörper und Halswaren eng gefesselt, nur ihr Kopf war frei, was ja nichts nutzte. Grauen ergriff sie.
Da bemerkte sie, dass sie von den wild geschmückten Eingeborenen umringt war.
Das musste ein Gag sein. Eine Show für Touristen. Sie wurde sauer.
Vor ihr stand ein kahlköpfiger, überall tätowierter Mann, wohl eine art Priester, der beschwörend die Arme ausbreitete und irgendeinen unverständlichen Quatsch murmelte. „Bibibababubu“, äffte Mimmi ihn nach, allmählich kehrte ihre Kampfkraft zurück.
Die Wilden riefen im Chor, da traten zwei Frauen in die Höhle, eine ältere und eine jüngere Frau, beide waren barbusig. Sie blickten Mimmi freundlich an. Auf einem Tablett trugen sie lauter kleine Töpfchen und Holzstäbchen. Sie knieten sich vor ihren Füßen nieder, streiften ihr die Sandalen ab und zogen ihr mühsam die nassen Strümpfe aus. Mimmi zappelte. „Hehe..Hey… Grr ich bin …ki…kitzlig!“ Die beiden Frauen sahen sich lächelnd an. Der Priester blickte sehr zufrieden und verneigte sein Haupt. Mimmi konnte nicht glauben, dass dies wirklich passierte.
„Und wenn sie in eine Vulkanspalte gefallen ist, wen kümmerts?“ sagte ein kleines, runzliges Männlein im Hawaii-Hemd düster. „Aber, aber! Herr Siebert! Das wünscht man doch niemandem!“ Nervös fuhr sich Bader durch die Haare, ein verlorener Tourist war eine Katastrophe –und ausgerechnet die Schröder.
„Wir gehen jetzt alle geschlossen in den Ort, keine Suchaktionen, ich werde unten ein paar Einheimische zusammentrommeln, die dann hoffentlich alles absuchen werden." Wie ein Hirte trieb er die anderen in den Ort und zog den völlig orientierungslosen Herrn Schröder am Arm mit sich. Einen weiteren Verlorenen würde sein Nervenkostüm nicht verkraften.
„Haa! Loo! Juu! Huu!“ Sinnlos verhallte Mimmis Rufen in der unterirdischen Höhle. Sie lag völlig bewegungsunfähig. Still blickten die Eingeborenen sie an. Allmählich wich Mimmis Wut der Angst.
Die beiden Frauen, die noch immer mit gesenkten Köpfen zu ihren Füßen knieten, hatten jede einzelne Zehe mit einer Schnur fixiert, ihre Füße waren nun völlig bewegungsunfähig. Was sollte das nur?
Auf ein Signal des Priesters hin begannen die Frauen, ihre Hände mit einem scharf duftendem Öl einzureiben. Jede von ihnen nahm einen von Mimmis Füßen. Entsetzen trat in Mimmis Augen, dann prustete sie los: „Gaaaahahaha…Was maacht ihr?“
Die geübten schlanken Finger der beiden Frauen glitten flink über Mimmis große, weiße Fußsohlen und rieben in kreisenden Bewegungen das Öl ein. Mit leichtem Druck glitten sie über jede Furche, tauchten zwischen die Zehen, verweilten mal hier mal dort, fuhren jede Linie, jede Falte entlang. Mimmis mächtiger Körper zitterte, vibrierte, mehr ließ die enge Fesselung nicht zu. Nur Mimmis Kopf, inzwischen rot wie eine Tomate, rollte wie wahnsinnig hin und her. Zwei andere Frauen hielten sanft Mimmis Kopf, so dass sie in ihrem Kapmpf nicht gegendie Steinplatte schlug. „Verfffluhuhuchthh nochmahahal!! HAhahahalloooo?! Ich..halt das nihihicht aaauuus! Hilf …Hee Herbert… Hahahaha!“
Herbert Schröder jedoch war hunderte Meter entfernt. Er ließ sich willenlos von Bader den Weg herunterführen, verstört murmelte er: „Aber ich höre doch die Stimme meiner Mimmi, irgendwo, ganz entfernt, ich erkenne ihre Stimme aus Tausenden.“ „Armer Kerl“, dachte Bader nur, hört die Stimme seiner Frau schon in der Einbildung…“
Zeitgleich ließen die beiden Frauen von Mimmis Füßen ab. Mimmi holte ein paar Mal tief Luft für einen letzten Schrei. „Ich bin hier gefaaaangeeen!!“ kreischte sie verzweifelt. Zwecklos. Der Priester blickte zufrieden. Wieder nickte er den Frauen zu. Sie nahmen nun die kleine Holzstöckchen, die mit merkwürdigen Symbolen bemalt waren und fingen an, irgendwelche Zeichen oder Muster auf Mimis Sohlen zu kritzeln.
Die Berührung traf sie völlig unvermittelt. Ein Ruck ging durch ihren Körper. Sie verfiel ohne Gegenwehr in ungebremstes Gelächter. Das tönende, völlig entfesselte Lachen hallte in dem Saal wieder. Die Eingeborenen jubelten und begannen zu trommeln. Mimmi konnte nur Liegen und Lachen, brachte keinen anderen Laut mehr zustande, und Unterlass zeichnete die Frauen wie in Trance ihre imainären Muster auf ihre Sohlen.
Der Rest der Gruppe hatte sich indes am Bootssteg des kleinen Hafens versammelt. Langsam machten sich Ungeduld und Unruhe breit. „Was ist das für ein Radau in den Bergen, Trommeln, ab und zu Jubel und irgendwie im Hintergrund immer so ein hallendes, tief- dröhnendes Gelächter, wie aus einem Keller?“ fragte eine ältere Dame. „Klingt fast unheimlich“, fügte eine andere hinzu. „Bitte… keine Angst! Wird irgendein Stammesfest sein“, versuchte Bader zu beruhigen, „ich werd mal die Leute hier fragen.“ Er ging zu einem der Souvenirhändler, redete eine Weile und kam zurück.
„Tja, wie ich mir dachte! Alle kleinen Inseln haben eine eigene Gottheit, die Einwohner hier feiern das Fest ihrer Göttin, die sie die „lachende Göttin“ nennen, so ein Lebens- oder Fruchtbarkeitsfest; es kommt anscheinend sehr selten und nur unregelmäßig vor, reiner Zufall, dass wir gerade jetzt hier vor Anker liegen.“
Die Frauen bearbeiteten immer noch unablässig Mimmis Füße. Die heftig ausgestoßenen Lachsalven hatten Mimmi alle Kraft gekostet und wurden immer mehr zu tiefen, langgezogenen Seufzern. Ihr Atmen wurde langsamer, rhythmischer. Das unerträgliche Kitzeln und der unkontrollierbare Lachreiz wandelten sich zu einem Gefühl zwischen Qual und Wollust.
Wärme und Lust stiegen in ihr auf, schossen in Schüben von ihren Füßen direkt in ihr Geschlechtsteil. Ein lange vergessenes Gefühl. Sie konnte den Gefühlswechsel nicht fassen, es raubte ihr schier den Verstand. Sie atmete heftiger.
Die Frauen zu ihren Füßen tauschten wissende Blicke aus, sie blickten zum Oberpriester.
Er nickte. Die Trommeln wurden schneller. In langen, ausstreichenden Bewegungen fuhren sie nun mit Muscheln Mimmis Sohlen auf und ab. Mehrmals schluckte Mimmi heftig, ihr Körper, ihr Gesicht verkrampften und entspannten sich. Erschöpftes Stöhnen entwich ihrem Mund, ihr Kopf wiegte träge in und her. Sie kicherte. Das Trommeln schwoll an. –Mimmis Körper vibrierte jetzt, jeder Muskel, jede Faser zitterte.
„Haa Gaaahhh“ Ein langer Seufzer entfuhr Mimmis Mund und endete in einem Glucksen. Wieder ging ein Ruck durch ihren Körper, dann erschlaffte sie. Sofort ließen die beiden Frauen von Mimmis Füßen ab.
Gleichzeitig verstummten die Trommeln. Erschöpft lag Mimmi da, ihre Fesseln wurden gelöst, sie atmete tief und ruhig. Die Frauen an ihrem Kopf streichelten ihre Wangen, tupften ihr den Schweiß ab. Ein paar Tränen kullerten aus Mimmis Augen. Willenlos ließ sie sich waschen und in ein Kleid aus schreiend bunten Farben wickeln.
Unten am Kai lachte der Zwerg im Hawaii-Hemd: „Die Kannibalen haben aufgegessen!“ Reiseleiter Bader lief aufgeregt auf und ab. „Hier findet man kaum Einwohner, wo sind die alle hin?“
Ein lauter, hohler Summton ließ die Gruppe aufschrecken. Über einen Feldweg aus den Bergen kam eine Prozession tanzender, prächtig geschmückter Eingeborener in den Ort. Die Männer in wilder Bemalung, die barbusigen Frauen wogten mit den Hüften.
Sofort zückten sämtliche Männer der Reisegruppe ihre Kameras. Auf einer Art Sänfte thronte, mit einer Blumenkette um den Hals und in einen langen türkis- roten Umhang geschlungen, Irmgard „Mimmi“ Schröder.
Sofort stürzten alle auf sie zu und redeten auf sie ein. Wortlos stieg Mimmi von der Sänfte. Ihre Augen waren verklärt. Sie fühlte sich sehr weiblich. Bader war besorgt: „Alles in Ordnung, was ist passiert?“ Einer der Eingeborenen erklärte es in gebrochenem Englisch. „Dicke Frau war Teil eines Rituals, sie war die Verkörperung unserer Göttin. Wenn Göttin lacht, Frauen fruchtbar und Männer stark – und Göttin hat sehr gelacht.“
Die Eingeborenen kicherten. „Man hat nichts Schlimmes mit Ihnen gemacht?“ Bader war immer noch fassungslos. „Nein, mir geht es gut, sehr gut. Es war sehr interessant, Danke!“ sagte Mimmi geistesabwesend. Sie ging zu ihrem Mann, der sie wie eine Fremde beglotzte.
Die Eingeborenen überreichten ihr eine riesige Muschel, die mit Blütenblättern gefüllt war. Mimmi nahm sie wortlos und drückte sie dem verständnislosen Herbert in die Hand.
Dann brach Jubel aus. Lachend begleiteten die Eingeborenen die Reisegruppe auf den Kai, wo alle in ein Boot stiegen und zum Schiff zurückfuhren. Die Eingeborenen winkten dem Schiff noch lange nach, während es auf dem Ozean verschwand.
Alle bemerkten die Veränderung, die in Mimmi vorgegangen war, sie war nun freundlich, entspannt. „Ich möchte wissen, was passiert ist, Irmgard zum Teufel?“ fragte Herbert verzweifelt. Irmgard lächelte, nahm ihn sanft am Kragen und führte ihn in die Kabine. „Komm her, mein Dummerle, ich zeig es dir“, hauchte sie.
Die restlichen drei Tage der Kreuzfahrt waren die Schröders in ihrer Kabine verschwunden.
Der Rest der Reisegruppe genoss die verbleibende Zeit, die Männer zeigten sich gegenseitig die Fotos vom Ausflug, die Frauen bewunderten den Stoff von Mimmis Gewand.
Nur die Maschinisten im Bauch des Schiffes wunderten sich. Von irgendwo auf dem Schiff drang das Lachen einer Frau. Zuerst klang es irgendwie verzweifelt, schwoll an und wurde dann zu einem Seufzen. Immer wieder. Die abergläubischen Seeleute konnten es sich nicht erklären.